𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟜𝟜

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»... ja und hier sind wir wieder in der Küche, mit dem Wohnzimmer direkt daneben ... und Isabelles Zimmer nebenan.« , sagte Sascha, als er Çan durch die komplette Wohnung geführt hatte, nachdem heute der Auszug von Lea und ihrem Freund auf der Agenda stand.

Dass Katja so emotional geworden war, hatte Vincent niemandem erzählt. Nicht mal Dag, dem er eigentlich sehr viel anvertraute. Jedoch hatte es sich, unabhängig davon, eh nichts geändert. Sie war weiterhin mit Pierre liiert und das sie bei ihm dann halt ein wenig Seelenschmerz zugelassen hatte, schwieg sie tot.

Das Einzige, was sie noch über diese Nacht zu ihm sagte, war die Bitte, dass er alles vergessen sollte, was er gesehen hatte. Die Tränen sowie ihre Verletzung.

Widerwillig ... jedoch ihr zuliebe sprach er es nicht mehr an. Verdrängen konnte er es dennoch nicht.

»Echt groß, aber mir gefällt es.« Çan lehnte sich über den Sessel, auf dem die Blondine saß. »Und ihr pennt auch immer hier?« Fragend sah er Dag und Vincent an.

»Ich ja. Ich bin immer hier. In diesem Zimmer.« Dag zeigte auf die Zimmertüre von Isabelle, um sein Revier zu markieren.

»Ich schlafe hier nur, wenn es zu lang war oder ...« Vincent sah zu Katja. »... wenn jemand ... reden will.«

Hannah, die ebenso dabei saß und sich schon gut in das Leben der Gruppe eingewöhnt hatte, war bereits eingezogen, weshalb dieses Zimmer für ihn nicht mehr verfügbar war.

Für ihn blieb nur noch die Couch ... oder Katjas Bett.

Vincent blickte kurz zu Dag, der sich mit Çan darüber stritt, wie sein Name ausgesprochen wird. Dabei registrierte jeder Anwesende, dass der Neue diesen mit Absicht falsch mit den Lippen formte.

Katja sah auf ihr Handy, als er seinen Blick nun auf sie richtete. Sie hatte wieder diese genervte Miene drauf ... es war bestimmt Pierre, der ihr geschrieben hatte.

Er stupste sie mit seinem Fuß an, als Lea im Gegensatz dazu verkündete, dass die Zeit gekommen war und der große Abschied nun stattfinden müsste.

Alle standen direkt auf und gingen nach unten. Vincent hielt Katja jedoch kurz fest, doch sie schüttelte den Kopf. »Pierre ist da.«

Er ließ sie los und wartete einige Sekunden, ehe er nun auch hinab ging.

Andi sowie der ungebetene Barkeeper hielten sich bereits draußen auf, um Sascha und Lea ebenfalls Lebewohl zu sagen.

Vincent stand ein wenig Abseits, nachdem er als einer der Ersten sich verabschiedete, und beobachtete Katja, die von Pierre zu sich gezogen wurde, als er ihr einen Kuss auf den Mund drückte.

Er spürte den wiederkehrenden Drang, ihm die Fresse polieren zu wollen. Und das nicht nur wegen seiner Anwesenheit. Doch er machte gute Miene zum bösen Spiel, als genau jener ihm die Hand reichte, um ihn zu begrüßen.

In der Sekunde fiel ihm etwas ein. Pierre verbrachte nie gerne Zeit in der WG. Er ging fix zu Dag, der die heulende Isabelle tröstete, als Sascha und Lea schließlich in den Wagen gestiegen waren und losfuhren. »Was haltet ihr davon, wenn wir es uns auf dem Balkon gemütlich machen und Essen bestellen?« , fragte er die Zwei.

Isabelle stimmte zu, während ihr Gesicht weiter in Dags Shirt abgeschottet war.

»Die kann nie nein sagen, wenn es ums Essen geht.« , witzelte Dag.

