𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟞𝟠

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»Was fällt dir ein, mich in deine Entscheidungen einzubeziehen?« , schrie Katja Pierre an, nachdem sie am nächsten Abend auf ihn traf, als die Clique mit einigen anderen Leuten dort Isabelles Geburtstag reinfeiern wollten.

Er lächelte überheblich. »Deine Eltern wussten von meinen Plänen. Es lag also auf der Hand, dass ich die Sache nicht ohne dich durchziehe.«

»Ich will hier nicht weg.«

Seine Schultern zuckten. »Ist nicht mein Problem.« Dann griff er feste ihren Oberarm und näherte sich ihrem Ohr. »Und schreist du mich nochmal vor versammelter Mannschaft an, wirst du ein Problem haben.« , flüsterte er in ihr Ohr. Dann lächelte er und küsste sie.

Katja spitzte nicht mal den Mund dabei. Ihr Blick fiel zu dem Tisch, wo ihre Freunde saßen.

Alle unterhielten sich. Das Thema war bestimmt immer noch Çan und seine dämliche Aktion von vorheriger Nacht.

Keiner ahnte etwas von ihren Problemen.

Andi rief nach Pierre und sie beeilte sich, an den Tisch zu kommen. Ihre gemütliche Verfassung konnte sie jedoch nicht verstecken, als sie diesen wütend erreicht hatte.

»Willst du reden?« , fragte Isabelle.

Wollte sie nicht. Aber da sie Dag zuliebe eh seine Freundin ablenken sollte, empfand sie dies als richtigen Zeitpunkt.

Sie nickte daher und zog Hannah und Wölkchen bei alldem direkt mit sich. Die Jüngste gab Dag ein Küsschen, ehe sie mit den anderen dreien aus der Bar abschwirrte. »Lass uns in den Aufenthaltsraum.« , schlug sie vor und schloss bei dieser Gelegenheit sofort die Türe auf.

Die schwangere Wölkchen nahm auf der Couch platz. »Hier ist es schön. Wieso nutzt ihr den eigentlich überhaupt nie?« , hakte sie nach.

»Der wird benutzt.« , antwortete Katja. »Das ist Dags und Isabelles Bumskammer. Hier verschwinden die gelegentlich nach den Auftritten, oder während der Proben ... oder wenn es oben zu voll ist.«

Sie verschwieg den Umstand, dass sie sich selbst mit Vincent einst hierher verirrt hatte.

»Bumskammer. Geht's noch romantischer?« Isabelle verdrehte die Augen.

»Okay.« Katja räusperte sich. »Das ist Dags und Isabelles Liebesnest. Hier verschwinden sie das ein oder andere Mal, um das zu tun, was Vögel so tun in einem Nest.«

Alle runzelten die Stirn. »Vögeln?« , fragte Wölkchen.

»Nein. Isabelle setzt sich auf Dags Eier, um die warm zu halten.«

»Haha. Bist du wieder witzig drauf.« Sie kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. »Ich dachte, du hast ein Problem und nicht das du meinst dümmliche Witze zu reißen.«

»Pierre will weg.« , sagte sie schließlich leise und ohne das sie es wahrlich vorgehabt hatte.

»Weg? Wohin, weg?«

»Nach Kanada.« , sprach sie es aus. Wenn sie sich schon dazu geäußert hatte, fügte sie auch dies noch hinzu.

»Was? Was will er denn in Kanada?«

Katja erklärte kurz und knapp den Umstand der Dinge.

»Heißt, er hat das gerade mit dir beendet?« Wölkchen legte ihren Kopf fragend zur Seite, während sie über ihren Bauch streichelte.

»Jein. Nicht so direkt.« , gab sie von sich. Die Wahrheit verschwieg sie.

»Ach scheiß drauf.« , sprach Isabelle. »Wenn er meint, dich hier allein zu lassen, hat er Pech. Wo ist bitte die Katja hin, die ihm präsentieren wollte, was er verliert?«

Dachte sie echt, dass sie Trauer durchzog?

Die Blondine hatte vor, da etwas einzuwerfen, wollte aber auch nicht zu viel von ihrem Privatleben ausplaudern.

»Und du hast ja noch Vincent.« , nuschelte Hannah dazwischen.

»Vincent ist etwas komplett anderes. Er und ich würden uns ... gegenseitig töten, wenn wir zusammen wären.« , warf sie direkt in den Raum.

Hatte sie jetzt echt darüber nachgedacht, wie eine Beziehung zwischen ihm und ihr laufen würde?

»Weil?« Hannah sah sie wie vor den Kopf geschlagen an.

»Weil wir uns in vielen Dingen einfach zu gleich sind.« , versuchte sie eine Erklärung abzuliefern. Auch für sich selbst.

»Er und ich auch ... und wir gehen uns nie an die Gurgel.« , meinte Isabelle.

War das ihr Ernst?

Manchmal verstand Katja, wieso die Kleine und Dag so gut zusammenpassten. Er war schließlich auch oft schwer von Kapee.

»Ihr bumst ja auch nicht dazwischen.« , gab sie als Deklaration, weshalb das eine völlig andere Sache war.

»Und? Versuch es doch einfach mit ihm.«

Sie hörte nicht auf. Was dachte Isabelle denn nun schon wieder, wie einfach es außerhalb ihrer Regenbogen-Lollipop Welt so ablief. Das war wiederkehrend einer der Momente, wo Katja ihrer Freundin gerne mal die Realität gegen die Stirn klatschen würde.

»Nein. Vincent und ich passen nicht zusammen.«

Ende.

»Du und Pierre anscheinend auch nicht, sonst wäre da nicht andauernd Krach zwischen euch.«

Wow. Keiner wusste, worum es genau ging. Aber jeder hatte eine Meinung.

Katja sah Isabelle wenig auskunftsfreudig an.

»Ich finde auch, du solltest dich da langsam mal entscheiden, was du genau willst. Denn dieses Hin und Her ist für keinen gut.« , mischte Hannah nun ebenso mit.

Toll. Die Nächste.

»Ich muss mich nicht entscheiden. Pierre geht.« , sagte sie daraufhin. Thema war erledigt. Mehr gab es dazu nicht zu sagen.

»Und Vince rutscht dadurch höher?« Hannah sah sie mit einem seltsam wissenden Blick an. Sah sie es auch? Das sie seine Nähe so sehr ... wollte?

»Nein. Jeder bleibt auf seinem Platz.« , feuerte sie los.

»Du machst alles immer so kompliziert.« Isabelle stöhnte auf.

»Sagt die, die ohne meine und Vincents Hilfe noch immer von der Bühne ihren Loverboy anschmachten würde.«

»Also irgendwann hätten wir das auch alleine hinbekommen, aber wenn wir schon dabei sind ... dann lass dir doch jetzt ebenso helfen.«

Stopp. Wann hatte sie je um Hilfestellung in ihrem Leben gebeten?

»Ja die Idee finde ich auch gut. Lass uns dich verkuppeln.« , sprach Hannah.

Stopp. Stopp. Stopp. Stopp. Stopp. Das ging zu weit.

Katja hatte nichts gegen Vincent. Mit ihm hatte sie im Grunde kein Problem.

Er war attraktiv, charmant, witzig, liebenswert.

Daran lag es nicht.

Es war halt nur einfach ... ihr Leben.

»Was? Nein. Mich verkuppelt niemand. Ich bekomme alles alleine geregelt.«

Doch was genau? Die Sache mit Pierre, die noch problematischer geworden war oder Vincent und ihr Techtelmechtel auf eine höhere Stufe legen zu wollen?

War es das, was sie insgeheim doch wollte?

»Du wolltest Unterstützung, sonst hättest du uns ja nicht versammelt.« Wölkchen lächelte sie freundlich an.

»Nein, eigentlich wollte ich nur erzählen, was los ist. Mehr nicht. Ich bekomm das allein geregelt.«, wiederholte Katja aufs Neue. »Und jetzt hopp. Wir gehen zurück.« 

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt