𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟡

91 15 0
                                    

»Hopp.« , sagte Vincent und schubste Katja in die Gondel des Riesenrads hinein.

Dag und Isabelle waren in der davor eingestiegen.

»Kommst du überhaupt hier rein, mit deinen langen Beinen?«

Er nahm neben ihr Platz. »Siehst du doch.« Er wartete, bis das Fahrgeschäft wackelnd nach oben stieg, dann sprach er weiter. »Also ... raus mit der Sprache.«

»Womit?« , fragte sie ihn.

»Du weißt schon.« Er stupste sie leicht an. »Warte ich zitiere dich eben im Bus, als wir hergefahren sind: Pierre ist ein Egoist, ein Idiot. Er ist ein Arschloch.«

»So habe ich das gar nicht gesagt.«

»Katja, wir sind alleine. Niemand hört dich. Was ist vorgefallen?«

»Nichts.«

Er warf ihr einen sturen Blick zu und stupste sie erneut an. »Ich bin es. Vincent. Mit mir kannst du reden.«

»Weiß ich. Will ich aber nicht.«

»Geht's dir denn gut?«

Sie sah ihn an.

Wieso machte er sich Sorgen? Es war nicht seine Aufgabe, sich um sie zu kümmern.

»Mir geht's blendend. Pierre kann mich mal.«

»Okay.« Er nahm es so hin. Mittlerweile kannte er sie so gut, dass er wusste, wann er besser nicht weiter in irgendwas herumbohren sollte. Auch wenn es ihn manchmal kitzelte.

Sie lehnte sich an ihn. »Warum geht man eigentlich eine Beziehung ein?«

»Ich weiß nicht.«

»Wann war deine Letzte?«

»Na ja. Ich hatte eine Beziehung, die ging zwei Jahre. Fünfzehn bis siebzehn. Seitdem ... ja seitdem, hab ich so keine gefunden, wo ich etwas Ernsteres wollte.«

»Wird das nicht eh total überschätzt?«

»Was meinst du?«

»Ja was macht eine Beziehung aus?« Sie nahm ihren Kopf zurück und sah ihn an. »Im Grunde ist es doch nur eine Person, mit der man die körperlichen Dinge auslebt, oder nicht?«

Vincent zuckte mit den Schultern und zeigte auf die Gondel vor denen. »Bei den beiden ...«

»Die vögeln auch viel.« , unterbrach Katja ihn. »Sogar ständig. Wie ich eben schon im Bus erwähnt hatte, die zwei haben mehr Sex als ich.«

»Die sind halt ... verliebt.«

»Die beschallen eher die WG.«

»Ach sei doch froh, dass du sie nur hörst.« , lachte er. »Ich hab beide vor Kurzem erwischt. Die hatten das Badezimmer nicht abgeschlossen und waren sehr sehr intim in der Dusche. Und da ihr ja keinen Duschvorhang habt, sondern diese idiotische Scheibe, konnte ich alles sehen, was ich nie sehen wollte.«

»Ist, als ob man seine Kinder dabei erwischt, oder?!« Sie lachte ebenfalls.

»Das Bild hat mich den ganzen Tag verfolgt, wie er da vor ihr kniete ...«

»Vor ihr kniete?«

»Ja. Er hat es ihr gerade ... du weißt schon.«

Sie stupste ihn an und die Gondel schaukelte dabei hin und her. »Sprich es doch aus.«

Vincent hielt sich den Zeigefinger und Mittelfinger wie ein V vor die Lippen und wackelte mit der Zunge hin und her.

Katja lachte. »Also ich hab's besser drauf.« , sagte sie und machte dasselbe.

»Du hast voll die lange Zunge. Ist mir ja noch gar nicht aufgefallen.«

»Auch nicht beim Küssen?« , lachte sie weiterhin.

»Na ja, du hast mir damit nicht an den Mandeln herumgekitzelt.« , sagte er. »Und was heißt hier besser? Ich hab gerade nicht gezeigt, wie ich es in echt mache.«

»Solltest du mir aber vielleicht mal demonstrieren.« Sie ließ ihre Augenbrauen auf- und abhüpfen.

»Du schon wieder.«

»Ich meinte doch nicht an meiner Auster mit wunderschöner Perle in der Mitte. Wenn wir zu Hause sind, zeigst du es mir mal an 'ner ... Orange, oder so.«

»Ich lecke hier mit Sicherheit keine Orange für dich. Oder wolltest du eine Banane für mich lutschen?«

»Spielverderber.«

»Aber hey, wo wir jetzt gerade mal beim Thema wären ... was meinst du mit, du hast es besser drauf? Hattest du schon mal etwas mit 'nem Mädchen?«

Sie zuckte mit den Schultern. »Ja, aber war ein Dreier. Sie war halt ... dabei, sage ich jetzt mal.«

»Und du hast bei ihr ...?«

»Nein.« Sie schnaufte ein Lachen. »Ich hab gerade nur deine Frage beantwortet, ob ich schon mal etwas mit einem Mädchen hatte.«

»Okay. Sie hat also bei dir ...?«

»Ich wurde regelrecht verwöhnt in dieser Nacht.« Sie nickte und grinste ihn an. »Aber meine Zunge umsorgt andere Dinge, um deine andere Frage zu beantworten. Und da kann die auch sehr gut ... flattern.«

»Wow. Ich hatte noch nie etwas mit zwei Personen, also ... ich mein Mädchen, weil ... ist das komisch, wenn ich sage, ich würde nicht noch einen Typen dabei haben wollen?«

»Nein. Die meisten Typen, mögen es doch eh eher, wenn sie Weibern dabei zugucken können.«

Er fand es mal wieder faszinierend, wie locker er mit ihr über dieses Thema sprechen konnte. »Ja dann verstehen wir uns ja.« Er hielt ihr die Faust hin, die sie mit ihrer eigenen kurz berührte.

»Trotzdem hast du eine richtig lange Zunge.« , lachte er noch.

»Du solltest sie mal in Aktion betrachten ... bei einem Zungentornado mit Doppelhand-Vakuum Kombination.« Sie streckte ihren Lappen heraus und lachte ebenso.

Vincent betrachtete sie, wie sie lächelnd hinab sah, als sie oben angekommen waren.

Er wusste nicht, ob ihr die Sache mit Pierre auf den Magen geschlagen war, aber wenn dem der Fall war, war er sich sicher, dass er sie jetzt ein wenig auf andere Gedanken gebracht hatte und aufmuntern konnte.

Das machte ihn irgendwie glücklich zu wissen, dass er in der Lage dazu war, sie von idiotischen Eingebungen zu befreien.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt