90. Das ist deine Bestimmung

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„Wir wissen es nicht, Harry!", antwortete Loredana sofort. „Jedoch könnte es sein, bedenkt man wie alle auf dich reagieren. Und damit meine ich nicht nur die Engel und sogar Erzengel, sondern irgendwie alle bzw. fast alle magische Wesen.", fügte sie mit ruhiger und sanfter Stimme hinzu.


„Aber... Das ist einfach nicht möglich, weil ich doch nur ein Fre...", flüsterte Harry fast. Er konnte den Satz nicht beenden, da Luzifer ihm aufgebracht dazwischen fuhr.

„Du hörst sofort auf. Wage es ja nicht, dieses Wort erneut in den Mund zu nehmen. Es ist absolut nicht wahr und völlig falsch!", entfuhr es dem Höllenfürst. Er ließ somit seinen Gefährten das Wort nicht beenden.

„Harry, bitte hör auf so zu reden. Luzifer hat recht, es ist einfach nicht wahr. Du bist ein so wundervolles und liebenswürdiges Wesen, welches jeder einfach sofort gerne hat.", sagte Loredana.

„Aber...", versuchte Harry es noch einmal.

„Nichts aber!", konterte Luzifer nur, ohne seine Stimme bedrohlich wirken zu lassen.

„Papperlapapp!", kam es gleichzeitig von der Elbenkönigin. „Harry!", sagte sie ein zweites Mal. Sie wollte einfach die Aufmerksamkeit auf sich lenken und mit ihrer Erklärung fortfahren, ohne immer wieder unterbrochen zu werden. „Luzifer und ich möchten dich bitten, uns zum Treffen des Magischen Konzils zu begleiten und auf die Ankunft des Bowtruckles zu warten. Vielleicht ist es einem von uns gestattet, dich zum "Baum des Lebens" zu begleiten. Denn nur dort werden wir bzw. du eine Antwort bekommen".

Kein Ton kam ihm über die Lippen, obwohl er seinen Mund geöffnet hatte. Auch konnte Harry nicht verhindern, dass sich seine Gedanken irgendwie ganz konfus in seinem Kopf hin und her bewegten. 'Oje, was mach ich denn nur? Was soll ich nur tun? Warum ist Tom denn nicht da? Nie ist er da, wenn man ihn braucht. Nein, nein, nein! Harry, was denkst du denn da. Natürlich ist er dein Blutsbruder, im gleichen Alter – jetzt auf jeden Fall – und er versteht mich auch ohne Worte. Aber Tom ist doch nicht mein Eigentum. Er hat nun eine Mutter ganz für sich alleine und eine Familie, die Zeit mit ihm verbringen will!', schoss es ihm durch den Kopf. 'Deswegen darfst du so was nicht mal denken.', fügte er gedanklich hinzu.

„Hallo, mein Kleiner?!", fragte Luzifer sehr zaghaft und riss dadurch Harry aus seinen Gedanken.

„Was?", fragte er. Schließlich hatte er bis gerade nichts um sich herum wahrgenommen und wusste nicht, ob ihm Luzifer eine Frage gestellt oder sonst irgendwas gesagt hatte.

„Es ist wirklich gar nicht gut, wenn du zu viel Zeit mit grübeln und nachdenken verbringst.", mischte sich nun Lorna zum ersten Mal ein und lächelte Harry einfach an.

„Wenn du meinst.", entgegnete der Junge nur und machte eine kurze Pause. Es sah ganz danach aus, als wenn er ernsthaft nachdenken würde. Und das traf auch tatsächlich zu. Nach einigen Minuten begann Harry dann zu sprechen. „Ich werde euch zum Treffen begleiten und auch den Baum des Lebens besuchen. Ich möchte gerne wissen ob es stimmt oder nicht. Vielleicht bekomme ich ja dort auch einige Antworten und Erklärungen zu Dingen, die ich nicht verstehe.", meinte Harry mit leicht zittriger Stimme.

„Ja sicher, mein Schatz!", erwiderte Luzifer sofort und gab ihm einen kleinen Kuss auf den Mund.

Aus den Augenwinkel konnte er dann Loredanas und Lornas Blicke einfangen und stellte fest, dass sie doch tatsächlich Ähnlichkeiten aufwiesen... so eine Mischung aus Freude, Sehnsucht und leichtes Verlangen. Harry war sehr wohl aufgefallen, dass Lorna seine Patentante mit einem ganz bestimmten Blick ansah und auch Loredana hatte diesen schon so angesehen. 'Ich finde es ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sie sich lieben oder in Loredanas Fall, den anderen zumindest mögen.', dachte Harry. Er konnte nicht verhindern, dass sich seine Gedanken mal wieder selbständig machten. Na ja, dass taten sie in den letzten Stunden ja öfters.

Nun redeten sie nicht mehr darüber. Sie wollten Harry einfach Zeit geben, um es sacken zu lassen. Im Grunde war Loredana ein wirklich guter Stratege und Psychologe, stellte Luzifer immer wieder fest. Sie schaffte es wirklich sehr schonend – und vermutlich Harry nicht mal bewusst werdend – ihm die Königsfamilie, zumindest die direkten und auch wichtigen Mitglieder, näher zu bringen und vorzustellen. Eigentlich stellten sich diese immer selbst vor, wenn Harry ihnen begegnete. Loredana teilte die Elben regelrecht ein, so das Harry immer einige von ihnen während jeder Mahlzeit am Tisch sah und auch mit ihnen ins Gespräch kam. Und auch auf den Gängen, in der Bibliothek, dem Wintergarten oder Harrys „Zauberhalle" sowie dem Schießplatz begegnete er den Mitgliedern der Königsfamilie und dem Elbenadel.

Manche von ihnen kannte er nun schon ein bisschen, verabredete sich sogar mit ihnen, vor allem den Elben so in Harrys Alter, um gemeinsam zu trainieren oder einfach nur zu reden.

Dies gefiel nicht nur Loredana und Luzifer, sondern auch Sirius. Dieser fühlte sich ausgesprochen wohl in der Elbenwelt, obwohl er seinen Danilo schrecklich vermisste. Dieser kam wohl mittlerweile fast jeden Tag mindestens einmal zu ihm, doch es war halt nicht dasselbe, wenn man sonst immer zusammen war.


Auch Tom fühlte sich ausgesprochen wohl in der Elbenwelt. Mehr noch, er sah es als seine neue Heimat an. Schließlich lebte seine Mutter und deren Familie hier. Sie nahmen Tom direkt in ihre Familie auf und integrierten ihn. Dies war etwas, was der Junge überhaupt nicht kannte. Schließlich hatte er so etwas nie erlebt oder kennen gelernt. Vermutlich war das einer der Gründe, warum er es so genoss. Jeder half ihm und nahm sich Zeit, dem noch sehr jungen Tom etwas zu erklären oder Fragen zu beantworten. Immer war jemand für ihn da...

Schon mehr als einmal hatte Tom darüber nachgedacht, für immer hier bei seiner neuen Familie zu bleiben. Natürlich wollte er Harry nicht komplett verlassen, schließlich waren sie Blutsbrüder. Doch auch Harry hatte nun eine Familie und gehörte fest zu jemandem, weil er seinen Gefährten schon gefunden hatte. Dies wäre also kein Grund, warum er nicht einfach hier blieb und Harry, Luzifer und alle Freunde aus der Hölle regelmäßig besuchte.


Harry kuschelte sich einfach noch etwas näher an seinen Lu ran, genoss es in vollen Zügen und fand es amüsant, dass Lorna und Loredana darauf verlegen reagierten. „Warum gebt ihr euch nicht einfach einen Kuss?", fragte er ganz spontan. Harry hatte sich gerade dazu entschlossen, es wirklich ganz direkt und ohne Umschweife über die Bühne zu bringen. Sie hatten schon lange genug aufeinander gewartet.

Lorna zog erneut die Luft ein und Loredana errötete ganz leicht. Schließlich hatten sie nicht mit so einer direkten Frage gerechnet. Dementsprechend reagierten sie dann auch.

„WAASS?", entfuhr es Loredana zum zweiten Mal an diesem Abend und brachte nicht nur Harry, sondern auch Luzifer zum schmunzeln.

„Also, was du für einen Unsinn redest!", fing jetzt Lorna an und wollte seinen neuen Freund wieder von diesem Thema ablenken.

„Ich mag zwar noch sehr jung sein und auch in vielen Dingen unerfahren, aber...", begann Harry und unterbrach sich selbst, um sowohl Loredana wie auch Lorna genau zu mustern. „Aber ich habe sehr wohl Augen im Kopf und spüren kann ich es auch. Deshalb ist es auch zwecklos dies zu leugnen, zu ignorieren oder sonst was. Ihr gehört zusammen, seid füreinander bestimmt!", erklärte er in einem mehr als ruhigen und sicheren Ton, der die anderen im Raum schon erstaunte.

„Oh!", war dann auch alles was Loredana noch von sich gab.

Lorna sagte gar nichts, sah seinen kleinen Freund nur erstaunt an. 'Wie ist das nur möglich? Wieso kann ein so junges Wesen dies sehen? Wo ich doch immer so gut aufgepasst habe, dass nicht mal Loredana oder einer der anderen Elben es bemerkt hat? Da zeigt sich wieder wie außergewöhnlich Harry doch ist. Vermutlich wartet auf ihn noch eine wirklich große Aufgabe, eine vom Schicksal zugedachte und wirklich wichtige Bestimmung.', schoss es dem silberhaarigen Elben durch den Kopf, nicht ahnend das er damit genau ins Schwarze getroffen hatte.

„Vielleicht ist es das beste, wenn wir nun schlafen gehen und diese Neuigkeiten alle erst einmal verdauen.", sagte Luzifer.

Harry nickte ihm zu. Er war wirklich müde. Er hatte schließlich ein anstrengendes Training absolviert und sich auch verausgabt, als er mit Lorna in seiner Zauberhalle getobt hatte.

So erhoben sich Luzifer und Harry fast gleichzeitig, verabschiedeten sich von den Beiden und verließen den Raum, um in ihr Schlafzimmer zu gelangen.

Loredana und Lorna bekamen es gerade mal hin sich auch zu verabschieden und ihnen eine gute Nacht zu wünschen, ansonsten waren sie viel zu perplex und überrascht zugleich.

So dauerte es wohl eine Ewigkeit, die sie schweigend und in ihren Gedanken versunken im gleichen Raum saßen und nichts sagten.

„Was machen wir denn jetzt?", brach Loredana irgendwann die Stille und sah Lorna von der Seite an.

„Ich weiß es nicht.", antwortete dieser. „Hat Harry denn Recht?", fügte er hinzu und konnte diesen Funken Hoffnung einfach nicht mehr los lassen.

Loredana erwiderte nichts. Dies sorgte bei Lorna natürlich für große Traurigkeit, denn er liebte die Elbenkönigin schon seit vielen Jahren – ach was dachte er – wohl eher seit Jahrhunderten oder waren es gar schon Jahrtausende? Doch eigentlich hatte er nie geglaubt, dass dies eventuell sogar auf Gegenseitigkeit beruhte, geschweige denn sich erfüllen konnte. Er durfte schließlich seine Gefühle und Empfindungen nicht offen legen, da es sich bei Loredana um die Elbenkönigin handelte. Die Elbenkönigin – und nur sie alleine – wählte sich ihren Gemahl aus, bestimmte also wer der Elb an ihrer Seite wurde.

Als Lorna schon gar nicht mehr mit einer Antwort gerechnet hatte, begann diese zu sprechen. „Wir kennen uns schon eine sehr lange Zeit. Und ich habe dich eigentlich nie groß wahrgenommen, schließlich gehörst du zur Familie und warst einfach immer da.", begann Loredana zu erklären.

Doch die Worte der Königin machte Lorna sehr wenig Hoffnung und ließen ihn richtig resignieren. Ihn verließ der Mut. Dies zeigte sich vor allem an den hängenden bzw. leicht abgeknickten Ohren.

Loredana bemerkte es sofort. Sie wollte nicht, dass Lorna so litt. Deshalb erhob sie sich, zog auch den Elben von der Couch hoch und blickte ihm kurz in die Augen.

Lorna bekam jetzt schon große Probleme. Denn so nahe war er ihr wirklich noch nicht gewesen. Dies wurde dann auch nicht besser, denn nun kam sie ihm noch näher. Im Grunde war es ihr Mund, ihre wahnsinnig sinnlichen Lippen, die sich ohne Unterbrechung seinem Mund bzw. den Lippen näherten.

Wenige Sekunden später trafen Loredanas Lippen auf die von Lorna und ließen ihn regelrecht explodieren. Dabei konnte Lorna nicht mal sagen, ob er nun 1 Millionen Schmetterlinge im Bauch hatte oder doch eher Lava durch seine Adern floss. Vielleicht traf auch alles gleichermaßen zu, denn es kribbelte überall. Ihm war warm bzw. heiß, kalte Schauer liefen ihm den Rücken runter und er hatte ein Glücksgefühl. Es war einfach unbeschreiblich.

Loredana spürte es nun während ihres ersten Kusses. Auch sie fühlte sich einfach großartig und wusste, dass sie nach so langer Zeit wirklich ihren Gefährten gefunden hatte. „Das hätten wir wirklich schon viel früher machen sollen!", rief sie dann und lächelte Lorna an.

„Was meinst du?", fragte dieser nur. Er wusste nicht, was sie gerade meinte.

„Das wir uns küssen!", entgegnete die Elbenkönigin. „Ich habe es nie bemerkt. Doch gerade als wir uns geküsst haben, da habe ich es gefühlt.", teilte Loredana dem verdutzten Silberhaarigen mit.

„Du meinst... ich... wir... also...". Das war zu viel für Lorna. Er brachte einfach keine vernünftigen Worte, geschweige denn Sätze heraus.

„Ja, dies meine ich. Ich – Elbenkönigin Loredana – wähle dich als meinen Gemahl!", sagte sie bestimmt und stahl sich noch schnell einen Kuss von Lorna, bevor es hektisch wurde und mehrere Elben den Raum betraten.

Weder Loredana noch Lorna wunderten sich darüber. Denn dies war ganz normal. Es passierte automatisch, wenn die Königin oder der König den Gemahl wählten und es aussprachen.

Eine halbe Stunde später verließen die Elben das nun offizielle Königspaar und leiteten alles in die Wege.

Lorna und Loredana saßen noch viele Stunden zusammen vor dem Kamin und kuschelten und redeten miteinander. Und genau dort schliefen sie dann auch eng aneinander gekuschelt ein.


Harry und auch Luzifer hatten sich noch richtig über Loredana und Lorna amüsiert, nachdem sie zu ihrem Zimmer gelaufen und sich fürs Bett fertig gemacht hatten.

Am nächsten Morgen schlug Harry den Weg zum Kaminzimmer ein, wieso und warum wusste er nicht. Da war einfach dieses Gefühl, dass er jetzt dahin gehen musste.

So kam es dann, dass Harry und Luzifer das immer noch schlafende Paar entdeckte. Eigentlich entdeckte Harry es, denn Luzifer befand sich hinter seinem Gefährten und konnte diese nicht sehen. „Das ging aber jetzt wirklich schnell!", entfuhr es Harry etwas lauter, so das sich die Zwei auf dem flauschigen Teppich regten.

„Was? Wovon redest du?", wollte Luzifer wissen, der die Beiden immer noch nicht entdeckt hatte.

Harry sagte nichts und trat ungefähr zwei Schritte zur Seite, so das nun auch der Höllenfürst das Paar sah.

„Na, dies kommt aber jetzt nicht überraschend.", meinte Luzifer, nachdem er die Beiden eng umschlungen vor dem Kamin sichtete.

Ohne ein weiteres Wort von sich zu geben, schlichen sich Harry und Luzifer weg. Sie schickten eine kleine Hauselfe ins Kaminzimmer, damit diese das Paar wecken konnte.

Eine halbe Stunde später erschienen Loredana und Lorna dann auch zum Frühstück.

Heute waren viel mehr Elben im Speisesaal als sonst. Dies lag zum einen daran, dass Harry sie ganz ungezwungen kennen lernen sollte und zum anderen das Loredana endlich ihren Gemahl gewählt hatte und sie informiert worden waren.

Leider konnte Lorna mit Harry an den zwei folgenden Tagen nicht trainieren und auch Loredana musste nun einige Dinge erledigen oder wichtige Schritte einleiten, damit alles seinen traditionellen Weg ging.

Doch das machte nicht so viel aus. Denn Luzifer, Sirius, Tom und die Elben Kimi, Dator und Golas, die mittlerweile zu Harrys Freunden zählten, lenkten diesen sehr erfolgreich ab und vertrieben die Zeit. Hinzu kam auch Harrys Tierschar, die ebenfalls genau wie Harry bei den Bewohnern der Elbenwelt einen bleibenden Eindruck hinterließen.

Viele der Elben kamen sogar aus entlegenden Gebieten der Elbenwelt, um den Patensohn der Königin und seine außergewöhnliche Tierschar zu Gesicht zu bekommen. Bei den Tieren gelang es auch immer wieder, denn diese liebten es einfach im Mittelpunkt zu stehen, beachtet und verwöhnt zu werden. Vor allem Shadow legte sich für ein paar Streicheleinheiten so was von ins Zeug. So gab es nach ganz kurzer Zeit niemanden mehr, der die Grinsekatze nicht schon mal gesehen oder zumindest von ihm gehört hatte. Und Shadow wurde es wirklich nicht zu viel, seinen Körper vor den erstaunten und glucksenden Elbenkindern verschwinden zu lassen, bis nur noch das Grinsen in der Luft zu sehen war. Genau die gleiche Wirkung gab es bei der elbischen Königsfamilie und dem Adel sowie Hochadel der Elben, wenn der Schattenkater, die Sonnenkatze, der Einhornpegasus, der Höllenhund, der Feuerdrache, der Todesphönix, die weiße Wölfin und Schneeeule auftauchten.


Harry fühlte sich wirklich wohl bei Loredana in der Elbenwelt. Jeden Tag lernte er etwas neues, meistens war auch Tom dabei oder Harrys neue Elbenfreunde, die auch irgendwie von Tag zu Tag mehr wurden.

Besonders amüsant fanden alle natürlich, welches Ziel Harry mit seinem allerersten Pfeil getroffen hatte. Immer wieder bekam der sehr erfahrene und starke Elb dies präsentiert. Und obwohl er manchmal sehr heftig reagierte und jeden durchs Dorf jagte, der ihn zu sehr damit aufzog, nahm er es Harry überhaupt nicht übel oder war böse auf ihn. Ganz im Gegenteil, es gefiel dem Krieger, dass es gerade diesem schmächtigen und relativ kleinen Jugendlichen gelungen ist und sein Selbstwertgefühl steigerte. Denn jeder lobte ihn dafür oder hatte den nötigen Respekt und nahm sich in acht.

Es freute Harry natürlich immer wieder wenn Dämonen, Danilo oder sonstige Bewohner der Hölle kamen um ihn zu besuchen. Jeder von ihnen hatte natürlich vorher genaueste Anweisung bekommen, dem jungen Master absolut nichts über die Suche, Erfolge oder Misserfolge in Bezug auf Sagona und Igorin, dem Rebellenführer, zu erzählen.


Nun waren Harry, Luzifer und Loredana auf dem Weg zum Konferenzsaal des Magischen Konzils, um dort den Bowtruckle Trixi zu treffen und gemeinsam den "Baum des Lebens" zu besuchen.

Wie immer war Harry aufgeregt und versuchte dies zu verbergen, was ihm natürlich nicht gelang, da Lu und auch Tom es spüren konnten. Genau wie seine Tiere, die dadurch etwas aufgeregt und unruhig waren und Harrys Verfassung verrieten.

Aber die meisten konnten auch seine Aufregung verstehen, schließlich kam man nicht sehr häufig in den Genuss den Baum des Lebens kennen zu lernen. Wenn man es genau nahm, kamen nur wirklich sehr, sehr wenige in diesen Genuss und so manch einer beneidete den Jungen wie auch Luzifer und Loredana darum.

Schon als die drei den großen Saal betraten, fingen die meisten Magischen Wesen zu klatschen an, nickten Harry zu oder gratulierten ihm. Manch einer der mächtigen und schon älteren Magischen Wesen verneigten sich vor dem Jungen, brachten ihm so ihren Respekt entgegen... Dies trieb natürlich eine enorme Röte in sein Gesicht und es war ihm äußerst peinlich. Wie froh war er dann, als gerade in diesem Moment der Bowtruckle erschien und die Aufmerksamkeit auf sich lenkte.

Harry konnte nicht verhindern, dass er dieses wirklich sehr kleine astartige Wesen regelrecht anstarrte.

Aber auch Trixi, der weibliche Bowtruckle, verharrte an der gleichen Position und konnte den Blick nicht von diesem zierlichen, feminin wirkenden Jungen abwenden. Sie sah auch sofort, dass ihr Herr absolut recht hatte. Der Junge war das wohl außergewöhnlichste Wesen, was auf dieser Welt wandelte und dabei war der Engel in ihm noch nicht mal erwacht. Trixi erkannte das Leid und die Schmerzen, die er in seinem sehr kurzen Leben erfahren und seine Seele regelrecht zerfetzt hatte. Und trotzdem blieb er ein so ruhiges und sanftes, hilfsbereites und treues Wesen, dass alle beschützte und jedem helfen wollte. Es freute sie natürlich besonders, dass der Junge seinen Gefährten gefunden und eine große Familie bekommen hatte, die ihm halfen die Wunden auf seiner Seele heilen zu lassen.

