𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟠𝟞

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Katja sah, wir ihre Oma das Gesicht verzog, als sie das von ihr gewünschte Produkt verzehrte. »Bah. Eto merzko. Wie kann dieser Mann behaupten, die würden wie meine schmecken?« Sie befüllte die Gabel und hielt sie ihrer Enkelin hin. »Probier' mal Lápotschka

Katja nahm alles in den Mund und stimmte ihrer Oma zu. Zumindest teilweise. Denn schlecht schmeckte es keinesfalls. Natürlich sagte man das einer Bäckerin nicht, die zu sehr von ihren Qualitäten wusste. »Deiner ist besser.« , sprach sie, was ebenfalls keine Lüge war.

»Das ist Rufmord.«

»Ach übertreib' ma' nich'.« , lachte Katja und ging hinter den Tresen, wo sie sich eine Schürze umband. Ihre Oma warf inzwischen den Kuchen der anderen Bäckerei in den Müll und marschierte weiter durch in die Stube hinein.

Katja schüttelte den Kopf, als sie hörte, wie diese weiterhin vor sich her maulte.

Gedanklich ging die Blondine nun wieder das Gespräch mit Isabelle durch. Hätte sie sich vielleicht mehr nach Vincent erkundigen sollen?

Aber wozu?

Zudem hatte sich ihre alte Freundin direkt vertraut an sie gerichtet und über ihre Probleme gesprochen.

So war es schon damals.

Isabelle ging es nicht gut und das hatte Vorrang. Darüber hinaus hatte Katja eh nicht vor, über ihre innerlichen Konflikte was Vincent betraf zu philosophieren.

Sie war eher darauf erpicht der Alphawolf zu bleiben. Sie schlichtete Uneinigkeiten und kümmerte sich um Schwächere und Jüngere. In diesem Fall ... Isabelle.

Darin war sie gut und nicht darin ihr Inneres nach außen zu verlegen.

Dag, der mittlerweile a la Rockstar-Manier die Titten anderer Weiber bekritzelte, fand sie jedoch fragwürdig.

Vielleicht hatte die Kleine sich das nur eingebildet.

Katja konnte sich das beim besten Willen nicht vorstellen. Und falls doch ... dann hatte Dag einfach nicht nachgedacht. Er handelte oft und überlegte erst später.

Isabelle schien jedoch sehr emotional drauf zu sein.

Ein wenig musste Katja daran denken, wie sie Vincent nur kurz mit diesem Mädchen an der Theke gesehen hatte.

Ob er sie noch traf?

Hatte er sich überhaupt auf irgendwas mit ihr eingelassen, oder war sie einfach nur gerade für ein Gespräch gut gewesen?

Egal, was war, aber dieser Vorgang hatte ausgereicht, um in ihr ein ekliges Gefühl aufkommen zu lassen, und sie konnte nachempfinden, was Isabelle wohl verspürt hatte, als sie Dags kleine Reise ins Promi-Dasein miterlebt hatte.

Ob Vincent sich auch so ... verändert hatte?

Vielleicht würde das ja helfen, falls sie ihn wiedersieht.

Wenn er sich zum Negativen gewandelt hätte, dann ...

»Lápotschka hörst du denn nicht zu?« Ihre Oma stand mit mahnendem Finger neben ihr. »Die Frau Schünemann hat dir gerade zweimal gesagt, was Sie möchte.«

»Oh, das tut mir leid.« Erst jetzt bemerkte Katja die winzigkleine ältere Dame auf der anderen Seite der Theke. »Was kann ich denn für Sie tun Frau Sch-...«

»Nein, nein, nein. Ich mach das. Geh du nach hinten. Keine Ahnung, wo du mit deinen Gedanken wieder hängst, aber da bist du besser aufgehoben.« , unterbrach ihre Oma sie und schubste sie ein wenig, in den Gang hinein.

Katja nahm es so hin und schlurfte in die Stube. Sie setzte sich an den Tisch und kritzelte Smileys in das Mehl, welches dort großzügig herumlag.

Vielleicht sollte sie Isabelle anrufen und ihr Bescheid geben, dass sie sich besser doch nicht treffen sollten. Vincent stellte zum jetzigen Zeitpunkt bereits ihr Dasein auf den Kopf, ohne wirklich teilzuhaben.

Am liebsten würde sie ihn jetzt, obwohl er nichts getan hatte, an die Gurgel gehen ... und küssen ... sie würde ihn gerne küssen.

»Arschloch.« , sagte sie im normalen Ton.

»Wer genau?« Ihre Oma setzte sich ihr gegenüber.

»Niemand.«

»Ah. Verstehe. Die Liebe hat immer zwei Seiten.«

»Ich habe nichts von Liebe gesagt.«

»Bist du dir da sicher?« , fragte sie und sprach weiter. »So aufgeführt hast du dich bisher immer, wenn es um diesen jungen Mann ging, dessen Namen ich nicht mal erfahren durfte.«

»Tom Riddle?« , scherzte Katja.

»Er heißt Tom?« , fragte sie daraufhin.

»Nein.« Ihre Oma kannte die Harry-Potter-Bücher nicht. Dementsprechend verstand sie den Joke in keiner Weise. Obwohl ... Katja hätte besser Voldemort sagen sollen. Tom durfte man ja aussprechen.

»Wer ist denn jetzt Tom?«

»Das war nur ein Witz. Sein Name ist ... egal.«

»Sein Name vielleicht, aber der Typ scheint dir immer noch nicht egal zu sein.«

»Selbst wenn.« , gab Katja von sich und zuckte mit den Schultern.

Der Lappen ihrer Oma traf ihren Kopf. »Wovor hast du Angst? Dass der Kerl dich nicht will, oder das es doch klappen könnte?«

»Du verstehst das nicht.«

»Du wehrst dich vehement gegen das, was du willst.«

»Ist das so ein alte Leute Zeug?« , fragte sie und fing sich direkt zusätzlich einen mit den Lappen ein. »Ich meine, ist es normal das ältere Personen denken, den Jüngeren die Richtung weisen zu müssen?« Katja erinnerte sich noch an die Dame im Bus, die ihr Ratschläge mit auf dem Weg gab.

»Dann nimm es doch an. Ich hatte auch Recht, das du mit dem Kerl weg solltest. Du warst glücklich Lápotschka. Dein Fehler war, du hast nur diesen einen Moment gesehen und abgestoppt.«

»Das stimmt nicht. Die Sache ist viel verzwickter.«

»Wegen deiner Eltern?« Sie stöhnte auf. »Laut deiner Mutter hast du doch bereits den Domovoi verärgert. Schlimmer kannst du es also nicht machen.«

Katja erinnerte sich, dass sie gekochte Gerste mit Honig machen musste, um ihn zu besänftigen, da ihre Beziehung mit Pierre, so mir nichts dir nichts beendet wurde.

Als ob es den interessieren würde, mit wem sie zusammen war. Obendrein wohnte sie nicht mal mehr bei ihrer Mutter.

Trotzdem hatte sie sich gefügt.

»Ich lebe doch mein Leben.« , erwiderte die Blondine.

»Ja. Aber nicht das, was du innerlich gerne hättest.«

Katja stand auf und naschte von der roten Glasur. »Er hat mich mit Sicherheit vergessen.«

»Das wirst du wohl nie erfahren, weil du feige bist.«

Sie ließ es unkommentiert und verließ erst die Stube ... und anschließend die Bäckerei.

Ihre Oma hatte Recht. Sie war feige.

Feige ihn wiederzusehen.

Feige zu erfahren, dass er sie eventuell bereits aus dem Gedächtnis gelöscht hatte.

Feige davor, ihm zu sagen, wie sehr sie ihn schmerzlich vermisste.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWhere stories live. Discover now