𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟝𝟛

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Vincent saß im VW-Bus und wartete auf Katja.

Ein wenig war er nervös. Er wusste schließlich immer noch nicht, wohin diese Reise überhaupt gehen sollte.

Dennoch hatte er direkt zugesagt, als sie ihn fragte. Was sonst?!

Zeit mit Katja alleine ... ohne Pierre. Besser ging es nicht.

»Hallo hübscher Mann. Lust auf eine Spritztour?« Die Blondine lehnte sich in das geöffnete Fenster der Beifahrertüre.

»Hast ja echt lange benötigt.« , sagte er, als sie einstieg und ihre Reisetasche nach hinten schmiss.

»Ja. Ich musste erst Dag und Isabelle dabei helfen, eine ... Spritztour ... hinzubekommen.«

»Ah. Verlernen die das nach paar Tagen Abstinenz?«

»Sie wollte nur ein paar Tipps.«

Vincent zog die Augenbrauen nach oben. »Was für Tipps?«

»Etwas, was in die kleine Welt von Isabelle auch hineinpasst.« Sie stupste ihn an. »Jetzt fahr schon.«

»Wohin denn?«

»Einfach weg.«

»Ich hab meine Tasche gepackt, damit wir danach wieder auf einem Parkplatz abhängen?«

»Nein. Aber ... lass uns dahin, wohin der Wind uns führt.«

»Katja, ich bin gerade ewig lange gefahren und wenn du nicht weißt wohin ...«

»Komm, steig aus. Ich übernehme die erste Schicht.« Sie stupste ihn wieder – ein wenig fester - an und wartete, dass er ausstieg. Was er dann auch mit Gemurmel schließlich tat. Katja kletterte in dem Moment auf den Fahrersitz und lächelte ihn an, als er neben ihr wieder platz nahm.

»Was bedeutet erste Schicht? Wie lange hast du vor herumzucruisen?« , fragte er, als sie ohne zeitliche Verzögerung losfuhr.

Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es noch nicht.«

»Dir ist aber klar, das es nicht so geheim bleiben wird, wie du dir das ausmalst.«

»Ich weiß, was ich gesagt habe und ich weiß auch, das wir nicht vollkommen unter dem Radar fliegen können, aber ... ich will auch nicht vorher immer eine Präsentation durchführen, wenn ich mit dir etwas mache.«

»Hast du je eine durchgeführt?«

Sie grinste, achtete jedoch auf die Straße. »Eine Lady genießt und schweigt.«

»Lady? Du?« Er grunzte kurz auf.

»Ich bin eine Lady. Eine, mit einem unkeuschen Mund und schweinischen Gedanken, aber ... eine Lady.«

»Okay. Mit der Beschreibung deiner selbst gebe ich mich zufrieden.«

»Wie würdest du mich denn sonst beschreiben?«

Vincent riss die Augen auf. Mit so einer Frage hatte er nicht gerechnet. Egal, was er sagen würde, alles wäre falsch. Da war er sich sicher.

Katja sah ihn um Auskunft bittend an. Sie erwartete tatsächlich eine Antwort von ihm.

»Wem meinst du? Also wem sollte ich dich beschreiben. Ich meine, es kommt ja auf die Person an.«

»Vincent, nur ein Satz. Mehr nicht. Der erste Satz, der dir einfällt, wenn du an mich denkst.«

Er sprach das aus, was ihm als Erstes einfiel und ohne groß darüber nachzudenken. »Du bist ... meine beste Freundin.«

Sie lächelte ihn an und hielt dann an einer roten Ampel, ehe sie sich zu ihm hinüberbeugte und ihn küsste. »Danke.« , sagte sie.

»Danke?«

Sie nickte und ihre Mundwinkel hoben sich erneut an.

Von anderen hätte sie so etwas erwartet, wie geil, sexy, oder sonstige Dinge, die einfach ihr äußeres Erscheinungsbild beschrieben hätten. Aber Vincent gab kurz und knapp das wieder, was ihm wichtig war, obwohl sie genau wusste, wie anziehend er sie fand.

Dafür liebte sie ihn.

Stopp ... was waren das für Gedankengänge?

Sie liebte ihn schließlich nicht auf diese Art, welche ihr sofort in den Kopf schoss, als er diese Aussage geäußert hatte.

Katja liebte seinen Humor und das sie über dieselben sinnlosen Dinge lachen konnten.

Das sie sich bei ihm nicht verstellen musste. Zumindest nicht zum größten Teil.

Seine Sicht auf das Leben.

Sogar, das selbst Schweigen mit ihm nicht langweilig war.

Vincents Zielstrebigkeit, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, liebte sie ebenso.

... aber auch die Art, wie er sie manchmal ansah.

... seine Berührungen.

... der Sex mit ihm.

... sogar die Gewohnheit, in seinen Armen oder umschlungen von ihm einzuschlafen.

»Grüner wird's nicht.« , meinte Vincent und zeigte auf die Ampel.

Erschrocken sah sie ihn erst einmal kurz an, weil ihre Gedanken viel zu weit umher gekreist waren. Dafür sollte dieser Trip mit ihm nicht gut sein.

Er zeigte erneut auf die Ampel.

»Jaaaa.« , gab sie von sich und fuhr auch direkt los.

Es war keine romantische Liebe. Eine Freundschaftliche ... wenn sie schon das Wort im Kopf herumfliegen hatte. So schlimm war diese Bezeichnung doch im Grunde nicht.

Freundschaftliche Liebe.

Es war schließlich keine gefühlskalte Affäre.

Unverbindlicher regelmäßiger Sex auf ... vertrauter Basis. Genau. Das war es.

Katja lächelte, bis sie registrierte, dass so etwas immer ein Ablaufdatum hatte. Natürlich ist dies auch bei Beziehungen der Fall, aber eine lockere Sache ist nichts für die Ewigkeit.

Doch was dann?

Was wäre, wenn es abrupt zum Stillstand kommen würde? Wären sie noch Freunde? Würden sie sich aus dem Weg gehen?

Ihre Oma meinte, sie solle sich mehr auf ihr glücklichsein konzentrieren, um gewissermaßen ans Ziel zu gelangen.

Dieser Trip war ihr vergönnt, um ihr zu zeigen, was wichtig war.

Sie sollte nicht an ein Ende denken ... sondern an den jetzigen Moment.

Nichts Negatives. Einfach nur glücklich sein.

Erneut lächelte sie.

»Was hast du?« , fragte er sie.

»Ich genieße den Augenblick.«

Vincent lächelte ebenfalls. »Bin gespannt, wo diese Reise endet.« , sagte er. Er meinte damit, die Autofahrt, dachte aber zeitgleich plötzlich und unerwartet auch an beide.

Würde diese gemeinsame Zeit mit Katja eventuell irgendwas ändern?

Wollte er, dass sich etwas ändert?

Ja.

Irgendwie schon.

Musste er sich zweifelsohne selbst eingestehen.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWhere stories live. Discover now