𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟠𝟘

67 12 0
                                    

»Und du weißt, ...« , erklang Dags Stimme aus den Lautsprechern. »...dass ich immer da bin. Dir gehört mein Gentle-Charme. Häng dich an meinen Oberarm. Versteck' dich hinter mir. Geh', mach dein Herz auf! Bevor ich dir was tu, reiß ich mir meins raus. Reiß ich mir meins raus.«

»Und?« , fragte Vincent, den anwesenden Dag, der sich das Ergebnis mit angehört hatte.

»Gut. Echt. Haste jut hinbekomm'n.«

»Ich weiß nich'. Sollte ich nicht besser ...«

»Nein.« , fiel Dag ihm ins Wort. »Jetzt hörst du mal auf. Der Song ist gut. Wir sollten lieber an anderen herumfeilen, damit wir nächstes Jahr noch ein Album droppen können.«

»Okay.« Vincent holte einen Block hervor, doch Dag nahm ihm diesen direkt weg.

»Nicht jetzt. Jetzt ist Schicht im Schacht.«

»Aber ...«

»Nein, kein aber. Haste ma' auf'n Tacho geguckt. Isy hat gleich Feierabend.«

Vincent stöhnte auf. »Ich dachte, du hast heut frei.«

»Ja, vom Arbeiten, aber bestimmt nicht von Isy.« , lachte er. Mittlerweile hatte Dag Pierres Job teilweise hinter der Theke in Andis Bar übernommen. Während seine Freundin nach dem Aus der Band mit Hannah gemeinsam in einer Pizzeria arbeitete.

Vincent hatte derweil damit begonnen für Friedrich Kautz, besser bekannt unter dem Namen Prinz Pi, Songs zu realisieren.

Das gefiel ihm und er hoffte, dass er das irgendwie beibehalten konnte, anderen Künstlern unter die Arme zu greifen.

»Wie lief es eigentlich letzte Woche mit der Kleinen?« , fragte Dag ihn, als sie endlich nach draußen gegangen waren und zu Vincents Auto gingen.

»Ja ... ganz okay.« , antwortete er. Dabei hatte er bereits den Namen von ihr vergessen.

Er hatte sie bei einem Auftritt kennengelernt. Sie war hübsch. Dunkelblondes Haar, üppige Oberweite, braune Augen und artikulieren konnte sie sich ebenfalls, aber ... das war es auch.

Er hatte direkt gemerkt, wie gelangweilt er war und sagte ihr dann auch, während des Essens, das er auf nichts Ernstes aus wäre, weil sein Hobby ihn einfach zu viel in Beschlag nehmen würde.

Ihr schien das egal zu sein und es endete mit einem Nümmerchen auf seiner Rückbank.

So lief es irgendwie in schöner Regelmäßigkeit ab.

Er lernte eine kennen. Fühlte sich auf eine Art bereit dazu und bemerkte dann immer wieder ... das es ihn anödete.

Keine war wie sie.

Katja blieb in einfachen Worten gesagt seine Schwachstelle. Sie war tief in seiner Haut drin. Wie ein Tattoo. Aber keines welches er bereute.

Sie war im Grunde nie eine Wahl gewesen. Er hat einige Wochen dafür benötigt, es zu realisieren. Katja und er hatten eine Beziehung geführt, auch wenn sie dies nicht ausgesprochen hatten. Ihre Bindung war tiefer und inniger gewesen, weshalb er immer noch nicht verstand, dass sie sich für ein Leben mit Pierre entschieden hatte.

Und genau aus diesem Grund war es für ihn auch so schwer alles mit ihr zu vergessen und einfach etwas Neues zu beginnen.

Pierre hatte sie nie geschätzt, geschweige denn geliebt.

Oft genug hatte Vincent ihn mit einer anderen abhauen gesehen.

»Hey bald triffst du auch eine, die dann die Richtige sein wird.« , meinte Dag zu ihm, als sie bereits eine Zeit lang gefahren waren.

