𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟚𝟚

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Es war schon hell, als sie endlich am richtigen Ort angekommen waren.

Ihre erste Station war David. Isabelles Ex, der in der Zwischenzeit herausbekommen sollte - und wollte - , wo sie hingebracht wurde.

Auf der Fahrt hierher, hatten sie noch einige Sachen über Isabelle erfahren, die Sascha ihnen mitgeteilt hatte.

Nicht nur über das ganze Geld, welches ihre Eltern besaßen, sondern auch, was für ein Arsch ihr Bruder Moritz war.

Sascha erzählte ihnen zusätzlich den Grund, weshalb Isabelle auf die öffentliche Schule gewechselt hatte, auf der er zu der Zeit gewesen war und wodurch beide Freunde geworden waren.

Dag hatte sich aufgeregt, dass so ein Lehrer, der ihr absichtlich an den Po gelangt hatte, keine Strafe dafür bekam, während sie von der Schule verwiesen wurde, weil sie ihn geschlagen hatte.

Katja war ein wenig stolz auf ihre Freundin, wegen dieser Aktion, denn sie wusste genau, wie es sich anfühlte, berührt zu werden, ohne das man es wollte. Doch dies gehörte nicht zu einem Gesprächsthema, das sie jemals mit jemanden führen wollte.

Sie stand alleine für sich ein. Damals sowie heute.

Wie von selbst kraulte sie plötzlich Vincents Nacken, der vor ihr auf dem Beifahrersitz hockte. »Sind wir bald mal endlich da?« , fragte sie Sascha, der den grünlichen VW Bus fuhr.

»Ja. Wir müssen hier einen Parkplatz suchen.« , antwortete er und sah sich um, während sie über eine kleine Erhöhung nach der anderen rollten.

»Boah hier darfst du aber auch nicht mit 'nem Taxi nach Hause kommen, wenn du hackedicht bist.«, sprach sie, als sie wiederholt über eine Bodenerhebung hopsten.

»Dann kotz mir nich' in den Nacken.« , meinte Vincent dazu und spürte kurz danach Katjas flache Hand auf dem Hinterkopf. »Hey.«

»Bin ich betrunken?«

»Weiß man bei dir nie ... du Schluckspecht.« Er zuckte vorsichtshalber schonmal zusammen, doch sie schlug dieses Mal nicht zu, stattdessen legte sie ihre Hände auf seine Schultern und massierte diese, dabei rutschte sie näher.

»So schnell würgt der Schluckspecht nicht.« , sprach sie leise in sein Ohr.

Vincent lachte und schüttelte den Kopf. Zum Glück hatten die zwei anderen das nicht gehört, die würden da nur etwas hineininterpretieren, was wahrlich nicht vorhanden war.

Einfach nur Unsinnes zwischen zwei Freunde ... mehr auch nicht.

»Hast du etwas zu schreiben?« , fragte Sascha ihn und er schaute sich direkt um, nachdem Katja ihn losließ. Im Handschuhfach fand er schließlich einen alten Block und einen Kugelschreiber, der nach mehrmaligen hin- und herkritzeln Farbe hergab.

Sascha schmierte seine Handynummer auf das Papier und legte diese sichtbar an die Frontscheibe. Denn er fand einfach keinen Parkplatz und stellte deshalb den VW Bus vor einer Garage ab.

David, groß, schlank und schwarzes Haar, welches ihm bis zu den Schultern reichte, hieß alle freundlich willkommen, als sie bei ihm in der Wohnung ankamen, und stellte zeitgleich auch direkt seine Freundin Wölkchen vor, die viel kleiner war als er und einen weißblonden Buzzcut besaß.

Er erzählte ihnen anschließend, dass Isabelle in das neue Anwesen ihres Bruders überbracht wurde und das es wohl damit zusammenhängen könnte, da er sie mehr auf die Knie zwingen könnte, und somit das zu tun, was die Familie als richtig ansah.

