𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟘𝟝

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»Du sollst mehr Essen und damit meinte der Arzt nicht, das du Eisklümpchen lutschen sollst.« Katja nahm Isabelle den gefrorenen Wasserklumpen aus der Hand. »Setz dich hin. Hannah kommt gleich und dann frühstücken wir erstmal in Ruhe.«

Widerwillig setzte sie sich an den kleinen runden Esstisch.

»Hast du denn gut geschlafen?« , fragte die Blondine und ließ sich auf den Stuhl neben sie fallen.

»Besser als im Krankenhaus.« , antwortete sie.

Katja schüttete sich einen Kaffee ein, als es an der Haustüre klingelte. »Ah endlich.« Sie stand auf und wieselte hin. »Was bummelst du so lang?«

»Isabelle hat mir geschrieben, das ich Eis mitbringen soll.« , gab Hannah von sich.

Katja schob sich mehr nach hinten und sah ihre Freundin mit zusammengekniffenen Augen an. »Noch mehr Eis?«

»Ich mag das halt.«

»Du bist echt nicht normal. Du kannst dich doch nicht nur von Eis ernähren.« Trotz ihrer Äußerung stellte Katja das Eis ins Gefrierfach ihres Kühlschranks.

Hannah setzte sich an den Tisch. »Wie geht es dir heute?«

»Joa etwas besser.«

»Ich war gestern Abend bei dem Auftritt der Jungs.« , sagte sie plötzlich und unerwartet.

»Stopp.« , rief Katja und lief zurück zum Tisch. »Wir hatten uns darauf geeinigt. Du bist still. Isabelle soll sich nicht aufregen.«

Nachdem sie ihre Freundin, nach der Sichtung Nicoles, heulend in ihre Behausung gebracht hatte, und diese zur Toilette ging, hatte sie bemerkt, das sie ein wenig Blut in ihrem Slip hatte.

Selbstverständlich hatte Katja sie sofort ins Krankenhaus gefahren, wo man zum Glück nichts Schlimmes feststellen konnte und man den beiden zeigte, das es dem Kind gutginge.

Die Schmierblutung war durch psychischen Stress entstanden, wie der Arzt später erklärte und bat deshalb, dass die Schwangere Ruhe benötigte. Worauf Katja sehr erpicht war, das sie diese auch bekam.

Es war ein seltsames Gefühl für sie zu sehen, wie das kleine Wesen in Isabelles Bauch sich bewegte, als sie mit bei der Untersuchung dabei war.

Und irgendwie fand sie in dem Moment ein wenig Betrübnis, dass bei ihr damals doch alles anders gelaufen war. Eventuell war das die einzige Chance in ihrem Leben gewesen, eine Mutter zu werden.

Jetzt in ihrer Wohnung sah sie es jedoch wieder realistisch. Ein Kind bedeutete so viel mehr ... dem wäre sie gar nicht gewachsen.

»Das sagst du, aber ich bin der Meinung, das diese Scheiße langsam enden muss. Das kann so nicht weitergehen.« Hannah hatte natürlich keine Lust mehr auf all das.

»Sie soll sich nicht aufregen.« , sprach Katja wie gehabt.

Ihre Freundin ging jedoch gar nicht darauf ein, sondern drehte sich mehr zu Isabelle. »Hast du vor das auf ewig zu verheimlichen und ihm für immer aus dem Wege zu gehen?« Die werdende Mutter schüttelte stumm den Kopf. »Dann mach es endlich. Red' mit ihm.«

Wiederholtes Kopfschütteln.

»Lass sie das alleine entscheiden.« , meinte Katja.

»Nein. Beiden geht es scheiße.« Sie knallte ihr Handy auf den Tisch. »Schau dir das letzte aufgenommene Video an. Es ist von gestern.«

»Nein macht sie nicht.« Katja versuchte, das Mobiltelefon an sich zu nehmen, dennoch war Hannah schneller.

»Du hast doch gerade selber gesagt, sie solle allein entscheiden. Also ... es ist Isabelles Entscheidung.«

»Isabelle mach das nicht, okay. Ich kenne das Video. Bitte.« Katja hatte zu viel Panik, dass sie sich sonst wieder aufregen würde.

