𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟛𝟟

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Das zwei Neue an dem heutigen Tage mitproben würden, war für Katja nebensächlich.

Sie stand oben ohne im Badezimmer und betrachtete dieses Tape auf ihrer Brust.

Das zu verheimlichen würde nur gehen, wenn sie eine Zeitlang nicht mehr zu freizügig rumrennen würde.

Dieser Wichser.

Warum hatte sie das zugelassen?

Sie stellte sich vor, wie sie rückblickend ihr Knie in sein bestes Stück gerammt hätte. Wie er dann auf Knien jammernd vor ihr gewesen wäre.

Das wäre die Katja, die man kannte.

Stattdessen stand sie nun hier.

Der Blick in den Spiegel zeigte ihr ein Trugbild. Sie sah sich selbst als kleine elfjährige.

Dieser beschissene Mistkerl hatte es durch diese Aktion geschafft, dass sie sich wieder wie ein Kind fühlte. Doch nicht ein sorgenfreies, das in den Tag hinein lebte. Nein, sie sah ihr vergangenes Ich. Eine Version, die sie abgelegt hatte, umso älter sie wurde.

Eine Abwandlung, die sie versteckt hielt und die dieser Penner wieder ans Licht geholt hatte.

Wie sehr sie ihn dafür hasste und verabscheute.

Vorhin hatte er ihr geschrieben.

- Tut mir leid, was geschehen ist, aber anders lernst du es wohl nicht. Dein Vater hat uns fürs Wochenende zum Grillen eingeladen. Er hat nichts dagegen, das meine Eltern ebenso mitkommen werden. Also blamier' mich da bloß nicht weg und zieh' dir auch etwas Anständiges an. Keine Lust, dass meine Familie falsch von mir denkt, wenn du da wie eine Schlampe rumrennst.

Falsch ...

Im Grunde würde sie doch dann nur sein wahres Ich zum Vorschein bringen.

Sie blickte abermals in den Spiegel.

Hatte er sie von Anfang an so in der Hand gehabt? Oder wann war das geschehen?

Sie wollte nicht mal eine Beziehung ...

Und erst Recht nicht mit ihm.

Der Sex war nicht mal so unglaublich, das sie allein deswegen ihm hätte verfallen sein müssen.

Seine Eltern kennenlernen ...

Noch etwas, auf das Katja keineswegs versessen war.

Und dass diese zusätzlich auch noch ihren Vater und seiner Frau vorgestellt werden würden, war für sie ein klein bisschen ... Endgültiges.

Als hätte sie vor Gericht gerade ihr Urteil bekommen.

Lebenslänglich.

Warum wollte sie auch die folgsame Tochter spielen?

Wieso erwartete man überhaupt Dinge von ihr?

Ja, sie hatten sie auf diese Welt gebracht, aber das hieß doch nicht, dass sie deshalb auch das Anrecht hatten, sie wie Knetmasse nach Belieben zu formen.

Ihre Oma war irgendwie die Einzige, die sie so hinnahm, wie Katja nun mal war. Selbst wenn sie ihre Enkelin mit Tipps fürs Leben bewarf, verlangte sie nicht von ihr, sich diesbezüglich zu ändern.

Katja zog ihr Oberteil an, als sie die näherkommenden Schritte wahrnahm.

Es klopfte und kurz danach kam Isabelle hinein. »Hey. Können wir reden?« , fragte sie.

»Klar.« Katja setzte sich auf den Badewannenrand und lächelte.

»Ich komm irgendwie nicht so damit klar, das Sascha gehen wird.«

»Veränderungen gehören im Leben dazu. In zehn Jahren wird dein Alltag auch nicht mehr, so wie heute sein.«

»Ja, aber die Leute.« Isabelle setzte sich auf den geschlossenen Toilettendeckel.

»Das weißt du nicht. Nicht jeder Mensch ist dazu bestimmt in deinem Leben zu bleiben.«

Dieser Satz, den sie gerade selber ausgesprochen hatte, ermutigte Katja ein wenig.

Vielleicht war es nichts Lebenslängliches.

Möglicherweise musste sie Pierre nur so lange ertragen, wie ihre selbstauferlegte Strafe ging.

Sie hatte sich ihn schließlich angelacht, weil sie seinem hübschen Gesicht und ansprechenden Körper nicht widerstehen konnte.

Katja musste die Zeit nur absetzen, bis sie ... ja, bis sie zu unbequem für ihn sein würde.

Nie im Leben würde er das durchhalten. Er war genau wie sie, eher ein Mensch, der auf seine Freiheit bedacht war.

»Dag ist aber so ein Mensch, wo ich weiß, dass er ewig da sein wird.« , äußerte sich Isabelle dazu.

Dieses naive kindliche Reden ... doch Katja wollte nicht diejenige sein, die ihre Seifenblase, von glücklich bis ans Lebensende, platzen lassen würde.

Auch wenn es ihre Freundin war, musste sie mit der Realität selber klar kommen.

»Und dennoch ist nicht alles für die Ewigkeit bestimmt.« , sagte die Blondine daher und machte sich einen hohen Zopf.

»Manches vielleicht doch. Wir sprachen heute Morgen darüber, dass wir später alle als Paare da sitzen und über ...«

»Wer?«

»Wer dabei war?«

»Ja.«

»Dag, ich, Sascha und Vincent.«

»Ah. Und Lea wurde jetzt durch Vince ersetzt?«

»Nein. Er hat sich ja auch da rausgehalten, weil ihr zwei gar nicht ...« Isabelle stoppte ab. »Ich meinte damit nur, ... Sascha und Lea gehen jetzt und ... ich hätte es schön gefunden, wenn man gemeinsam als Paare später auf diese Zeit zurückschauen könnte.«

»Na ja, vielleicht sind die zwei Neuen ja ein Liebespaar.« , gab sie mit einem Achselzucken von sich.

»Haha. Du weißt, wie ich das gemeint habe.«

»Natürlich. Weil ich dich kenne. Aber soll ich dir etwas sagen ... du kannst in zig Jahren auch mit Sicherheit immer noch mit mir über diese Zeit hier reden. Genauso wie Dag Vincent haben wird.«

Ob dies wahrlich so sein würde, wusste Katja nicht. Aber sie kannte Isabelle, und das Sascha ging und sie alleine zurückließ, musste nicht mit einer Sahne plus Topping verfeinert werden, in der es wahrscheinlich auch eine Zukunft geben könnte, wo keiner der jetzigen Personen in ihrem Leben vorhanden sein würden.

Katja stand auf. »Na komm schon. Lass uns mal die Neuen kennenlernen und schauen, was die so drauf haben.«

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandOù les histoires vivent. Découvrez maintenant