81.Erneut in Gefahr

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Albus war gerade auf dem Weg zur großen Halle. Es war Mittagszeit und die Schüler würden gleich aus dem Unterricht kommen und in die Halle zum Essen strömen und er wollte weder zwischen diese ganzen kleinen Wichte geraten, noch wollte er zu spät kommen. Die Wut war immer noch nicht verraucht, weil er sich schon wieder mit diesem Alptraum von Erzengel hatte rumschlagen müssen und sich dessen makabaren Sprüche anhören durfte. Hinzu kam, dass dieser Erzengel es ablehnte, ihm die teure Buchbestellung zu genehmigen. Albus hatte vor ungefähr einem halben Jahr insgesamt drei überaus teure Bücher bestellt – für sich selber versteht sich – ließ sie aber aus den Geldern der Schule bezahlen. So hatte er es zumindest bis jetzt immer gehandhabt. Und nun weigerte sich Raphael dies zu genehmigen, da die Bücher keineswegs für die Schule bzw. Schüler geeignet wären.

Am liebsten hätte Albus diesen echt vermaledeiten Erzengel direkt ins nächste Jahrhundert gehext, damit er ihm nicht mehr in die Quere kam, aber das funktionierte nicht so recht. Denn er hatte schließlich schon einen Vergessenszauber sowie einen Verschleierungszauber probiert und war gescheitert. Die Zauber zeigten überhaupt keine Wirkung und das ärgerte den Weißhaarigen sehr.

Albus erreichte gerade das Ende der Treppe und wollte den dritten Stock betreten, als ein riesiger Wirbel auf ihn zukam und in Bruchteilen von Sekunden in den sechsten Stock beförderte. Nachdem der Wirbel verschwunden war, schaute er mehr als perplex. Denn nun musste er die ganzen Treppen noch einmal runter gehen.

Doch auch beim zweiten Mal erreichte er nicht den dritten Stock. Sobald er den Fuß von der Treppe nahm, kam der Wirbel so plötzlich wie beim ersten Mal und brachte ihn zurück in den sechsten Stock. Es folgte ein dritter Versuch und sogar ein vierter. Allmählich ging ihm die Puste aus und ihm taten die Knie und Beine weh, schließlich war er nicht mehr der Jüngste.

Albus wusste nicht, wie viel Zeit mittlerweile vergangen war. Doch nun fiel ihm auf, dass absolut niemand da war. Kein Schüler oder Lehrer befand sich hier, um runter in die Große Halle zu gehen – absolut niemand – er war hier ganz alleine.

„Pia!", entfuhr es ihm genervt.

Doch es passierte nichts, die Hauselfe erschien nicht.

„Daro... Nico, Mira, Lotte, Fine, Nelly, Tino, Winky... Kalli, Sera, Adil... Dobby!", zählte der Schulleiter auf Prüfstand nun die Namen der Hauselfen auf die ihm einfielen, aber keiner von ihnen erschien.

„Was soll denn das? Wieso kommen die denn nicht?", fragte er ziemlich laut. 'Na wartet, wenn ich euch minderwertigen Kreaturen in die Finger bekomme! Dann werde ich euch lehren was es bedeutet, dem Ruf von Albus Dumbledore nicht zu folgen!', schoss es ihm durch den Kopf.

Deshalb probierte Albus es noch einmal aus und landete wie bei den Versuchen zuvor auch wieder im sechsten Stock. Inzwischen hatte sein Gesicht einen enorm ungesunden Rotton angenommen und es war hin und wieder ein richtiges schnauben und japsen zu hören, denn mittlerweile war er total aus der Puste.

Und die ganze Zeit wurde der Weißhaarige von tiefsaphirblauen Augen amüsiert und grinsend beobachtet. Holly ließ es sich natürlich nicht entgehen, Dumbledore zu beobachten und sich ein ganz kleines bisschen an diesem Mann zu rächen, der es gewagt hatte Harry so etwas anzutun und ihr obendrein seid vielen, vielen Jahren die Magie stahl – aber das war endgültig vorbei.


Eigentlich war Hogwarts und somit auch Holly nicht rachsüchtig oder nachtragend. Doch nun mischte sich das Schloss ein und setzte sich zur Wehr, weil Albus nicht mehr nach dem alten Codex handelte und sogar magische Wesen hier in den Mauern von Hogwarts gefoltert hatte. Auch die vier Gryffindors – die nun schön bunt waren – hatte das Schloss bestraft und dafür gesorgt, dass es weder durch Zauber, Tränke oder sonstiges entfernt werden konnte. Holly wollte sicher gehen, dass sie lange genug so herum liefen und ausgelacht und verspottet wurden.

Das war eigentlich etwas zu milde, wenn man bedachte was sie dem armen Hauselfen antaten, aber es war ja noch viel Zeit um diese nichtsnutzigen Gryffindors zu bestrafen. Außerdem wollte Godric sich selber noch darum kümmern, damit das Ansehen seines Hauses wieder etwas anstieg. Vor allem die Einstellung und Moral musste wirklich erneuert und gestärkt werden.

Holly befand sich wieder in einem der Bilderrahmen und beobachtete jeden erneuten Versuch und musste sich zusammenreißen, um nicht zu kichern oder laut los zu lachen und sich zu verraten. Sie konnte richtiggehend beobachten wie Dumbledore von Minute zu Minute unruhiger, zorniger und wütender wurde und sich mehr und mehr verausgabte und schon nach Luft japste.

Schloss Hogwarts erholte sich von Tag zu Tag mehr von dem Bann und spürte seine komplette Macht und die Magie. Natürlich hatte das Schloss in all den Jahren bzw. Jahrhunderten sehr viel erlebt und gesehen. Es kannte sich mit vielen Dingen gut aus. Außerdem entging dem Schloss wirklich gar nichts. Es wusste über jeden Streich, jede Aktivität und vor allem jeden Schüler oder Schülerin Bescheid. Dies galt natürlich auch für die Lehrer und bereitete dem Schloss einige Probleme, vor allem dem Schulleiter gegenüber. Es war nichts Neues oder Besonderes zu hören, dass man bei der einzigen Weasleytochter magisches Blut gefunden hatte, sie Gene einer Todesfee in sich trug. Das wusste Hogwarts schließlich schon seit dem Tag, an dem diese das Schloss betreten hatte, genau wie der Bruder über ihr oder die Zwillinge.

Auch Holly strotzte mittlerweile nur so vor Energie und Tatendrang. Ihre langen schneeweißen Haare glänzten richtig und ließen sie im Schein der Lampen wunderschön glitzern. In den tiefsaphirblauen Augen sprühte und funkelte es ebenfalls und ihre blasse Haut wirkte nicht mehr durchscheinend, so das sie fast als menschlich durchgehen würde. Und dies wollte die Kleine auch ausnutzen...


Ein weiterer Versuch war gescheitert und Albus beschloss erst einmal in sein Büro zurück zu kehren und dann von dort aus den Kamin zu dem kleinen Raum hinter der Großen Halle zu nutzen. Doch auch dies scheiterte kläglich, denn sobald er versuchte einen Schritt in den sechsten Stock zu setzen, erschien der Wirbel und brachte ihn zurück. Wieder einmal stand er mitten auf einer der beweglichen Treppen. Anhand der Bilder und Gemälde an den Wänden sah er, dass es eine Treppe zwischen dem dritten und vierten Stock war. Albus richtete gerade seine Kleidung und versuchte die Haare erneut etwas in Ordnung zu bringen, als er aus den Augenwinkeln neben sich eine Bewegung wahrnahm und schnell seinen Kopf drehte. Nun blickte er völlig überrascht auf das kleine weißhaarige Mädchen, welches genau auf derselben Stufe wie er stand und nach unten gehen wollte. „Hey, wer bist du? Wie kommst du denn hierher? Wie heißt du?", sprudelte es regelrecht aus ihm heraus. Er war immer noch ziemlich wütend und angepisst über seine momentane Situation, doch auf der anderen Seite erweckte dieses Kind große Neugierde bei ihm. Albus konnte ihre Magiesignatur nicht klar erkennen, obwohl dies sonst wohl der Fall war. Es hatte ihm in der Vergangenheit sehr nützliche Dienste erwiesen, dass er die Magiesignatur erkannte und somit wusste wer wirklich extrem stark war, so wie damals Tom Riddle oder auch Harry Potter. In den meisten Fällen hatte er diese starken Kinder für seine Zwecke benutzt und dachte auch bei dieser Kleinen gleich daran, wie er ihre Magie nutzen sollte.

Holly sagte erst einmal nichts, blickte ihm jedoch direkt in die Augen und konnte seine Gedanken wortwörtlich in ihrem Kopf hören. Nun konnte sie ein Grinsen nicht mehr verbergen. „Mama hat gesagt, ich darf nicht mit Fremden reden!", erklärte sie nur.

„Aber ich bin doch kein Fremder. Ich bin der Schulleiter von Hogwarts...". Weiter kam er nicht. Denn Holly unterbrach ihn und zeigte ein mehr als empörtes Gesicht.

