𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟝𝟡

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»Hey Dag.« , rief eine männliche Stimme, als er gerade mit dafür sorgte, dass alles auf die Bühne gelangte.

Er drehte sich um. »Oli? Hey, was machst du denn hier?«

»Ich hab' durch Zufall mitbekommen, das ihr hier auftretet. Macht wohl immer noch Mucke ihr zwei.«

Dag umarmte den etwas korpulenteren Typen vor sich, mit dem er gemeinsam die Schulbank vor Kurzem noch gedrückt hatte.

Vincent kam nun ebenfalls dazu. »Oliver, lang nicht mehr gesehen.« , sagte er zu ihm. »Wie geht's dir?«

»Alles bestens. Unkraut vergeht nicht.« , lachte er. Seine Haare waren wie noch vor ein paar Jahren, als sie sechzehn waren, eine Seite blau und die andere rot gefärbt.

»Was treibste so?« , fragte Vincent und sprang von der Bühne runter, während Dag sich dort im Schneidersitz hinsetzte.

»Im Leben? Atmen und gelegentlich bewegen.« Oliver lachte. »Also nicht viel.«

Dag prustete ebenfalls mit. »Hey im Grunde machen wir auch nicht viel mehr. Ein wenig auf der Uni sein. Mucke. Und ansonsten das Leben genießen.«

Der mit den bunten Haaren sah sich um. »Und die Weiber, wie ich sehe.« Er deutete auf die vielen weiblichen Zuschauer, die bereits jetzt schon anwesend waren.

»Nee nee. Ich bin mehr als glücklich vergeben. Glaub' mir. Für keine würde ich je meine Freundin eintauschen.« , schwärmte Dag.

»Bei dir muss es ja mehr als gefunkt haben.« Oliver blickte zu Vincent. »Und wie sieht es bei dir aus?«

»Womit?«

»Na ja ... hat bei dir auch der Blitz eingeschlagen?«

Er dachte kurz an Katja, als Dag bereits für ihn antwortete. »Nee, der ist ungebunden.«

»Besser so.« Oliver lachte erneut. »Nichts gegen deine Freundin Dag, aber ein freies Leben ist doch viel schöner.«

»Wenn du eine Beziehung als Gefangenschaft ansiehst, wird es für dich wohl die bessere Option sein Single zu bleiben.« Dag grinste ihn an.

»Ach, ich mach' doch nur Witze.« Er wuschelte durch dessen Haare. »Ich find's toll, wenn du glücklich bist.«

»Glaub' mir, mehr als das.«

»Bleibst du noch und schaust uns zu?« , fragte Vincent, um das Thema zu ändern.

»Klar, bin ja extra wegen euch hier.« Er setzte sich neben Dag hin, doch ließ die Beine im Zuge dessen herunterbaumeln. »Habt ihr Bock danach noch mit zu mir? Ein Tütchen rauchen? Auf alte Zeiten anstoßen?« Er verstellte seine Stimme tief. »Ein Männerabend?«

»Mit Zigarren und ein Pläuschchen über den heutigen Finanzkurs?« , witzelte Dag.

»Benny, Simon und Basti kommen auch. Die würden sich bestimmt auch freuen, euch wiederzusehen.«

»Klar wieso nicht.« , antwortete Vincent.

»Ja, ich frag' nachher mal meine Freundin.« , gab Dag von sich.

Oliver zeigte mit dem Finger auf ihn und grinste pikarisch. »Erst bei Frauchen um Erlaubnis bitten wa'?!«

»Nein ich benötige keine Erlaubnis, irgendwohin zu gehen. Aber eigentlich wollten wir danach zusammen nach Hause. Ich werde ihr also nur sagen, dass ich mit Vincent dann noch woanders hingehe und ... das war's.«

»Und wenn sie nein sagt.«

Dag lachte. »Das wird sie nicht. Isy ist nicht so.«

»Gut, dann ... sehen wir uns, nachdem ihr die Bühne gerockt habt.« Oliver hinkte davon.

Im achten Schuljahr hatte er mal einen Unfall gehabt, indem sein rechtes Bein einiges abbekommen hatte. Seitdem war das Humpeln sein Markenzeichen geworden.

Was genau geschehen war, variierte von Geschichte zu Geschichte.

Vincent und Dag waren sich schon damals sicher, das noch nie die wahre Story dabei erzählt wurde.

»Meinst du die kommen pünktlich?« , fragte der Lockenkopf.

»Klar.« , antwortete sein bester Freund. Dass Katja ihm gegenüber vorhin so abweisend gewesen war, störte ihn. Er machte sich Gedanken darüber, was jetzt wohl schon wieder ihr Problem sein könnte.

Bestimmt von Neuem etwas wegen Pierre.

Immer war es Pierre.

Wenn ihre Laune im Keller war, hatte es stets etwas mit ihm zu tun.

Er überlegte, ob er sie später mal drauf ansprechen sollte, aber meist wurde sie dann auch sauer auf ihn. Und darauf hatte Vincent wahrlich kein'n Bock.

Lief ja sonst im Grunde alles prächtig zwischen ihm und ihr. Und das wollte er sich nicht kaputt machen.

Pierre, der in seinem Studium derzeit einiges nachzuholen hatte, war dadurch eh mehr mit Uni und allem Drumherum beschäftigt, was Vincent und Katja viel Zweisamkeit schenkte.

Er stoppte ab bei dem, was er gerade tat und sah erschrocken ins Leere.

Was war, wenn sie sauer auf ihn war?

Hatte er vielleicht irgendwas getan, was ihr nicht passte?

Vincent dachte angestrengt nach.

Sie hatte ihn vorhin auch ein wenig seltsam angeschaut.

Ja ... es war bestimmt wegen ihm.

Es konnte nur er selbst sein. Es sei denn Pierre hatte ihr geschrieben oder sie angerufen, aber ihr Blick ... nein, ihr Blick hatte irgendwas zu bedeuten.

Vincent wusste nur nicht, was es hätte sein können.

Er war sich keiner Schuld bewusst. Eigentlich sagte Katja ihm immer direkt, wenn ihr etwas nicht passte.

Aber auch das sie so, mir nichts dir nichts mit Isabelle verschwunden war, sprach dafür, das irgendwas im Busch war.

Abermals dachte er angestrengt nach, jedoch viel ihm beim besten Willen nichts ein.

»Hast du gehört?« , fragte Dag.

»Was?«

»Ach nix. Wo bist du wieder?«

»Was?«

»Ja mit deinen Gedanken.«

»Nirgendwo.« , log er. »War nur nochmal gedanklich alles am Durchgehen.« Damit flunkerte er nicht. Nur das es nicht der Auftritt war, sondern Katjas Verhalten, was ihn zum Nachdenken gebracht hatte.

»Wollt ihr was trinken?« , fragte Hannah plötzlich und reichte den beiden bereits Alkoholisches.

Vincent nahm seins und exte es direkt leer. Katja sprach immer, wenn er irgendwas getan hatte, was ihr nicht passte. Also wieso sollte es jetzt anders sein? Für den Fall der Fälle, dass er für ihren Zustand verantwortlich war, würde sie auch den Mund aufmachen.

Also wozu noch weiter darüber nachdenken?!

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWhere stories live. Discover now