𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟝

98 14 2
                                    

Katja hatte keine Ahnung, wie es genau geschah, denn auf so etwas war sie nie aus gewesen, weil sie dieses unbeschwerte immer schon mehr reizte, als Verpflichtungen einzugehen, aber nach dem dritten Treffen mit Pierre, war sie bereits in einer festen Bindung mit ihm angelangt.

Irgendwie hatte sie die Vermutung, dass sie nur zugestimmt hatte, da ihre Eltern in schöner Regelmäßigkeit nachgefragt hatten, wann sie mal einen netten jungen Mann in ihrem Leben zulassen würde. Woraufhin sie von Pierre erzählt hatte.

Ihren Freunden hatte sie bisherig immer noch nichts dazu gesagt. Die hatten generell ihre eigenen Problemchen ... zumindest Isabelle.

Katja sah, wie zwei Jungs die Bar betraten. Ein großer blonder Typ, der stets in Begleitung eines dunkelhaarigen mit Locken war. Zusätzlich trug der Kleinere der beiden immer ein Halsband. Auf jeden Fall war es eine Hundemarke, die er dort am Hals baumeln hatte. Genau dieser hatte es dem Nesthäkchen der Band angetan.

Nur war diese einfach zu schüchtern, um ganz natürlich hinzugehen und zu sagen was los war. Dabei sah sogar ein Blinder mit Krückstock, dass er nur wegen ihr hier jedes Mal antanzte.

»Ich penn' vielleicht heut bei dir.« , meinte Pierre, als er ihr einen Kurzen über die Theke gleiten ließ.

»Ja aber denk dran, dass dich keiner sehen muss.«

»Ja ja ich weiß. Du willst das nicht öffentlich machen. Is' mir recht.« , sagte er. »Nur irgendwann werden die es eh rausbekommen.«

Katja zuckte mit den Schultern. »Ja, aber ich muss mein Privatleben nicht auf einem Tablett servieren. Wenn es so is', gut und schön, aber an der Tür feilbieten muss ich es nicht.«

Sie blickte zu den zweien, die immer dieselben Plätze hatten, dann sah sie zur Bühne. Isabelle war nicht da ... Tina ebenso nicht. Natürlich war ihr klar, wo beide sich aufhielten. Sie leerte ihr Getränk und wuselte sich durch die Menge hindurch nach draußen, dabei erklang über die Lautsprecher gerade Maria Maria von Carlos Santana.

Ohne anzuklopfen, ging sie in die sanitäre Einrichtung der Bar. Isabelle blickte sie direkt an.

»Der Typ, den du süß findest, und sein Freund sind wieder da. Auf demselben Platz wie immer.« , meinte Katja, während sie sich im Spiegel ein wenig von allen Seiten betrachtete.

»Wirklich?« Isabelle strahlte, wobei Tina sich im Hintergrund lautstark übergab. »Bist du dir sicher?« , fragte ihre Freundin im weiteren Verlauf.

»Ja, der mit dieser Haartolle, als wäre er Elvis.«

»Und die Hundemarke.« , rief Tina vom Klo aus.

Katja fand Isabelles Geschmack nicht berauschend, auch wenn er süß zu sein schien, was sie ihrer Freundin ungezwungen mitteilte.

»Du beobachtest ihn die ganze Zeit, manchmal denke ich, du singst nur für den.« Katja steuerte die Toilette neben Tina an. Mit geöffneter Türe pinkelte sie fix und ging dann zurück ans Waschbecken, um ihre Hände zu waschen.

»Quatsch.« Isabelles Blick sagte aus, dass es nicht Blödsinn war. Sie war so verschossen in den Kerl.

Nachdem Katja Tina den Tipp gab sich die Leute nackt vorzustellen, damit ihr Lampenfieber verschwand, verließen die drei den Raum und gingen zurück in die Bar hinein.

Isabelle blieb direkt stehen ... mit Blickrichtung Tresen.

»Vielleicht sind beide ein Paar.« , meinte Katja in Bezug auf die zwei Typen. Sie nahm Tinas Hand und ging mit ihr zur Bühne. Sie liebte es, Isabelle zu necken, weil sie sich dann immer tausende Gedanken darüber machte.

Oben angekommen sah sie, wie Andi mit beiden sprach, während ihre Freundin mit nachdenklicher Miene auf die Bühne kam. Wie unsicher sie war. Katja musste grinsen. Der Typ stand doch total auf sie, genauso wie sie auf ihn. Sie machten es sich komplizierter, als es in Wahrheit war.

Sie sah zu Pierre rüber, der gerade einem Mädchen ein Bier aushändigte, dabei hatte er sein Flirt-Gesicht aufgesetzt.

Sie verdrehte die Augen und sah wieder zu den zweien. Hunde-Elvis, wie sie ihn Isabelle gegenüber nannte, wegen seiner lockigen Haartolle und der stolzen Hundemarke, schrieb gerade etwas auf einen Zettel, um diesen anschließend mit in den Eimer zu werfen.

Die Band ließ immer das Publikum mitentscheiden, welche Lieder am Abend so gespielt werden sollten.

»Hast du gesehen? Er hat auch einen Song ausgesucht.« , teilte Tina, die es im gleichen Sinne mitbekommen hatte, Isabelle direkt mit, ehe sie hinters Keyboard ging.

»Bestimmt Who Let the Dogs out.« , lachte Katja.

Sie Sängerin musste ebenfalls darüber lachen. »Hör jetzt auf.« Anschließend betrachtete sie wieder den Jungen und war in ihrer Gedankenwelt gefangen.

Katja stupste sie an. »Wenn du was tiefer schaust, siehst du Andi, der dir den Eimer geben will.«

»Oh.« Ertappt nahm Isabelle den entgegen, ehe sie mit der Show starteten.

Der Song, den Katja für ihn nach Maß angefertigt erdachte, wurde nicht gezogen ... es war jedoch Boom Boom Boom von John Lee Hooker.

Strahlend betrachtete er Isabelle, als sie diesen endlich zum Ende hin vortrug.

Katja achtete im Gegensatz dazu nur kurz auf beide, denn ihr Blick war auf Pierre gerichtet der an seinem Handy rumhantierte, während das Mädchen vor ihm irgendetwas sprach.

Speicherte er gerade ihre Nummer ein?

Auch wenn sie in diese Beziehung mehr oder weniger reingestolpert war, fand sie, dass Treue doch irgendwie ein Bestandteil davon sein sollte.

Aber wo begann Untreue eigentlich?

War es erst Fremdgehen, wenn es zu körperlicher Intimität wechselte oder wurde es in Gang gesetzt, wann immer man mit jemand anderen sichtlich flirtete?

Der Song endete und Katja unterließ das Nachdenken darüber. Sie war nicht Isabelle, die sich andauernd über jede Kleinigkeit Gedanken machen musste ... so wie jetzt ... denn Hunde-Elvis sprang unerwartet auf und verließ die Bar. Mit blondem Goliath im Schlepptau, während ihre Freundin sich den Kopf zermarterte  wieso, weshalb, warum.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWhere stories live. Discover now