Abwechselnd fiel jedoch ihr Blick nun von einer zur anderen Freundin, bis sie dann schließlich ihre Handfläche hinhielt und das Handy entgegennahm.

Sie öffnete auch sofort das angegebene Video, das Hannah von der oberen Empore aus aufgenommen hatte, als sie heimlich bei dem Auftritt der Jungs gewesen war. Isabelle huschte ein kleines Lächeln übers Gesicht, als sie Dag dort sah, der gerade mit seinen Part von Streitwagen begann.

Sie liebte den Song. Daher blieben ihre Mundwinkel oben, bis zum Ende des Liedes.

Es schwand umso mehr, als sie das Geschehen beobachtete, wie Dag mehr und mehr die Kontrolle verlor.

Hannah hatte aufgehört zu filmen, als Dag das Schlagzeug kaputttrat.

»Merkst du, wie fertig er ist?« , fragte sie Isabelle.

»Was hat er genommen?« , wollte sie wissen.

»Ich hab keine Ahnung.« , antwortete sie. »Aber Isabelle du musst das in Ordnung bringen.«

»Ich hab gestern im Krankenhaus erfahren, was wir bekommen.« , sprach sie leise. »Das Nächste, was ich Dag genommen habe. Niemals wird er mir das verzeihen können. Egal wie sehr er mich liebt, aber das, was ich ihm angetan habe, was ich ihm verheimlicht habe, das kann ich nicht rückgängig machen. Es sind Sachen, die er als Erstes hätte erfahren müssen.« Isabelle stand auf und verschwand im Badezimmer, während Katja und Hannah sich beide Blicke zuwarfen.

»Das hätte sie nicht sehen müssen.« , meinte die Blondine sagen zu müssen. »Sie soll sich nicht aufregen.«

»Ich weiß das selber. Ich war mit im Krankenhaus. Aber merkst du denn nicht, wie scheiße es beiden geht. Es wird nicht verschwinden. Isabelle wird sich bis zum Ende der Schwangerschaft aufregen und sogar mit hoher Wahrscheinlichkeit noch darüber hinaus.«

»Trotzdem war das nicht gut.«

»Du bist nicht ihre Mutter. Du kannst nicht alles von ihr fernhalten, mit der Hoffnung ihr geschieht nichts. Isabelle muss einsehen, dass sie zurückmuss. Und wenn sie nur mit ihm redet, aber sie muss ihr Gewissen erleichtern und Dag wenigstens mitteilen, das er Vater wird.«

»Ich weiß das. Ich seh' das doch genauso, dass er es wissen muss. Sie haben das Kind schließlich auch gemeinsam gemacht, aber ... Isabelle muss es selber entscheiden. Keiner von uns kann sie zwingen.«

»Natürlich können wir das. Ich nehme ihre Beine, du den Rest, wir packen sie in dein Auto und fahren zu Dag. Finitum.«

»Seit wann kennst du sie?« Katja schnaufte ein wenig lachend auf. »Isabelle ist ein echt schwieriger Mensch. Vincent musste damals antanzen, um auch die Sache mit Dag zu klären, damit die zwei überhaupt mal zu Potte kamen.«

»Ich weiß es. Ich kenn' die Story und deswegen finde ich auch, wir sollten Vincent mit ins Boot holen.«

»Was für'n Boot?«

»Unseres.« Hannah zeigte auf sich und auf Katja. »Er sucht doch eh überall nach dir.«

»Ich weiß. Im Heavy Eddie hat er auch nach mir gefragt, aber da hatte ich mit Absicht schon Bescheid gegeben, dass sich jeder blöd stellen soll.«

»Ich glaube ja eher, das du Isabelle jetzt nur bestärkst, weil du selber Angst hast, Vincent gegenüberzutreten und endlich das zu beginnen, was du schon viel früher hättest Tun sollen.«

»Dann liegst du falsch.« , sagte Katja und setzte sich mit Schwung auf die Arbeitsplatte. »Ich weiß, wen und was ich will.«

»Und das ist hoffentlich Vincent.«

»Nein ... ich will Dag.« Sie rollte mit den Augen. »Natürlich ist es Vincent.«

»Dann hoffe ich für euch, das ihr endlich mal alle eure Ärsche hochbekommt.«

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWhere stories live. Discover now