𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟛

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»Hier hab ich sie geküsst. Hier hat es angefangen.« Dag zeigte abermals präsentierend auf den Eingang des Hauses, wo Isabelle wohnte.

Die Story, wie er sie nun das erste Mal geküsst hatte, konnte Vincent schon in- und auswendig, denn seitdem hatte er diese Geschichte bereits zig Mal gehört gehabt.

Endlich war es geschehen.

Wer hier nun den ersten Schritt getätigt hatte, sahen beide unterschiedlich. Bisherig kannte Vincent nur Dags Version, in der er so mutig war und sie einfach zu guter Letzt geküsst hatte.

Weitere Worte waren nicht nötig. Es war wie eine Unterschrift auf einem Vertrag, sodass sie nun wussten, dass sie ein Paar waren.

Ein bisschen weit hergeholt. Schließlich ist eine Beziehung nicht an einem vertraglichen Verhältnis gebunden, aber irgendwie war dies der erste Schritt für beide gewesen, eine tiefere Bindung einzugehen, als Freundschaft.

»Nee.« , gab Vincent von sich, als er für sich selbst nochmal überlegte, wann es genau startete. »Angefangen hat es, als sie dir die Tür in die Fresse geschlagen hat. Wäre nämlich das nicht geschehen, wärst du im Leben nicht mit ihr so richtig ins Gespräch gekommen.«

»Ach lass uns reingehen.«

Beide steuerten in der Bar direkt ihre Plätze an, die mittlerweile immer von Andi mit einem Reserviert-Schild besetzt wurden.

Hätten sie nur kurz im Flur gewartet, wären ihnen Katja und Isabelle begegnet, die gerade von oben hinab kamen.

»Du packst das.« , sprach die Blondine.

»Aber ... aber was ist, wenn er nein sagt?«

»Dann hat er Pech.«

Isabelle blickte sie stur an. »Du bist gerade keine Hilfe.«

»Ich hab dir ganz ganz viel geholfen. Du willst ihm näher kommen, dann sag es ihm.«

»Du weißt, wie ich das genau meine. Ich will ... ich will, das er bei mir übernachtet, aber ohne ...«

»Sex?!« , unterbrach sie Isabelle.

»Nein. Also ... aaah du weißt es doch. Wenn es passiert, passiert es und wenn nicht, dann ... oh Katja, er kann so gut küssen.« Sie fiel wie so oft in ihre Tagträume hinein.

»Ich weiß es mittlerweile. Komm mir langsam schon vor, als hätte Lassie mich statt dich angeschlabbert.«

»Hör auf mit den Hunde-Witzen.«

Katja zog an ihr. »Dann tu endlich das, worauf du Bock hast. Hör auf, immer so lange nachzudenken. Er gefällt dir. Du gefällst ihm ... ihr führt jetzt wohl ... eine Beziehung ... also macht, wonach ihr Lust habt.«

»Ich will ja. Also ich meine ... ist das schlimm, wenn ich eventuell ...«

»Nichts ist schlimm, solange du selber entscheidest und dich niemand zu etwas zwingt.« , sprach die Blondine. »Wenn du etwas nicht willst, dann lass es und wenn du etwas unbedingt tun möchtest, scheiß drauf, was andere davon halten könnten ... tu es einfach.«

»Ich ... ich will ... weißt du, alleine der Gedanke, dass Dag hier schlafen wird und ich in seinen Armen liege ... das seine Haare morgens so zerzaust aussehen und ...« Wäre Isabelle eine Cartoon-Figur, war Katja sicher, das diese gerade mit Herzchen in den Augen und fliegenden nackten Engeln über ihrem Kopf symbolisiert werden würde.

»Ja ganz putzig wie ein Welpe mit Haartolle.«

»Die Hundemarke ist süß.«

»Ja, du findest alles süß an ihn. Selbst charakterliche Macken, die dich an jedem anderen stören würden, wären für dich nicht von Belang.«

»Ach ... irgendwann findest du auch jemanden, bei dem du so fühlen wirst.«

Sie lachte auf. »Nee. Bitte nicht. Also das da, was du da hast, möchte ich für mich nicht. Du idealisierst ihn. Was für deine Art eventuell richtig ist ... für mich wäre das aber vollkommen falsch.«

»Quatsch.«

»Doch das tust du Süße. Auch jetzt. Du hast Panik, das hier könnte nicht perfekt laufen, weil er doch sooo perfekt ist, aber weißt du, du musst das ablegen ... vor dem Richtigen kannst du sein, wie du bist. Insbesondere unperfekt.«

Hatte sie das gerade selber gesagt? Obwohl sie an so etwas wie Der Richtige gar nicht glaubte.

»Er mochte mich in meinem Britney Spears Outfit von heut Mittag.« , erinnerte sie Katja.

»Ja, weil er dich bestimmt auch idealisiert. Jetzt komm.«

Fix öffnete sie die Türe.

Isabelle nickte noch kurz und steuerte direkt den Tresen an, als sie eintraten und Katja sie ohne Umwege alleine ließ und bereits zur Bühne tänzelte.

»Dag hat schon ein paar Blümchen vom Wegesrand gepflückt.« , sprach Andi, der aus einer bückenden Haltung wieder hochkam und darauffolgend erschrocken hinter Dag auf Isabelle sah.

»Ah. Ist dem so?« Fragend sah sie die drei an.

»Nein, also ich ...« , stammelte Dag.

»Hey ist doch okay. Solange ich jetzt das einzige Blümchen bleibe.« Ohne groß darüber nachzudenken, küsste sie ihn kurz.

Vincent stimmte direkt musikalisch mit Herz an Herz von Blümchen ein.

Währenddessen sprach Isabelle sich Mut zu.

Sie konnte das.

Sie wollte das.

»Schläfst du heut bei mir?« , schnellte es aus ihr heraus.

»Ehm. Heut?«

»Du willst nicht?!« Die Frustration, sowie Gehemmtheit sah man ihr sofort an, weshalb Vincent Dag einen leichten Tritt verabreichte.

»Nein. Nein.« , sprach er schnellstens. »Also ... klar gerne, aber ... was ist mit Vince? Er muss sonst alleine zurückfahren.«

Sein bester Freund rollte wegen dieser Aussage mit den Augen, denn das hatte er nicht mit dem Tritt gemeint.

»Er kann doch auch ...« , begann sie, aber Dag fiel ihr direkt irritiert ins Wort.

»Zu dritt?«

Erneutes Augenrollen bei Vincent. Er verstand manchmal die Denkweise seines Freundes kein bisschen.

Isabelle flüsterte Dag etwas ins Ohr.

»Ah, okay.« , grinste dieser.

»Was flüstert ihr?« , fragte Vincent.

»Wir schlafen heut hier.«

»Wir? Bekommst du ohne mich wieder nichts gebacken?« , scherzte er sofort.

»Nee du schläfst bei Tina.«

»Ach jetzt werd' ich auch noch gezwungen bei jemanden zu pennen?!« Sein Blick fiel kurz auf Katja, die mit Sascha und Lea sprach.

»Tina ist nicht da. Du kannst also in ihrem Bett schlafen, damit du nicht alleine nach Hause fahren musst, weil der Typ hier wird bei mir schlafen.« , erklärte Isabelle lachend und küsste Dag abermals, ehe sie auch zum Podium ging.

»Läuft doch.« Vincent klopfte seinem Freund auf die Schulter.

»Ja.« Dag himmelte die Bühne an ... genaugenommen Isabelle, die dort zu sehen war.

Katja sah rüber und hob in Vincents Richtung den Daumen nach oben. Er tat dasselbe und trank an seinem Bier.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt