95. Besuch beim Schicksal...

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Albus hatte nicht verhindern können, dass er kurz nach Erhalt des Briefes einfach nur so laut er konnte zu schreien anfing. Es war einfach mit ihm durchgegangen, da er durch diesen vermaledeiten Erzengel und dessen Äußerungen schon an den Rand seiner Selbstbeherrschung getrieben worden war. Und dann musste doch tatsächlich noch diese Mitteilung vom Ministerium kommen. Die besagte, dass er für einen Mitarbeiter des Ministeriums oder einem Heiler sowie einer Todesfee eine Unterbringung veranlassen sollte. Er hatte weder mit dem Ministeriumsmitarbeiter noch mit dem Heiler ein Problem. Doch das sie ihm wirklich so eine widerliche und abstoßend aussehende Todesfee vor die Nase setzten und in Hogwarts unterbringen wollten, war doch in seinen Augen eine bodenlose Unverschämtheit. Albus kannte sich schon in den einzelnen Rassen der Magischen Wesen und Kreaturen aus. Er wusste, dass gerade Todesfeen sehr eigenwillig und schwer lenkbar waren. Sie akzeptierten weder die Unterdrückung ihrer Rasse noch ihre eigene Versklavung durch höher gestellte Wesen wie die Zauberer und Hexen. Dies war auch der ausschlaggebende Grund, warum Albus die komplette Rasse der Todesfeen ausrotten würde, obwohl sie enorme Magiekapazität besaßen. Aber ein Wesen mit dieser Stärke, das er oder seine Leute nicht kontrollieren konnten, war einfach zu gefährlich, um es am Leben zu lassen.

Auch zwei Stunden später hatte er sich noch nicht wirklich von diesem Schreck erholt. Er schmiss immer wieder eine Vase oder Glas gegen die Wand, grummelte und fluchte vor sich hin, reparierte die Gegenstände, um sie erneut mit voller Wucht irgendwo gegen krachen zu lassen.

'Niemals werde ich es akzeptieren und Magische Wesen mit uns weiß magischen Zauberern und Hexen auf eine Stufe stellen und sie als gleichwertig ansehen. Das ist einfach nur lächerlich. Denn sie sind minderwertige, niedere und untergeordnete Wesen... Sklaven, die den Weißmagiern zu dienen haben.', dachte der Schulleiter.

Auch am nächsten Tag hatte sich seine Laune nicht gebessert. Er sprach weder mit Minerva, noch teilte er allen mit, dass "Miss Todesfee" wie er sie in Gedanken zu nennen pflegte, samt Anhang nach Hogwarts zurückkehren würde. Vor allem ärgerte er sich noch darüber, sich vor dem Erzengel so eine Blöße gegeben und sich nicht unter Kontrolle gehabt zu haben.

Er konnte sich nicht mal über die drei jüngsten Weasleyjungen und Granger amüsieren oder heimlich über sie lachen, weil sie immer noch so farblich durch die Gegend liefen. Wirklich interessieren würde ihn, welcher Zauber oder Fluch da verwendet wurde. Alle Versuche die Wirkung aufzuheben, waren kläglich gescheitert.

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Ginny hatte alle Hürden gemeistert und war überglücklich, als sie nach Hogwarts zurück durfte. Es machte ihr nichts aus, dass immer ein Heiler oder Mitarbeiter des Ministeriums dabei sein würde, denn auch Mali war da. Ginny verstand sich mit der Todesfee unwahrscheinlich gut und war froh, sie bei sich zu haben.

Sie wollte ihre neue Begleiterin unbedingt ihren Brüdern, Hermine, Neville und den anderen Freunden und Gryffindors vorstellen. Doch zu ihrem Entsetzen waren alle sehr reserviert und unterkühlt der Todesfee gegenüber und auch zu ihr war der ein oder andere eher zurückhaltend und distanziert, als sie gemeinsam mit Mali, Heiler Greg und Professor McGonagall den Gryffindorgemeinschaftsraum betrat. Auch Professor McGonagall reagierte in Ginnys Augen überrascht und irritiert, als sie in ihrem Büro erschienen waren und sie über die neue Situation informierten.

Das lag wohl daran, dass Albus Dumbledore es bewusst vermieden hatte seine Schüler und Lehrer über die neuesten Ergebnisse und die Unbedenklichkeitserklärung des Ministeriums für Ginny Weasley zu informieren.

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Luzifer hatte mit seinem schlafenden Gefährten das Fest verlassen und ihre gemeinsamen Räume aufgesucht, um schlafen zu gehen. Doch während Harry friedlich im Bett schlief und sich an dem neben ihm sitzenden Luzifer kuschelte, war dieser wach und erledigte mehrere Dinge, schrieb Briefe und verfasste Berichte.

Auch seinen festen Vorsatz, endlich das "Schicksal" zu besuchen und ihr für alles, vor allem seinen Gefährten zu danken, nahm er in Angriff und schrieb ihr einen Brief und bat sie um einen Audienz- Termin. Er schickte den Brief sofort ab und legte sich nun ebenfalls hin.


Am nächsten Morgen erwachte Luzifer als erstes. Er blieb liegen und beobachtete seinen Kleinen. Er lächelte, als Harry die ersten Anzeichen des Erwachens zeigte. Nur Augenblicke später öffnete Harry seine Augen und sah Luzifer direkt ins Gesicht.

„Guten Morgen, mein Schatz!", kam es in sanftem Ton vom Höllenfürst.

„Morgen...", nuschelte dieser im halbwegs wachen Zustand.


Eine halbe Stunde später waren sie auf dem Weg zum Speisesaal, um noch zu frühstücken, obwohl es schon fast 11.°° Uhr war.

Noch bevor sie sich an den Tisch gesetzt hatten, erschien ein Elb und überreichte Luzifer einen für ihn eingetroffenen Brief. Wie erstaunt war er dann, als er sah das es vom Schicksal persönlich kam.

„WOW!", brachte der Höllenfürst nur noch heraus und starrte nun regelrecht auf die kurze Nachricht, die sich auf der Innenseite des Briefes befand.


ES IST MIR EINE AUSGESPROCHENE EHRE DEN HÖLLENFÜRSTEN UND SEINEN GEFÄHRTEN BEI MIR BEGRÜSSEN ZU DÜRFEN.
PASST ES IHNEN HEUTE UM 15.°° UHR , NUTZEN SIE DIESEN BRIEF ALS PORTSCHLÜSSEL, PASSWORT : Harry James

SCHICKSAL


„Was hast du denn?", fragte Harry sofort besorgt.

Auch die Anderen sahen ihn fragend an.

Luzifer sagte jedoch nichts, reichte nur Harry den Brief. Harry las ihn sich durch und konnte ein leichtes aufkeuchen nicht verhindern. „Bei Merlins karierten Boxershorts!", entfuhr es ihm.

Diese Äußerung vergrößerte das unsichtbare Fragezeichen, welches sich über den Köpfen der Anderen gebildet hatte.

Loredana, Santana, Lorna, Tom, Sirius, Danilo und die drei Hauselfenkinder schauten oder blickten die Zwei immer noch an. Schließlich wussten sie nicht worum es ging bzw. was los war.

„Wir werden heute Nachmittag das "Schicksal" besuchen. Dies ist eine Bestätigung von ihr.", meinte nun Luzifer und versetzte dadurch alle in Erstaunen.

In Harrys Innerem herrschte gerade ein richtiger Orkan, weil er nicht wusste wie er es einschätzen oder damit umgehen sollte. Immer mehr Fragen kamen auf und jagten sich regelrecht durch jeden Winkel seines Geistes und in seinem Kopf. Natürlich wollte er ihr all die Fragen stellen, z. B. warum er seine Eltern verloren hatte? Wieso er bei diesen Verwandten aufwachsen und so leiden musste? Warum es ihm nicht vergönnt war, eine schöne Kindheit mit liebenden Eltern erlebt zu haben? Warum es ihm nicht mal vergönnt war, richtige Freunde zu haben? Oder wieso er diesen manipulativen Schulleiter, Granger und die Weasleys nicht durchschaut hatte? Wieso das Schicksal ihn so hasste und ihn all dies erleiden ließ? usw. Doch es machte sich auch der Gedanke in ihm breit, dass er doch nicht solche Fragen stellen konnte oder durfte. Schließlich wollte er sie doch nicht verärgern oder wirklich gegen sich aufbringen.

