𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟟𝟝

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Katja wartete auf ihren Koffer.

Pierre seiner war einer der Ersten, der auf dem Gepäckband lag und der saß nun abseits, während er nur herummeckerte, dass sie sich mal beeilen sollte.

Klar, als ob Katja es beschleunigen könnte.

Hannah und Vincent waren die Einzigen gewesen, von der sie sich verabschiedet hatte.

Dag war nämlich damit beschäftigt seine beleidigte Freundin abzulenken, die absichtlich ein weiteres Gespräch mit Katja vermieden hatte. Deshalb und weil sie auch sofort auf Wohnungssuche gingen, waren sie gar nicht anwesend gewesen.

Bei Vincents Verabschiedung war sie kühl geblieben. Nicht mal eine Umarmung hatte es gegeben. Sie hatte ihm angesehen, dass er mit ihrer Entscheidung nicht so Recht klar kam. Aber auch aus diesem Grund war sie distanziert aufgetreten.

Sollte er sie doch als die Böse ansehen.

Sie war es schließlich.

Das würde es für ihn einfacher machen. Hass war schon immer die uralte Fortsetzung von Liebe. Natürlich auch das Antonym, aber wenn man von Gefühlen sprach, war dies der zweite Teil ... das, was danach kam.

Man ist enttäuscht von dem ... Ende.

Katja war enttäuscht. So hätte es nicht laufen müssen.

Sie dachte wiederholt an diese Hollywoodstreifen. Diese Personen, die nach dramatischen Verwicklungen des Lebens alles Überstehen und im Happy End zusammengeführt werden.

Wenn das hier das Ende war, blieb ohne jeden Zweifel das Happy aus.

Glücklich war sie nur ... währenddessen gewesen.

Als sie die Tage und Nächte mit Vincent verbracht hatte.

Katja dachte nach. Aus ihn Mögen wurde mit ein bisschen Vertrauen und mit der Zeit ein anderes Gefühl.

Die Schnappschüsse, die sie abfotografiert hatte, nachdem Vincent die Bilder, die er auf Hiddensee geschossen, entwickelt hatte, kamen ihr in den Sinn.

Als Pierre während des Fluges eingedöst war, hatte sie sich diese auf ihrem Handy nochmal angesehen. Denn die ganze Zeit über konnte sie nur daran denken, wie glücklich sie zu diesem Zeitpunkt gewesen war.

Sie verstanden sich wortlos. Und das bereits bevor sie intimer miteinander geworden waren. Er musste sie nicht mal fragen, was sie auf ihrem Lieblingsburger haben wollte. Vincent kannte sie. Genauso wie sie wusste, wie gern er Süßkram naschte. Und welche genau.

Sie hatten sich sogar mal zu Weihnachten dieselben Festivalkarten besorgt und hatten im Endeffekt vier. Weshalb sie dann auch Dag und Isabelle mitgenommen hatten.

Katja musste lächeln, während ihres Tagträumens.

Der Blick in die Zukunft war für sie immer nur gut gewesen, wenn sie daran dachte, dass er dann noch anwesend sein würde.

Wohingegen ihre Zukunftsperspektive aus jetziger Sicht in völlige Dunkelheit abdriftete.

Das schlechte Gewissen, das sie gegangen war, holte sie wieder ein.

Wieso war sie hier?

Wie blöd und blind war sie eigentlich?

Ja, er hatte es im Schlaf ausgesprochen aber sie ... sie fühlte es doch genauso. Das war kein Unwohlsein, was sie in seiner Nähe, oder wenn sie an ihn dachte, verspürte ... es war ... Liebe.

Sie musste sich ihrer Furcht stellen und Verantwortung übernehmen.

Er hatte den symbolischen Eisblock, den sie zu ihrem Schutz um ihr Herz gebaut hatte zum Schmelzen gebracht. Jetzt oblag es ihrer Macht, was sie aus dieser Erkenntnis, das ihre Pumpe ebenso durch das, was sie empfand, eine Wärme abgegeben hatte, die dies beschleunigt hatte, machen sollte.

»Machst du mal.« Sie zuckte zusammen, als Pierres Stimme sie zurückholte, der nahe hinter ihr stand. »Ich hatte nicht vorgehabt, hier Stunden zu verbringen. Dein Koffer ist jetzt schon die zweite Runde an dir vorbeigerauscht.«

»Ich hab vieles übersehen.« , sagte sie und nahm ihr Gepäckstück, als dieses abermals seinen Rundgang gedreht hatte.

»Was?« Verdutzt sah er ihr nach, wie sie schnurstracks eine andere Richtung aufnahm, als dort wo sie hinmussten. »Du gehst den falschen Weg.«

Sie drehte sich während ihres schnellen Schrittes um und lächelte. »Ich weiß. Aber das ändere ich jetzt.«

»Was für eine Scheiße laberst du?« Sie antwortete nicht. »Katja. Hey. Bleib gefälligst stehen, wenn ich das sage.«

Pierre sah, wie sie sich hinter einen Mann stellte, der an einem Schalter anstand. Beim Versuch, zu ihr zu gelangen, stolperte er fast über seinen eigenen Koffer, als der umkippte.

Jetzt drehte die Blondine sich um. »Ist noch was?« , fragte sie ihn.

»Was ist in dich gefahren? Was tust du hier?«

»Meinen Flug zurückbuchen.«

»Deinen Flug zurück-...?« Er sprach mit zusammengekniffenen Zähnen, als er weitersprach und sie arg am Oberarm, wie so oft packte, und sie somit näher an sich zog. »Beweg deinen Arsch jetzt sofort nach draußen, bevor ...«

»Bevor, was?« , sprach sie im normalen Ton und sah sich um. »Du solltest mich besser loslassen. Ansonsten spiele ich das, was du gerne in mir sehen willst. Nur das es hier jeder mitbekommen würde.«

Pierre drehte dezent seinen Kopf. »So bist du nicht.«

»Nein, du hast Recht. Aber weißt du was?! Du kennst mich kein bisschen.«

»Deine Eltern ...« , begann er.

»Das interessiert mich nicht.« , unterbrach sie ihn. »Ich liebe sie, aber sie müssen einsehen, das ich keine Marionette mehr bin. Ich liebe mein Leben. Und ich hatte ein Schönes ... immer dann, wenn du nicht in meiner Nähe warst.«

»Wenn ich nicht in deiner Nähe war?« Bissig riss er an ihrem Oberarm. »Mit wem hast du gefickt?«

»Geht dich doch nichts an.«

»Du wagst es mir fremdzugehen? Mir?« Er lachte auf. »Im Leben nicht.«

»Tut mir leid, dass ich dich betrogen habe, aber ...« Sie überlegte. Genau wie er ihr immer irgendwelche idiotischen Geschichten präsentiert hatte, wollte auch sie ihm irgendwas Unlogisches hinklatschen. »... ich hatte meinen Eisprung und es liegt nun mal in meiner weiblichen Natur, mich circa zehn Tage nach meinem Zyklus fortpflanzen zu wollen. Du musst mir also verzeihen, dass ich dann keine Kontrolle über meine Triebe habe, wenn mein Östrogenlevel so hoch ist und ich deswegen dauergeil durch die Gegend renne.«

Seine Ader am Hals war deutlich sichtbar. Katja wusste, das er dann kurz davor war handgreiflich zu werden, doch sein Blick schweifte abermals umher, zu all den vorbeigehenden Personen.

»Schön. Fein.« , sprach er abwertend und ließ sie los. »Am besten beschaffst du dir vierzig Katzen, dann kannst du dich auf deine Zukunft vorbereiten. Denn niemand, niemand, absolut niemand, wird je so blöd sein es mir dir auszuhalten. Du bist nur für eine Sache gut. Zum ficken. Und das weißt du.«

»Soll ich dir etwas sagen, Pierre? Die ganze Zeit über war es für mich, als würde ich einen schweren Sack einen Berg hochschleppen. Da war nicht nur diese scheiß Verbindung mit dir drin, da war auch der Sinn nach brave Tochter spielen oder Dinge die mich glücklichmachen, dir verheimlichen.« , erklärte sie. »Wenn meine Zukunft deiner Meinung nach also so aussehen sollte, dass ich vierzig Katzen täglich streicheln soll, wäre dies mir immer noch lieber als jemals wieder irgendwelche Körperstellen von dir zu berühren.«

Er schnalzte mit der Zunge, während sein herabmindernder Blick blieb. »So toll siehst du nicht aus. Du hast nachgelassen. Du lässt dich gehen. Ich hätte dich eh nicht mehr lange gewollt.«

»Dann sind wir uns ja einig. Schönes Leben noch.« Sie lächelte und ließ ihn stehen, als sie endlich an der Reihe war.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWhere stories live. Discover now