𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟠

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Vincent sprach Dag Mut zu.

Nachdem Isabelle ihn nach seinem Toilettengang abgefangen hatte und sein Freund beide nicht aus den Augen ließ, musste er schließlich mit der Wahrheit herausrücken. Denn Dag malte sich sofort Dinge aus, dass er ihm hinterrücks sein Mädchen, beziehungsweise jene auf die er ein Auge gelegt hatte, klauen wollte.

Selbstverständlich baute er seine Zauberstory ihm gegenüber ein wenig um. Er erzählte, er hätte Isabelle zufällig getroffen und das sie dieses Gespräch auf ein Treffen gelenkt hatte, um zuzugeben, das sie damit gerne seinen besten Freund näher kennenlernen würde.

Dag hatte dadurch neuen Mut gewonnen ... bis zum jetzigen Moment, wo die Band den letzten Song des Abends beendete. Genau in diesem Augenblick bekam er wiederholt Bedenken, er könnte irgendwas versemmeln.

»Hey, der erste Schritt ist getan. Sie will dich kennenlernen, also mach dir nicht ins Hemd.« , sprach Vincent auf ihn ein.

»Und wenn ich mich wie ein Idiot verhalte?«

»Dann lernt sie dich doch authentisch genug kennen. Bist ja schließlich einer.« , witzelte er.

»Hey, ich bin Sascha.« , stellte Isabelles Jugendfreund sich bei Dag vor, denn Vincent hatte er ja bereits am Morgen kennengelernt. Natürlich reichte er ihm ebenso nochmal die Hand.

»Ich bin Dag.«

»Ich weiß. Oben fällt, seit wir deinem Freund hier begegnet sind, so gut wie kein anderer Name mehr. Aber verrate Isabelle nicht, dass ich mich darüber so geäußert habe. Sie killt mich sonst.« , lachte Sascha.

Dag, der aufgrund dessen abermals neuen Mut geschöpft hatte, grinste verlegen. »Nein, keine Sorge. Mach' ich nich'.«

»Lasst uns draußen im Flur warten. Da ist es ruhiger und das Vorstellen wird dann bestimmt einfacher laufen.« , schlug er vor und Vincent und Dag nickten daraufhin, ehe sie ihm folgten.

»Ist sie ... eher ruhig, oder ... ich weiß nich', weil auf der Bühne zeigt sie sehr viel Selbstbewusstsein und ...?!« , begann der Lockenkopf zu fragen, als sie im Flur standen.

»Nur auf der Bühne.« , unterbrach Sascha ihn. »Aber du wirst sie mit Sicherheit mögen. Sie ist im Grunde immer lieb und ...«

»Nicht wie die Blonde.« Vincent wusste gar nicht, wieso er das gerade sagen musste und hoffte, dass beide es nicht mitbekommen hatten, doch Sascha ging ohne Umwege lachend drauf ein.

»Katja? Katja ist ... saucool. Ein bisschen zu direkt, aber witzig ... Keine Sorge, niemand wird euch oben umbringen.«

Vincent lächelte unbeholfen und nickte daraufhin nur. »Ehm, wissen die anderen denn, das wir hier auf sie warten?«

Dag näherte sich direkt der Türe. »Vielleicht sollten wir uns besser nochmal zeigen, damit ...«

Rumms.

Schon traf ihn die mit Schwung entgegenkommende Türe ins Gesicht.

»Oh mein Gott das tut mir leid.« , kreischte Isabelle, als sie bemerkte, was sie getan hatte.

Dag hielt sich in der Zeit die schmerzende Nase fest.

»Ladys und Gentlemen, das ist Isabelle, wie sie leibt und lebt.« Präsentierend stellte sich Sascha neben sie.

»Lass mich mal sehen. Hab ich dir sehr wehgetan?« Dag nahm die Hände runter und ein wenig Blut tropfte hinab zu seinen Lippen. »Oh Gott. Das wollte ich wirklich nicht.« Ihr jammernder Ton blieb.

Die Türe öffnete sich abermals. Tina und Katja traten in den Flur.

»Was ist denn hier passiert?« , fragte Tina. Flink zog sie ein Taschentuch aus ihrer Tasche und hielt es Dag hin. Isabelle nahm es jedoch direkt an sich und tupfte damit ein wenig Blut weg.

»Isabelle hat ihn ... KO geschlagen.« , informierte Sascha sie.

»Das war nicht extra.« , beteuerte diese auf der Stelle.

»Du hast ihn regelrecht umgehauen wa'.« Katja stupste sie lachend mit ihrem Ellbogen an.

Vincent musste ebenfalls grinsen.

»Ist schon okay.« , meinte Dag mit einem Lächeln, das er einzig und allein für Isabelle übrig hatte. »Mir geht's gut.«

»Jetzt wo wir den ersten Stein zum rollen gebracht haben, können wir ja auch nach oben. Da kannste dir was Eis auf den Nacken packen.« , meinte Sascha zu ihm.

Vincent musste dem Recht geben. Auch wenn es bestimmt scheiße weh getan hatte, brauchte Dag sich darüber, jetzt keine Gedanken mehr machen, denn die ersten Worte zwischen beiden waren gefallen.

Er erkundigte sich trotz allem abermals bei Dag, ob wirklich alles okay war, ehe sie dann den Weg nach oben anstrebten.

Die Blondine drängte sich sofort an Vincent vorbei und drehte sich auf der Stufe vor ihm unverzüglich um. »Ich bin Katja.«

Überrumpelt sah er sie mit großen Augen an, bevor er ihr die Hand reichte. »Vincent.«

»Ich weiß.« , sagte sie und legte den Kopf mehr seitlich. »Hör zu, ich find's gut, dass du die Sache ein wenig angeschubst hast, aber ich hoffe, dass hier keiner ein Spielchen mit ihr spielt.« Ihr Ton war leiser geworden, jedoch zuckersüß. Wie ein Mafiaboss, der einem gerade erzählt, dass wenn er scheiße baut, er danach mit den Fischen schlafen würde.

»Nein. Nein. Keine Sorge.«

»Gut.« Sie machte kehrt und flanierte hinauf.

Vincent blickte kurz auf ihren Fantasien auslösenden Hintern, ehe er sich dann doch dazu entschied, lieber die Wand anzustarren, als er hochging. Er stellte sich für einen Moment nämlich vor, das sie wie ein B-Movie Monster versteckte Augen auf dem Hinterkopf haben würde, mit denen sie ihn heimlich beobachtete.

Oben angekommen steuerte Sascha mit den Jungs auf Anhieb den Balkon an, als sie durch das Wohnzimmer vorbei an einer kleinen Küche gingen, die dort direkt angrenzte, bei der Isabelle abstoppte und ein Kühlpack aus dem Kühlschrank holte.

Katja ging zu ihr, während sich Tina für den Abend verabschiedete und sich in ihr Zimmer verkroch.

Sascha wies den beiden draußen je Plätze zu.

»Wir machen übrigens auch Musik. Wir sind hier bei Andi sogar auch mal aufgetreten.« , sagte Vincent, damit sein Freund ebenso eventuell ein Thema finden könnte, ohne daran zu denken, wie nervös er immer noch war.

»Echt? Das ist ja cool. Welche Richtung?«

Beide sahen sich an. »Na ja. Wir haben keine bestimmte Richtung. Wir machen das, worauf wir gerade Bock haben.«

»Sind wir ... nur zu fünft jetzt?« , fragte Dag.

»Meine Freundin ist gleich noch mit Freunden verabredet, deswegen ist sie jetzt nicht dabei.« , erklärte er Leas Abwesenheit.

Dag besah sich das Tuch in seiner Hand. Es war bereits viel weniger geworden. »Ist ja nicht schlimm.« , meinte er.

»Nein, ich weiß. Dir geht es schließlich nur um eine Person.« Er grinste breit. »Sie ist wirklich lieb.«

»Schlimmer kann's nich' mehr werden.« , meinte Vincent dem noch hinzuzufügen.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt