7. Erstes Erwachen

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Immer noch wurde Harry rund um die Uhr betreut und versorgt. Die ersten Verletzungen hatten sich gebessert oder waren verheilt. Aber eine Rundumversorgung mit erneuern der Verbände, auftragen der Heilsalben und einflößen der Tränke dauerte fast eineinhalb Stunden. Dies war eine schmerzhafte Prozedur und die Heiler nur froh, dass der Junge es nicht spürte.

Die Aufbau- und Energietränke zeigten erste Wirkungen. Harry hatte schon fast ein Kilo zugenommen, seine Niere war auf dem Weg der Besserung, der Magen erholte sich langsam, nachdem die gebrochene Rippe entfernt bzw. geheilt und der Lungenflügel entlastet worden war.

Luzifer wurde auch etwas ruhiger, was wohl vor allem an Meran's Beruhigungstee lag, den er seinem Fürsten regelmäßig in die Hand drückte und dieser brav austrank.

Luzifer wollte, dass sein Kleiner in das Gästezimmer in seiner privaten Residenz umzog, damit er näher bei ihm war. Dies bereitete den Heilern keine Probleme. Sie konnten schließlich auch hier mit allen medizinischen Hilfsmitteln arbeiten.

Das Zimmer war sehr hell und freundlich. Es hatte beige Wände, zwei große Fenster auf der einen Seite, vor einem der Fenster stand ein großer Schreibtisch in mittelbraunem Holz. Außerdem gab es einen großen Kleiderschrank, eine Kommode, einen Kamin mit einer Sitzgruppe und kleinem Tischchen. Das breite Himmelbett wurde jedoch erst einmal durch ein Luxus-Krankenbett ersetzt.

So vergingen acht Tage, ohne dass sich etwas an der momentanen Situation geändert hätte.

Doch an diesem Tag änderte sich das.

Luzifer war gerade auf einer sehr wichtigen Sitzung. Meran und Herak befanden sich gerade bei Harry, waren mit dem Versorgen und neu verbinden der Wunden gerade fertig, als sie bemerkten das seine Augenlider flatterten, sich sogar die Augen unter den geschlossenen Lidern hin und her bewegten.

„Er wird bald aufwachen.", meinte Herak. „Sollen wir dem Fürsten Bescheid sagen?"

„Ich denke, dies ist noch zu früh. Wir wollen den Jungen schließlich nicht überfallen, oder?", entgegnete Meran und beobachtete Harry ganz genau.

Harry fühlte sich in dieser absoluten Dunkelheit richtig wohl. Er spürte keine Schmerzen, musste wirklich an nichts denken oder sich um irgendwas Gedanken machen und das gefiel dem 17jährigen. Er machte sich die Hoffnung, dass er tatsächlich gestorben war und bald seine Eltern und Sirius wiedersah.

Dann spürte und fühlte er diesen Sog. Er sah kurze Zeit später sehr weit hinten ein sehr kleines Licht, auf welches er zugezogen wurde.

Harry versuchte sich aus dem Reflex heraus zu wehren, ruderte mit den Armen, arbeitete dagegen an. Er wollte es doch nicht. Doch dann schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. 'Vielleicht führt es mich zu Sirius und meinen Eltern', dachte er und ließ sich nun treiben. Aber es führte ihn weder zu dem einen noch zu den anderen.

Sehr schnell bemerkte Harry, dass er nicht gestorben war und nun aufzuwachen schien. Denn er spürte immer noch Verletzungen. Er hatte auch Schmerzen. Harry wollte nicht aufwachen. Jedoch reichte seine Kraft nicht aus, um sich erfolgreich dagegen zu wehren.

Der Schwarzhaarige öffnete langsam die Augen. Obwohl er es eigentlich gar nicht gewollt hatte, registrierte er einen hellen Raum, ein sehr bequemes und weiches Bett in dem er lag. Dann erschien eine Person in seinem Blickfeld und ließ ihn heftig zusammenzucken.

Harry konnte ihn nicht gut erkennen. Er glaubte das es ein sehr gepflegter Mann war, da er sehr gut roch.

'NEIN! Bitte nicht. Onkel Vernon hat seine Drohung wahr gemacht und mich als SEXSKLAVE an einen "reichen Pinkel" verkauft, weil die auf unschuldige kleine Jungen standen. Und er war schließlich noch eine Jungfrau, unberührt. Er hatte noch nie...', mit diesen Gedanken konfrontiert, konnte Harry ein Schluchzen nicht unterdrücken, begann zu zittern und wimmerte leise vor sich hin.

