83. Eine ganz neue Welt

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Es gelang Harry nicht wirklich, Ordnung in sein Gedankenchaos zu bringen. Er fragte sich immer und immer wieder, warum jemand ihn töten wollte. Warum immer ihm so etwas passieren musste. Natürlich glaubte er seinem Lu, wenn dieser sagte er wäre etwas ganz besonderes und außergewöhnliches. Harry merkte und fühlte es schließlich selbst. Doch manchmal schafft er es einfach nicht, die schlechten Gedanken, die sie ihm eingebläut bzw. regelrecht eingeprügelt hatten, so gänzlich von sich abzuschütteln. Manchmal überkam es ihn einfach, so wie gerade in diesem Augenblick. Durch seine Gedanken bekam er nichts von den Diskussionen mit, welche die Anderen führten.

Der Schattenkater schlich sich zu Harry, nachdem Dobby das Puddingschälchen in der Luft schweben ließ. Auch er hatte diesen merkwürdigen Geruch sofort erschnuppert. Es war zum einen diese gefährliche Mischung aus süß und absolut tödlich und zum anderen eine Magiesignatur, die er schon geschnuppert hatte und für seinen Harry gefährlich werden konnte. Deshalb sprang er auf den Tisch und lief auf genau diesen zu, um ihn zu beschützen. Doch dazu kam er nicht mehr, weil Dobby erschien und die Gefahr bannte.

Jedoch beobachtete Shadow Harry ganz genau. Er bemerkte sofort dessen abwesend wirkendes Verhalten. Harry erweckte bei dem Schattenkater den Eindruck, als wäre er sehr tief in seinen dunklen Gedanken gefangen und von einem Gedankenchaos regelrecht überrollt. Natürlich registrierte der Schattenkater noch etwas anderes und dies gefiel ihm überhaupt nicht. Shadow stellte nämlich fest das Luzifer, Loredana und die anderen vor lauter "Diskutiererei" Harry und sein Verhalten aus den Augen verloren hatten.

Nun wurde der Schokoladenpudding untersucht und es bestätigte sich Dobbys Aussage. Der Pudding war tatsächlich vergiftet worden. Und dieses Mal klärten sich die Umstände dank Dobby und Shadow sehr schnell.

Dobby gab der Dämonenspezialeinheit und Luzifer den Hinweis, dass das Gift von einem Hauselfen in den Pudding gemischt wurde. Shadow war es dann, der genau diesen Hauselfen dank seiner sehr feinen Nase ausfindig gemacht hatte.


Genau diese Hauselfe saß nun in dem Konferenzzimmer des Höllenpalastes und wurde von insgesamt sechs Mitgliedern der Spezialeinheit verhört und befragt. Weder Luzifer noch Harry waren dabei. Sie schienen momentan nicht dazu in der Lage zu sein. Der noch relativ junge Hauselfenmann gab sehr schnell zu, dass er das Gift in den Pudding gemischt hatte. Da brauchten sie wirklich nur ein bisschen Druck und Überredungskunst. Jeder der Anwesenden schaute ihn nun doch überrascht an, da sie nicht mit einem Geständnis gerechnet hatten. So leicht es auch war Keri zu überführen, so schwer wurde es dann aber heraus zu bekommen wer ihm den Auftrag gegeben hatte. Keiner von ihnen glaubte nämlich, dass der Hauself es von sich aus tat. Dimitri, Kelvin, Sarto, Haruz, Dyas und Isam – die besten Mitglieder der Spezialeinheit – brauchten fast zwei Stunden. Sie zogen wirklich alle Register und wendeten mehr als eine taktische Strategie an, um dem Hauselfen endlich den Namen des Auftraggebers zu entlocken.

Doch dann hatten sie es geschafft. Ihnen war bekannt, dass Keris Herr und Meister persönlich den Tod des jungen Lord wünschte und verlangt hatte...