„Stimmt nicht. Sie lügen doch. Ich kenne die vier Schulleiter von Hogwarts ganz genau, es sind schließlich meine Eltern. Außerdem sind nun Ferien und keine anderen außer uns hier!", entfuhr es Holly.

„Wie bitte? Was soll denn dieser Blödsinn. Wir haben das Jahr 1998 und ich bin der Schulleiter hier!", entgegnete Albus und rang mit seiner Fassung. Er hatte so eine leichte Vorahnung was los war. Ein erneuter Blick auf die Gemälde an den Wänden schien dies zu bestätigen. Denn zum einen hingen viel weniger Bilder da und zum anderen kannte Albus sie alle nicht.

„Oh oh, sie haben ein Problem. Ich möchte nicht an ihrer Stelle sein. Auf Zeitreisen steht hier die Todesstrafe. Ich muss unbedingt Daddy warnen, dass so ein Zeitreisefuzzy im knalligem Gewand durch Hogwarts rennt.", gab Holly von sich, blickte einmal kurz auf den weißhaarigen und bärtigen Mann im königsblauen Gewand und lief dann einfach zwei Stufen nach unten.

„Zeitreisen! Welches Jahr ist es denn?", brachte Albus nun doch geschockt heraus.

Die Kleine blieb tatsächlich stehen und drehte sich zu ihm um. „So eine dumme Frage. Jeder weiß, dass wir das Jahr 1008 haben. Und stell dir mal vor. Ich bin genau im Jahr 1000 geboren und jetzt schon 8!", erklärte sie sehr stolz und wollte weiter.

Albus wollte sie an der Schulter packen, um sie daran zu hindern. Doch er erwischte nur den leicht angedeuteten Ärmel des rosafarbenen Kleidchens. Ein reißendes Geräusch von Kleidung war zu hören, als sie einen weiteren Schritt nach unten machte.

Die Kleine sah entsetzt auf ihren rechten Arm, der nun keinen Kleiderärmel mehr hatte, während Albus verdattert und ebenfalls entsetzt auf seine linke Hand blickte, in der sich der Ärmel des Kleides befand. Ohne etwas zu sagen steckte er das rosafarbene Stück Stoff in sein Gewand. „Das tut mir furchtbar leid...", begann er.

„Sie haben mein Kleid zerrissen. Das sage ich jetzt meiner Mama. Dann kommen sie sofort um sie zu holen und dann werden sie noch heute getö...". Sie brach mitten im Satz ab.

Albus konnte ein Aufkeuchen nicht verhindern. Er glaubte der Kleinen schließlich jedes Wort und fürchtete um sein Leben. 'Ich muss mich unbedingt verstecken und raus finden wie ich wieder in meine Zeit komme.', dachte er und blickte verdutzt auf das Mädchen, welches ohne Probleme den dritten Stock betreten hatte. „Wie hast du das gemacht?", fragte er nur noch ganz verdutzt.

Holly drehte sich zu ihm um. „Was denn?", fragte sie nur.

„Wie hast du den dritten Stock betreten?"

„Bitte. Was stellen sie denn für merkwürdige Fragen. Ich bin einfach die Stufen runter gegangen".

„Ja, aber bei mir klappt das nie!"

„Wieso, können sie nicht gehen? Aber wie kommt es dann, dass sie hier auf der Treppe stehen? Vermutlich sollte Daddy sie direkt ausliefern und in den Kerker sperren lassen.", entgegnete Holly. Sie konnte die Angst ihres Gegenübers schon riechen.

„Aber nicht doch. Du bist doch ein so liebes kleines Mädchen. Du willst doch bestimmt nicht, dass man mir etwas tut. Ich heiße übrigens Albus.", säuselte Albus in einem ganz schmalzigem Ton. 'Wenn ich ihr Vertrauen gewinne, ist es garantiert einfacher. Je mehr sie mich zu kennen scheint, um so einfacher für mich!', kam ihm gerade der Gedanke.

„Natürlich bin ich ein liebes Mädchen und deshalb sage ich Bescheid, denn sonst werden Daddy und die anderen bestraft.", teilte sie Albus mit. 'Boah... ekelhaft. Da kommt einem ja das Grauen, bei so viel Gesülze! Und überhaupt. Jetzt habe ich keine Lust mehr. Soll sich doch Erzengel Raphael mit ihm abgeben.', schoss es Holly durch den Kopf. Ohne Dumbledore noch einmal anzusehen oder etwas zu sagen, rannte sie den Gang entlang.

Albus hatte blitzschnell seinen Zauberstab gezogen und schickte eine Ganzkörperklammer auf das Mädchen los, traf sie aber nicht. Albus begann leise vor sich hin zu fluchen und lief die Stufen hinunter. Doch er blieb vor der untersten Stufe stehen und zögerte einfach den letzten Schritt zu tun, weil er befürchtete wieder von dem Wirbel erfasst zu werden.

So stand er wie erstarrt auf der letzten Stufe und starrte vor sich hin. Er bemerkte weder die Geister in den Bildern seiner Zeit, die ihn merkwürdig und skeptisch anblickten, noch die zwei Schüler die von unten rauf kamen, da sie mit dem Essen schon fertig waren. „Professor Dumbledore, ist ihnen nicht gut? Sollen wir vielleicht jemanden zur Hilfe holen?", kam es von dem älteren Hufflepuff, der ein Stück vor dem Schulleiter stehen geblieben war.

Albus erwachte abrupt aus seiner Starre. „Wo ist das kleine Mädchen hin? Ist sie euch entgegen gekommen?", wollte er dann wissen.

„Welches kleine Mädchen? Hier war kein Mädchen. Wir haben auch keines gesehen.", entgegnete Derek nur.

Albus reagierte gar nicht mehr darauf. Er eilte nun regelrecht nach unten, als befürchtete er wieder jeden Augenblick von einem Wirbel erfasst zu werden. Richtig erleichtert war er schließlich, als er tatsächlich die Eingangshalle erreicht hatte und in die Große Halle stürmte, um noch etwas zu essen. Albus war froh, dass er sich die ganze Sache mit dem weißhaarigen Mädchen wohl nur eingebildet hatte, denn dies war unverkennbar sein Hogwarts. Schon von der Tür aus sah Albus, dass sein thronähnlicher Stuhl in der Mitte des Lehrertisches besetzt war. 'Erzengel Raphael besitzt tatsächlich die Dreistigkeit, sich einfach auf meinen Platz zu setzen. Auf MEINEN PLATZ...', durchfuhr es ihm gedanklich.


Severus war an diesem Tag schon etwas früher los gegangen, da er mehrere Briefe dabei hatte, die er dem jungen Ray schicken wollte. Es waren Antworten auf Rays Briefe, die dieser an ihn, Minerva, Poppy, Draco und die Slytherins geschickt hatte.

Vor ein paar Tagen hatte ihm ein großer und wunderschöner Adler einen Brief von Ray gebracht und den Tränkemeister damit richtig überrascht. Es freute ihn natürlich sehr zu lesen, dass es Ray wieder gut ging und er glücklich bei seinem Gefährten wäre. Auch bedankte sich der Junge bei ihm für die große Hilfe. Es folgten danach auch noch einige Zeilen von Luzifer, wo er sich für alles was Severus für Ray getan hatte, bedankte.
Außerdem sagte der Höllenfürst ihm seine Hilfe zu, wenn er sie einmal brauchen würde.
Unterschrieben war das ganze dann mit:

Lord Luzifer Satanus-Hell
&
Lord Ray Satanus-Hell


Obwohl Severus es geahnt bzw. vermutet hatte, beeindruckte es ihn doch, dass Lu in Wahrheit der Höllenfürst persönlich war und es hier schriftlich lesen zu können.

Natürlich wollte er Minerva und auch Poppy sofort diese Neuigkeit unterbreiten und erfuhr dann von den Frauen, dass sie auch Post von Ray bekommen hatten. Ihre Briefe waren sich in manchen Dingen ähnlich, aber alle zeigten, dass es dem Jungen gut ging und sie sich keine Sorgen machen mussten. Das war für sie das Wichtigste und erfreute sie alle gleichermaßen.

Am Abend, während seines Besuches im Slytheringemeinschaftsraum, erfuhr Severus dann noch das Ray auch Draco und den ganzen Slytherins geschrieben hatte und sich auch bei ihnen nochmals recht herzlich für ihre Hilfe und Unterstützung bedankt hatte.

Unabhängig voneinander hatten sie ihm geantwortet. Minerva schickte ihren Brief zuerst mit ihrer Eule los. Doch diese kam mit Brief zurück und war auch zwei Tage später noch fix und fertig. Deshalb wollten sie die Briefe dann gemeinsam mit einem Adler in die Hölle schicken.

Draco schrieb seinem Vater und bat ihn Adler Herosk zu ihm zu senden, da sie Post für den Höllenfürsten und seinen Gefährten hätten. Und schon am nächsten Tag kam ein Brief von Lucius zurück – gebracht von Herosk natürlich, der auch brav in der Eulerei auf den Brief für die Hölle wartete.

Severus hatte dem Adler der Malfoys dann die Briefe angebunden und schaute ihm nach, bis er am Himmel nicht mehr zu sehen war. Danach lief er zur Großen Halle, um zu Mittag zu essen. Nach einem allgemeinen Gruß an die Lehrer, setzte sich Severus auf seinen Platz und wartete bis alle da waren und Albus das Essen eröffnete.

Die Große Halle füllte sich immer mehr, doch Albus war bis jetzt noch nicht erschienen.

Dann kam auch Erzengel Raphael herein und ging auf den Lehrertisch zu. Er wurde etwas verlegen angesehen. Es war für ihn an dieser Tafel gar kein Platz, da nur noch der Stuhl von Albus frei war.

Und genau auf diesen setzte sich Raphael dann tatsächlich und brachte den ein oder anderen dazu aufzukeuchen oder nach Luft zu schnappen.

„Der Platz gehört Prof...", begann Professor Sprout, wurde jedoch unterbrochen.

„Das ist mir bewusst. Doch Dumbledore wird es wohl nicht schaffen, deshalb setze ich mich hierher.", erwiderte der Erzengel nur und setzte sich auf den Platz des Schulleiters und ließ zum Erstaunen aller sogar das Essen erscheinen.

Nachdem dann die ersten Schüler schon wieder gegangen waren, stürmte tatsächlich Albus herein. Seine Haare und der Bart schienen etwas durcheinander, genau wie sein königsblaues Gewand.

Viele in der Halle hielten nun die Luft an, denn sie fürchteten, dass nun wohl ein Donnerwetter kommen würde, da der Erzengel auf dessen Platz saß. Severus, Minerva und einige andere konnten richtig sehen, wie die Wut in dem Schulleiter aufstieg, weil jemand auf seinem Platz saß.

„Da sind sie ja doch! Wie haben sie es denn geschafft, noch FAST rechtzeitig hier zu erscheinen?", fragte Raphael mit einem eher teuflischen Grinsen. Er hatte das Wort "fast" auch besonders hervorgehoben.

Jetzt klappte den meisten erst einmal die Kinnlade herunter. Sie glaubten sich bei dem eher teuflischen Grinsen getäuscht zu haben. Schließlich handelte es sich hier um einen Erzengel und die taten so was nicht.

Auch Severus schaute für Bruchteile von Sekunden sehr überrascht, dann hatte er alles wieder unter Kontrolle und grinste innerlich. Er glaubte, dass Albus noch sehr viel Spaß mit dem Erzengel bekommen würde.

„Ich denke, sie verstehen das ich nun hier sitzen bleibe.", antwortete dieser und ließ am Ende der Lehrertafel einen Stuhl und ein Gedeck für den Schulleiter auf Prüfstand erscheinen.

Hier und da wurde die Luft scharf eingesogen. Der Blick jedes einzelnen in der Halle wanderte zwischen Schulleiter und Erzengel hin und her, da jeder mit einem Ausbruch von Professor Dumbledore rechneten und die Reaktion des Erzengels darauf nicht verpassen wollten.

Natürlich kochte Albus vor Wut. Er konnte sich wirklich nur sehr schwer zurück halten. Aber ihm war sofort klar, dass der Erzengel ihn provozierte und zu einer unüberlegten Handlung bringen wollte und dies musste er unter allen Umständen vermeiden. Schließlich wollte er Raphael nicht länger als unbedingt nötig an der Backe haben und zusehen wie dieser nach den drei Monaten nicht mehr gebraucht wurde.

„Ja, es ging dann doch erstaunlich schnell. Bleiben sie ruhig jetzt sitzen.", erwiderte Albus in seiner aufgesetzten freundlichen Art und setzte sich ans Ende des Tisches, um endlich etwas zu essen.


Die meisten Schüler und auch Lehrer sowie Raphael hatten die Halle schon verlassen, als Albus fertig war. Er verabschiedete sich von den noch Anwesenden und machte sich auf den Weg zu seinen Räumen. Zum einen war er total froh, das dieser nervige Erzengel schon weg war, doch er hatte auch ein bisschen Sorge, dass sich diese mysteriöse Sache mit dem Wirbel wiederholte. „Vermutlich habe ich mir das mit dem Mädchen eingebildet. Es könnte so ein Tagtraum gewesen sein.", sagte er zu sich selbst, denn es war niemand in seiner direkten Nähe. Zufällig griff er dann in sein Gewand, spürte etwas zwischen den Fingern und zog es heraus, um dann im gleichen Moment die Augen weit aufzureißen und den Mund ebenfalls zu öffnen, damit der doch relativ leise Entsetzensschrei entweichen konnte. Er starrte einfach nur vollkommen entsetzt auf das kleine rosafarbene Stück Stoff, was sich in seiner linken Hand befand. Es war der abgerissene Ärmel des rosa Kleides. „K-k-e-i-n-n Tr-aum, die war echt. Ich bin ihr begegnet. Wie ist das nur möglich?", brachte Albus heraus.

