𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟜

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»... nee und dann hab ich gerade gefragt, wie sie heißt, als ...« Vincent drehte sich um, als er merkte, dass sein bester Freund Dag unerwartet und plötzlich stehengeblieben war. »Was's los?« Er sah den dunkelhaarigen gelockten Gefolgsmann seines Lebens an.

Dag hingegen achtete gar nicht auf den großen Blonden vor ihm, sondern blickte stirnrunzelnd auf die Türe, die sich rechts von ihm befand. »Hörst du das?«

Vincent runzelte die Stirn und lauschte. »Ja. Da hat jemand einen guten Musikgeschmack.« Er ging weiter, blieb jedoch stehen, als er registrierte das sein Freund weiterhin stehenblieb und dem Gesang zuhörte, der aus Andis Bar stammte.

Junimond von Rio Reiser sang eine weiblich gutklingende Stimme.

»Dag? Kommst du?«

»Warte.« Er hielt seine Hand nach oben, als würde dies Vincent davon abhalten sich zu bewegen. »Lass uns reingeh'n.«

»Zu Andi?« Er sah auf den Eingang. Er kannte den Laden gut. Schließlich war sein Vater gut befreundet mit dem Besitzer und seinem Bruder Christian. Und das ein oder andere Mal hatte er bereits mit Dag dort abgehangen. »Warum?«

»Na ... deswegen.« Dag zeigte in die Luft und anschließend auf seine Ohren.

»Du willst wissen, welches Vögelchen da zwitschert?!«

»Unbedingt.«

Vincent rollte mit den Augen. »Ja dann komm.«

Dag fackelte nicht lang und rannte als Erstes in das Gebäude hinein, blieb des Weiteren jedoch vor der Türe stehen und befeuchtete sich ein wenig nervös die Lippen.

»Worauf wartest du?« Vincent sah ihn an. »Soll ich dem werten Herrn jetzt noch die Türe öffnen?«

»Nein, aber ... ich hab' voll das seltsame Gefühl.«

»Was für ein Gefühl?«

»Keine Ahnung. Kennst du diesen Druck im Magen, wenn du an die Tafel musst, obwohl du die Stunde über gepennt hast?« Dag sprach direkt weiter. »Das habe ich ... nur verstärkter.«

Vincent nahm die Klinke in die Hand und zog dran. Sofort wurde der akustische Klang des Gesangs lauter. »Mach' dir nicht ins Hemd. Was soll hier schon geschehen? Eine Ansprache, zu einem dir nicht bekannten Thema, wirst du schon nicht halten müssen.«

Er ging zuerst rein und zog Dag anhand seines T-Shirts mit hinein. Es war rappelvoll und sie steuerten daher erst einmal die Theke rechts von ihnen an.

Die Hand seines Freundes hielt plötzlich Vincents Unterarm fest. »Wow. Sie ist ... wow.«

Er sah direkt Richtung Bühne und schaute auf die Gitarristin, statt auf die Sängerin. Was wohl damit zusammenhing, das er eher auf Blondinen abfuhr. »Ja.« , sagte er unbewusst.

»Nein ehrlich Vince. Sie hat eine Stimme ... die ist ... und sie sieht dazu noch ... schau' sie dir an.« Dag rüttelte an ihm.

Nun drehte Vincent seinen Kopf eine Winzigkeit und blickte auf die Sängerin der Band. Hüftjeans, Nietengürtel, weißes Top, dunkle Haare ... im Grunde genau Dags Typ. »Ja dann ... warte, bis sie fertig sind, und dann sprichst du sie an.«

»Hast du 'ne Macke oder was?!«

»Wieso?«

»Ich kann doch nicht einfach hin.«

»Wieso nich'?«

»Und dann?«

Vincent zuckte mit den Achseln. »Du wolltest doch hier rein.«

»Ey Jungs. Was verschafft mir die Ehre?« , erklang Andis Stimme hinter der Theke.

»Hey.« , begrüßte der große Blonde ihn zuerst, während sein Freund weiterhin auf die Sängerin sah, die gerade den Song beendete.

»Bleibt ihr? Wollt ihr 'was trinken?«

Vincent blickte zu Dag, der gar nicht auf die Idee kam von der Bühne wegzusehen. »Ehm. Klar. Gib ma' zwei Bierchen.«

Andi füllte die Gläser und reichte sie ihm. Vincent übergab Dag das seinige, der immer noch nur das Geschehen, beziehungsweise, auf die Dunkelhaarige auf dem Podium achtete.

Sie zog aus einem Eimer ein Blättchen und begann kurz danach Genie in a Bottle von Christina Aguilera zu singen. Ihr Blick fiel plötzlich ebenso auf Dag und sie versemmelte dadurch die erste Strophe.

Vincent stupste seinen Freund an. »Da hast du den Salat. Jetzt hast du sie dazu gebracht, an der Tafel zu stehen.«

»Haha witzig.« Dag drehte sich flink um und trank anschließend von seinem Bier. »Meinst du, sie hat mich gerade gesehen?«

»Nein Dag. Sie hat durch dich hindurchgeschaut und den Tresen bewundert.« , sprach er voller Sarkasmus.

Sein Freund warf ihm einen bedeutsamen Blick zu, ehe er sich wieder umdrehte und zu ihr sah. »Sie sieht toll aus, oder?«

Vincent sah ebenfalls hin, jedoch abermals auf die blonde Gitarristin in ihrer engen schwarzen Hüftjeans und dem bauchfreien gelb-schwarz gestreiften Oberteil. Ein wenig erinnerte sie ihn damit an eine Biene und er musste vor sich hergrinsen, als er sie sich mit Fühlern auf dem Kopf und Flügelchen am Rücken vorstellte, bis sie unvermutet zu ihm sah und die Stirn runzelte.

Erschrocken sah er weg. Irgendwie hatte sie so einen autoritären Blick drauf und er kam sich direkt vor wie ein kleiner Schuljunge, der gerade von der Lehrerin beim Spicken erwischt wurde.

Bloß kein Blickkontakt mehr.

Wie im Unterricht .... wenn der Lehrer fragt, wer die Antwort weiß und man demonstrativ im Rucksack kramte, um etwas zu suchen, was gar nicht existierte oder aber den Ausblick aus dem Fenster bevorzugte.

»Wir müssen unbedingt öfters herkommen.« , schwärmte zwischenzeitlich sein Freund.

Vincent war klar, dass er Dag davon nicht abbringen konnte, denn dieser hatte sich anscheinend Hals über Kopf in die Sängerin verguckt, was seine Mimik und Gestik mehr als hervorbrachte.

Er sah nun doch wie gehabt zur Bühne, vermied jedoch den Blick auf die Blondine. Die Dunkelhaarige blickte ebenfalls immer wieder rüber zu Dag und lächelte verlegen.

Vincent trank an seinem Bier und bestellte bei Andi nochmal zwei Stück. Ihm war, nachdem was er dort sah, mehr als bewusst, dass sie ab jetzt wohl öfters in diese Bar gehen würden.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWhere stories live. Discover now