𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟙𝟜

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Dass dieses Treffen nicht positiv verlaufen war, wurmte Vincent. Auch wenn sie nicht gerade gegen ihn selbst gewesen waren, aber das Katja in so ein schlechtes Licht gesetzt wurde, war für ihn schmerzlich. Er verstand nun ein wenig mehr, welchen Druck sie immer ausgesetzt war, allein schon, was Pierre betraf.

Es war jetzt der dritte Tag, wo sie folgend für sich bleiben wollte. Vincent nahm es so hin, auch wenn er lieber bei ihr sein wollte, um ihr weiterhin sagen zu können, dass jeder ein falsches Bild von ihr besaß. Das die Katja, die er kannte und liebte, so viel mehr war. Und das doch im Grunde nur seine Meinung zählte und nicht die der anderen.

»Braucht ihr noch lange?« , fragte er Dag und Isabelle, die nach einem Kinderwagen Ausschau hielten.

Die Kleine würde bald kommen, aber was ihr Gefährt betraf, waren beide sich nicht so einig.

»Ich find diesen altmodischen Stil schön.« , sagte Isabelle und fuhr ein dunkelblaues Teil mit den dünnen Reifen, Probe.

Dag schüttelte den Kopf. »Nein. Damit bleiben wir an jedem Pflasterstein hängen. Wir wohnen in 'ner Großstadt. Der muss praktisch sein. Oder Vincent?« Er sah nun in seine Richtung.

»Keine Ahnung. Ich ... ich kenn mich damit nicht aus.«

»Ja teste mal.« Dag schob ihm einen klobigen Kinderwagen hin.

Vincent legte die Hände auf das Gestell und fuhr die gerade Strecke ein Stück und dann wieder zurück.

»Und jetzt nimm mal meinen.« Isabelle nahm ihm den anderen weg und übergab ihm ihren.

Wie ein Model auf dem Laufsteg schritt Vincent wieder voran und zurück.

»Und? Was ist dein Fazit, Onkel Whynee?« , fragte Dag.

»Ich finde, ihr solltet nicht nur aufs Äußere gucken. Deiner lässt sich schwer lenken.« , sagte er zu seinem besten Freund. »Und deiner ist so leicht, da müsst ihr ja Panik haben, dass eure Tochter bei einem stärkeren Wind einen auf Mary Poppins macht.«

Dag und Isabelle sahen sich fragend an. »Also keiner der beiden?« , fragte sie Vincent, der den Kopf schüttelte.

»Ihr solltet euch besser beraten lassen.« Er winkte einen Verkäufer herbei, den er dann mit den beiden alleine ließ, während er durch diesen Babyladen schlenderte.

Er nahm einen Strampler in der Hand, auf dem stand „Neues Soundsystem". Er schmunzelte und ergriff den Nächsten. Den hatte Dag für seine Kleine geholt. „Sorry Jungs. Keine Dates". Vincent stöberte weiter und las die folgende Aufschrift. „Geboren, um mit Papa Gitarre zu spielen".

Der Gedanke, einen kleinen Mini-Me auf dem Schoss zu haben, dem er all das Musikalische beibringen könnte, überkam ihn.

Wenn man es genau nahm, waren er und Katja ja schon länger in einer Beziehung ... und auch nachdem ihre Familie jetzt so seltsam reagiert hatte ... wusste er, dass er eine Zukunft mit ihr haben wollte.

Verdammt, er wollte sie fürs Leben und darüber hinaus.

Er legte alles zurück und nahm seinen Weg zu Dag und Isabelle wieder auf, wo beide weiterhin beraten wurden. »Braucht ihr noch lang?« , fragte er sie.

Dag verzog sein Gesicht. »Kann sein.« Er zog Vincent mehr zur Seite. »Die Scheiße kostet verdammt viel Geld.«

»Das ist euer erstes Kind. Es war so nicht geplant. Es ist normal, wenn ihr jetzt nicht ...«

»Aber genau das will ich. Das ist meine Kleine Vince. Ich will nur das Beste für sie.«

»Das weiß ich doch. Aber ... Dag, was nicht geht, geht nicht.«

»Isy hat Geld. Also sie hat von ihrem Sparkonto damals etwas abgehoben für Notfälle. Aber ...« Er zog Vincent noch weiter weg, obwohl sie bereits außer Hörweite waren. »... ich will das nicht.  Ich wollte das schon nicht für unsere Wohnung. Es ist meine Tochter ...«

»Und Isabelles.« , unterbrach er ihn.

»Ja. Das meine ich ja. Es ist unser Kind. Aber dieses Geld ... es stammt von ihrer Familie. Also von diesen Leuten, die sie ... du weißt schon.«

»Ja, aber Dag ... sie hat das Geld doch. Dann benutzt es dafür. Ihr müsst auch noch das Kinderzimmer komplett holen und ...«

»Das haben wir schon bestellt. Ich weiß nicht mal, wie ich das zahlen soll, wenn die Rechnung kommt.«

»Eure Kleine wird euch noch so viel Geld kosten. Nimm es an.«

Dag biss sich auf die Unterlippe und nickte schließlich. »Du hast ja Recht.«

»Natürlich habe ich das.«

»Ich fahr morgen nach Hamburg. Zu meiner Mutter. Sie hat noch ein paar Sachen, die sie uns geben will. Isy kann momentan nicht hin und herfahren. Kannst du deswegen ein Auge auf sie halten.«

»Klar mache ich.«

»Du bist echt der Beste.«

Vincent lächelte ihn an und sah auf Isabelle, die gerade einen anderen Kinderwagen bekam, den sie sich ansah. Es würde definitiv noch länger dauern, weshalb er sich entschied seine Dinge gleichzeitig in die Wege zu leiten. »Ehm ... wir treffen uns dann nachher. Meldet euch, wenn ihr so weit seid. Ich ... ich muss auch noch etwas besorgen.« , sagte er und verließ den Laden.

Schnellen Schrittes ging er die Einkaufspassage lang. Im Gegensatz zu Dag hatte er sich immer Geld weggetan zum Sparen.

Er wusste, welche Verkaufsstelle er besuchen wollte.

Während sein Bester und Isabelle in ihrer Zukunftsplanung steckten, hatte auch er vor alles Weitere in Angriff zu nehmen.

Er war schließlich angekommen ...

Er fühlte sich zu Hause ...

Vincent musste nicht lange überlegen. Auch wenn es jetzt spontan auf ihn einprasselte, war es wohl durchdacht.

Sein Bauchgefühl sagte ihm, das es nicht falsch war.

Was wollte er mehr, als all seine Lebenszeit mit ihr verbringen zu wollen!

Er liebte das Monster und die mit Sex-Appeal ausgestattete Frau, die sie verkörperte ... sowie ... die Verletzliche. Jene, die ihn so stark benötigte. 

Er liebte sie mit all ihren Macken. Ihre Facetten. Das hatte er auf irgendeine Art und Weise schon immer getan.

Eine Checkliste brauchte er nicht.

Sie sollte alles in seinem Leben sein.

Seine beste Freundin.

Seine Frau.

Die Mutter seiner zukünftigen Kinder.

Am Schaufenster sah er sich einige Exemplare an, dann betrat er den Juwelier.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWhere stories live. Discover now