„Ihr macht was?", fragte Sirius dann nach einer gewissen Zeit und sah Luzifer perplex an.

„Nun, wir – also Harry und ich – werden heute um 15.°° Uhr beim Schicksal erwartet.", erwiderte der Höllenfürst. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, während er ganz in Ruhe seinen Kaffee trank.

„Ach so. Ich hatte schon gedacht, ihr meintet "DAS SCHICKSAL!" Also, vom dem alles bestimmt wird.", äußerte Tom leicht irritiert.

„Ja, genau das meinte ich auch.", antwortete Luzifer.

Tom schnellte regelrecht herum und starrte den Gefährten seines Blutsbruders mit weit aufgerissenen Augen an. Dann sackte er, ohne was zu sagen in sich zusammen und wäre vermutlich vom Stuhl gerutscht, wenn Loredana und Santana ihn nicht daran gehindert hätten, die links und rechts von ihm saßen –.

„Upps!", entfuhr es Sirius, blickte aber auch skeptisch und verblüfft zwischen den Anwesenden hin und her.

Harry sagte überhaupt nichts, er war gerade in seinem selber produzierten Gedankenchaos gefangen und versuchte bis jetzt vergeblich dieses zu ordnen und zu sortieren. Doch leider ohne den geringsten Erfolg.

„Harry.", kam es deshalb auch von Luzifer. Er hatte schon bemerkt, dass sein Kleiner irgendwie in seinen Gedanken zu versinken schien. „Hey Schatz! Sieh mich bitte an.", fuhr er fort und streichelte ihm sanft über die Wange.

Dieser zuckte bei der Berührung von Luzifer nicht zusammen, sah ihn aber leicht irritiert an.

„Du hattest mir doch gesagt, dass du mich begleiten möchtest, wenn ich das Schicksal besuche. Ist es nicht mehr so, möchtest du lieber hier bei Loredana und Sirius bleiben? Ich kann dich bei ihr entschuldigen, wenn du nicht mit möchtest.", erklärte Luzifer nun und sah seinen Gefährten sehr prüfend an.

„Ja... nein... nein...", Harry war einfach durcheinander und bekam nicht mal mehr einen ganzen Satz zustande.

„Ist schon gut. Du musst dir keine Sorgen machen, ich bin doch bei dir.", hauchte Luzifer Harry ins Ohr und küsste ihn dann auf den Mund, um dessen Gedanken einfach in eine andere Richtung zu lenken.

Dies klappte auch vorzüglich. Schon zu Beginn des Kusses legte Harry dem anderen die Arme um den Hals und erwiderte den Kuss.

So zogen sich Luzifer und Harry nach dem späten Frühstück in ihr Zimmer zurück. Lu wollte dem Jungen die Möglichkeit geben sich zu beruhigen, die Information sacken zu lassen und vernünftig mit ihm darüber zu sprechen und notfalls auch alleine zum Schicksal zu reisen, wenn Harry es so wollte.

Der Höllenfürst und sein Gefährte verbrachten wirklich schöne Stunden auf dem flauschigen Teppich vor dem Kamin und auch in ihrem Bett. Sie unterhielten sich über alles mögliche und klärten auch einige Dinge.


Um 14.45 Uhr verabschiedeten sie sich von den anderen. Luzifer aktivierte den Portschlüssel, indem er laut und deutlich das Passwort nannte und seinen Kleinen sicher und fest im Arm hielt.

Harry fühlte sich überhaupt nicht so gut, als er festen Boden unter den Füßen spürte. Er mochte diese Art zu reisen immer weniger, da ihm doch jedes Mal wieder schlecht und schwindlig davon wurde. Wie froh war er, dass Luzifer ihn sicher im Arm hielt. Wenn er dies alleine gemacht hätte, wäre er garantiert auf der Nase gelandet oder wer weiß wo wieder aufgetaucht.

Das erste was er dann fühlte, nachdem die Übelkeit und der Schwindel verflogen waren, war eine angenehme Wärme und absolute Geborgenheit. Harry strahlte seinen Lu glücklich an, drückte ihm schnell ein Küsschen auf die linke Wange und erlaubte sich wie selbstverständlich, wieder etwas rot zu werden. Erst danach schaute sich der Jüngere neugierig um. Er glaubte ernsthaft, dies müsste das Paradies sein, so schön sah es aus.

Harry und Luzifer befanden sich auf einer wunderschönen, in voller Pracht blühenden Blumenwiese. Die Blumen hatten wahrlich außergewöhnliche Formen und knallig bunte Farben. Harry war sich ganz sicher, solche Blumen in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen zu haben. Ein kleiner Bach führte mitten durch die Blumenwiese und mündete in einiger Entfernung in einen schönen und klaren See, der sich bis vor dem riesigen Wald erstreckte. Auf der anderen Seite gab es richtige Felder mit riesigen Sonnenblumen, die bis zu den Bergen reichten. Der Himmel war strahlend blau mit kleinen weißen flauschigen Wolken und Vögeln, die hier und da ihre Kreise zogen. Aber auch auf dem Boden gab es überall Tiere wie z.B. Rehe, Füchse, Waschbären am Bach, Schmetterlinge, Bienen, Hasen... Nun entdeckte Harry den wunderschönen Pavillon inmitten der Blumen und auch ein kleines Häuschen mit weißem Zaun und einem mächtigem alten Baum, in dem sich tatsächlich mehrere Schaukeln befanden.

„Oh, wie schön!", entfuhr es Harry.

Luzifer sagte erst mal nichts, er schaute sich neugierig um und beobachtete dann seinen Kleinen, wie er tatsächlich hinter mehreren ziemlich großen Schmetterlingen her sprang und versuchte ihnen zu folgen.

Harry vergaß beim Anblick der Schmetterlinge einfach alles um sich herum und sprang sehr vergnügt über die Blumenwiese. So bekam er natürlich nicht mit, dass sich die Tür des Häuschens öffnete und jemand darin erschien. Die Gestalt hob den Arm und grüßte den Höllenfürst, der nun direkt zu ihr sah.

Diese Bewegung bemerkte Harry dann aus den Augenwinkeln und blieb abrupt stehen. Er starrte geradezu auf die Person, die aus dem Haus trat und so einen genaueren Blick auf sich zuließ. Es handelte sich um ein junges Mädchen – ungefähr in Harrys Alter – mit lockigen blonden Haaren, blauen Augen, leicht gebräunter Haut und einem femininen Gesicht. Sie trug ein beigefarbenes Kleid, aber weder Strümpfe noch Sandalen.

Und Harry vergaß in dem Moment all seine Fragen, als er das „Schicksal" in der Gestalt des jungen Mädchens entdeckte. Denn genau in dem Augenblick wurde ihm bewusst, dass er einfach all das erleben und erleiden musste, um zu dem zu werden was er nun war.

„Es freut mich außerordentlich, sie nun persönlich kennen zu lernen und ihnen somit auch meinen wirklich sehr großen Dank aussprechen zu können...", begann Lord Luzifer, während er vor der jungen Dame eine sehr elegante Verbeugung machte.

„Großen Dank?", fragte diese sofort und sah Luzifer mit einem Lächeln fragend an.

„Ich habe doch nur ihnen zu verdanken, dass ich meinem Gefährten überhaupt begegnet bin und ihn in letzter Sekunde vor dem sicheren Tod bewahren konnte, richtig?", erwiderte der Höllenfürst direkt.

„Ja, dies ist korrekt".

„Sehen sie, und deshalb möchte ich mich bei ihnen tausend Mal bedanken.", meinte Luzifer.

Harry war langsam näher getreten und musterte die Blonde etwas skeptisch. Er hatte natürlich jedes Wort gehört. „Ich möchte mich auch bedanken!", sprudelte es aus dem Schwarzhaarigen raus. „Lu, muss ich mich auch so verbeugen?", flüsterte er dann seinem Gefährten ins Ohr.

„Nein, mein Kleiner. Du musst dich nicht verbeugen und mich auch nicht siezen. Du darfst mir gerne einen Namen geben. Dies ist persönlicher, anstatt immer "Schicksal" oder so zu sagen.", richtete das Schicksal ihre Worte direkt an den Jungen.

„Wirklich?", entfuhr es diesem und strahlte erst sie und dann Luzifer an. „Darf ich... kann ich... Ich würde dich gerne Tabea nennen!", stammelte Harry nun ziemlich abgehackt. Er wusste nicht, ob er ihr wirklich einfach so einen Namen geben durfte oder was das für ein Name sein sollte.

„Oh, der Name ist aber wirklich schön. Der gefällt mir ausgesprochen gut. Vielen Dank!", entgegnete das Schicksal sofort. Sie spürte Harrys Unsicherheit und auch die leichte Angst und wollte dem natürlich direkt entgegen wirken und ihn in seinem Handeln unterstützen und vor allem stärken.

„Wirklich?!", kam es ein zweites Mal von ihm. Er strahlte nun mit den Blumen und der Sonne um die Wette.

„Wirklich.", antwortete sie nun und lachte den Jungen an. Natürlich brauchte ihr niemand zu sagen, was der schwarzhaarige Junge mit den schneeweißen Strähnen in seinem bisherigen Leben alles durchmachen und erleiden musste, dass es vor allem an Selbstwertgefühl haperte. Denn schließlich war sie das Schicksal ...

Und gerade deshalb war es auch so wichtig, dass Harry persönlich und freiwillig zu ihr kam. Denn hier in ihrem kleinen Paradies, wie Harry es gerade in seinen Gedanken nannte, konnte sie heimlich und still ein heilendes Balsam auf die mehr als verletzte und stark vernarbte Seele des Jungen legen, die Vernarbungen dadurch verschwinden lassen und der Seele die Möglichkeit geben zu heilen und sich zu erholen.

„Was hältst du davon etwas zu schaukeln?", fragte sie ihren sehr jungen Gast. Schicksal oder auch jetzt Tabea wusste, dass es bei dem Jungen eine große Bedeutung spielen musste. Denn ihr Reich – in dem sie seit Ewigkeiten lebte – passte sich generell den Bedürfnissen, Interessen, Vorstellungen ihrer Besucher oder Gäste an und dies war in diesem Fall natürlich Harry und nicht Luzifer.

Luzifer konnte nur seinen Kopf schütteln und sich wundern. So frei und ungezwungen hatte er seinen Kleinen wirklich noch nie gesehen. Dann stockte der Höllenfürst. Er konnte beobachten, dass verschiedene Tiere zu seinem Gefährten getreten waren und ihn beschnupperten. Dieser strahlte einfach und hielt den Tieren seine Hand hin, damit sie ihn auch beschnuppern konnten und kicherte, als ihn ein junges Reh über den bloßen Arm leckte, da Harry nur ein T-Shirt trug.

„Wer zuerst bei den Schaukeln ist!", rief Harry dann und rannte mit den Tieren, also zwei Bären, mehreren Rehen, einem Hirsch, Füchsen, drei Wölfen, Hasen, Kaninchen, Eichhörnchen, Frettchen und zwei Waschbären um die Wette zum großen Baum.

„Ich... es ist beeindruckend... mir fehlen gerade die Worte.", kam es vom Höllenfürsten und sah die Gestalt vor sich einfach nur dankbar an. „Er ist so unbekümmert. So habe ich ihn noch nicht erlebt.", fuhr Luzifer fort. Er wusste nicht was er sagen sollte oder wie er seine Freude und Dankbarkeit ausdrücken bzw. wie er dies alles wieder gut machen sollte. Ihm war schon von Anfang an aufgefallen, dass gerade dieser Ort – sein ganzes Erscheinungsbild – etwas mit Harry zu tun hatte und ihm einfach nur gut tat.

„Ja, das ist richtig.", begann Tabea. „Dieser Ort ist mein Reich und hat sich an Harry angepasst. Du weißt was er alles mitgemacht hat. Seine äußeren Verletzungen wurden erfolgreich behandelt und sind alle verschwunden. Aber auch seine Seele wurde auf das äußerste verletzt und misshandelt. Seit ihr hier seid, hat sich ein heilendes Balsam auf die mehr als verletzte und stark vernarbte Seele des Jungen gelegt und lässt die Vernarbungen nach und nach verschwinden. Es gibt der Seele die Möglichkeit zu heilen und sich zu erholen. Es muss wirklich wie eine Befreiung für seine Seele sein, die sich in seinem Verhalten widerspiegelt.", teilte das Schicksal dem mehr als überraschten Höllenfürsten mit und begann dann zu lachen.

Luzifer folgte sofort ihrem Blick und stimmte in das Lachen mit ein. Es sah einfach nur zu lustig aus, wie Harry auf der Schaukel saß und versuchte mehrere der Tiere auf seinem Schoss zu halten, um mit ihnen gemeinsam zu schaukeln, während die Bären ihn ganz sanft und leicht an schubsten.

Tabea hob kurz ihre Hand und drehte diese und schon im nächsten Moment erschien neben dem Jungen und den Tieren eine recht große Schiffschaukel, in die alle zusammen reinpassten. Harry ließ sofort ein freudiges Jauchzen hören, als er die Schiffschaukel sah und verfrachtete wirklich alle Tiere dort hinein, um mit ihnen zu schaukeln.

Nun beobachteten der Höllenfürst und das Schicksal den Jungen und die Tiere eine Weile, ohne etwas zu sagen. Dies war in der momentanen Situation einfach nicht nötig.

Immer wieder waren Harrys begeisterte Jauchzer und sein Lachen zu hören, was ohnehin für Luzifer einfach Musik in seinen Ohren war. 'Damit werden wir nachher sofort Harrys Abenteuerspielplatz erweitern. Also mindestens eine solche Schiffschaukel brauchen wir, vielleicht auch zwei oder drei.', dachte Luzifer und sah schon Harry mit seiner Tierschar auf einer solchen Schiffschaukel.

„Eine gute Idee!", kam es vom Schicksal. Es blickte den Höllenfürsten nicht mal an. Sie beobachtete den Jungen unentwegt und freute sich das es anscheinend wirkungsvoller war, als sie gedacht hatte.

Luzifer sagte nichts, wunderte sich auch nicht über diese Äußerung. Er wusste bzw. vermutete, dass sie seine Gedanken lesen konnte und bezog es auf die Schiffschaukeln, die er in Harrys Spielplatz einbauen wollte.

„Ein Spielplatz in seiner Nähe, wo er als Kind gelebt hatte. Dies war ein Zufluchtsort und Versteck für den schon sehr jungen Harry. Schaukeln war wirklich das einzige was ihm die Möglichkeit gab, seinem Alltag, den Schmerzen und Anschuldigungen zu entfliehen und ein ganz kleines bisschen Kind zu sein.", erklärte sie dem Höllenfürst, der regelrecht an ihren Lippen zu hängen schien und jedes Wort wie ein Schwamm in sich aufsog.
„Ich weiß, dass es eine sehr schwere Aufgabe für den Kleinen ist. Doch er hat die innere Stärke und einen ungebrochenen Willen und wird sie Dank eurer Hilfe und der seiner Familie, Tiere und Freunde meistern. Hinzu kommt, dass sein wahres Wesen noch gar nicht komplett ist und seine ungeheure Kraft entfalten konnte.", fügte sie an.

„Engelsgene – ich habe es befürchtet.", konterte Luzifer relativ leise.

„Ja, richtig. Es dauert wirklich nicht mehr sehr lange und in ihm erwachen auch die Engelsgene und machen Harry zu einem wirklich außergewöhnlichen und einzigartigen Wesen. Es wird auch die Geburtsstunde einer neuen Rasse sein. Denn Harry wird der allererste DämonenEngel sein. Eine neue und starke Rasse, die aus eurer Verbindung und durch eure Kinder weiter gegeben und vererbt wird.", berichtete sie dem Höllenfürst.

„Oh!", war erst mal alles was dieser darauf erwiderte. Er konnte es irgendwie immer noch nicht fassen. „Eine neue Rasse... Harry ist ein DämonenEngel-Königselb Mix.", brachte er heraus.

„Ja.", kam die sehr kurze Antwort.

„Jetzt werden wir auch mit ihm schaukeln.", verkündete das blondgelockte Mädchen und lief zur Schiffschaukel rüber. „Habt ihr noch Platz für uns?", fragte sie dann Harry.

„Ja, natürlich. Wir rücken einfach alle etwas zusammen.", erwiderte dieser direkt.

Luzifer war dem Schicksal gefolgt und befand sich kurze Zeit später inmitten einer neuen Tierschar wieder. Und er stellte sehr schnell fest, dass es wirklich ungeheuren Spaß machte.


Nach einer recht ausgiebigen Schaukelpartie nahmen sie dann in dem schönen Pavillon Platz, um sich bei einem leckeren Erdbeerkuchen mit Sahne, Kaffee und Kakao zu stärken. Irgendwann bekam Luzifer dann große Augen, denn Harry verputzte doch tatsächlich acht Stücke Kuchen mit viel Sahne und vier Tassen Kakao, bevor er wieder zusammen mit den Tieren über die Blumenwiese rannte und fangen spielte. Harrys Schuhe und die Strümpfe befanden sich neben Luzifer, da dieser barfuß unterwegs war.

„So viel hat er schon lange nicht mehr gegessen!", entfuhr es dem Höllenfürst, als sein Kleiner außer Hörweite war.

„Das macht zum einen die frische Luft und zum anderen war es Nervennahrung und Energie, die er gerade wirklich brauchte.", antwortete Tabea und schmunzelte immer noch über diesen Namen. Er gefiel ihr ausgesprochen gut. Sie wollte ihn vielleicht sogar beibehalten, wenn Harry es erlaubte. Schließlich war es sein Vorschlag. Aber dies würde sie nicht heute zur Sprache bringen. Sie wollte ihn nicht überfordern.

Auch jetzt hatten das Schicksal und der Höllenfürst beim "fangen spielen" mitgemacht und ihren Spaß.

Als Luzifer mit Harry ungefähr zwei Stunden später aufbrach, um in den Elbenpalast zurück zu kehren, strahlte der Junge über das ganze Gesicht. Er hatte immer noch gerötete Wangen vom spielen und toben und strahlte eine Ruhe und Freude aus, die man nicht beschreiben konnte. Luzifer hatte wirklich das Gefühl, sein Kleiner erstrahlte von innen heraus. Er glaubte, dass dieser Besuch der Seele seines Gefährten einfach nur unendlich gut getan und sie größtenteils schon geheilt hatte. „Ich möchte mich noch einmal für alles bedanken. Sie wissen gar nicht, was dies für mich bedeutet...", begann der Höllenfürst und nahm seinen völlig erschöpften Gefährten einfach auf den Arm.

„Doch, dies weiß ich. Deshalb hab ich es auch getan und es unendlich gerne getan.", entgegnete diese.

„Aber wie soll ich es je wieder gut machen?", fragte Luzifer.

„Indem sie mich wieder hier besuchen. Und dann bringen sie auch seine Tierschar, den Patenonkel und seinen Blutsbruder mit. Okay?", meinte Tabea nur.

„Ja, natürlich. Abgemacht. Versprochen!", antwortete Luzifer und wurde dann durch den Portschlüssel zurück gebracht.


Hier erwarteten alle die Zwei schon mehr als sehnsüchtig. Doch Harry konnte ihnen gar nichts mehr erzählen, da er auf Luzifers Arm eingeschlafen war.

So erzählte und berichtete der Höllenfürst den Anwesenden, was sich beim Besuch des Schicksals zugetragen hatte oder passiert war. Jeder von ihnen glaubte die Worte sofort. Man konnte inzwischen dieses innere Strahlen des Jungen mit bloßen Augen sehen. Niemand außer Luzifer berührte Harry. Sie wollten einfach nicht, dass die Heilung der Seele dadurch unterbrochen oder eventuell sogar beendet wurde.

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