𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟡𝟚

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Katja nahm, wie die anderen, mit denen sie im Heavy Eddie an einem Tisch saß, ihr kleines Gläschen in die Hand. »Zur Mitte, zur Titte, zum Sack, zack, zack!« , prostete sie und exte den Wodka weg.

Es war derzeit nicht spät. Zu viel intus hatte sie daher noch nicht, aber es stand auf ihrer To-do-Liste.

Sie war mit zwei früheren Schulfreundinnen unterwegs, die sie Jahre nicht gesehen hatte und die sie nicht mal so recht mochte.

Einer der Typen, der dabei war, hatte sie bereits die ganze Zeit über angebaggert. Doch darauf hatte sie irgendwie keine Lust. Alkohol, um ihre Sorgen zu vergessen, gut und schön, aber jetzt wieder ihrem Kummer im wahrsten Sinne des Wortes davonzureiten, stand nicht auf der Agenda.

»Ich mag deine geile Figur.« , meinte er plötzlich sagen zu müssen.

Katja zwang sich zu einem Lächeln. So ein idiotischer Satz. Sollte sie dahinschmelzen? »Geiler Körper ist relativ.« , sagte sie.

Er rutschte näher.

Wieso nahm er das als Aufforderung an, sie würde sich unterhalten wollen?

»Okay, dann streich' geile Figur und wir nehmen ... durchtrainierten.«

»Ich trainiere nicht.«

»Ah.« Er schubste sie leicht, woraufhin er sich einen bösen Blick einfing. »Aber Bettsport magst du doch, oder?«

»Dein Ernst?«

»Mir wird ganz heiß. Du strahlst so eine Hitze aus.«

»Dann geh' duschen. Das kühlt ab.« Sie atmete tief ein und rollte mit den Augen. Wieso zog sie nur solche Schwachmaten in schöner Regelmäßigkeit an? »Hey Ina.« , rief sie zu ihrer alten Klassenkameradin rüber. »Kann mal einer den paarungswilligen Affen an die Leine nehmen?«

Diese kam lachend zu ihr, nachdem sie vorhin aufgestanden war, als sie ihre Gläschen getrunken hatten. »Das ist Dennis. Mein Bruder. Erinnerst du dich?«

»Mir egal, wer er ist.«

»Ach jetzt brichst du mir aber das Herz.« , gab er theatralisch von sich und führte pantomimisch vor, wie er sich die Brust aufschnitt, die Blutpumpe herausholte und diese zerquetschte. Ina ging derweil wieder weg.

Katja rollte mit den Augen.

Warum wollte sie nochmal raus?

»Du hättest nur fragen müssen, das hätte ich auch mit meiner Hand erledigen können.« , sprach sie und bemerkte sofort selbst die Zweideutigkeit, auf die er direkt los grinsen musste.

»Da hätte ich nichts gegen, wenn du es mit deiner Hand er-...«

»Stopp.« , unterbrach sie ihn barsch und stand auf.

»Ach komm. Ein kleines Abenteuer. Da bist du bestimmt auch scharf drauf.«

»Oh ja und deswegen gehe ich jetzt ma' los und suche Indiana Jones.« Ohne Umwege steuerte sie die Bar an.

So viel Alkohol könnte sie gar nicht saufen, um das hier erträglicher zu machen.

Ihre Hosentasche vibrierte und sie holte ihr Handy hervor.

Isabelle rief sie an.

Der unpassendste Moment. Denn Katja war nicht vorbereitet auf ein Gespräch mit ihr. Wie sollte sie ihr erklären, dass es aktuell kein Treffen geben würde, da sie Vincent derzeit nicht sehen konnte?

»Hallo?« Irgendwie war der Drang doch da, an den Apparat zu gehen. »Hallo? Sofort, ich geh nach draußen.« Die Musik im Heavy Eddie war so laut, dass sie sich entschied, den Schuppen kurz zu verlassen. Es nieselte langsam. »So hörst du mich? Isabelle?«

»Katja ... ich ....« , begann diese und fing augenblicklich an in den Hörer zu schluchzen.

»Was ist los? Was ist passiert?«

»Ich ... ich ... brauch ... Hilfe. K-k-ka-kann ich ... zu dir?« , wimmerte sie.

»Natürlich Süße. Wo bist du? Was ist passiert? Nein, warte, das machen wir später. Komm erstmal her. Hast du meine Adresse noch?« Aus Isabelles Mund erklang ein Ja. »Gut. Ich bin in zehn Minuten zu Hause. Ich geh' jetzt nur meine Jacke holen. Ich warte vor der Türe auf dich. Mach dir keinen Kopf. Egal was passiert ist, wir bekommen das hin.«

»Danke Katja.«

Die Blondine legte auf. Isabelle hatte sich mehr als bedenklich angehört. Das war nicht nur eine Lappalie. Irgendwas Schlimmes musste geschehen sein.

Obwohl sie viel weiter weg war als zehn Minuten, wollte sie dies einhalten und raste in die Bar zurück. »Einer muss mich sofort nach Hause fahren. Es ist dringend.« , rief sie trotz der dröhnenden Musik.

Dennis sprang auf dem Fuß folgend mit einem Grinsen auf. »Ich mach das.«

Sie rollte mit den Augen. »Dann mach. Und keine doofen Sprüche.«

Er kam direkt zu ihr gerannt und folgte ihr nach draußen. »Da der Twingo.« , sagte er und zeigte auf das quietschgelbe Teil.

Katja stieg auf der Beifahrerseite ein. »Du müsstest dich aber beeilen.«

»Was ist denn passiert?«

»Privat.« , antwortete sie kurz und knapp, während sie sich selber darüber Gedanken machte, was wohl geschehen sein könnte.

Die Fahrt über, die länger als zehn Minuten dauerte, obwohl sie Dennis zwang ein wenig mehr auf die Tube zu drücken, erzählte dieser ihr, wieso es für sie gut wäre, mit ihm auf ein Date zu gehen.

Katja antwortet darauf kaum. Und sie war mehr als froh, nachdem sie endlich in ihre Straße fuhren. »Ich danke dir.« , sagte sie trotz alledem und sah sich um. Isabelle war noch nicht zu sehen.

»Bekomme ich wirklich keine Chance? Nur eine kleine.« , fragte er sie. »Hey, ich bin sofort los und hab dich hergefahren. Das solltest du mir anrechnen.«

»Erwartest du immer einen Gegengefallen?«

»Ich bin echt ein ganz lieber Kerl. Du wirst mich mögen.«

»Ich überleg's mir.« , sagte sie, um das Gespräch zu beenden.

»Dann gib ma' deine Nummer.«

»Die verteile ich ungern so schnell.«

»Hat Ina deine?«

Katja verzog das Gesicht. »Hör zu ich will derzeit niemanden kennenlernen, ich ...«

»Jaja, aber als Taxi war ich gut, oder was?« , gab er sichtlich angepisst von sich.

»Du hast dich doch angeboten.«

»Ja, weil ich dachte, es würde sich lohnen.«

Arschloch ...

Dachte sie sich. Sagte aber nichts und schritt von dannen.

Dennis bretterte somit auch direkt los.

Katja stand im Regen. Sie hätte genauso ins Hausinnere gehen können, jedoch wollte sie Isabelle ohne Aufenthalt in Empfang nehmen.

Ein Taxi fuhr paar Minuten später in die Straße. Das musste sie sein.

Ja, sie erkannte ihre Freundin auf der Rückbank. Als der Wagen hielt, riss sie die Autotüre auf. »Süße, was ist passiert?« Isabelle bedankte sich bei dem Fahrer und stieg aus. Katja sah in ihr verheultes Gesicht. »Lass uns reingehen. Komm.« Sie entschied sich, erst mit ihr nach oben zu gehen, und führte sie daher zu ihrem Acht-Parteien-Wohnhaus direkt neben der Bäckerei. 

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWhere stories live. Discover now