𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟞𝟟

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Vincent erzählte ohne Punkt und Komma über die frühen Geschehnisse, welche während Katjas Abwesenheit in der Bar stattgefunden hatten.

Jede Einzelheit, selbst das Çan Isabelle gewürgt hatte, floss in die Erzählung mit ein.

Es schockte Katja, so etwas zu hören. Sie versuchte, an dem Gespräch teilzunehmen, und erkundigte sich auch nach ihrer Freundin, und dennoch ... kreisten ihre Gedanken mehr um den Umstand, dass Pierre ihrer Familie von Kanada erzählt hatte. Nicht zu vergessen die Lüge, dass es wohl ihr gemeinsamer Plan gewesen sei.

»... ich hab's also als Vorwand genommen, damit du ... wiederkommst. Ich hoffe, das war okay für dich.« , sagte Vincent, als sie wieder bei der WG ankamen.

»Klar. Ich wollte eh nicht da bleiben.«

Er lächelte sie an.

»Es ist also alles ... im Grunde glimpflich abgelaufen?« , fragte sie ihn.

»Ja. Außer das Çan ein Zahn fehlt. Aber für das, was er abgezogen hat, war das noch das Mindeste, was ihm geschehen konnte.«

Katja nickte. Sie erinnerte sich daran, wie Pierre sie unten angegriffen hatte und wie klammheimlich sie alles vertuscht hatte. Ihr wäre im Leben nie in den Sinn gekommen, wie Isabelle, nach Hilfe zu rufen. Sie verurteilte sie nicht dafür ... eigentlich beneidete sie eher ihre Freundin, da diese den Mut besaß, zuzugeben, wenn ihr alles zu viel wurde.

An dieser Stelle hätte sie selbst vielleicht noch etwas ändern können. Angenommen Katja hätte da nach Hilfe geschrien ...

Sie öffnete die Haustüre und sah direkt Dag und Hannah um Isabelle herum sitzen. Katja konnte sich denken, wenn jetzt Sascha, Lea und die anderen hier gewesen wären, dass auch die besorgt um das Nesthäkchen einen Kreis gebildet hätten.

Für Isabelle, die das nicht tat auf der Suche nach Aufmerksamkeit, war es nicht schlimm, doch für Katja wäre es das.

Besorgnis führte zu lästiges Nachfragen, bis man im wahrsten Sinne des Wortes sich völlig entkleidet hatte, um zu erklären, wie man überhaupt in so eine Situation geraten konnte.

Und das war etwas, was sie nicht wollte. Wenn das mit Pierre rauskommen würde, wäre sie dazu gezwungen nur einen Mini-Teil ihrer Vergangenheit preiszugeben, um zu begründen, wieso sie in dieser Angelegenheit nicht wie sonst auch agierte.

»Hey. Wie geht es dir?« , fragte sie Isabelle und besah sich ihren Hals, als sie sich vor sie kniete.

»Halb so schlimm. Also ... ich hatte extreme Panik in dem Moment, aber ... jetzt geht's wieder.«

»Ich kenne ihn seit dem Kindergarten und echt ... ich bin geschockt, zu was er fähig ist. Er war früher die netteste Person. Wirklich.« , sprach Hannah.

»Wir sind ihn los. Das ist die Hauptsache. Diesen Typen will ich niemals wiedersehen. Und noch weniger in deiner Nähe.« , sagte Dag und zog Isabelle an seine Brust.

Damit war wohl alles geklärt.

Katja konnte sich denken, das, nach Vincents Erzählung her, Çan nicht mehr wiederkommen würde. Er war anscheinend bedient.

Vermissen würde sie ihn nicht, da er eh nur für Unruhe gesorgt hatte.

Sie stand auf. »Verbrennen wir seine Sachen?« Sie grinste in die Runde. Katja hatte nicht vor, den hier Anwesenden zu zeigen, wie es ihr emotionell gerade ging. Helfen konnte ihr eh niemand.

