𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟜𝟡

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Katja öffnete den Brief und faltete das Blatt auseinander, nachdem sie Isabelle angeboten hatte diesen zuerst zu überfliegen, um dann zu entscheiden, ob es richtig wäre, das sie ihn ebenso lesen sollte.

Ihre Freundin war nämlich, aufgrund der Sache, die geschehen war, als sie mir nichts dir nichts zu ihrem Geburtsort verschleppt wurde, unsicher, ob sie wahrlich wissen wollte, was drin stand. Eigentlich hatte sie sich damit abgefunden, dass sie kein Teil deren Familie mehr war ... falls sie es je gewesen war.

Katja dachte darüber nach, wie schön es sich anfühlen könnte, wenn sie auch an so einen ähnlichen Punkt angelangt wäre. Nicht, dass sie mit ihrer Familie nichts mehr zu tun haben wollte ... sie liebte ihre Eltern, aber sie wäre gerne dort, wo sie sich damit abfinden konnte, was sie über sie dachten. Und nicht stets zurückfallen würde, um es ihnen Recht zu machen. Wie ein Jo-Jo der einfach frei rollen wollte, jedoch jedes Mal wieder zurückgeflitscht wurde.

Mit gerunzelter Stirn begann sie für sich selbst im Stillen zu lesen.

Hallo Isabelle,

Zuerst wollte ich dir sagen, dass ich dich schon immer für eine starke Persönlichkeit gehalten habe. Du hast mehr Mut bewiesen, als ich jemals hatte.

Ich habe dich stets still dafür bewundert, wie stur du sein konntest und in erster Linie Moritz die Stirn geboten hast.

Hätte ich nur eine Winzigkeit von dir gehabt, würde ich dir jetzt nicht schreiben, denn ich würde freisein, wie du es bist meine liebe kleine Schwester.

Doch mein Weg hat mich dazu gebracht ein anderes freisein anzustreben.

Ich habe in den letzten Wochen verstanden, dass das Wichtigste am Tod ist, sich sicher zu sein die Welt zufrieden zu verlassen.

So, wie ich mein Leben gelebt habe, wird meine Existenz, oder ihr Verlust, in keiner Weise zählen, denn ich habe existiert, ohne irgendetwas Beeindruckendes getan zu haben.

Doch mein Brief an dich Isabelle, soll etwas Wichtiges sein, daher schreibe ich diese Zeilen an dich.

Angst schwächt und lähmt dich. Ich war immer die Schwächere von uns beiden.

Wenn man es zulässt, sich zu unterdrücken, wird es mehr und mehr, bis nur noch eine leere Hülle übrig bleibt.

Höre weiterhin auf deine innere Stimme, sie wird dich leiten. Ich habe meine unterdrückt, bis zu diesem Zeitpunkt.

Ich bereue es, dass ich dir nie die große Schwester sein konnte, die ich gerne für dich gewesen wäre. Ich denke, in einem anderen Leben ... in einer anderen Familie, wären wir beste Freundinnen und unschlagbar geworden.

Am liebsten hätte ich dich noch ein letztes Mal gesehen. Doch ich gebe meinen Glauben nicht auf, dass wir uns irgendwann wiedersehen werden. Sei es auf der anderen Seite oder in einem anderen Leben.

Es wird Zeit für mich auch endlich meine Flügel auszustrecken und freizusein.

Ich liebe dich.

Für Katja war dieser Brief mehr als deutlich formuliert. Ihr Blick fiel auf Dag.

»Und?« Fragend sah er sie an.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWhere stories live. Discover now