„Keri sei doch guter Hauself. Keri machen immer das, was der "Herr und Meister" von Keri verlangen. Eine wirklich gute Hauselfe!", rief der Hauself dann und ließ seine Ohren sehr stark hin und her wedeln, so das es aussah, als wollte dieser einfach vom Boden abheben und sich in die Lüfte erheben.

Die Dämonen waren richtig vorsichtig und behutsam mit dem Hauselfen. Ihnen war klar, dass er nur das getan hatte was von ihm erwartet und verlangt wurde.


Luzifer fing sich relativ schnell wieder und redete mit den anderen, bis sich Shadow dann mehr als lautstark meldete und Harry anstupste, sogar über dessen Hand leckte.

Jetzt registrierten sie, dass Harry richtig weggetreten zu sein schien. Luzifer und auch Loredana sprachen mit ihm und Luzifer streichelte immer wieder über seinen Rücken. Er holte ihn dadurch aus seinen dunklen Gedanken.

Als Harry seinen Gefährten sehr scheu anblickte, begann Luzifer zu sprechen. Er erklärte seinem Kleinen, dass er und auch die anderen sich sehr große Sorgen machen würden, weil Harry im Augenblick selbst hier im Palast nicht sicher wäre. „Und außerdem kannst du dann endlich das Elbenreich kennen lernen. Du schaust dir an wo Tom gerade ist." Weiter kam Luzifer nicht.

„Will nicht von dir weg!", war das erste das Harry von sich gab. „Bitte nicht alleine lassen. Ich will bei dir bleiben. Bitte, bitte.", fügte er mit richtig leiser Stimme hinzu und krallte sich automatisch an Luzifer fest.

„Aber mein Schatz. Ich will nicht hören, dass du schon wieder so einen Unsinn denkst oder einredest. Hast du das gehört?", antwortete der Höllenfürst nur. „Ich werde dich niemals mehr alleine lassen, denn du bist mein Gefährte – mein ein und alles..."

„Wirklich?", äußerte sich Harry.

„Harry, du musst wirklich keine Angst haben. Wir möchten doch nur sicher stellen, dass dir absolut niemand etwas tun oder dir schaden kann!", mischte sich nun die Elbenkönigin ein.

Harry sagte nichts. Doch jeder konnte sehen, dass er sehr überrascht und erstaunt zu sein schien.

„Außerdem werde ich dich natürlich begleiten. Ich werde wohl immer wieder hierher kommen müssen, denn schließlich bin ich der Höllenfürst und genau für diese und all ihre Bewohner verantwortlich. Aber ich werde jede Minute mit dir verbringen, die ich kann.", meinte Luzifer und strich wieder über den Rücken seines Kleinen.

„Versprochen?"

„Ja, natürlich. Das ist doch selbstverständlich. Habe ich dich schon mal angelogen?", fragte der Höllenfürst.

„Nein, dies hast du nicht getan. Das hat noch niemand hier getan!", entfuhr es ihm.

„Na siehst du. Es wird alles wieder gut. Wenn du in Sicherheit bei Loredana bist werden Danilo, alle Wachen und ich natürlich alles dafür tun, um den oder die Übeltäter zu fassen, so das du wieder hierher kommen kannst, wenn sie im Kerker des Palastes sitzen.", erklärte Luzifer gerade.

Als es dann kurze Zeit später an der Türe klopfte, blickten fast alle Anwesenden automatisch dorthin.

„Herein!", rief Luzifer im klaren Ton.

Dimitri und Haruz betraten den Raum, verbeugten sich vor Luzifer und Harry gleichermaßen und warteten, bis ihnen die Erlaubnis zum sprechen erteilt wurde.

„Was hat die Befragung der Hauselfe Keri ergeben?", fragte Luzifer auch direkt, weil ihn das Ergebnis mehr als brennend interessierte.

„Nun, wir sind genau nach Anweisung vorgegangen. Keri wurde behutsam befragt, so wie Mylord es in Harrys Namen wünschte. Nach langem hin und her und einigen Tricks ist es uns tatsächlich gelungen, den Namen des Herrn und Meister aus ihm heraus zu locken bzw. in Erfahrung zu bringen. Bei dem Dämonen handelt es sich um Sagona...". Weiter kam der Experte der Spezialeinheit gar nicht.

„WAAASSSS?!", schrie Luzifer nur.

Harry riss erst einmal die Augen ganz weit auf und starrte seinen Gefährten regelrecht an, sagte aber kein Wort. Er ließ nicht mal den kleinsten Laut hören.

Auch Loredana sah den Höllenfürsten verblüfft an, weil sie dessen Ausbruch nicht so recht deuten konnte.

Im Gegensatz dazu wirkte Sirius ruhig und ausgeglichen, was sich in Wahrheit als völlig falsch heraus stellte. Denn innerlich war Sirius einfach nur aufgewühlt und in großer Sorge um sein Patenkind.

Er kannte zwar diesen Dämonen nicht, aber das spielte auch gar keine Rolle. Seine Taten sprachen für sich.


Sagona hatte nie beim Höllenfürst eine Chance. Er wurde eindeutig überführt und nun von allen gejagt. Und wenn es nach Luzifer ginge, würde er für seine Taten zum Tode verurteilt.

Jedoch würde der Höllenfürst darauf verzichten, aus Rücksicht auf seinen Gefährten. Denn im Grunde würde sich Harry am Ende für dessen Tod verantwortlich fühlen, eventuell sogar daran zerbrechen. Und genau dies wollte Luzifer auf keinen Fall riskieren. So gab es eigentlich nur eine einzige Strafe, die hier in Frage kam – nämlich die Verbannung aus der Hölle.

Vor allem für Dämonen – im besonderen die Geborenen – ist die Verbannung aus der Hölle wohl das schlimmste was ihnen passieren konnte. Dies war sogar schlimmer als der Tod.


„Ich fasse das einfach nicht. Was muss eigentlich noch geschehen oder gesagt werden, damit dieser überdrehte, liebestolle und kranke Dämon endlich kapiert, dass er für mich nie im Leben in Frage kommt!", entfuhr es Luzifer. Er konnte seine Wut und Aufregung nicht wirklich unterdrücken.

Sirius und Loredana sahen ihn immer noch fragend an. Sie verstanden das Ganze immer noch nicht so richtig.

„Dieser Sagona ist ein nicht besonders starker Dämon, dem ich vor vielen Jahrhunderten das erste Mal begegnet bin. Er hat sich angeblich sofort in mich verliebt und tat wirklich vieles um meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Aber für mich war er einfach einer von vielen Dämonen, einer meiner Untertanen. Gut, er sieht recht ansehnlich aus. Doch für mich zählte einfach immer nur, meinen Gefährten zu finden und mit diesem glücklich zu werden. Und genau dies habe ich erreicht und lass es mir wirklich von niemandem kaputt machen. Auch nicht von einem wie mir scheint liebeskranken und irren Sagona!", teilte Luzifer nun den anderen mit.

Harry registrierte natürlich, was sein Gefährte da von sich gegeben hatte. Und ganz plötzlich kam ihm wieder seine kurze Unterhaltung mit genau diesen Dämonen im Speisesaal in den Sinn. Auch sah er den netten Brief vor seinen geistigen Augen, den Sagona ihm geschrieben hatte. „Er hat es mir gesagt und auch geschrieben!", rutschte es ihm heraus. Das wollte es garantiert nicht den anderen mitteilen.

„Wer hat es dir gesagt und geschrieben? Was denn geschrieben? Was meinst du damit?", sprudelte es aus Sirius raus. Er konnte seine Neugierde einfach nicht verbergen.

„Ach nichts!", erwiderte Harry sehr schnell, als er bemerkte das seine Worte gehört worden waren.

„Rede doch nicht. Da stimmt doch was nicht?", fragte Sirius.

„Was soll denn nicht stimmen? Es ist alles in Ordnung.", konterte der Schwarzhaarige mit den schneeweißen Strähnen direkt.

„Harry, sieh mich bitte mal an.", bat Luzifer und wartete darauf, dass sein Gefährte der Aufforderung auch Folge leistete.

Es dauerte schließlich fast zwei Minuten, bis dieser dann Luzifer direkt in die Augen blickte.

„Kann es sein, dass Sagona etwas zu dir gesagt hatte und du danach in diesem Schrank Zuflucht gesucht hast?", kam die Frage von Luzifer. Er erinnerte sich noch sehr gut daran, wie sie seinen Kleinen überall gesucht und nicht gefunden hatten. Er fühlte sich damals total schlecht und einsam und konnte sein Glück gar nicht fassen, als Meran dann mit seinem schlafenden Gefährte auf ihn zugekommen war.

„Ja und vielleicht stammte auch dieser Brief von Sagona, der Harry so aus der Fassung gebracht hatte und Fireball dazu veranlasste, diesen in Rauch aufgehen zu lassen!", meinte Danilo während er damit beschäftigt war, seinen Gefährten zu beruhigen.

„Ist das so, Harry?", wollte Sirius wissen.

Harry sagte gar nichts. Er senkte nur sehr schnell seinen Kopf und blickte hinunter zu seinen Füßen was Luzifer, Sirius, Danilo und Loredana eigentlich schon Antwort genug war.

„Somit wäre dies wohl geklärt.", fing Luzifer an. Er wollte nicht wirklich näher darauf eingehen und dachte sich, dass Harry bestimmt nicht erzählen würde was Sagona gesagt oder geschrieben hatte. Und er wollte nicht, dass all dies wieder in Harry hoch kam und in ein weiteres tiefes Loch fallen ließ. „Mein Schatz.", kam es vom Höllenfürst, um die ungeteilte Aufmerksamkeit seines Kleinen nur auf ihn zu lenken. „Wir werden jetzt gemeinsam unsere Sachen packen, alle deine Tiere einsammeln, genau wie Sirius, um dann zusammen mit Loredana in die Elbenwelt zu reisen. Danilo hält hier die Stellung und hilft der Spezialeinheit, Sagona und auch den Anführer der Rebellen zu fangen, damit wir hierher zurückkehren können. okay?", fragte dann Luzifer.

Harry hatte seinem Lu aufmerksam zugehört und schaute ein bisschen skeptisch, doch er nickte ihm zur Bestätigung einfach nur zu.

Nicht mal eine Stunde später verließen der Höllenfürst und Harry, Loredana, die Tiere, Sirius sowie Adam, Taric, Vico und Garbin den Höllenpalast und tauchten auf einer Wiese auf.

„Sind wir hier im Elbenreich?", fragte Harry nachdem er sich von der Reise etwas gefangen hatte.

Aber die anderen – bis auf Loredana – wussten es auch nicht, vermuteten es nur.

Sie befanden sich auf einer herrlichen Wiese. Das Gras stand sehr hoch, überall waren bunte Blumen. Etwas weiter hinten war ein schöner Wald. Am Horizont sahen sie auch Wälder, davor ein großer See.

„Ich muss mich vielmals entschuldigen, dass wir nicht direkt in den Palast teleportiert sind.", sagte eine sanfte Stimme hinter ihnen. Harry und Sirius wirbelten herum. Dann blickten in die strahlenden Augen der Elbenkönigin. „Aber wir müssen eure Aura und Magiesignatur erst in unsere Schutzschilde einweben.", erklärte sie.

Dann wurde ihre Aufmerksamkeit auf die Gruppe gelenkt, die direkt auf sie zukam. An ihrer Spitze waren Santana und auch Tom. Aber sie waren nicht alleine, ein Dutzend Schlosselben begleiteten sie. Die zwölf männlichen Elben hatten helle Haut, trugen weiße Spitzenhemden, glänzende Hosen und Jacken, hatten verschiedene Haarfarben, aber alle hatten große, fast durchsichtige Flügel.

Harry und Tom umarmten sich sofort. Sie freuten sich wirklich den anderen zu sehen. Tom begrüßte natürlich auch Luzifer, Sirius, Loredana, die Tiere und Wächter.

„Jetzt lasst uns ins Schloss gehen!", sagte Loredana und ihre Stimme klang vornehm und feierlich.

„Ins Schloss gehen?", wiederholte Harry und sah sich erneut um.

„Nun ja. Es kann nicht jeder sehen. Nur die, welche es von mir aus auch dürfen.", sagte Elbenkönigin Loredana und hob ihre rechte Hand.

Und dann wurde in der Mitte der Wiese ein riesiges und gewaltiges, einfach in der Luft schwebendes Schloss sichtbar. Es war noch viel, viel größer als Hogwarts, besaß hunderte von kleineren und größeren Türmchen und sah wirklich mehr als beeindruckend aus.

„WOW!", entfuhr es Harry und Sirius fast gleichzeitig.

„Wie kommen wir denn da hoch?", fragte Sirius. Er machte sich leichte Sorgen um seine Babys. Denn das Schloss war ziemlich weit oben und er konnte schließlich nicht fliegen und wollte auch keinen Besen benutzen.

Gerade in diesem Moment kam die erste Elbe zu ihm und sagte nur: „Darf ich bitten?" Sie reichte Sirius die Hand.

Der Schwangere sah zur Elbenkönigin rüber und gab der Elbe die Hand.

Dieser begann mit den Flügeln zu schlagen und erhob sich sicher und mit Leichtigkeit mit Sirius an der Seite in die Luft. Auch die anderen Schlosselben nahmen jemanden aus der Gruppe mit nach oben. Bei Paco, Hedwig und Artax war dies natürlich nicht nötig.

Nun standen alle auf einer großen Plattform. Am Ende dieser Plattform befand sich eine riesige, wunderschöne Blüte. Sie sah aus wie gemalt, als wenn sie aus Porzellan wäre. Dann öffnete sich vorne an der Blüte eines der Blätter, viele weiße Stufen führten hinauf zu dem Eingang. Aus der Öffnung drang sehr helles Licht und es entstand ein warmer, beruhigender Eindruck.

Harry und auch Sirius konnten sich nur mit Mühe zurückhalten, nicht ins Innere der Blume zu laufen.

Nun trat Loredana in das helle Licht ein. Einige Augenblicke später erschien ihr Schatten wieder an der Öffnung und winkte ihnen zu. Sie deutete mit der Hand an, dass sie ihr folgen sollten.

So begaben sich Santana, Tom, Luzifer, Harry, Sirius, die vier Wächter und Harrys Tiere ins Innere der Blüte.

Die Wände waren glatt und lange Treppenstufen führten nach unten. Überall waren Türen oder Tücher, die in verschiedene Räume führten oder andere Treppen erkennen ließen. Sirius befürchtete, dass sie alleine wohl nie irgendwo ankommen würden. Schließlich war das Schloss einfach nur megariesig.

Dann liefen sie in einen weiteren Gang hinein und nun blieb die Elbenkönigin stehen und zeigte ihnen die Zimmer, die sie während ihres Besuches bewohnen sollten. Harry war wirklich aufgeregt und sehr neugierig. Die Spannung war so hoch, dass er glaubte das "Knistern" selber spüren zu können.

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Vor drei Tagen war Ginny Weasley ins St Mungos eingeliefert worden. Man hatte bei den Untersuchungen festgestellt, dass sie zu 40 Prozent eine Todesfee war, obwohl Arthur und Molly zu 100 Prozent ihre leiblichen Eltern und reine Menschen waren.

Natürlich stand man immer noch vor dem Rätsel, wie dies möglich sei.

Arthur und auch Molly hatten sich geeinigt, nichts von dem Ritual zu erzählen, welches Albus Dumbledore angewandt hatte, um die Magie ihrer Kinder zu erhöhen. Schließlich hatte genau diese bei den Zwillingen begonnen weniger zu werden, Ginny hatte kaum noch eigene Magie besessen und war deshalb auch das letzte Kind gewesen, das Molly zur Welt brachte.


Es waren mittlerweile so viele Untersuchungen und Tests gefolgt, dass weder Arthur noch Molly oder Ginny wussten wofür sie gewesen waren oder ob dies schon einmal durchgeführt wurde.

Die meiste Zeit ging es Ginny recht gut. Sie war ansprechbar und erinnerte sich an alles was gewesen war. Doch es gab auch Tage, da war dies absolut nicht der Fall. Da wirkte Ginny nicht nur desorientiert und abwesend, nein. Sie war regelrecht aggressiv und aufmüpfig.

Auch vierzehn Tage nach ihrer Einlieferung ins St Mungos wussten die Heiler und Mitarbeiter des Ministeriums nicht mehr als am Anfang.


Ungefähr eine Woche war seit der Schreckensnachricht vergangen und Arthur hatte endlich die Zeit gefunden, um dem Schulleiter in Hogwarts einen Besuch abzustatten.

Das Oberhaupt der Weasleys ahnte natürlich nicht, dass er einen mehr als ungünstigen Zeitpunkt für seinen Besuch bei Albus wählte. Denn dieser hatte heute ausgesprochen schlechte Laune. Ja, man konnte schon fast sagen, er hatte absolut üble Laune. Denn zum einen konnte er in der Nacht wieder stundenlang nicht schlafen, weil Holly ihn besucht und mehr als genervt hatte. Und dann kam am Morgen tatsächlich Erzengel Raphael vorbei und kritisierte und nörgelte an allem herum, was Albus in den letzten drei Tagen erledigt hatte. Hinzu kamen seine sarkastische und bissige Kommentare und Bemerkungen, die Albus fast zur Weißglut gebracht hatten.

Und genau da hinein platzte Arthur, als er an diesem Tag kurz vor dem Mittagessen an die Tür des Schulleiters klopfte.

„Herein!", kam es von einem mehr als angepissten Dumbledore. Er war immer noch darum bemüht, nicht einfach zu explodieren, nachdem er es doch tatsächlich geschafft hatte, relativ ruhig zu bleiben, so lange der Erzengel sich in seinem Büro aufgehalten hatte.

Arthur öffnete die Tür. „Guten Morgen, Albus!", begann er. „Hast du einen kurzen Augenblick Zeit?", fragte er dann erst einmal vorsichtig nach. Denn ihm war die wohl sehr schlechte Verfassung seines Mentors sofort aufgefallen.

„Was gibt es denn?", gab dieser nur ruppig von sich.

„Also, ich weiß gar nicht wie ich es sagen soll...", fing der Weasley an und unterbrach sich dann selbst, weil er im Grunde nicht wusste wie er es sagen sollte oder ob er es im Augenblick überhaupt sagen sollte. Schließlich wollte er nicht den Zorn des Weißhaarigen auf sich ziehen. Er wusste wohin dies führen konnte. Albus war nicht sehr geduldig und vor allem launisch und rachsüchtig. Er ließ seinen Frust und Ärger gerne an seinen Leuten aus. Das hatte Arthur mehr als einmal am eigenen Leib erfahren und darauf konnte er getrost verzichten.

„Sag was du zu sagen hast und verschwinde!", blaffte Albus den Jüngeren nun an.

„Ich weiß gar nicht wie ich es sagen soll.", versuchte das Weasleyoberhaupt es nochmal.

„Am besten direkt und so kurz wie möglich. Ich gebe dir zwei Minuten!", entgegnete der Schulleiter.

„Ginny kam am gleichen Tag wie du ins St Mungos und befindet sich immer noch dort!", sagte Arthur mit leicht zittriger Stimme.

„Wieso das? Was fehlt ihr denn? Gut, ich habe mich gewundert, dass sie fehlt. Doch ich bekam eine Nachricht, dass es sich um eine äußerst ansteckende Krankheit handelte und sie deshalb zu Hause bleiben müsste.", kam es von Albus und das sogar in einem halbwegs normalem Ton.

„Sie ist wie schon gesagt nicht zu Hause, sondern im St Mungos. Und es handelt sich auch nicht um eine ansteckende Krankheit. Ich glaube, dies würde ich wirklich begrüßen. Albus, die Heiler haben festgestellt, dass unsere kleine Ginny tatsächliches magisches Blut in sich trägt. Aber nicht irgendeines, sondern das der Todesfee!", würgte er fast schon heraus und war zum Ende hin auch immer leiser geworden.

Zuerst verlor Albus mit einem Schlag die komplette Gesichtsfarbe. Er blickte sein Gegenüber an, als wären diesem mindestens drei neue Köpfe gewachsen. Doch dann wurde er so rot, dass Arthur den Eindruck hatte, der Kopf würde jeden Augenblick anfangen zu leuchten.

„Was hast du gerade gesagt?", fragte Albus nachdem er das Gehörte kurz auf sich einwirken ließ. „Das ist außergewöhnliches Blut!", fügte er immer noch geschockt hinzu. Zuerst war er mehr als angeekelt. Er konnte und wollte es erst gar nicht glauben. Vor allem weil er sie mochte und auch Kontakt zu ihr gehabt hatte. Doch dann wendete sich das Blatt. Denn er erfuhr, dass sie resistent gegen viele Zauber und Flüche war, dies traf sogar auf den Todesfluch zu. Außerdem besaß sie einen sehr hohen Magielevel und Fähigkeiten, die laut Arthur noch nicht alle feststanden. 'Da tun sich ja ganz neue Möglichkeiten auf. Gut, es ist natürlich schade, dass sie nun zu diesem Abschaum gehört. Ich mochte sie irgendwie und wollte Großes mit ihr erreichen. Das fällt nun natürlich aus, doch mit ihren Fähigkeiten werde ich sehr weit kommen. Ich kann sie mir zu Nutzen machen, bis ich sie nicht mehr brauche.', schoss es dem Schulleiter auf Prüfstand durch den Kopf.

„Arthur, es ist wirklich gut, dass du mit der Angelegenheit zu mir gekommen bist. Noch wichtiger ist es aber, dass absolut niemand etwas von dem geringen Magielevel oder dem Ritual erfährt. Ich befürchte, dass man es euch sonst vorhält und eventuell Ginny weg nimmt. Das darf auf keinen Fall passieren. Deshalb müsst ihr euch ganz ruhig verhalten und schweigen!", erklärte Albus dem anderen.

Die beiden besprachen noch alles Wichtige, dann verabschiedete sich das Weasleyoberhaupt. Albus musste sich nun wirklich beeilen, um nicht zu spät zum Mittagessen in die Große Halle zu kommen.

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Harry lief inzwischen mehr als aufgeregt hin und her und schaute sich alles ganz genau an. Natürlich sah das Zimmer mehr oder weniger so aus wie bei ihnen im Höllenpalast. Es gab Wände, Fenster und Türen, ein großes und breites Himmelbett mitten im Raum, einen Kleiderschrank, ein Regal mit Büchern, Sitzlandschaft mit Tisch und sogar einen Kamin, auch Vasen, Bilder und viele Gegenstände wie Tintenfass und Feder – genau wie in der Hölle. Erst bei näherer Betrachtung fiel einem dann auf, dass es völlig andere Materialien waren und Harry bei den meisten nicht eindeutig sagen konnte um welche es sich handelte.

Luzifer konnte eigentlich nur noch über seinen Kleinen schmunzeln, der wirklich wie ein aufgeschrecktes Huhn durch ihr Zimmer lief und sich alles sehr genau anschaute und inspizierte.

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