»Wäre eine Alternative, aber so böse sind wir ja nicht.« , lachte Hannah.

Dag stand auf und ließ Isabelle dabei nicht los. »Lasst uns jetzt pennen.«

Katja dachte nicht viel nach in dem Moment und nahm Vincent an die Hand. »Ja. 'ne Mütze Schlaf für uns alle.«

Sie ging direkt in ihr Zimmer.

»Willst du, dass ich hier schlafe?« , fragte er.

Sie konnte sich denken, dass es für ihn mit Sicherheit kein toller Gedanke war zu wissen, dass sie vorhin noch mit Pierre intim gewesen war ... doch diese Art Intimität wollte sie gerade nicht von Vincent. Er sollte einfach da sein. Anwesend. Präsent.

Das merkte er auch, weshalb er umstandslos nickte, statt auf eine Antwort zu warten.

Katja zog sich direkt bis auf den Slip aus. Ihr war klar, dass er sie zwar begehrte, aber das er auch so neben ihr liegen konnte, ohne auf irgendwelche Gedanken zu kommen.

Er wusste halt, dass sie am liebsten so schlief.

Vincent zog sich selbst bis auf die Unterwäsche aus und kletterte auf die Matratze. Sie legte sich direkt neben ihm hin und sah ihn an, als er sich so positionierte, dass er ihr genau ins Gesicht sehen konnte. Sie lächelte ihn an, drehte sich um und zog sein Tanktop, das er noch trug, ein wenig weg, um drunter schlüpfen zu können.

Quasi hatten sie nun beide ein und dasselbe Kleidungsstück oben rum an.

Er musste eine Winzigkeit darüber lachen. »Wenn ich mich jetzt drehe, drehst du dich automatisch mit.«

»Egal.« Katja genoss die Wärme, die von ihm ausging. Nie hätte sie damit gerechnet, dass sie so etwas mal benötigen würde.

Sie schlief demzufolge, trotz Besorgnis veranlasst durch Pierre, schnell ein.

Vincent hingegen nicht. Er genoss ihre Nähe ebenso und ließ dieses Gefühl, das er verspürte zu.

Sein Herz pochte so stark, das er ein wenig Angst hatte, sie würde es hören können ... oder sogar spüren.

Was war nur los mit ihm?

Er wollte sie hier bei sich haben, weshalb er auch Katja angerufen hatte. Der Gedanke, dass sie in Pierres Armen liegen könnte, bereitete ihm Magenschmerzen.

Hier war sie jedoch richtig. In diesem Augenblick, nahe bei ihm.

Die Vorstellung, in fünf, zehn oder sogar zwanzig Jahren noch an ihrer Seite zu sein, fiel ihm leicht. So leicht, dass es ihn ein wenig erschrak, da beide keine Beziehung führten.

War das dieses Mehr, das sich umso verstärkter in sein Leben drängte?

Bedeutete es doch das, was er die ganze Zeit versuchte in eine andere Schublade zu stecken?

Waren diese Gefühle, die er verspürte, doch mehr als Freundschaft ... und Begierde?

Er konnte in letzter Zeit nur noch an sie denken und vermisste sie, wenn sie nicht anwesend war.

Vincent wollte der Einzige sein, zu der Katja körperliche und emotionale Nähe zuließ. Und dass Pierre derjenige war, der dazwischenfunkte, störte ihn zunehmend mehr.

Ihm war klar, dass sie für diesen Kerl keine Gefühle hegte und doch ... war er eifersüchtig.

Ja, das war er.

Doch war er ... verliebt, um der Emotion einen Namen zu geben, ... oder mochte er sie nur mehr, als je eine zuvor in seinem Leben?

Tief im Innern hatte er das Gefühl die Antwort zu wissen ... nur, war es mit Sicherheit nicht das, was Katja anstrebte.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt