𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟠𝟠

55 12 0
                                    

Statt im Schlafzimmer saß Vincent in einem Wohnzimmer auf einem Big-Sofa, während Kata den Raum verlassen hatte.

Er grübelte, nachdem er bereits am Eingang die Schuhe hatte ausziehen müssen, sich nach hinten zu lehnen, wusste jedoch nicht, ob das zu forsch rüberkommen würde. Daher entschied er am Rand sitzen zu bleiben.

Sie war jetzt schon länger weg und er überlegte, ob sie auch zu der Sorte gehörte, die sich in irgendein Outfit zwang, um ihn zu reizen.

Er sah sich um. Sie wohnte nicht allein. Das hatte er bereits an der Klingel gesehen. Ihr Alter hatte er dieses Mal auch direkt abgecheckt. Sie war neunzehn. Irgendwie hatte er sie auf Mitte zwanzig geschätzt.

Wo er war, wusste er ebenfalls. Denn sie hatte nicht mit ihm rumgeknutscht, sondern von ihrer Kindheit erzählt, als sie mit der Bahn hergefahren waren.

Dag hatte sich zwischenzeitlich auch bei ihm gemeldet. Er meinte, es wäre alles wieder in Ordnung. Isabelle hätte sich wiederkehrend beruhigt. Bei ihr war wohl derzeit eine Panik innerlich, er könnte sie verlassen, woraufhin Dag dann mit der Sprache herausgerückt war, dass er eine Familie mit ihr haben wollte. Ende gut, alles gut.

»Falls gleich einer meiner Mitbewohner kommt, dann sagst du bitte, dass wir uns schon ewig lang kennen, okay?!« , hörte er Kata rufen.

»Ehm ... klar ... okay.«

»Weil eigentlich nehme ich keinen mit nach Hause. Aber bei dir habe ich voll das gute Gefühl gehabt. Verstehst du?«

Er runzelte die Stirn. »Ja.«

Was sollte er auch sonst darauf antworten?

Und schon erschien sie im Wohnzimmer ... mit zwei Tassen in der Hand. »Milch? Zucker?«

Perplex nahm er den Kaffee entgegen.

Sie wollte echt nur mit ihm etwas trinken ...

Kata setzte sich neben ihm hin, während er den Kaffee auf den Tisch stellte. »Was ist die seltsamste Seite des Internets, in die du jemals gestolpert bist?« , fragte sie ihn.

»Was?«

Sie lachte. »Sorry, mir fiel jetzt nichts anderes ein, um das Gespräch zu lockern.«

»Mir fällt darauf auch nichts ein.« , erwiderte er.

»Wenn du auf einer verlassenen Insel festsitzen würdest, welche drei Filme würdest du mitnehmen und warum?« , startete sie erneut.

Vincent musste lachen. »Wird das hier ein Interview?«

Sie legte verlegen die Hände vors Gesicht. »Du hältst mich bestimmt für irre, oder?«

»Nein, echt nicht.« Er musste irgendwie weiter lachen. Auf irgendeine Art fand er ihr zurückhaltendes Wesen gerade süß. »Du willst also ... reden?!«

»Natürlich. Hab ich doch gesagt. Was dachtest du denn?« , fragte sie und sah ihn dann erschrocken an. »Dachtest du, ich wäre so Eine, die Typen mit nach Hause nimmt, um ...« Erneut legte sie sich die Hände vors Gesicht.

»Nein, nein.« , log er. »Ich wollte jetzt nur wissen, ob ich mir ein Thema ausdenken soll.«

»Ja. Vielleicht bist du besser darin.« Genierlich strich sie sich einige Haare hinter ihr Ohr.

»Was sind deine Hobbys?«

»Ich liebe lange Autofahrten, aber nichts ist besser als eine Morgenwanderung. Magst du so etwas?« , erzählte sie.

»Joa. Also so durch die Natur ...«

Sie strahlte und fiel ihm ins Wort. »Wir können das gerne mal machen, wenn du Lust drauf hast.«

Vincent wusste nicht, wie er antworten sollte. Das Mädchen wollte ihn wirklich so richtig kennenlernen. »Können wir ja ma' schau'n.« Er lächelte dabei, weil er nicht wollte, dass sie merkte, wie unsicher er darüber war.

Sex gut und schön, aber jetzt, wo es darauf ankam, dass allem Anschein nach eine ihn eventuell für mehr wollte, machte ihm das doch ein wenig ... Angst.

»Seit wann bist du Single?« , fragte sie ihn.

Was sollte er antworten?

Seine letzte Beziehung war Ewigkeiten her. Das mit Katja fühlte sich trotzdem mehr nach einem Liebesverhältnis an, als die davor. »Ein paar Monate. Fast ein Jahr.« , antwortete er, als er nachrechnete, wie lange sie bereits weg war.

»Meine, zwei Jahre. Die hielt auch nur fast ein Jahr.«

»Okay.«

»Ich dachte erst, als du dem Mädchen hinterher bist, die geweint hat, das sie deine Freundin wäre.«

»Isabelle? Nee. Sie ist die Freundin von meinem besten Freund.«

»Ich find es nett, wie du ... geholfen hast.«

Vincent lächelte. »Klar. So machen wir das halt.«

»Was ist denn dein Hobby?«

»Musik.« , antwortete er kurz und knapp.

»Möchtest du mal Kinder?«

Erschrocken sah er sie an. »Ehm ...«

»Zu früh?« Sie verzog ihr Gesicht. »Sorry. Ich ... ich will dich halt ... kennenlernen. Und ... da gehört doch auch so etwas dazu, oder? Weil ... stell dir mal vor, wir würden zusammenkommen und haben nicht dieselbe Zukunftsvorstellung ... das wäre doch zum Scheitern verurteilt.«

»Ehm ...« , kam wieder aus ihm. »Ich ...«

Wieso schaffte er es nicht? Sie schien nett zu sein. Warum sollte er sich nicht auf ein normales weiteres Kennenlernen einlassen?

Katja war weg.

Er musste endlich damit abschließen.

Sie hatte schließlich auch mit ihm abgeschlossen ... und das bereits vor einer längeren Zeit.

»Ich weiß nicht. Vielleicht will ich später mal eins. Derzeit habe ich aber nicht so den Drang danach.« , antwortete er nach einer kurzen Pause.

Kata lächelte, weil er nun doch auf das Thema eingegangen war. »Ich hätte gerne viele. Ich bin Einzelkind, weißt du ... und das fand ich immer sooooo langweilig.« , begann sie. »Ich habe im Freundeskreis schon alles gehört. Viele sagen, eins. Bloß nicht mehr. Ein Kind, dem man alles geben kann und für das man hundert Prozent da sein kann. Wieder andere meinen, mindestens zwei. Erst letzte Woche erzählte mir, Jessi, eine Freundin von mir, das sei das Einzige, was sie ihren Eltern vorwerfe, dass sie kein Kind mehr bekommen haben und sie ein Einzelkind ist. Genauso seh' ich das auch.«

Vincent tat interessiert und nickte.

Dabei fiel ihm jedoch sofort wieder auf, dass er das hier nicht wollte. Er strebte keine Beziehung an ... zumindest nicht mit ihr.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt