𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟙

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Katja überquerte die Straße und steuerte die Bushaltestelle an.

»Fuck.« , sagte sie, als sie registrierte das der nächste Bus erst in zweiunddreißig Minuten kommen würde.

Zermürbt setzte sie sich auf die Bank.

Bei Pierre wollte sie nicht bleiben und war, kurz nachdem sie sich wieder angezogen hatte, auch geflüchtet.

Ein Toyota Corolla hielt plötzlich an und die Scheibe wurde runtergekurbelt.

»Fahr weiter.« , meckerte sie, ohne hinzusehen. Schließlich kannte sie genug solcher Aktionen, wo Typen fragten, wie viel sie denn bezahlen müssten, für eine Nacht mit ihr. »Ich biete hier nichts an.«

»Wen haben wir denn da? Miss Sonnenschein persönlich.« , erklang Vincents Stimme vom Inneren des Autos.

Katja bückte sich ein Stück und sah in sein Gesicht. »Vincent, was machst du denn hier?«

Er zeigte hinter sich, als würde das eine Bedeutung spielen. »Ich hab Dag nach Hause gebracht und als ich zu Hause ankam, hab ich gemerkt, das ich mein Portemonnaie bei euch hab liegen lassen.«

Katja stand auf und bückte sich mehr um nun ganz ins Auto reingucken zu können. »Aha. Und weil du uns nicht traust und denkst, wir kaufen uns mit deiner Kohle direkt eine neue Einrichtung, fährst du nochmal um?!«

Er lachte. »Nein. Ich hab Hunger und leider kann ich mich nicht sexy an die Bushaltestelle setzen, damit Leute mir Geld für Gefälligkeiten anbieten.«

»Idiot.«

»Willst du nach Hause?«

»Ja. Aber der Bus kommt gleich.«

»Spring schon rein. Ich fahr doch eh dahin.« Sie verzog den Mund ein wenig seitlich und stieg anschließend in das Auto ein. Vincent fuhr los. »Was machst du eigentlich so spät hier ganz alleine?«

»Oh machst du dir Sorgen?« Sie zog einen Schmollmund und begann dann zu lachen. »Ach Vincent, ich bin alt genug und kann sehr wohl auf mich selbst aufpassen.«

»Das bestreitet ja niemand ... aber trotzdem. Du solltest so spät nicht alleine unterwegs sein. Schau ma' wie dunkel die Ecke is'.« Er zeigte wieder rückseitig, obwohl sie bereits viel weiter weg waren und sogar schon eine Kurve hinter sich hatten.

Katja lächelte ihn an. »Du bist echt süß, wenn du dir Sorgen machst.« Sie kniff in seine Wange.

Er warf ihr einen vielsagenden Blick zu. »Ich hab's nur gut gemeint.«

»Ich weiß. Aber ich brauche niemanden. Merk dir das.«

Vincent blieb erst ein wenig stumm, bis er dann doch weitersprach. »Mir würde es aber besser gehen, wenn du dir einfach für Notfälle mal meine Nummer einspeicherst, okay?!«

»Uh, damit du mir nachts schweinische Nachrichten schicken kannst?«

»Hör auf mit deinen Witzen. Ich mein's ernst.« , sagte er und hielt an einer Ampel an. »Wenn du mal am Arsch der Welt hängst und es fährt kein Bus oder so, dann ruf mich an. Ich komme sofort.«

»Echt? Oh ... hast du keine Ausdauer?«

Abermals traf sie sein Blick. »Hör auf.«

»Ja is' ja jut. Gib schon her.« Sie gab sich geschlagen und speicherte Vincents Nummer ein.

Direkt vor dem Eingang ins Wohnhaus hielt er anschließend bei der Ladezone und stieg aus ... Katja blieb jedoch im Auto. Nun bückte er sich. »Wir sind da?!«

Sie übergab ihm ihren Hausschlüssel. »Ich weiß. Ich hab aber auch Hunger und werde mit dir essen gehen, danach kannst du mich hier nochmal absetzen.«

Er lachte. »Wie Sie befehlen.«

Eilig ging er hinauf, holte sein Portemonnaie und kam wieder zurück.

