57. Verschüttet

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Luzifer zog Harry automatisch näher zu sich und konnte das leichte Zittern des Jungen spüren. Dann rannten zwei weitere Leute an ihnen vorbei und flüchteten. Nun hörten sie deutliche Kampfgeräusche, Flüche und Zauber die gesprochen wurden. Sie spürten auch eine starke Wärme, die ihnen entgegen kam. Sie bogen gerade um die nächste Ecke, als sie das ganze Ausmaß zu Gesicht bekamen. Vor ihnen war ein regelrechtes Schlachtfeld, denn zwei der Häuser schienen regelrecht explodiert zu sein. Das hintere Haus bestand nur noch aus einem riesigen Trümmerhaufen, aus dem vereinzelte Flammen schlugen und dicker Rauch aufstieg. Von dem vorderen Haus stand vielleicht noch zweidrittel, doch meterhohe Flammen schienen sich um den Rest des Hauses zu kümmern. Davor standen keine Menschen und versuchten das Feuer zu löschen, nein, ganz im Gegenteil. Da befanden sich einige Dorfbewohner, die gegen ungefähr zehn oder zwölf komplett in schwarzen Kapuzenumhängen und Masken verdeckte Gestalten um ihr Leben kämpften.

Luzifer brauchte seinen Bodyguards nichts zu sagen. Adam und Vico deckten Harry, während die anderen den Dorfbewohnern zu Hilfe eilten und in den Kampf eingriffen. Luzifer wollte das Feuer mit seiner Magie löschen und entfernte sich ebenfalls.

„LU!", schrie Harry plötzlich vollkommen panisch und begann sich gegen Adam und Vico zu wehren. „Lu, bitte... nicht alleine lassen... du hast es doch v-e-er-s-s-sprochen-n!", entfuhr es ihm entsetzt. Er konnte das letzte Wort kaum rausbringen, weil er nun heftig zitterte und bebte.

Luzifer hielt augenblicklich in seiner Bewegung inne, fuhr herum und eilte zu seinem Kleinen zurück und nahm ihn auf den Arm. „Helft den Beiden. Ich behalte ihn bei mir.", sagte er zu Vico und Adam, drückte Harry dann an sich und flüsterte ihm beruhigende Worte ins Ohr. Er atmete erleichtert auf, als er spürte, dass das Zittern etwas nachließ. Luzifer legte einen sehr starken Schutzzauber um sich und Harry und lief dann zu den Häusern und löschte die Feuer durch einfache Handbewegungen. Jetzt halfen alle vier Dämonenwachen den Dorfbewohnern und teilten kräftig aus.

Luzifer stand mit Harry etwas abseits und beobachtete die Situation. Er war immer noch damit beschäftigt seinen Kleinen zu beruhigen, da er wirklich nicht mit einer so heftigen Reaktion des Jungen gerechnet hatte. So entging ihm auch nicht, dass ganz plötzlich ein weißhaariger und bärtiger alter Mann im langen Gewand mit einem "Plopp" erschien und diesem sogar weitere Männer folgten. Der Alte gab sofort mehrere Anweisungen und eilte ebenfalls wie die anderen Männer zu den Dorfbewohnern und seinen Dämonen, um ihnen zu helfen.

Und ganz plötzlich und ohne jeglichen Kommentar verschwanden die schwarzen Gestalten mit den Masken einer nach dem anderen, indem sie einfach apparierten. Nachdem auch der Letzte von ihnen verschwunden war, sprachen die Dämonenleibwächter mit einigen Dorfbewohnern und auch diesem alten Mann und kamen dann auf Luzifer und Harry zu.

„Der Alte und die Männer gehören zum Orden des Phönix und bekämpfen die restlichen freien Todesser, die ja leider alle entkommen sind, wie dieser Albus... Ich habe seinen Nachnamen vergessen, uns mitteilte.", kam es von Vico als sie bei ihrem Lord und dessen Gefährte angekommen waren.

„Also ich finde diesen Alten schon wirklich merkwürdig.", begann Taric.

„Inwiefern?", wollte Luzifer wissen, während er beruhigend über Harrys Rücken strich.

„Na erst einmal hat es mich gewundert, wo er und die anderen Männer so plötzlich herkamen und wie auf Kommando verschwanden alle Angreifer. Das ist doch total merkwürdig, oder? Ja und dann fragt er nicht ob es Verletzte oder Tote gibt, nein. Er teilt allen mit wer er ist und das sein Orden des Phönix alle gerettet hätten. Also die haben doch überhaupt nichts getan, da waren die Todesser schon weg!", erklärte Taric.

Dann wurde ihre Aufmerksamkeit auf eine jüngere Frau gelenkt, die gerade erschienen war und nun schreiend auf das total zertrümmerte Haus zurannte. „SHARON... JACOB... Nein... Wo seid ihr denn? Sharon, Jacob... bitte, bitte... das darf nicht sein... Meine Kinder sind da noch drin!", kam es unentwegt von ihr.

