𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟡

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Dabei blieb es jedoch nicht. Nachdem Isabelle mit Katja auf den Balkon kam, und diese sich abermals bei Dag entschuldigt hatte, setzte sie kurz danach fast seine Augenbrauen in Flammen, als sie ihm Feuer für seine Kippe reichen wollte.

Vincent merkte, dass beide Total nervös waren, was wohl auch Sascha nicht entging, weshalb er Isabelle und Katja erst einmal davon berichtete, dass Dag und Vincent ebenso Musik machen würden.

»Ich würde gerne mal etwas von den beiden hören.« , wiederholte Sascha seine Worte Isabelle gegenüber, denn die war kurz danach in ihrer Traumwelt gefangen und hatte von dem Rest des Gespräches nichts weiter mitbekommen. »Du bestimmt auch, oder nicht?«

»Klar.«

»Ihr könnt Gitarre spielen?« , fragte er die beiden Jungs, die zeitlich übereinstimmend nickten. »Eine reicht?«

Sascha verließ den Balkon und kam im Anschluss mit seiner eigenen Gitarre wieder. Diese übergab er automatisch Dag, weil er derjenige war, der seine Hand hinhielt.

Ein Plektrum gab er ihm ebenso.

»Irgendwelche Wünsche?« , fragte Dag, sah in die Runde und stoppte bei Isabelle ab, um weiterhin nur sie anzusehen.

Vincent rollte mit den Augen und dachte sich seinen Teil, denn wertes junges Ding war direkt wieder in ihrer Fantasiewelt, wie jeder Anwesende sofort mitbekam. Er fand es nicht abwertend, schließlich sollte sein bester Freund glücklich werden. Und das schien Dag zu sein, nachdem er mehr und mehr auf den Trichter kam, dass dieses Mädchen total verschossen in ihn war.

Sie einigten sich auf das Lied Mit dir von Freundeskreis. Vincent und Sascha sahen sich direkt an und grinsten. Ihm war egal, dass er jetzt doch nicht mit Dag singen sollte, denn so einen Schnulzen-Song wollte er eh nicht mit ihm zum Besten bringen.

»Wie wäre es, wenn ihr zwei mir kurz bei etwas helft und Isabelle, du kannst ja den Part von Joy übernehmen.« , meinte Katja, die ebenso schnallte, was hier vor sich ging und sprang von der Brüstung, auf der sie saß, runter.

»Was?« Völlig irritiert blickte sie ihre Freundin erschrocken an.

»Singt den Song, meine Liebe.« , antwortete sie mit einem breiten Grinsen. »Singt einfach den Song.«

Die zwei folgten ihr ins Wohnzimmer, damit Dag und Isabelle alleine sein konnten.

»Hoffentlich zeigt sie nicht noch mehr Kenntnisse ihrer Dusseligkeit.« , sprach Katja.

Sofort blieb Vincent abrupt stehen und steckte seinen Kopf zurück auf den Balkon. »Hey, es wäre nett, wenn du ihn nicht umbringst in der Zeit.« , sagte er. »Ich brauch den Trottel nämlich noch.« Dann schloss er die Türe und setzte sich zu Sascha auf die Couch.

Alle zwei sahen hinter sich durch das Fenster hindurch und beobachteten die beiden.

»Jetzt sind wir wieder bei null.« , stöhnte Vincent. »Die schweigen sich an.«

»Hat er dich auch so genervt wie Isabelle mich?« , fragte Katja. »Ich konnte mir andauernd nichts anderes reinziehen, als das der süße Typ wieder zuschaut.«

»Oh ja, also nur die andere Perspektive halt.«

»Und wen hast du in der Zwischenzeit so ... angestarrt?«

»Ich? Ehm ... niemanden.« , beteuerte er direkt.

Sie grinste ihn diabolisch an. »Ich glaube, mit dir kann man noch so richtig guten Spaß haben.«

»Mit mir? Wieso?« Erschrocken sah er sie mit großen Augen an, woraufhin sie sich die Lippen benetzte und teuflischer grinste.

Was meinte sie?

