𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟟𝟘

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Wie konnte Katja nur wieder in so eine Lage geraten und heulend in Vincents Armen liegen?

Sie wollte ihn raus aus ihrem Zimmer haben.

Raus, ehe ihre seelische Regung nicht mehr zu kontrollieren war. Das, was sie hier tat, sollte er nicht mitbekommen.

Seine Neugier würde dadurch nur verstärkt werden. Aber ihre Tränen konnte sie einfach nicht mehr zurückhalten. Egal, wie sehr sie es versucht hatte.

Seine Hand streichelte über ihren Kopf, während er sie feste an seinen Körper hielt.

Es tat so gut und dennoch ...

Sie versuchte, sich zu sammeln. Die Augen geschlossen zog sie die Nase hoch und atmete langsam ein und aus. Sie bemerkte selbst, dass ihr Körper zitterte. Doch jeglicher Versuch, dies abzuschalten scheiterte.

Zeig dich nicht so schwach ... das bist du nicht.

Dezent und in kleinen Schritten schob sie ihn von sich weg, bevor sie sich wieder direkt umdrehte. »Lass mich bitte alleine.«

»Nein.«

Wieso war er so stur?

Er sah doch, dass es ihr nicht gutging.

»Ich muss für mich sein.« Sie drehte sich wieder um. Ihre Unterlippe zitterte und sie zog diese verunsichert ein, als er deutlich in jene Richtung sah.

»Nein.« , wiederholte er. »Dir geht's nicht gut.« Seine Stimmlage war voller Besorgnis. Genau wie sein Blick, den er für sie hegte. »Ist irgendwas passiert?«

»Das ist meine Sache. Nicht deine.«

»Ich will dir nur helfen.« Wieder legte er seine Hand auf ihrem Oberarm ab, doch erneut zuckte sie weg.

»Du kannst mir nicht helfen. Das kann niemand. Du würdest das nicht verstehen.«

»Ich muss Sachen nicht verstehen, um für dich da zu sein Katja.«

»Ich habe Sachen getan, die du nicht verstehen wirst.« , schrie sie ihn an.

Das war zu viel Information. So viel wollte sie gar nicht preisgeben.

»Mir ist egal, was du getan hast Katja.«

Sie schüttelte den Kopf. »Du wirst ... du wirst Abscheu für mich empfinden. Ich will nicht, dass du so von mir denkst.«

Das wollte sie wirklich nicht.

Allein der Gedanke, dass er sie abwertend betrachten würde, ängstigte sie.

Sie trat an ihm vorbei Richtung Badezimmer. Doch Vincent folgte ihr unverzüglich. »Rede mit mir.« , forderte er sie mit netter Stimme auf.

Katja ließ das kalte Wasser in das Becken laufen und betrachtete sich im Spiegel. Das, was ihre Mutter ihr vorhin erzählt hatte, war einerseits eine gute Nachricht gewesen und dennoch ... war ihr damit ihre Vergangenheit präsent in die Visage geklatscht worden.

Sie sah es sich selber an. Das Spiegelbild zeigte eine Person, die sie verdrängt hatte.

Vincent stand plötzlich hinter ihr und sah sie Anteil nehmend an. »Du kannst mir alles erzählen. Ich würde nie schlecht von dir denken.«

Warum glaubte sie ihm das für diesen Moment?

Und weshalb verspürte sie plötzlich und unerwartet das Gefühl, sich vor ihm zu entblößen? Sich ihm anzuvertrauen.

Sie wusste es nicht, aber sie spürte eine nicht unsichtbare Verbundenheit ihm gegenüber. »Ich war elf oder zwölf.« , sagte sie mit brüchiger Stimme, als es plötzlich aus ihr rauskam. Sie setzte sich auf den Boden mit dem Rücken gegen die Wanne, ihre Beine zog sie nahe an ihren Körper, während Vincent sich im Schneidersitz vor ihr platzierte. »Ich weiß, es hört sich seltsam an, aber mein genaues Alter weiß ich nicht mehr. Eine Zeitlang habe ich sogar gedacht, es wäre nie passiert, weil ich es zu sehr verdrängt habe.« Sie sprach, sah ihn dabei jedoch nicht an. Es war, als würde sie es sich selber erzählen.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandDove le storie prendono vita. Scoprilo ora