Meran und Herak registrierten das Verhalten mit Sorge. Sie beobachteten, wie der Junge total entsetzt Meran ansah.

„...will sterben, bitte... bi-t-t-e.... nicht mehr schlagen... hat Onkel mich an SIE verkauft?", kam es mit leicht kratziger, aber angenehmer Stimme von Harry.

„An mich verkauft?", wiederholte Meran mehr als überrascht und perplex. „Wie kommst du darauf?"

„Onkel gedroht.", begann Harry und zitterte etwas heftiger. Er hatte Angst, dass er für seine Worte bestraft wurde. Aber nicht zu antworten, hatte immer noch größere Schmerzen bedeutet. Deshalb fuhr er fort. „Mein Onkel wollte mich als Sexsklave verkaufen?"

„WAASSSS?", brachte Meran entsetzt hervor. Er sah, dass der Junge wieder stark zusammenfuhr.

„Dein Onkel wollte dich als Sexskla..." Herak unterbrach sich selbst. Er war wirklich entsetzt. „Warum?" Er sprach auch hier nicht weiter, ihm fehlten die Worte. Er wollte wissen, warum Harrys Onkel ihn verkaufen wollte.

Aber Harry fasste dieses eine Wort anders auf. „Damit sie mich vögeln und ficken.", antwortete er und konnte nicht verhindern, dass das Zittern in Beben überging.

Die Überwachungszauber gaben Alarm, denn Harrys Atmung wurde hektisch, sein Herz begann zu rasen.

Meran und Herak schafften es nicht, ihn zu beruhigen. Ganz im Gegenteil. Je mehr sie es versuchten, umso schlimmer wurde es.

Und noch bevor die Heiler Luzifer rufen konnten, erschien dieser in einer Feuersäule direkt in Harrys Zimmer neben dem Bett.

Nun starrte Harry auf den wirklich großen Mann mit den rot-schwarzen Haaren, denn das konnte er auch ohne Brille erkennen und dann stieg ihm auf einmal ein wirklich aufregender Duft in die Nase. 'WOW! Der Typ riecht ja noch besser als der andere!', schoss es ihm durch den Kopf und war im nächsten Augenblick entsetzt über seine eigenen Gedanken.

Luzifer spürte das sein Gefährte durcheinander und sehr aufgewühlt war, enorme Angst hatte und kurz vor einer Panikattacke stand. Ohne darüber nachzudenken, nahm der Höllenfürst seinen Kleinen in den Arm.

Harry versteifte sich total, zog scharf die Luft ein, „Bitte nicht vögeln!", entfuhr es dem Jungen.

Luzifer vernahm die Worte. Ihm entgleisten die Gesichtszüge, als er deren Bedeutung realisiert hatte. Außerdem musste er seinen Dämon unter Kontrolle halten, um Harry nicht noch mehr zu ängstigen.

Der Höllenfürst hielt Harry fest in seinen Armen, achtete darauf ihm nicht weh zu tun und strich unentwegt sehr sanft über seinen Rücken und sprach beruhigend auf ihn ein. Er erklärte ihm ganz vorsichtig die Situation, versuchte die Geschehnisse wieder wach zu rufen, damit er sich an das Blutritual und die Bindung erinnerte.

Das alles hatte Harry viel Kraft gekostet. Die liebevollen und sanften Streicheleinheiten über seinen Rücken und auch die Worte ließen die Gegenwehr schnell schwinden und den Jungen völlig erschöpft in den Armen seines Gefährten einschlafen.

Nun sah Luzifer zu seinem Leibarzt. „Ich hätte gerne eine Erklärung. Mitten in der wichtigen Sitzung empfange ich von meinem Kleinen Angstzustände, Verzweiflung und Panik. Ich bin einfach verschwunden, ohne ein Wort zu sagen. Ich möchte mich gleich entschuldigen und einen Grund dafür nennen.", sagte er nur.

Meran erklärte seinem Fürsten ganz genau, was sich ereignet hatte. Auch das sein Onkel ihn wohl an einen reichen Pinkel – wie Harry gesagt hatte – als Sexsklaven verkaufen wollte.

Luzifers Aura wurde sehr dunkel. Seine Augen begannen lila zu leuchten und Meran rechnete schon mit einem weiteren Ausbruch. Doch plötzlich bewegte sich Harry und wimmerte, suchte im Schlaf nach Luzifers Hand und hielt sie fest. Und nur wenige Sekunden später war alles vorbei. Luzifer war ruhig, seine Aura normal, die Augen blau und er streichelte liebevoll Harrys Wange.

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