Jeder der umstehenden Leute wurde mehr oder weniger blass, denn ein Blick auf diesen Trümmerhaufen sagte ihnen, dass es für die beiden Kinder wohl keine Rettung mehr gab. Nun trat auch Luzifer mit Harry auf dem Arm näher heran, dicht gefolgt von seinen vier Bodyguards.

Dieser alte Mann ließ die wirklich laut schreiende Frau zur Seite bringen, sprach erneut mit seinen Leuten und schickte jemanden zum Ministerium, um die Auroren zu holen. Aber es wurde kein Ton gesagt, um nach den beiden Kindern zu suchen.

Harry hatte sich beruhigt und schaute etwas ängstlich zu seinem ehemaligen Schulleiter und Mentor rüber. Er hatte Albus Dumbledore natürlich sofort erkannt und musste sich bei dem Gedanken an dessen Verrat richtig schütteln. Dabei hatte er seinen Kopf hin und her bewegt und sah nun wie erstarrt auf den großen Trümmerhaufen. Er sah in dessen Inneren tatsächlich zwei kleine und richtig schwache Lichtgebilde. 'Da sind die Kinder und sie leben!', schoss es Harry durch den Kopf und drängte Luzifer dazu ihn runter zu lassen. Nachdem Harry den Boden unter seinen Füßen spürte, tapste er mit noch unsicheren Schritten auf das völlig zerstörte Haus zu. Luzifer sah ihm leicht besorgt hinterher und sah dann erneut zu der Stelle, wo sie die junge Mutter mit mehreren Leuten festhielten und zu beruhigen versuchten, diese immer noch völlig verzweifelt nach ihren Kindern schrie.

Mittlerweile war Harry zu der Gruppe mit Dorfbewohner gelaufen und wollte diese ermutigen ihm zu helfen, die beiden Kinder zu befreien. Doch keiner von ihnen hörte dem Jungen überhaupt zu. Sie schilderten den gerade eingetroffenen Auroren des Ministeriums, was passiert war. Vor allem Albus Dumbledore rückte sich sehr stark in den Vordergrund und schilderte ihre Rettungsaktion ganz genau. Er lächelte sogar sehr erfreut, als seine Worte durch mehrere Dorfbewohner bestätigt wurde. Auch Luzifer und seine Dämonen wurden genauestens befragt, weil einige Bewohner ihre unglaubliche Hilfe gegen die Todesser erwähnt hatten. Niemand von den Erwachsenen achtete auf den Jungen, der an einer bestimmten Stelle des Trümmerhaufens damit begonnen hatte alles zur Seite zu schaffen. Harry packte die kleineren und größeren Gesteinsbrocken mit beiden Händen und schmiss sie zur Seite, obwohl er an seinem rechten Handgelenk und dem Unterarm noch den gehärteten Verband trug und es ihm sehr schmerzte. Doch er biss die Zähne zusammen und machte weiter. Er wollte die Kinder aus den Trümmern befreien, denn sie lebten noch. Das wusste er dank seiner Fähigkeit, der Thermografie, wie es bei den Muggeln genannt wurde. Er entfernte die Steine, war dabei das Geröll abzutragen und hatte auch seine Magie eingesetzt, weil der kleine Junge kaum Luft bekam und sehr schwer verletzt war.

„Was macht denn der Junge da?", kam es auf einmal von einem der Dorfbewohner.

Nun sahen alle zu Harry rüber. Luzifer, Albus und einige andere kamen auf ihn zu und redeten wild durcheinander. Sie wollten, dass er sofort da weg käme. Die Auroren wollten auch ihn verhören, aber Harry reagierte überhaupt nicht auf sie. „Die Kinder sind da drunter. Wir müssen sie da rausholen. Sie sind sehr schwer verletzt!", rief Harry.

„Rede doch keinen Unsinn. Die Kinder sind tot. Das überlebt keiner! Und Schuld sind wieder einmal die Todesser!", entgegnete Albus und schaute etwas giftig zu diesem Jungen rüber. Nur wenige Augenblicke später betrachtete er ihn sehr neugierig und durchdringend. Er hatte dessen starke Magiesignatur und Aura bemerkt, deshalb erwachte sein Interesse an dem Knaben.

Luzifer betrachtete seinen Kleinen ebenfalls und schaute dann zu dem Haufen, wo Harry alles freilegte. „Hier sind die beiden Kinder... Und du sagst, sie leben?", kam es vom Höllenfürst. Er war momentan natürlich als solcher nicht zu erkennen.

„Ja, der Junge bekommt kaum Luft. Wir müssen uns beeilen!", entgegnete Harry und lächelte zu Adam und den anderen Dämonen, die auch damit begonnen hatten, den Schutt abzutragen. Und auch zwei Dorfbewohner halfen ihnen schon.

