𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟟𝟠

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Vincent wartete darauf, dass irgendeine Regung bei ihm stattfand, als Cora ihn innig küsste.

Mittlerweile war er mit der Studentin für Mediendesign, welche im dritten Semester derzeit war, zu ihr nach Hause gegangen und diese lag auf ihm drauf, während sie ihren – nur noch in Unterwäsche bekleideten – Körper an ihm rieb.

Er versuchte sich, aufs Wesentliche zu konzentrieren. Aber bekam es auf irgendeine Weise nicht gebacken.

Cora setzte sich auf und runzelte die Stirn. »Nimm es bitte nicht persönlich.« , begann sie. »Aber hast du eventuell Erektionsprobleme?«

»Quatsch.« , sagte er und kam ein wenig in eine aufrechtere Position, um ihr somit zu signalisieren, dass sie von ihm runter sollte.

»Na ja. Ich denke schon.«

Vincent stand nun auf. »Eine Erektion beginnt im Kopf.« , sagte er und hielt Ausschau nach seinen Schuhen.

»Willst du gehen?« , fragte sie ihn, als sie dies bemerkte.

»Was soll ich sonst machen?«

»Also an mir liegt es bestimmt nicht, dass du keinen hochbekommst.« , zischte sie eingeschnappt. Vincent ging gar nicht darauf ein, sondern schlüpfte in seine Schuhe. »Ich meine das Ernst.«

»Ja. Is' doch gut. Glaub' dir ja.« , gab er genervt von sich.

»Was soll ich jetzt tun?«

Irritiert sah er sie an. »Was meinst du?«

»Ja ... keine Ahnung. Kannst du es mir dann mit der Hand machen? Oder mit dem Mund? Ich hab dich ja nicht umsonst mitgenommen.«

»Ich hab gerade gar kein'n Bock auf ... sexuelles.«

»Warum bist du denn mit mir gekommen?« Cora wurde lauter und schnappte sich ihr Kleid, das sie eilig anzog.

Vincent zuckte mit den Schultern. »Ich ... ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich ... ich wollte Ablenkung.«

»Ablenkung? Wow. Du hast also gerade 'ne Trennung hinter dir und dachtest, so ein schneller Fick kann dich erlösen?!«

»Du wolltest doch auch nur 'n Fick oder hattest du vor mich ernsthaft kennenzulernen?«

»Man kauft nicht die Katze im Sack.«

Er hatte den Spruch „Wozu die Kuh kaufen, wenn man die Milch umsonst bekommt" auf den Lippen, kam sich dann jedoch ziemlich dämlich vor, als er darüber nachdachte, wie viel er von Katja gekostet hatte und sie dennoch ... wollte.

»Dann tut es mir leid für dich, dass der ausgesuchte Kater nicht die derzeitige Brunftzeit erreicht hat.« , antwortete er stattdessen.

»Ich glaube ja eher, das eine Kastration dafür verantwortlich ist. Deine Ex muss dich anscheinend feste an den Eiern gehabt haben.«

»Sie ...« Er schluckte den Rest hinunter. Cora hatte es nicht zu interessieren, welches Verhältnis er und Katja hatten.

»Du gehst jetzt wirklich?« , stellte sie ihm erneut die Frage.

»Ja.« Er hatte keine Lust mehr mit ihr zu diskutieren und nahm sofort die Klinke in die Hand, um zu verschwinden.

Draußen sah er sich erst einmal um, in welchem Viertel er überhaupt war.

Diese Caro hatte die ganze Zeit über mit ihm geknutscht, dass er gar nicht aufgepasst hatte, wo sie denn eigentlich ausgestiegen waren.

Jetzt, wo er sich so umsah, fiel ihm jedoch der Groschen und er stampfte Richtung U-Bahn. Die Stufen ging er ein wenig eilig hinunter, als er mitbekam, wie seine Bahn einfuhr.

Auf die letzte Sekunde bekam er sich noch reingemogelt. Direkt setzte er sich an ein Fenster und atmete tief ein.

Erektionsprobleme ...

Das er nicht lachte.

Er hatte nie solche Probleme gehabt. Selbst als Katja ihm diesen irren One-Night-Stand besorgt hatte, die von ihm verlangte, sein benutztes Kondom mitzunehmen, war ihm nichts in die Quere gekommen. Er stand immer seinem Manne.

Doch jetzt ... jetzt, war sein Kopf mit so vielen Dingen vollgestopft, dass er es gar nicht schaffte, diesen leerzuräumen, sodass er sich aufs körperliche konzentrieren konnte.

Er konnte gerade nur daran denken, wie Katja eventuell Pierre in diesem Augenblick den Rücken kraulte.

Hatte sie das überhaupt je bei diesem Idioten gemacht?

Vincent erinnerte sich nicht, aber er wusste, dass sie ebendieses oft bei ihm getan hatte ... und das auch in der Öffentlichkeit. Sie hatte ihn oft berührt. Immer wieder. Als hätte sie seine Nähe benötigt.

Und er hat ihre Nähe und Zuneigung genossen.

Sie war im Grunde keine Schmusekatze, aber bei ihm hatte sie schon immer anders agiert.

Doch das spielte keine Rolle mehr.

Er stand nun ohne den Menschen da, der ihm so viel bedeutete.

Und sie wusste es nicht einmal. Katja war gegangen, ohne das sie hätten über diese Angelegenheit reden können.

Vincent war sich darüber im Klaren, dass er sich in einem verdammt negativen Strudel befand. Gleichzeitig war ihm bewusst, dass er irgendwas verändern musste, wenn es eines Tages wieder bergauf gehen sollte. Dass er etwas tun musste, um damit abzuschließen.

Da nicht mal ein anderes Mädchen es schaffte, ihn abzulenken, musste er etwas anderes finden.

Vielleicht sollte er mehr im Bereich der Musik machen. Vor Kurzem hatte er ja erst für Adel und Annette den Song Geht's dir schon besser bereitgestellt.

Etwas für andere in der Musikbranche zu tun, machte ihm im Grunde genauso viel Spaß wie mit Dag zusammenzusitzen und Lieder für SDP aus dem Ärmel zu zaubern.

Er saß gerne vorm Rechner und ging seinem Hobby nach.

Warum sollte er es nicht intensivieren? Eventuell war diese Art Ablenkung eher etwas für ihn. Zeit genug hatte er ja jetzt, wo sie ... weg war.

Mit Dag hatte er gerade das Album Räuberpistolen herausgebracht.

Vielleicht sollte er sich schonmal fürs Nächste ins Zeug legen. Ideen hatte er ausreichend.

Sein bester Freund hatte einen Song für Isabelle, der zwar noch nicht ganz fertig war, aber den man eventuell auch dafür nutzen könnte.

War zugegebenermaßen auf irgendeine Art eine Liebeserklärung, jedoch ... gegebenenfalls sollten sie unter Umständen mal etwas in der Richtung herausbringen.

Schaden würde es bestimmt nichts.

Und selbst wenn es ein Schnulzensong war ... Musik würde ihn generell ablenken können.

Irgendwie musste er ja anfangen ein Leben ohne sie zu starten.

Er sollte seinen Arsch bewegen.

Wenn nicht jetzt, wann denn dann?!

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWhere stories live. Discover now