𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟟𝟚

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Vincent schwankte ein wenig, als sie spät nachts zurück in die WG kamen.

Hannah hatte Katja gemailt, dass sie bei ihrem neuen eventuell-bald-Freund nächtigen würde.

Demzufolge hatten die zwei Sturmfreie, da Dag und Isabelle noch in Paris hingen.

Die Blondine vertrug mehr als er, weshalb sie im normalen Gang vorausging und dabei ihre Kleidung Schritt für Schritt fallen ließ.

Er sah ihr nach, als er sich die Schuhe im Flur auszog.

Sie verdrängte wieder alles. Wie sollte er da noch durchblicken, was genau in ihr vorging.

In der Bar Heavy Eddie, wo sie gewesen waren, hatte sie wild mit ihm herumgeknutscht. Davor hatte sie jedoch geweint, als sie sich abermals bei ihm bedankt hatte. Nicht nur weil er für sie da war, sondern auch das er als ihre Begleitung erschienen war.

Als der Alkohol noch so richtig bei ihr droppte, lallte sie sogar, wie gern sie damals ihn statt Pierre ihren Eltern vorgestellt hätte.

Irgendwie empfand er das in seiner Vorstellung als wohltuend. Und er hatte demnach zugegeben, dass er sie jetzt, wo er ihrer Familie kurz gegenüberstand, gerne auch mit seinen bekanntmachen würde.

Katja hatte demzufolge gelacht und gemeint, dass sich ab diesem Augenblick eh alles ändern würde.

Er wusste nicht was, aber es hatte sich positiv angehört.

Sie schaute von der Ecke her, nachdem sie dort verschwunden war und grinste. »Kommst du?«

Dass sie jetzt wieder unbesorgter schien, tat ihm gut. Vincent merkte, dass ihr Wohl ihm mehr am Herzen lag, als sein eigenes. Die Vorstellung, dass er sie quasi beschützt hatte, war wie Balsam für seine Seele. Irgendwie schöpfte er Kraft aus dieser Bindung mit ihr.

Ihm war klar, dass er wohl die einzige Person war, der Katja von vorne bis hinten kannte.

Und diese liebte er noch mehr als zuvor.

Da war wieder dieses Wort und ... dieses Gefühl.

War es doch das, was er dachte? Oder war er einfach beschwipst und seine Sinne spielten ihm einen Streich ... wie wenn man dachte, es kam noch eine Stufe und dann ins Leere trat.

In letzter Zeit kam es ja öfters vor, dass er solche Gedanken hatte. Irgendwas musste es doch bedeuten?

»Vincent.« , rief sie ihn.

Er beeilte sich, in ihr Zimmer zu kommen. »Bin schon da.«

»Was hältst du von ... dreizehn Geister?«

»Dreizehn, was?«

Sie präsentierte ihm eine DVD. »Sollen wir den gucken?«

»Jetzt?« Er sah, wie sie ihren Laptop herausholte.

»Ja. Ich brauch Blut. Und Matthew Lillard.«

»Du stehst auf Matthew Lillard? Guckst du deswegen so gerne Scream?« Er zog sich die Hose und sein Shirt aus.

Katja zuckte mit den Schultern. »Ich kann auch einen Leonardo DiCaprio Film bereitstellen.«

»Bitte nicht. Den Steppke will keiner sehen.«

»Gut. Vermerkt.« , sagte sie und tat so, als würde sie einen unsichtbaren Stift führen und damit etwas in die Luft schreiben. »Leonardos Gesicht wird niemals auf meinen Arsch tätowiert.«

»Den Lillard aber auch nicht.« , lachte er. »Sonst kannst du Doggy ab jetzt abschminken.«

Katja lachte direkt mit. Es tat wirklich gut, sie so zu sehen.

Er konnte ihre Vergangenheit nicht ändern, aber dafür ihre Gegenwart ... und Zukunft.

Mit Schwung schmiss er sich aufs Bett und bemerkte erst einmal wieder wie schwindelig ihm bisherig war. »Gibt's da viel ekliges zu sehen?« , fragte er sie. »Nicht das die Übelkeit bei mir noch Überhand gewinnt.«

Katja, nur noch in Unterwäsche schmiegte sich an ihn, nachdem sie erst einmal den Laptop auf seinen Unterkörper platziert hatte. »Nee keine Sorge.«

Ebendiese benötigte sie in einfachen Worten nicht, denn nach etwa zehn Minuten schlief er bereits ein.

Sie stoppte daraufhin den Film und legte den tragbaren Computer weg.

Ihr Handy nahm sie in die Hand, um die Uhrzeit zu checken, als ihr die Mail ihrer Mutter auffiel, die schon vor drei Stunden abgeschickt wurde.

- Sag mir bitte das dein bester Freund schwul ist. Sonst macht das alles keinen Sinn, so vertraut wie ihr Zwei dort wart.

Katja grunzte auf und antwortete erst gar nicht. Da sie morgen eh verkünden wollte, das sie nicht vorhatte mit Pierre zu gehen, würde per se das dann zu einem Gespräch werden.

Wozu also jetzt zwei daraus machen?!

Das Licht war bereits aus, daher legte sie sich einfach nur hin. Dieses Mal umarmte Vincent sie von hinten.

War er wach?

Sie nahm seine Hand und führte Selbige zu ihrem Mund, um diese zu küssen.

Alles würde ab jetzt perfekt laufen ... dessen war sie sich sicher.

»Ich liebe dich, Katja.« , hörte sie nuschelnd hinter sich, ehe er sie näher an sich zog.

Wie in einer Schockstarre versetzt bewegte sie sich nicht, während ihre Augen riesengroß waren.

Was hatte er gerade gesagt?

»Haha. Witzig.« , sagte sie absichtlich, doch er reagierte nicht. »Vincent?« Immer noch nichts.

Er schlief.

Ihr Herz hämmerte extrem in ihrer Brust, während sich trotz Panik eine angenehme Wärme in ihr ausbreitete.

Doch ...

Nichts an ihr war liebenswert. Wieso sagte er so etwas? Aber vielleicht ... vielleicht hatte er einen Traum, der gar nicht von ihr handelte.

Katja ...

Womöglich meinte er Katja Riemann? Oder Katja Ebstein?

Bei allem gebührenden Respekt, wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass er von einer Namensvetterin träumte?! Wie idiotisch von ihr.

Ihr wurde übel.

Warum?

Wieso musste das jetzt geschehen?

Immer wenn sie dachte, es würde alles reibungslos laufen, kam etwas Neues, das sie ... durcheinander brachte.

Das die Harmonie ... erschwerte.

Aber hatte sie denn eigentlich so etwas wie Frieden und Fröhlichkeit verdient?

Sie war es nicht mal wert, das dieser tolle Kerl neben ihr sowas für sie empfand. Wie konnte sie da überhaupt denken, Glück würde Part ihres Lebens sein.

Wie naiv sie doch war.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWhere stories live. Discover now