𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟟𝟜

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Die Zeit war gekommen.

Katja hatte alles Weitere klammheimlich in die richtigen Bahnen – zumindest war es ihre Auffassung von "richtig" - gelenkt. Während sie Vincent so gut, wie es ging, aus dem Wege gegangen war, hatte sie ihre Familie sowie Pierre gesagt, dass sie mit nach Kanada gehen würde.

Heute war der Moment, wo sie Hannah und auch Vincent einweihen wollte, ehe Dag und Isabelle wieder nach Hause kommen wollten.

Beide saßen am Esstisch und spielten Karten.

Er war trotz ihrer Distanziertheit nicht gegangen, sondern blieb in der WG.

Diese Sturheit von ihm.

Er wusste nicht, wie schwer er es ihr damit immer wieder machte, wenn sie mit Absicht spät nach Hause kam und er auf der Couch ratzte, als wäre nichts gewesen.

Ihre Oma fand ihre Entscheidung gar nicht gut. Den Hintergrund wusste sie nicht, aber ihr war klar, dass sie diesem Typen nicht aus Liebe folgte.

Auf die Frage, was denn mit dem anderen wäre, antwortete Katja schlichtweg, dass es vorbei war.

Mehr nicht.

Mehr hätte sie eh nicht erklären können.

Vincent sah sie an, als sie im Flur stand, nachdem sie aus ihrem Zimmer gekommen war.

Es wunderte ihn, dass sie heute mal anwesend war, aber vielleicht hatte sie sich auch endlich wieder gefangen. Schließlich war er sich keiner Schuld bewusst.

Nichts war vorgefallen.

Hannah sah nun ebenso in die Richtung. »Hey, machst du mit?« , fragte sie die Blondine.

»Nein, nein.« , antwortete sie und trat näher.

Katja bemerkte, dass er ihr abermals ansah, dass ihr etwas auf den Lippen lag und wiederholt hatte er selber die Frage im Mund, was mit ihr los sei.

Aber er sagte nichts.

Er unterdrückte den Drang, weil er wohl ahnte, dass sie dann wieder auf Rückzug getrimmt sein würde.

Wie sehr ihr Abzug schon geplant war, dessen war er sich in dem Moment noch nicht bewusst.

Etappenweise setzte sie sich an den Tisch, dabei sah sie jedoch Hannah an, die direkt die Stirn runzelte und das Kartenspiel beiseitelegte. »Ich geh' weg.« , sagte Katja.

Der erste Schritt war getan.

»Weg? Wie, weg?«

»Ich gehe nach Kanada.«

Fassungslos blinzelte Hannah ihre Freundin an. »Du gehst mit Pierre?«

»Pierre geht nach Kanada?« , kam nun auch aus Vincents Mund. »Und du willst mit ihm gehen?«

Sie nickte.

»Spinnst du? Er bleibt da ... für eine sehr sehr lange Zeit, denke ich. Du etwa auch? Ich verstehe dich nicht.« Hannah fasste sich an den Kopf. »Du hast doch gesagt ...«

»Es ist egal, was gesagt wurde.« Sie blickte ganz kurz zu Vincent, ehe sie weitersprach. »Es ist entschieden.«

Die Haustüre öffnete sich. »Wir sind wieder daaaaaaa. Wer hat uns alles vermisst?« , fröhlich verkündete Isabelle ihr Wiederkommen.

»Wir sind am Tisch.«, gab Vincent von sich, während er immer noch nicht fassen konnte, was Katja gerade gesagt hatte.

»Oh, du bist auch schon da.« , gab Dag von sich und rannte anschließend mit weit geöffneten Armen ins Wohnzimmer. Doch niemand schlang die Arme um ihn. »Hey, was sitzt ihr hier? Komm Stein, bewege deinen Arsch rüber und umarme mich.« Vincent stand auf und umarmte ihn schwunglos. »Ey was's los?« , fragte Dag, der seine Halbherzigkeit realisierte.

»Ehm. Ja ... setzt euch erstmal. Katja ... ja, ehm ... sie hat was zu ... verkünden ... was, ehm, hier einiges ändern wird.«

Ja, Vincent dachte auch an die Band. Zum größten Teil dachte er jedoch an ihre Freundschaft und das andere, was sie verband.

Sie verließ ihn.

Hatte er vielleicht tatsächlich etwas getan? Oder ... lag es an Pierre? Empfand sie doch mehr für ihn, als sie immer gesagt hatte?

Was sollte sie sonst bewegen, mit ihm so einen Schritt zu gehen?

»Was ist los?« , fragte nun Isabelle, deren Blick auf Katja gerichtet war. »Ist es das, was ich denke?«

»Keine Ahnung was du momentan denkst. In eurer Abwesenheit habe ich nicht gelernt, Gedanken zu lesen.« , sprach die Blondine.

»Ich meine ... die Sache, die wir schonmal hatten und die jetzt eventuell doch eingetroffen ist?!« Isabelle blinzelte für einen Moment in Vincents Richtung.

Katja runzelte die Stirn und schnallte dann, worauf ihre Freundin aus war. »Oh! Nein. Nein. Um Gottes willen, nein. Nicht das.«

Der Gedanke, wenn jetzt auch noch ein Kind im Spiel gewesen wäre, ließ sie nachdenken, wie kompliziert es zusätzlich hätte kommen können.

»Okay, dann ... egal was es ist ... wir bekommen das schon geschaukelt.« , sprach Isabelle optimistisch.

Die drei am Tisch blieben stumm.

Dag setzte sich neben Vincent hin. »Ja. Lasst uns 'ne Lösung finden.«

»So einfach ist das nicht.« , meinte Hannah. »Da gibt's quasi keine Lösung, weil ... es schon entschiedene Sache ist.« Sie wiederholte mit Absicht Katjas Äußerung, um ihr damit klar machen zu wollen, dass sie eine idiotische Entscheidung getroffen hatte.

Isabelle sah Katja an. »Es tut mir leid.« , begann sie.

»Was tut dir leid?«

Kurz und knapp gab die Blondine ihren Entschluss auch den anderen beiden preis. »Ich ... ich muss dem was wir haben, eine Chance geben.« , fügte sie dem noch bei. Es war so etwas von gelogen, aber irgendwie fand sie, sie musste es auf diesen Punkt auslegen.

»Sagt wer?«

»Ich.«

»Eine Chance?!« Isabelle wurde laut. »Ihr habt nichts Besonderes, Katja. Weil dann könnte ich es verstehen, dass du mit ihm gehen willst, aber das ist und bleibt eine On-Off-Beziehung, mehr nicht.«

»Beruhige dich Isy.« , sprach Dag.

»Beruhigen? Nein, sie verlässt uns. Und das wegen eines Typen, den sie immer wieder durch ihn da ersetzt.« Präsentierend zeigte sie auf Vincent.

»Leute, nicht so.« , versuchte Hannah das Gespräch erträglicher zu machen, nachdem beide sich gegenseitig anherrschten. Ihr war trotz Katjas Äußerungen klar, dass sie eine andere Rechtfertigung haben musste mit Pierre wegzugehen. Und dessen wollte sie auf den Grund gehen.

Isabelle sprang auf. »Nein, ist okay. Sie hat ihren Standpunkt deutlich gemacht. Dann wünsche ich dir viel Spaß in Ka-na-da.«

»Isabelle setz dich jetzt hin.« , gab Vincent von sich. »So sollte es nicht sein. Wir müssen über die Band reden und die Wohnung und ...«

»Und was? Unsere Freundschaft? Die hat Katja doch soeben in den Wind geschossen.« Sie stampfte Richtung ihr Zimmer. »Genauso wie die Band, die ab jetzt Geschichte ist, ach und nicht zu vergessen, das diese Wohnung zu groß ist, für mich und Hannah alleine, also ja, unser Zuhause ist ab jetzt auch Geschichte.« Sie riss ihre Zimmertüre auf. »Freu dich Dag. Nun werden wir uns wohl doch eine kleine Wohnung suchen.« Mit Wut knallte sie die Türe zu.

Das Leben war voll einfach Mann, als ich Mädchen noch Scheisse fandWhere stories live. Discover now