152. Die andere Ebene

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Da hatte Gott natürlich absolut recht, dass dem Jungen auf dieser Ebene keine Gefahr drohte. Er konnte ja nicht ahnen, dass es Harry tatsächlich auf eine ganz andere Ebene geschafft hatte.

Als Harry wieder festen Boden unter seinen Füßen spürte, öffnete er seine Augen, die er vorsichtshalber lieber geschlossen hatte. Im ersten Moment bekam er einen Schrecken, denn es sah einfach komisch aus. Alles war irgendwie so grau – Ton in Ton – aber einfach nur grau.

'Was ist denn nun los?', war das erste das Harry durch den Kopf ging. „Wo bin ich denn hier?", folgte direkt, während er sich einfach nur umsah. „Habe ich etwas falsch gemacht? Wo sind die denn alle? Hallo, wo seid ihr denn?", brachte er mit leicht brüchiger Stimme heraus.

Aber er bekam keine Antwort ... und die anderen tauchten auch nicht bei ihm auf.

So vergingen einige Minuten, wo Harry hin und her sah und sich am Ende langsam im Kreis drehte, um ja nichts zu verpassen. Doch sonst geschah absolut gar nichts.

„Boah Mann – so was kann auch wirklich nur mir passieren!", sagte Harry schließlich. Dann schaute er sich mal etwas genauer um. Zuerst einmal fiel ihm dieses grau in grau auf. Es sah ein bisschen so aus, als wäre die komplette Farbe einfach entfernt worden. Der Boden war bedeckt mit Sand in verschiedenen Farbschattierungen und Sandgröße bzw. Körnung. Vereinzelt gab es auch richtige Steine in den unterschiedlichsten Größen. Und überall befanden sich kleinere und größere Sträucher und Büsche, aber auch Büschel mit Gras. Dieses Landschaftsbild zog sich unendlich weit hin ... ging am Ende irgendwie sogar in den Himmel über.

Harry konnte einen extrem starken Seufzer nicht unterdrücken. 'So eine Gegend erinnert mich ein bisschen an die Wüste.', schoss es ihm durch den Kopf. „Hallo ist da jemand? Kann mich jemand hören? Luzifer, wo bist du denn? LU, BITTE!", rief er ziemlich laut, die letzten zwei Worte schrie er dann so laut er konnte heraus.

Jedoch bekam er erneut keine Antwort – geschah nichts Besonderes.

Erst jetzt setzte sich Harry in Bewegung um irgendjemanden zu finden, die ihn zu seinem Gefährten und auch Gott zurück bringen könnte.

Doch egal wie weit er auch in eine Richtung lief, er sah niemanden – absolut keine Menschenseele, Engel, noch nicht mal das kleinste Lebewesen.

Auch Geräusche gab es nicht, kein Vogelgezwitscher, rauschen des Windes, einen Luftzug oder so etwas. Das fand Harry sehr befremdlich und wusste nicht was er davon halten sollte.

KLACK ...

Harry fuhr sofort herum, wollte sehen woher dieses Geräusch gekommen war.

KLACK, KLACK, KLACK ...

Wieder erklang dieses Geräusch von hinten, ließ Harry erneut herum fahren und angestrengt horchen. Es war ihm nicht wirklich klar, was dieses Geräusch verursachte. Es hörte sich ein bisschen an, wie das aufeinander schlagen von Metall oder einem anderen sehr harten Material.

Nun konnte Harry das Geräusch sogar ausmachen und lief in diese Richtung, um zu erfahren woher bzw. was dieses Geräusch verursachte. Je weiter er darauf zulief, um so lauter und bedrohlicher erschien es ihm. Und jetzt vernahm er auch immer wieder ein leises, unterdrücktes Wimmern und Fiepen.

Einige Minuten später erreichte er eine richtige Senke, in der sich zwei sehr bizarre Wesen bekämpften, vermutlich ging es sogar um Leben und Tod.

Da war zum einen ein schwarzer Skorpion. Eigentlich nichts außergewöhnliches oder besonderes, wenn man seine Größe nicht betrachtete. Aber gerade die war das bizarre, denn sie betrug an die zwei Meter – womit dieser größer als die meisten Menschen war und somit auch viel gefährlicher. Bei dem zweiten Tier, Tierwesen oder Kreatur handelte es sich um ein Exemplar einer Spezies, die Harry wirklich noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Und im Grunde konnte er es nicht mal genau beschreiben, denn es schien eine Mischung zwischen großer Spinne, Frosch, Eidechse und Reptil zu sein. Dieses Wesen war ein gutes Stück kleiner und schien große Probleme im Kampf gegen den Skorpion zu haben. Doch bei näherer Betrachtung stellte Harry fest, dass dieses fremde Wesen überhaupt nicht kämpfte, sondern nur versuchte von dem Anderen weg zu kommen, wimmerte und fiepte – teilweise vor Schmerz, denn die scharfen scherenbesetzten Fangarme des Skorpions hatte schon die ein oder andere Verletzung verursacht.

Für Bruchteile von Sekunden erstarrte Harry und dachte fieberhaft nach, wie er diesem armen Wesen helfen konnte. Denn ohne Zauberstab hatte er dem über zwei Meter großem Skorpion nichts entgegen zu setzen. Wie in Trance bückte er sich schließlich und hob einen etwas dickeren Stein auf und schmiss es dem schwarzen Biest voll gegen den Kopf.

Der Skorpion ließ einen vermutlichen Schmerzlaut hören und schlug wütend seine Scheren zusammen, dann ließ er von der kleineren Kreatur ab, deren Farben eher beige und grün waren.

Diese Gelegenheit nutzte das spinnenfroschreptilienartige Wesen und lief, so schnell es die Verletzungen erlaubten, davon.

„Oh, oh!", entfuhr es Harry, als der Skorpion nun wirklich sauer, direkt auf ihn zu kam und bedrohlich mit den Scheren an seinen Fangarmen aufeinander schlug. Er sah sich schnell um, doch leider gab es außer diesen vereinzelten Steinen nichts, dass er zu seiner Verteidigung hätte nehmen können.

Pütti – ein noch wirklich sehr junges Wuzlonmädchen – hatte ihre Chance genutzt und war ein gutes Stück von dem Skorpion davon gelaufen. Sie hatte das schlagen der Scheren natürlich gehört ... blieb ganz plötzlich und abrupt stehen und sah in die Richtung aus der sie gerade gekommen war. Der Skorpion bewegte sich enorm langsam auf ein wirklich kleines Exemplar dieser merkwürdigen Spezies zu. Es war ein Wesen, so wie die Engel, die sie schon mal gesehen hatte. Doch dieser trug keine mit Feder besetzten Flügel. Pütti wusste nicht ob es auch Engel ohne Flügel gab oder ob es doch etwas ganz anderes war. Aber sie wusste sofort, dass dieser absolut keine Chance gegen den Skorpion hatte und dann wegen ihrer Feigheit sofort sterben würde.

Natürlich hatte sie wirklich sehr große Angst, wollte auch keinesfalls jetzt schon sterben, doch sie konnte auch nicht einfach abhauen und dieses Wesen dem Skorpion überlassen, schließlich hatte dieser Zweibeiner ihr geholfen. Und während Pütti nun langsam wieder auf Harry und den Skorpion zu schlich, ließ sie immer wieder sehr laute Rufe bzw. Schreie hören. Dies würde sehr weit ins Land getragen werden und jeden Wuzlon darauf aufmerksam machen, dass eines der Kinder in sehr großer Gefahr war und Hilfe brauchte.

Harry und auch der Skorpion bekamen davon nichts mit, sahen auch nicht das diese für Harry unbekannte Kreatur langsam zu ihnen zurück kam. Harry war einfach viel zu sehr damit beschäftigt, dem richtig großen Giftstachel am Schwanz des Skorpions und dessen Scheren auszuweichen.

Gerade eben hatte er sich mit einem wirklich weiten Hechtsprung in Sicherheit gebracht, bevor der Giftstachel ihn erwischen konnte. Harry rollte sich geschickt ab und sprang auf die Beine, um im nächsten Moment die linke Schere des Fangarmes auf sich zu kommen zu sehen.

Ein erneuter Hechtsprung verhinderte Schlimmeres, trotzdem erwischte es Harry an der rechten Schulter ... schlitzte nicht nur Umhang und Pullover auf – hinterließ auch eine etwa drei Zentimeter lange und ein Zentimeter tiefe Schnittwunde, die die Kleidung direkt leicht rosa werden ließ. „Ah scheiße!", zischte Harry nur, da es wirklich höllisch an seiner Schulter brannte.

Immer wieder ging der Skorpion auf Harry los, konnte sich dieser nur durch Geschick und Schnelligkeit vor dem Tier in Sicherheit bringen, kassierte dabei aber die eine oder andere Schnittverletzung.

Pütti hatte die Senke und somit den Skorpion und "Engel ohne Flügel" – wie sie Harry nannte – erreicht und staunte nicht schlecht, wie gut der Zweibeiner den direkten Angriffen des Skorpions auswich und diesem immer wieder einen der herum liegenden Steine entgegen warf.

Schon wieder rief Pütti nach ihrer Familie, spürte das der Zweibeiner langsamer wurde und schon wieder Bekanntschaft mit den Scheren gemacht hatte.

Noch völlig benommen von der letzten Attacke und sein Bein leicht nachziehend, konnte Harry nicht mehr ausweichen, spürte Sekunden später einen stechenden Schmerz in der linken Hüfte – der sich explosionsartig in seinem Körper ausbreitete und eine Taubheit mit sich brachte. Aus den Augenwinkeln sah er dann, dass der Giftstachel an der Schwanzspitze aus Harrys Hüfte gezogen wurde. Ohne es eigentlich zu wollen, schrie Harry vor Schmerz und sank auf die Knie, da seine Beine ihn nicht mehr trugen, schon ziemlich taub waren.

Doch bevor der Skorpion sich Harry packen konnte um ihn zu verspeisen, griff sich Pütti den Jungen und hob ihn hoch, drückte ihn mit den Vorderarmen vorsichtig an ihre Brust, ließ immer wieder drohende Zischlaute hören und wich zurück.

Während der Skorpion in Kampfstellung auf sie zu kam.

Jedoch versuchte er dann nur wenige Augenblicke später rückwärts zu fliehen, denn hinter dem Wuzlonkind waren gerade insgesamt acht ausgewachsene Wuzlons aufgetaucht, um Pütti zu retten.

Nun war der Kampf mehr als unausgeglichen und der Skorpion hatte gegen die sechs Wuzlons, die ihn verfolgten, absolut keine Chance.

„Papa, schnell. Der Giftstachel hat ihn da erwischt!", brachte Pütti heraus und zeigte auf Harrys linke Hüfte.

Wuzzi eilte zu seiner Tochter und nahm diesen kleinen Zweibeiner auf seine Arme und entfernte die Kleidung, um die Einstichstelle freizulegen. Während Diva, seine Frau, schnell einen Brei herstellte. Hierzu vermischte sie Kräuter und Gewächse – die sie in einer Art Tasche am Körper trug – mit ihrem Speichel und strich es vorsichtig auf Harrys Hüfte. Trotz ihrer sehr vorsichtigen Bewegungen zuckte der kleine Körper unentwegt zusammen, wimmerte und schluchzte, obwohl er nicht bei Bewusstsein war. Dies war verständlich, denn dass Gift hatte die Haut direkt an der Einstichstelle schon dunkelblau, fast schwarz gefärbt und war extrem empfindlich.

Nachdem Diva vorsichtig den Kräuterbrei großzügig auf die Einstichstelle und den umliegenden Bereich aufgetragen hatte, sah sie sich die Schnittwunden an und bestrich die eine oder andere auch mit dem Kräuterbrei.

Während sie damit noch beschäftigt war, kehrten die anderen Wuzlons zurück – zwei von ihnen trugen die Fangarme mit den Scheren des Skorpions, die sie ihm ausgerissen hatten, nachdem sie ihn töteten. Es waren nützliche Trophäen, die die Wuzlons gerne als Schneidewerkzeug nutzten.

Auch Püttis Wunden wurden von ihrer Mama versorgt, hielt Wuzzi den bewusstlosen Zweibeiner auf seinen Armen und beobachtete ihn.

„Diva!", rief er kurz darauf nach seiner Frau, weil er glaubte dass das direkt bevor stehende "Erwachen" nicht ganz so einfach werden würde.


Harry merkte, dass er gerade wieder erwachte. Er fühlte sich total merkwürdig und komisch, ohne es sich erklären zu können. Lauschte angestrengt auf die Geräusche und Stimmen, die um ihn herum waren – aber ihm kam keine der Stimmen bekannt vor und das machte ihm ein bisschen Angst. Noch war er ganz ruhig geblieben, hatte sich nicht verraten und glaubte, dass er momentan nichts zu befürchten hatte. Doch genau sagen konnte er es nicht, weil er nicht wusste wo er war, wer die Leute waren? Und dann brachen die Geschehnisse über ihn herein, ließen ihn richtig zusammenfahren ... denn er registrierte zwei Dinge auf einmal. Zum einen konnte er seine Beine nicht wirklich fühlen und dann war da ein Schmerz, der sich wie eine Welle durch seinen gesamten Körper schob und Harry zeigte, dass auch seine Beine noch da waren, denn er registrierte den Schmerz bis runter in seinen Zehen. „Aaaah!", konnte er den Schmerzlaut nicht unterdrücken und hätte sich am liebsten selber dafür in den Hintern getreten, denn nun hatte er sich endgültig verraten und alle auf sich aufmerksam gemacht.

Deshalb riss er seine Augen auf und blickte direkt in das Gesicht eines dieser spinnenfroschreptilienartigen Wesen und fuhr heftig zusammen, da es noch größer war, als das was er wohl gerettet hatte. Harry musste schlucken, konnte nicht verhindern das er anfing zu zittern und ihm lautlos Tränen beide Wangen runter liefen.

„Ssschsch ... habe keine Angst. Wir tun dir doch nichts. Du hast meiner kleinen Tochter das Leben gerettet.", versuchte Wuzzi so sanft er eben konnte zu erklären.

„Wie kommst du denn hierher? Gehörst du auch zu Lily und James?", wollte Diva wissen. Sie hatte im nach hinein alles von ihrem Mann über dessen Begegnung mit dem merkwürdigen und auch unverschämten Zweibeiner erfahren, der Wuzzi am Ende sogar geholfen und vor den Erzengeln gedeckt hatte – eine Tatsache, die sie diesem hoch anrechnete und ihn respektierte.

Harry hörte augenblicklich auf zu weinen und sah die beiden Wesen überrascht an. „Lily und James?", wiederholte er nur.

„Ja, ich habe James hier getroffen und dieser erzählte mir etwas über seine Frau Lily und auch Sohn Harry.", antwortete Wuzzi direkt, hoffte inständig das es diesen kleinen Zweibeiner beruhigte.

„James und Lily Potter?", wollte Harry nun aufgeregt wissen, vergaß momentan sogar seine Schmerzen.

„Das weiß ich nicht. Das Wort Potter ist nicht gefallen und Lily habe ich nicht kennen gelernt. Aber James sieht dir schon ein bisschen ähnlich.", entgegnete Wuzzi sofort. 'Obwohl sich seine Magiesignatur und Aura sehr von der des Kleinen in meinen Armen unterscheidet und eigentlich nichts miteinander gemein haben.', schoss es dem Wuzlon gerade durch den Kopf.

„Das waren sie bestimmt ... das waren meine Eltern. Ich bin ihr Sohn Harry – Harry James Potter ... ähm ... nun heiße ich allerdings Harry James Satanus-Hell, weil ich schon an meinen Gefährten gebunden bin. Ich möchte zu meinem Lu.", kam es von Harry, während er den großen Wuzlon mit leicht vor Schmerz verzerrtem Gesicht anblickte.

„Lasst uns ins Lager zurück kehren und die Engel verständigen.", teilte Wuzzi den anderen mit, setzte sich schließlich äußerst langsam in Bewegung, um dem Kleinen in seinen Armen nicht noch größere Schmerzen zu bereiten. Doch dies war leider schwieriger als gedacht, denn Harry tat nun wirklich alles weh, musste weitere Schmerzschreie das eine oder andere Mal stark unterdrücken.

Auf halben Weg verlor Harry dann erneut das Bewusstsein, was die Wuzlons gut fanden, da er so die weiteren Schmerzen nicht mit bekam.

Sie wurden natürlich von jedem einzelnen Mitglied ihrer Gruppe bzw. Rasse sehnsüchtig erwartet, als sie das Lager erreichten. Und jeder war froh, dass es Pütti gut ging – dank dieses verletzten Zweibeiners oder Zauberers, wie sie sich selber nannten.

Ganz behutsam legte Wuzzi seine kostbare Last auf das mit Moos ausgelegte Lager und deckte ihn mit einer Decke aus Spinnenseide zu. „Diva, sage bitte bei den Erzengeln Bescheid, dass Harry James Satanus-Hell hier bei uns im Lager ist und vermutlich weitere Hilfe benötigt, da er schwer verletzt wurde.", meinte Wuzzi und sah seiner Frau hinterher, die den Auftrag sofort ausführen würde und die Erzengel verständigte.

Doch mit der dann eintretenden Reaktion hatten die Wuzlons nie im Leben gerechnet.


Keine zehn Minuten waren vergangen, als es plötzlich überall in der Luft zu rauschen begann und die Wuzlons einfach nur in Panik versetzte, weil sie so etwas natürlich noch nicht erlebt hatten.

Die erwachsenen Wuzlon versuchten ihre Kinder mit ihren Körpern zu decken, fuhren wirklich alle zusammen, als ein Engel bzw. Erzengel nach dem anderen direkt in ihrem Lager erschien und auch Gott selber war anwesend und ein weiteres Wesen, dass sie nicht so richtig zuordnen konnten und vermutlich der Gefährte von Harry war.

Die Erzengel und Engel suchten sofort nach dem jungen Lord. Auch Luzifer streckte seine Fühler aus um Harry zu orten – ihn spüren zu können – und schneller zu finden.

Und in diesem ganzen hin und her versuchten die Wuzlons ohne überhaupt etwas zu sagen oder sich zu erklären vor den Engeln zu fliehen, weil sie mit riesigen Strafen rechneten.

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