Vincent lächelte ihm unecht zu und lenkte das Thema in eine andere Richtung. »Was gibt's zu Essen?« , fragte er, während er mit ihm gemeinsam ausstieg, als sie Dag und Isabelles Wohnung erreicht hatten.

»Hmm.« , brummte er. »Ich hab vergessen, einkaufen zu gehen. Also denke ich mal Nudeln mit Ketchup.«

Seit fast zehn Monaten hauste er mit seiner Freundin nun schon in den eigenen vier Wänden, aber organisatorisch bekamen sie nicht viel gebacken.

Dag setzte einen Kessel mit Wasser auf, als er die Küche betrat. Vincent schlurfte ihm hinterher.

Es dauerte auch nicht lang und sie hörten Isabelle, wie sie ihre Schuhe gewohnt in den Flur pfefferte. »Was gibt's zum Essen?« , fragte sie.

»Spaghetti, Baby.« , rief Vincent zurück.

»Ach, wir haben mal wieder Besuch.« Sie steckte ihren Kopf in das große Wohnzimmer. Von da aus konnte sie in die halb offene Küche sehen.

Natürlich war das für sie keine enorme Überraschung. Dags bester Freund gehörte halt dazu. Er war wie ein Findelkind, das sie adoptiert hatten.

Sie umarmte ihren Freund von hinten und küsste kurz seinen Nacken. »Heute bleiben wir aber zu Hause, okay?!«

Dag sah zu Vincent. »Ja mir egal. Willst du dann nach dem Essen noch ein bisschen hierbleiben?«

»Was habt ihr denn eigentlich den ganzen Tag gemacht?« , unterbrach Isabelle ihren Freund.

»Musik. Was sonst?!«

»Wieso frage ich überhaupt.« Sie holte drei Teller raus. »Bleibst du nachher noch?« , wiederholte sie nun Dags Anfrage.

»Neee. Ich fahr' gleich nach Hause.« , antwortete Vincent, der sich manchmal fehl am Platz vorkam. Dies jedoch so nicht äußern wollte.

»Quatsch, du kannst bleiben.«

Sie unterhielten sich über den Film Van Helsing, den sie gemeinsam gucken wollten.

»Keine Soße?« , fragte Isabelle, als Dag ihr den befüllten Teller reichte.

»Nee. Hatte keine Lust. Wir haben ja Ketchup.«

»Hannah kommt morgen übrigens auch mit.« , sprach sie und wickelte sich die Spaghetti um die Gabel, als die drei sich an den Esstisch gesetzt hatten.

»Haben eh nichts anderes erwartet.« , schmatzte Dag.

»Na, es war auf der Kippe ne. Sie hat diesen echt netten Typen kennengelernt. Veysel. Und eigentlich haben die zwei am morgigen Tag ihr drittes Date. Aber leider musste er es absagen, deswegen kommt sie morgen mit zu eurem Auftritt.«

»Sie hätte ihn doch mitbringen können?!« , gab Vincent von sich und dachte zeitgleich, wie blöd er sich in Zukunft dann vorkommen würde, mit zwei Paaren unterwegs zu sein.

Isabelle verzog minimal ihr Gesicht. »Ich glaube nicht, das es ihm dort gefallen würde. Eure Musik ist nicht das, was er so ... bevorzugt.«

»Unsere Musik ist nur für Kenner.« , sinnierte Vincent.

»Eure Musik ist eher etwas für ... ach seien wir doch mal ehrlich ... ich hab manchmal selber das Gefühl, ihr macht nur Mucke, um euch im Alleingang zu unterhalten.« , lachte sie.

»Was ist eigentlich mit dir? Hast du es dir nochmal überlegt.« Vincent schaute kurz auf sein Handy und packte es dann weg.

»Was?«

»Mit der Musik.«

Isabelle atmete tief ein. »Das habe ich hinter mir gelassen.«

Seit Katjas Abschied hatte sie musikalisch alles beiseitegeschoben. Vincent war klar, dass ihr nicht nur die Musik fehlte, sondern auch ihre beste Freundin.

Genau wie ihm.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWhere stories live. Discover now