In diesem Moment ließ Trixi ein leichtes klackerndes Geräusch hören, dass tief aus ihrem Inneren zu kommen schien. Keiner der Anwesenden ahnte, dass gerade der Beschützerinstinkt beim Bowtruckle erwacht war.

Da Trixi nun überhaupt keine Zeit mehr vergeuden und den Auserwählten so schnell wie möglich zu ihrem Herrn bringen wollte, bat sie Harry, Loredana und Luzifer sofort aufzubrechen.

Sie fassten sich an die Hände, wurden dann von Trixi berührt und waren im gleichen Augenblick aus dem Konferenzraum verschwunden und erschienen auf einer wunderschönen, blühenden Wiese.

Luzifer fasste Harry direkt mit dem rechten Arm um die Hüfte, um ihm Halt zu geben und die Übelkeit zu vertreiben. Dafür war dieser seinem Gefährten sehr dankbar, er wollte sich doch nicht beim Baum des Lebens übergeben oder so.

Und dann erblickten die Drei den Baum. Er stand auf einer leichten Erhebung, einem kleinen Hügel, umgeben von den schillerndsten, funkelnsten Blumen mit ihren tollen Formen und Farben. Der Baum des Lebens war einfach nur riesig mit seinen großen, dicken und dünnen Äste und Zweige in einem satten bräunlich mit leuchtend grünen Blättern. An der rechten Seite verlief ein Bach, Sträucher und Bäume gab es auch überall, nur nicht in direkter Nähe des Baum des Lebens. Drei Regenbogen, ein klarer See, Vögel und Bienen in der Luft sowie mehreren Rehe und Hirsche beim grasen, Kaninchen, Hasen und Wildschweine rundeten das Bild ab.

Doch dafür hatte Harry gerade überhaupt keinen Blick. Er dachte eigentlich nur darüber nach, was er wohl nun erfahren würde oder gesagt bekam.

Als sie an den Baum herangetreten waren, stellte Trixi sie gegenseitig vor, sprach nun sehr vornehm und gewählt. Plötzlich hörten der Höllenfürst, die Elbenkönigin und Harry eine markante Stimme, die dem Baum des Lebens gehörte. Er begrüßte sie und bestätigte direkt, dass es sich bei Harry um den Auserwählten handelte.

Dies ließ Harry erst einmal scharf die Luft einsaugen und sich etwas stärker an Luzifer drücken.

Es folgte ein lockeres Gespräch über alltägliche Dinge, der Baum bezog Loredana und Luzifer immer mit ein, damit Harry etwas freier und ungezwungener mit ihm sprach. Extra dafür waren drei Sessel und ein kleines Tischchen mit Getränken und Gebäck erschienen.

Dann bat Trixi Harry zu einem privaten Gespräch mit ihrem Herrn, natürlich unter "vier Augen". Aus diesem Grund führte der Bowtruckle Luzifer und Loredana zu einer gemütlichen Sitzlandschaft, wo sie vorzüglich bewirtet wurden. Sie konnten Harry und den Baum noch sehen, verstanden aber nicht was die Zwei miteinander sprachen.

Während sie warteten und immer wieder zu Harry sahen, schien dieser sich angeregt zu unterhalten oder hörte dem "Baum des Lebens" einfach zu. Was sie besprachen, Harry fragte oder der Baum ihm erzählte würden der Höllenfürst und die Elbenkönigin wohl nie erfahren. Doch hofften sie, dass er Harry von seiner minderwertigen Einstellung sich selber gegenüber abzubringen vermochte.

Ungefähr zwei Stunden später teilte Trixi ihnen mit, dass der Baum auch noch kurz mit ihnen sprechen müsste.

Neugierig geworden, traten die beiden Magischen Wesen näher ran. Sie erkannten auf dem ersten Blick, dass dieses Gespräch Harry unwahrscheinlich gut getan hatte. Denn dieser schien von innen heraus zu strahlen.

Nach einer kurzen Pause bat der Baum die beiden, Harry immer zu unterstützen und ihm bei seiner sehr wichtigen Aufgabe zu helfen. „Im Grunde haben sie, Lord Luzifer, es selber schon mal zur Sprache gebracht und Harry als "Botschafter aller Tiere und Kreaturen ob magisch oder nicht" betitelt und lagen damit genau richtig. Denn ganz genau das soll er werden und seine erste wichtige Bestimmung erfüllen!", erläuterte der Baum den Anwesenden.

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