»Wow du ... du kommst wirklich sehr schnell.« , witzelte sie.

»Du weißt, wie das gemeint war.« , sagte er und fuhr rückwärts raus. »Also ... wo dinieren wir Miss Daisy?«

»Hmm ... Chinesisch?«

»Okay.«

Katja wartete wieder im Auto, als er vor dem Laden Halt machte und die Bestellung zu einem späteren Zeitpunkt in Empfang nahm. »Lass uns hinten auf den großen Parkplatz fahren.« , sagte sie, als er einstieg und ihr das Essen auf den Schoss gab. Vincent hinterfragte es nicht und fuhr auch direkt los.

Als er erneut den Wagen ausstellte und die Tüte an sich nahm, stieg Katja aus. »Was tust du?« , fragte er sie.

»Lass uns auf dem Autodach essen.« , schlug sie vor.

»Was?« Konfus stieg er aus und sah ihr dabei zu, wie sie zack hinaufkletterte.

»Katja mein Vater killt mich, wenn da Kratzer zu sehen sind.«

»Stammen denn alle in deiner Familie von Riesen ab, so das dein Vater täglich sein Autodach mit einem Blick inspizieren kann?«

»Also es ist ja keine Kunst über ein Auto zu schauen.«

»Jetzt hör auf zu schwafeln und beweg deinen Arsch hier rauf. Ich hab Hunger.«

Vincent übergab ihr die Tüte und kletterte ein wenig unelegant zu ihr hinauf. »Also ... bequem ist es hier nicht.«

»Aber die Aussicht ist toll.« , sagte sie und zeigte auf den nächtlichen Sternenhimmel. »Und hör mal auf immer herumzumeckern. Du wirst mit Sicherheit so ein alter Sack, der nur über die Jugend meckert.« Sie verstellte ihre Stimme tief. »Zu meiner Zeit hat es so etwas nicht gegeben. Da war noch Zucht und Ordnung auf der Tagesordnung.«

Wieder war sein Blick, ihr gegenüber, ohne Worte zu verstehen. Er reichte ihr kurz danach ihr Essen und sie begannen zu schlemmen. Katja hielt ihm ihre gebratene Nudeln hin. »Hier. Findest du nicht, die könnten schärfer sein?«

»Ich glaub, ich hab deine. Die haben die falsch beschriftet.« Trotzdem probierte er ihres und nickte dann. »Ja. Meine sind definitiv schärfer.«

Er tauschte beide Behälter.

»Haste gesehen.« Sie stupste ihn mit so einer Wucht an, dass er fast runterfiel und sich mit dem Essen bekleckerte.

»Danke Katja.« , sagte er und versuchte, dies weg zu reiben.

»Ah nörgel nich' rum Opa.« Sie zeigte in den Himmel. »Da war eine Sternschnuppe.«

»Oder ein Ufo.« , sprach er mit Ironie und rubbelte sich weiter alles ins T-Shirt.

»Jaja. Bestimmt deine Freunde, die dich zurück auf den Planeten Lulatscho Griesgram holen wollen.«

»Genau.« Er spielte mit. »Und irgendwann als alter Opa erzähle ich meinen extraterrestrischen Kindern, wie ich mit einer durchgeknallten Menschenfrau auf dem Autodach saß und Ufos beim Fliegen zugesehen habe.«

»Vergiss, nicht zu sagen, dass wir uns auch Nudeln geteilt haben. Der spannendste Part an diesem Abend.« Sie zwinkerte ihm zu. »Hatte schließlich deine Nudel im Mund.«

»Du bräuchtest unbedingt so einen Chip, der dir Stromstöße versetzt, wenn du mal wieder eindeutig-zweideutig daher schwadronierst, aber dann würdest du ja aus dem Zucken gar nicht mehr rauskommen.«

»Oh ... Der Herr möchte mich also zum Zucken bringen.«

Er verdrehte die Augen, lachte dann aber doch.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWhere stories live. Discover now