Nachdem er Dags Nase erblickte und die Geschichte dazu hörte präsentierte David seinen Hinterkopf und die große Narbe, die dort zu sehen war. Eine Glasflasche, die Isabelles Bruder ihm über den Kopf gezogen hatte, war daran Schuld.

»Hört mal Leute, ich finde es ja toll, das wir jetzt hier sitzen und ...« Dag druckste und sammelte andere Wörter. »Seid mir bitte nicht böse, aber könnten wir voranmachen. Ich will meine Freundin wieder bei mir haben. Ich will nicht mehr darüber nachdenken, was dieser Wichser für psychische Störungen an ihr auslässt. Ich will sie einfach in Sicherheit haben. Bei mir.«

»Ich weiß.« Den Rücken stärkend lächelte David ihm zu. »Aber Sasa ist tough. Glaub mir. Die lässt sich nicht so leicht von ihm unterbuttern.«

Sasa war Davids Spitzname für seine Ex-Freundin, den er noch heute nutzte. Dag hatte damit kein Problem. Von Isabelle wusste er bereits über ihre Freundschaft, die bestehen geblieben war. Im Grunde sah er ihn nicht als Konkurrenten an.

»Ich weiß. Trotzdem will ich nicht, dass sie noch eine Minute länger bei ihm bleibt.«

»Meine Brüder waren schon vor der Villa.« , sagte Wölkchen. »Da wird es schwer reinzukommen, weil der ein geschlossenes Anwesen besitzt.«

»Wir müssen also einen Plan entwick...«

»Ey sorry Leute, aber ich gebe einen Fick auf euren Plan.« Dag unterbrach Sascha schroff und sprang auf. »Hier geht es nicht um einen Einbruch. Ich trete dem die Türe ein, hole mir mein Mädchen und gehe wieder ... Ah, nein. Ich vergaß. Vorher breche ich ihm noch die Nase.«

Vincent konnte ihn verstehen. Er war sauer und machte sich durch die ganzen Geschichten mehr und mehr Sorgen. Sascha und David waren sich halt einig, dass Moritz selbst vor Isabelle seine Handgreiflichkeiten nicht sein lassen würde.

Hatte er jedenfalls noch nie getan.

Für diesen Typen war das Schlimmste überhaupt, wenn man ihn blamierte. Seinen Namen durch den Dreck zog. Und das tat seine kleine Schwester in seinen Augen. Nicht nur wegen ihrer Freunde, sondern auch, weil sie nicht das Leben bevorzugte, was ihr dargeboten wurde.

Vincent wusste, dass Dag Isabelle einen Kaugummiautomaten-Ring unfreiwillig geschenkt hatte. Auf der Kirmes hatte er einen Ball gewonnen und in diesem war der Ring versteckt.

Sein bester Freund hatte ihm erzählt, wie happy sie über dieses Schmuckstück war. Dies zeigte, dass sie wahrlich nicht materiell eingestellt war, obwohl sie im Grunde mit einem goldenen Löffel im Mund aufgewachsen war.

Vincent erinnerte sich an seine eine Beziehung. Das Mädchen, Karin mit Namen, verlangte einen Ring aus echtem Gold, als sie ein Jahr zusammen waren. Nachdem er das nicht getan hatte, war sie sauer, weshalb die Liaison danach eher nur noch eine Fahrt hinab war.

Okay, das hieß nicht, dass alle Mädchen gleich waren, und für eine Besondere würde er auch gerne viel Geld ausgeben, um ihr etwas Schönes zu kaufen, aber ... dass er je so eine finden würde, empfand er derzeit als Fiktion.

Dag war sich zumindest sicher, dass er Isabelle irgendwann, wenn er genug gespart hätte, einen mit mehr Wert holen wollte. Dabei wusste er nicht, wie viel dieser jetzige Ring in den Augen seiner Freundin als kostbar angesehen wurde.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWhere stories live. Discover now