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Harry versteckte immer noch sein Gesicht. Doch nun registrierte er all die Dämonen und wurde knallrot. „Lu, sie starren mich alle an. Ich befürchte sie haben alles gesehen und gehört.", sagte Harry sehr leise. „Jeder wird mich für schwach halten und sehen was ich wirklich bin. Ich muss gehen.", meinte er dann und versuchte sich zu erheben. Doch Luzifer ließ es nicht zu.

„Hey, mein Kleiner. Das würde keiner von ihnen wagen!", antwortete der Höllenfürst sofort.

„Ja, weil du da bist.", entgegnete Harry.

„Ach was. Sie sind einfach nicht so dumm. Denn im Grunde bist du von der Magie her viel stärker als die meisten von ihnen und könntest sie mit Leichtigkeit besiegen, ihnen sogar ihre komplette Magie entziehen oder vernichten und das will keiner riskieren. Ich denke es ist wirklich an der Zeit, wenn du das Training wieder aufnimmst. Du musst endlich deine ganzen Dämonen- und Elbenkräfte kennen lernen und auch sehen welche Fähigkeiten du sonst noch so beherrschst, denke mal an die Thermografie. Du hast die beiden Kinder durch ihre Körperwärme unter den Trümmern gefunden und somit gerettet. Harry, du bist ein extrem starkes und mächtiges Wesen und das sehen alle in deiner Aura und Signatur.", erklärte Luzifer ihm gerade und küsste Harry dann ganz kurz auf die Stirn.

Dieser riskierte nun doch einen Blick zu den Dämonen und entdeckte dort Severus Dorgan und dessen Vater Lord Samuel und grüßte sie und anschließend auch alle anderen mit leicht gerötetem Kopf. Keiner der Männer lachte oder machte sich über ihn lustig. Sie schauten ihn einfach nur an und grüßten freundlich zurück.

„Echt wahr?!", fragte Harry. Er schien sich nicht ganz sicher zu sein, ob es eine Frage oder Feststellung bzw. Bestätigung sein sollte.

Jeder von ihnen bestätigte Luzifers Worte ohne zu zögern. Sie vermieden es auch nicht den Jungen anzusehen. Sie blickten ihm direkt in die Augen und Harry wusste es sofort, er wusste einfach, dass sie alle die Wahrheit sagten und es ehrlich mit ihm meinten.

Luzifer, die anwesenden Mitglieder des Dämonenrates und die Spezialeinheit nahmen nach einer kurzen Pause das Gespräch wieder auf. Harry störte es nicht und hörte auch gar nicht richtig zu. Er kuschelte sich einfach enger an Luzifer und war rundum zufrieden.

Der Höllenfürst wirkte nun viel ruhiger und auch zufrieden und ausgeglichen, was vermutlich an Harrys Anwesenheit lag.

Mehrere Dämonen, so wie Samuel und Severus Dorgan wussten über den Gefährten des Höllenfürsten genau Bescheid. Sie hatten mehrmals die Auswirkungen seiner früheren Erziehung und den Drill hautnah miterlebt und werteten jede noch so kleine Veränderung als äußerst positiv. So wie Harrys Reaktion auf seine Sehnsucht nach Luzifer. Natürlich war es für sie am Anfang mehr als erstaunlich gewesen, dass der Junge einfach so reingestürmt kam und wie er reagierte, sich durch ihre Anwesenheit nicht stören ließ, zumindest eine Zeitlang nicht. Aber genau dies waren wohl die Momente die allen zeigte, dass sich etwas veränderte und der Junge große Fortschritte machte und seine Seele – genau wie schon sein Körper zuvor – bereit war zu "heilen".

Harry bekam den Verlauf und vor allem das Ende der Besprechung nicht mehr mit. Er war einfach auf Luzifers Schoss eingeschlafen.

Nachdem der Höllenfürst die Besprechung beendet und sich von allen verabschiedet hatte, trug er seinen Schatz erst einmal zu Meran ins Krankenzimmer, um sicher zu gehen das mit seinem Gefährten alles in Ordnung war.