So oft hatte er schließlich auch nicht hingeguckt. Und was verlangte sie? Sie stand schließlich auf der Bühne, wo hätte er sonst hinschauen sollen?

Fix drehte er sich um und klopfte gegen die Scheibe. »Mach hinne.« , sagte er, als Dag ihn ansah.

Dieser sprach daraufhin mit Isabelle, die demzufolge reinkam und die Vorhänge zuzog.

»Oooh.« , gaben die drei im Chor von sich, bis die Sängerin wieder zurück auf den Balkon ging und die Türe schloss.

»Hoffentlich bekommen die das auch alleine hin.« , meinte Sascha.

»Das hoffe ich auch.«

»Erzähl mal was über dich.« , forderte Katja Vincent auf und setzte sich ganz nah neben ihm hin.

»Mach ihm doch keine Angst.« , lachte Sascha, weil er die Unsicherheit von ihm direkt mitbekam.

Dieser rutschte ein Stück weg von ihr. »Ich hab doch keine Angst ... sie ist nur ...«

»Penetrant? Aufdringlich?« , fiel Sascha ihm ins Wort.

»Bin ich das?« Sie lächelte Vincent an.

»Nein, du ... du bis' bestimmt toll ... lieb ... keine Ahnung.« Er rutschte noch ein Stückchen beiseite.

»So lieb wie Isabelle.« , lachte Sascha weiter, dem das Spektakel gefiel, denn er wusste, das Katja Vincent wohl nur ärgern wollte.

»Bin ich so lieb wie Isabelle?« , fragte sie ihn.

»Ehm. Ich weiß nich'. Ich kenn' dich nich'. Ich kenn' sie nich'.«

»Dein erster Eindruck?«

»Du bist anscheinend ... anders als ... sie.«

»Ich bin kein liebes Mädchen?«

»Doch. Also ... du bist lieb, denke ich. Nur ... eventuell auf eine andere Art und Weise.« Er fühlte sich gerade, als wolle die böse Lehrerin ihn vor der Klasse vorführen.

»Ah okay. Verstehe. Also auf eine weniger tolle Weise wie Isabelle?!«

»Nein, so hab ich das doch gar nicht gemeint. Ich wollt nur sagen, ihr zwei seid bestimmt völlig verschiedene Menschen. Beide toll und ... lieb ...« Das Wort lieb, kam eher glockenhell aus seinem Mund, weshalb er sich nochmal räusperte, ehe er weitersprach. »Also ich meinte damit, ...«

Katja lachte. »Hey ich will dich doch nur aufzieh'n Großer. Hab gemerkt, das du ein wenig schüchtern bist und ...«

»Ich bin nicht schüchtern.« , unterbrach er sie. »Wirklich nicht. Aber ... du guckst so ... bö-se.« Das wollte er nicht sagen. Verlegen biss er sich auf die Unterlippe.

»Dabei hat er noch nie dein böses Gesicht gesehen.« , lachte Sascha weiter.

»Nein also ... so war das nicht gemeint. Du hast zum Beispiel ... schöne Augen ... und die kommen besser zur Geltung, wenn du lächelst.«

»Ich hab also schöne Augen?!« Sie klimperte theaterreif damit herum.

»Nein. Also ... ja ... ich meine, die sind ... da wo sie sein sollen ... so ... richtig schön ... symmetrisch.«

Katja lachte und legte für eine kurze Zeit ihre Hand auf seinen Oberschenkel ab. »Ich mag dich. Du bist witzig.« Sie sah zu Sascha. »Der kann sich ruhig bei uns einreihen.« Sie stand auf und ging zurück zu ihrem Platz.

Plötzliches Klopfen an der Balkontüre unterbrach Vincents Gedankenkarussell, das nicht mal richtig beginnen konnte.

Sascha stand gemächlich auf, schob den Vorhang beiseite und reagierte dann blitzschnell, um die beiden reinzulassen, die triefendnass vom unvorhergesehen eintretenden Platzregen überrascht wurden.

Von dem Moment an wusste Vincent, dass er nun täglich mit all den Leuten aus der WG zu tun haben würde, denn Dags verliebter Blick sprach Bände.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWhere stories live. Discover now