»Und 'nen gut gebauten Joint.« , schniefte sie.

»Ach komm Isy, jetzt rotz mir nicht mein Shirt voll.«

Der Plan wurde somit ins Rollen gebracht ... stoppte jedoch ab, als Andi es gut meinte und sich einmischte. »Ich hab 'ne bessere Idee. Lasst uns in die Bar gehen. Da könnt ihr auch bestellen und dazu trinken und tanzen und keine Ahnung was ... Alles, was ihr und besonders Isabelle benötigt.«

Sie lugte von Dags Shirt seitlich zu Andi und nickte. »Ja, das wäre 'ne gute Idee.«

»Habt ihr gehört Leute?« , rief der Besitzer der Bar lautstark. »Ablenkung im Lokal, und zwar Zackzack.«

Vincent grinste ihn geschauspielert an.

Das war nicht das, was er vorhatte.

Katja erschien neben ihm, als er, nachdem die Bar aufgeschlossen wurde, den Tisch ansteuerte. »Hör auf, ihn so anzugucken.« , flüsterte sie, weil auch Hannah mittlerweile seitlich auftauchte.

Die drei setzten sich hin und Vincent sah zur Theke, wo Dag mit Pierre gemeinsam Getränke vorbereitete. »Wie guck' ich denn?« , fragte er sie, ohne dabei wegzuschauen.

Katja packte seinen Kopf und drehte sein Gesicht in ihre Richtung. »Bitte.«

Er sah in ihre Augen. Sie hatte echt schöne Augen. Braun. Jedoch hell ... eher ins Bernsteinfarbene hinein. Das wusste er bereits nach dem ersten Treffen mit ihr.

Er fragte sich, ob Pierre eigentlich ihre Augenfarbe kannte.

Wusste er denn überhaupt etwas über sie, was nichts mit ihrem Körper zu tun hatte?

It's My Life von Bon Jovi dröhnte durch die Boxen, nachdem Çan die Musik angestellt hatte.

»Leute, ich bin dann mal weg. Schaut, dass ihr nicht so ein Chaos hinterlasst.« , rief Andi und verabschiedete sich nochmal. Erst Recht von Isabelle, die er kräftig drückte, ehe diese zum Tisch kam.

Dag und Pierre brachten derweil auf zwei Tabletts verteilt, ein paar Kurze, die sie soeben schnell zusammengemixt haben.

Katja blieb neben Vincent sitzen und zog ihn mit sich, weiter an den Rand, damit links von ihr keiner mehr platznehmen konnte.

Ihr Freund nahm sich trotzdem einen Stuhl, um dann seitlich von ihr zu thronen.

Vincents Miene hatte sich immer noch nicht geändert, weshalb sie unter dem Tisch nach seiner Hand griff. Sie wusste nicht mal, was sie da tat ... und als sie es daraufhin realisierte, wie viel so eine Geste aussagen könnte, nahm sie ihre Hand leicht zögerlich wieder zurück.

Was tat sie da?

Fix nahm sie das Gläschen, das sich vor ihren Augen befand. »Auf Sascha und Lea. Die wir alsbald wiedersehen werden.« , prostete Katja schallend, während Leas letzte Worte in ihren Ohren hallten, als sie diese zum Abschied umarmt hatte.

~ Du hast das Beste verdient. Öffne deine Augen ... und dein Herz. ~

Ihr war klar, worauf sie hinauswollte. Aber wieso sah niemand ein, dass beide nur Freunde waren? Mehr nicht.

Sie nahm noch ein Getränk.

»Trink nicht so viel.« , meinte Pierre plötzlich. »Ich penn' heut bei dir. Keine Lust, wenn du nur kotzt.« Er brachte dies irgendwie zuckersüß rüber, doch einzig Katja bemerkte den bitteren Nachgeschmack ... und Vincent, der sich zwei Gläschen fast zeitgleich gönnte und wegexte.

So eine Nacht hatte sich Katja nicht gewünscht.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWhere stories live. Discover now