𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟠𝟡

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Katja lag gelangweilt bei sich auf der Couch. Seit ein paar Tagen lief das schon so und es kotzte sie an.

Isabelle hatte sich bisher nicht gemeldet. Daher kitzelte es in Katjas Fingern sich eigenhändig bemerkbar zu machen.

Doch was dann?

Unter dem Umstand könnte sie es nicht mehr beiseiteschieben Vincent ebenso anzutreffen.

Denn ... wo Isabelle war, war auch Dag. Und wo der seinen Glanz versprühte, war auch Vincent nicht fern.

Sie würde einem Treffen einfach nicht aus dem Wege gehen können ... und sie wollte es auch nicht. Etwas in ihr verlangte, ihn so dringend wiederzusehen ... doch die Angst in ihr, diese beschissene Angst, hielt sie davon ab.

Wann war sie zu so einem Drückeberger mutiert?

Wann genau war das geschehen?

Weshalb hatte sie so eine Angst, zu ihren Gefühlen zu stehen? Mal außen vor, dass sie Panik hatte, er hätte längst eine andere oder sie würde in der Zwischenzeit eine verblasste Erinnerung sein, aber die größte Sorge in ihr waren ihre eigenen Emotionen zu verstehen.

Sie wusste doch mittlerweile, was das für ein Gefühl war, es jedoch auszusprechen, es ihm vielleicht zu sagen ... Katja kam sich vor, als wäre sie eine andere Person.

Wo war die junge Frau, die ihn an die Hand genommen hatte, um mit ihm zu vögeln, ohne zu wissen, ob er das überhaupt wollte?

Es war doch hier im Grunde fast identisch. Außer das es übers Körperliche hinausging. Sie müsste ihn einfach sinnbildlich an die Hand nehmen und sagen, was sie wollte ... das sie ihn wollte.

Das sie immer nur ihn wollte.

Sie nahm ihr Handy.

Er hatte seine Nummer bestimmt noch. Isabelle hatte ihre schließlich auch nicht geändert.

Sie sah in ihre Kontakte. Jeden Einzelnen hatte sie bis dato eingespeichert.

Was war schon dabei?

Ihn anrufen. Fragen, wie es ihn geht. Fragen, ob er Lust hätte sie zu treffen ...

Katja setzte sich auf und stellte ihre Nummer aus. Irgendwie empfand sie es als sicherer, falls ihr doch noch der Mut verloren gehen würde.

Dann öffnete sie wiederholt ihre Kontakte und drückte auf Vincents Namen.

Es klingelte einmal, zweimal ...

»Ja?« , erklang seine vertraute Stimme am anderen Ende. Sofort überkam sie dieses Gefühl in der Magengegend und sie lächelte. »Hallo?« , sprach er weiter.

Katja atmete tief leise ein.

Jetzt nicht den Mut verlieren ...

»Möchtest du dein Eis im Becher oder in einer Waffel?« , hörte sie ein Mädchen im Hintergrund fragen.

»Mir egal.« , sprach er zu ihr und dann wieder in den Hörer. »Hallo? Ist da jemand?«

Sofort legte Katja auf und schloss die Augen.

Dieses scheiß beschissene Gefühl wieder.

Das war nicht Isabelle. Und auch nicht Hannah. Keine der beiden hatte so eine quickendhelle Stimme.

Er hatte eine Freundin. Oder er datete derzeit eine.

Was sein Recht war. Er war schließlich nicht so blöd an etwas festzuhalten, was nie begonnen hatte.

Katja sollte sich raushalten aus seinem Leben.

Sie atmete zum wiederholten Male tief ein.

Es gab eine grundlegende Wahrheit, die sie sich endlich eingestehen musste: Sie beide würden nie wieder zueinanderfinden. Es war Vergangenheit.

Ihre Gefühle waren einseitig.

Und diese Emotion brachte ihr bisher mehr Leid als Freude.

Aus den Augen, aus dem Sinn. Wenn er jetzt noch nicht verschwunden war, musste sie halt weiterhin auf Abstand bleiben.

Sie würde Isabelle sagen müssen, dass sie ...

... ja was genau?

Was sollte sie als Ausrede benutzen, damit diese nicht mitbekam, dass Vincent der eigentliche Grund war?

Obwohl ...

Isabelle hatte sich bisher nicht mal gemeldet. Sie hatte sich zwar gefreut, Katja wiederzusehen, und dennoch war die Blondine kein Teil mehr ihres Lebens.

Sie hatte sich ihr zugegebenermaßen anvertraut, aber das war es auch. Mit Sicherheit versuchte sie weiter ihr Problem zu betrauern oder sie bildete sich diese Erschwernisse ihres Lebens mal wieder ein. Wie damals mit dieser Rothaarigen, die erzählte, sie würde Dag nach dem Auftritt treffen.

Vielleicht benötigte Isabelle ja dieses eingebildete Drama, damit sie von ihrem allzu perfekten Leben in ihrer Lollipop-Regenbogen-Welt gelegentlich Abstand nehmen konnte, um nicht gänzlich mit Engelsflügel und Harfe durch die Welt zu fliegen.

Jetzt war Katja sauer auf sich selbst.

Isabelle ging es nicht gut und sie machte Witze darüber oder minderte ihr Problem. Sie hatte doch genau gemerkt, wie aufgewühlt das Nesthäkchen gewesen war. Dementsprechend musste auch etwas Wahres dahinter sein. Und wenn es nur ein Scheiß Gefühl war.

Männer konnten Scheiße sein.

Vielleicht waren sie nur geboren, um Frauen ein Magengeschwür zu implantieren, und mehr nicht.

Erst sorgten sie dafür, dass diese Schmetterlinge, wie Sascha es damals ausdrückte sich immens vermehrten und dann zwangen sie einen, im übertragenen Sinn Insektenvernichtungsmittel zu saufen, weil man mit ansehen musste, wie sie mit anderen Frauen herumhantierten.

Männer und Frauen waren komplett unterschiedliche Wesen. Sie dachten, aßen und artikulierten anders.

Katja ging wieder in ihre Anrufliste.

Irgendwelche Leute, die sie kannte, waren bestimmt abends unterwegs. Eventuell konnte sie sich anschließen, um wahrlich genug Vernichter zu sich zu nehmen, damit auch die letzte Larve endlich verpuffen würde.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandOnde histórias criam vida. Descubra agora