Meran gab direkt Entwarnung. „Es geht ihm gut. Vermutlich war die Aufregung um Celinas Rettung etwas viel für seinen Körper bzw. seinen Nerven und brauchten einfach eine kleine Auszeit. Lass ihn ruhig schlafen, es schadet ihm nicht.", teilte der Heiler Luzifer mit. Dann entfernte er die Verbände und besah sich die völlig und gut verheilte Stichwunde und auch die Entzündung am Unterarm, die wegen der Engelheilmagie ebenfalls verheilt war. „Das sieht großartig aus. Wir müssen Erzengel Michael, Madam Pomfrey und dem Tränkemeister von Hogwarts wirklich danken. Sie haben ganze Arbeit geleistet!", meinte er und legte nicht einmal mehr einen Verband an. „Er soll den Arm in den nächsten zwei Tagen aber noch schonen, da er in der letzten Zeit nicht belastet worden war.", fügte er noch hinzu.

„Ja, natürlich. Ich sorge dafür, genau wie Sirius und Tom.", antwortete Luzifer nur und hob den Jungen wieder auf seine Arme, um ihn in ihr Bett zu bringen.


Für Harry wurde es natürlich schwer, seinen Arm zwei Tage lang kaum zu belasten. Er wollte doch jede freie Minute auf seinem wieder gewonnenen Abenteuerspielplatz verbringen. Celina, Samu, Piero waren auch meistens da, genau wie Tom. Oft kamen auch seine Freunde Eric, Simon und Felipe zu Besuch.

Dann verbrachte die Rasselbande wirklich jede freie Minute dort und Luzifer musste sich notgedrungen ebenfalls an Seilen durch die Bäume schwingen oder durch Tunnel aus Seilen kriechen, um seinen Kleinen zu Gesicht zu bekommen.

Luzifer machte mit Harry und seiner nun noch größeren Tierschar viele Ausflüge und Spaziergänge in der Nähe des Palastes. Sie fuhren mit dem Bus herum und besuchten erneut die Kinder Liam und Catrin und ihre Eltern, oder Verra und Miss Milla.

---****---

Wieder einmal stiefelte Sagona in seinem Wohnzimmer auf und ab. Er konnte es einfach nicht fassen. Wie konnte es nur sein, dass er sooooooo viel Pech hatte und es nicht schaffte diese erbärmlich Kreatur, die sich an der Seite SEINES Liebsten aufhielt, zu beseitigen.

Das war doch einfach nur der Wink des Schicksals gewesen, dass er an diesem Tag den Basar besucht und sich dort ein Zimmer genommen hatte. Und dann hatte er doch tatsächlich dieses erbärmliche Gerippe gesehen, stieß vor Schreck gegen den Topf, der runter fiel und den Bastard erschlagen hätte, wäre ihm dieser Wolf nicht dazwischen gefunkt. Sagona hatte es nur mit Schnelligkeit geschafft, sich zu verbergen. Doch dann war er der Gruppe gefolgt und hatte diese dumme Rinderherde auf ihn gehetzt. Der schmale Gang, keine Ausweichmöglichkeit und doch wurde der Junge wieder gerettet.

Sagona drehte im Zimmer seine Kreise und verzweifelte fast. „Das Schicksal scheint es nicht gut mit mir zu meinen... oder aber... vielleicht ist es auch eine Prüfung für mich. Mir muss einfach etwas einfallen. Gut das der Anführer der Rebellen nicht mir die Schuld für die damalige Niederlage im Palast gegeben hat und bereit ist mir zu helfen. Ich bin wirklich gespannt, welche todsichere Methode er mir zeigen will.", sagte er zu sich selber.

Eine halbe Stunde später traf Sagona den Dämonen in einer sehr verlassenen Gegend. Nachdem ihm dieser dann die Methode gezeigt hatte, strahlte Sagona. Er glaubte, nun den Nebenbuhler bald beseitigt und Luzifer dann für sich ganz alleine zu haben. Denn Sagona wusste, dass dieser Harry oft den Palast verließ, in dem er ja nicht mehr rein kam. Doch das war ja gar nicht nötig, er würde sich einfach auf die Lauer legen und ihm folgen, wenn er raus kam.


Luzifer und Harry waren mit ihrer ganzen Tierschar im Wald bei den Zentauren gewesen. Sie hatten Asordin, Leyla und Akim besucht und befanden sich gerade auf dem Rückweg. Dabei wurden sie nicht nur von den drei Zentauren begleitet, fast die ganze Herde war dabei. Also ungefähr fünfzehn an der Zahl.

Harry lief außen, neben ihm ging Akim und unterhielt sich mit dem Jungen, als dieser plötzlich gequält aufschrie und versuchte sich mit der Hand an die Schulterblätter zu fassen. Denn genau dort hatte er diesen kurzen Einstich gespürt. Es breitete sich von dort ein unglaublich starker Schmerz rasend schnell in seinem Körper aus.

Akim reagierte sofort, als er den kleinen Pfeil in Harrys Rücken sah und zog ihn heraus. „Angriff aus zwei oder drei Uhr!", schrie Akim während er den mittlerweile heftig zuckenden Harry auffing, bevor dieser auf den Boden aufschlug.

Die Zentauren zogen ihre Waffen und eilten genau in die Richtung, die Akim gerufen hatte. Auch Najala, Shadow, Damon und Fireball folgten ihnen.

Luzifer eilte zu seinem Gefährten. Dieser zuckte und bebte schon sehr stark.

„Das ist ein schnelles und starkes Gift, vermutlich vom Pfeilgiftfrosch!", meinte Akim sehr traurig. Denn er wusste, dass sie dafür kein Gegenmittel hatten und es da absolut keine Rettung gab.

Der Höllenfürst nahm ihm Harry ab. „Sieh es dir an.", sagte er nur.

Akim nahm seinen Dolch und zerschnitt vorsichtig das Hemd. Er sah die beiden Bissmale in Harrys Nacken sofort. Darunter befanden sich links ein goldener sechszackiger Stern und rechts eine kleine rote Flamme, Zeichen für die Bindung an ein bzw. zwei Magischen Wesen, wusste Akim.

Ungefähr zehn Zentimeter darunter befand sich eine winzig kleine Einstichstelle, deren Haut im Umfeld sich schon veränderte, auf das tödliche Gift reagierte und abstarb.

Akim war ratlos. Was sollte er tun? Wie lange würde der Junge das durchhalten, bevor das Gift auch sein Herz erreicht hatte? 'Vermutlich nicht mehr sehr lange!', schoss es ihm durch den Kopf.

Genau in diesem Augenblick trat Artax neben den Zentauren, sah auf die Einstichstelle und wieherte extrem laut. Dies ließ nicht nur Akim und Luzifer zusammenzucken. Auch Harry tat es, obwohl er schon nicht mehr bei Bewusstsein war.

Dann ging alles sehr schnell. Akim hatte nicht mal die Zeit überhaupt zu reagieren.

Artax stampfte mehrmals mit dem rechten Huf auf dem Boden, breitete seine Flügel aus und ließ erneut einen lauten Schrei ertönen. Nun bewegte er sein Horn und machte kreisende Bewegungen. Augenblicke später glühte die Spitze des Hornes in einem grellen Rot, wechselte zu kräftigem Rot und dann zu strahlendem Gold. Es waren kleine rote, gelbe, grüne und blaue Funken die regelrecht um das Horn des Einhornpegasus sprühten.

Als die leuchtend goldene Spitze des Horns dann auf die Einstichstelle traf, schien alles irgendwie zu explodieren. Es gab eine richtige Druckwelle, die sowohl Luzifer mit Harry wie auch Akim und Artax einfach umhaute. Überall um sie herum schwirrten nun bunte Lichtkugeln und Farbpunkte – die meisten von ihnen waren goldfarben.

Luzifer rappelte sich wieder auf. „Harry, Harry!", schrie er nur.

Auch Akim und Artax kämpften sich wieder auf die Beine.

Luzifer hatte seinen Gefährten erreicht. Er spürte es sofort, gerade eben konnte er den Tod seines Kleinen schon fast riechen und nun... weg... einfach weg. Luzifer zog Harry zu sich und hielt ihn sehr fest an sich gedrückt. Er spürte dessen etwas beschleunigten Herzschlag, auch den Puls und konnte nicht verhindern, dass ihm mehrere Tränen die Wange herunter liefen.

Akim schaute nach Harry, überprüfte seine Werte und stutzte. Nun wollte er sich die Einstichstelle noch einmal ansehen und entdeckte stattdessen ein weiteres Tattoo. Genau an der Stelle befand sich nun eine weiße Feder mit insgesamt drei goldenen Punkten. „Der Einhornpegasus hat sich an den jungen Master gebunden und ihm dadurch das Leben gerettet!", verkündete Akim gerade als die anderen Zentauren, Dämonenwachen und Tiere zu ihnen zurück kehrten.

„Habt ihr dieses Schwein erwischt?", wollte ein vor Wut, Zorn und Erleichterung bebender Höllenfürst wissen.

„Nein, leider nicht. Aber wir haben eine richtig gute Spur. Der Schattenkater hat sie entdeckt und wir konnten eine sehr deutliche Signatur erkennen. Nun werden wir den Täter finden.", erwiderte Vico, einer von Luzifers Wachen.

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