„Was soll denn das?", entfuhr es Dumbledore. Er wollte sich durch diesen Jungen nicht die Show stehlen lassen.

„Wir befreien die verschütteten Kinder. Und wenn sie mithelfen würden, ginge es viel schneller. Außerdem sollte man vielleicht schon ein oder besser noch zwei Heiler herbestellen, die sich um die Zwei kümmern und sie versorgen!", gab Luzifer zur Antwort und lächelte dann seinen Gefährten sehr stolz an.

Weitere Dorfbewohner und Phönixmitglieder und sogar Auroren halfen nun mit die Stelle, die Harry ihnen angezeigt hatte, freizulegen. Einer der Auroren hatte mehrere Heiler aus dem St. Mungos angefordert und auch Professor Dumbledore beteiligte sich nun an der Aktion. Alle konnten beobachten wie Harry einen leicht weißlich/goldenen Strahl in den Steinhaufen schickte und dann sehr verbissen weiter machte. Es dauerte gar nicht lange und er wurde langsamer. Er konnte mit den Fingern kaum noch zupacken. Der Verband war an vielen Stellen eingerissen und zerfetzt. Harry war total erschöpft, sein Handgelenk schmerzte sehr stark und er konnte es kaum noch bewegen. Adam hob gerade einen etwas größeren Brocken an und stockte mitten in der Bewegung. Er sah einen Arm und auch die Schulter eines Kindes. „Hier... schnell... ich habe eines der Kinder!", rief er sofort und ging nun noch behutsamer vor, um die Kleine rauszuholen.

Es waren sofort mehrere der Helfer zu ihm geeilt und hatten geholfen. So dauerte es nicht lange und Adam hob das Mädchen vorsichtig hoch und brachte sie zu den mittlerweile bereitstehenden Tragen und den Heilern. Keine zwanzig Sekunden später hatten sie auch den Jungen gefunden und legten ihn frei, um ihn ebenfalls zu den Heilern zu bringen. Harry stand einfach wie erstarrt da und rührte sich nicht. Er bemerkte nicht einmal, wie ihm vereinzelte Tränen die Wangen herunter liefen und durch den feinen Staub auf der Haut eine richtige Dreckspur hinterließen. Einer nach dem anderen verließ das zertrümmerte Haus und trat zu dem Platz, wo die Kinder von den Heilern versorgt wurden. Doch Harry bewegte sich immer noch nicht. Luzifer ging etwas besorgt zu seinem Gefährten rüber und sprach ihn an, aber Harry reagierte absolut nicht. Deshalb nahm der Höllenfürst ihn auf den Arm und lief ebenfalls zu den Heilern. Er sah nun sehr besorgt auf den regelrecht zerfetzten Verband. Er ließ Harry bei den anderen wieder runter, beobachtete ihn aber. Und noch einmal schickte Harry seine Magie in die Körper der Kinder, damit sie nicht starben. Danach sah er Luzifer sehr zufrieden an und brach dann selbst zusammen. Luzifer schaffte es gerade mal ihn davor zu bewahren auf dem harten Boden aufzuschlagen.

Harry zitterte wie Espenlaub, sah seinen Gefährten mit durchdringenden Augen an und krallte sich automatisch an Luzifer fest, als einer der Heiler zu ihnen kam und automatisch einen Diagnosezauber über Harry sprach.

„Nein, nicht weh tun. B-b-i-n-n g-a-a-nz l-i-i-e-b...", entfuhr es Harry. Er war sichtlich darum bemüht nicht ohnmächtig zu werden.

Adam, Vico, Taric und Garbin schirmten sowohl Luzifer als auch Harry und den Heiler ab. Denn nicht nur Dumbledore war etwas näher gekommen, um ja nichts zu verpassen.

Auch ein älterer Mann mit Holzbein und Magischem Auge trat nun zu ihnen und ließ das Magische Auge über den Körper des jungen Lords wandern. Und dies behagte weder Luzifer noch den vier Bodyguards.

„Es handelt sich um ein wirklich außergewöhnliches Magisches Wesen...", begann der Heiler gerade nachdem er seinen Scan des Jungen beendet hatte.

„Ein außergewöhnliches Magisches Wesen?", wiederholte der Schulleiter nur. Er sah automatisch zu ihm rüber. „Er ist kein Mensch?!", fragte er und es war nicht ersichtlich, ob es sich um eine Frage oder Feststellung handelte.

„Ja und er ist völlig am Ende mit seiner Kraft. Er braucht unbedingt Ruhe und einige Tränke, da er sehr viel seiner Magie auf die Kinder übertragen hat, um zu verhindern das sie sterben. Hinzu kommt die Verletzung an seinem Handgelenk. Gibt es dazu genauere Angaben?", wendete er sich direkt an Luzifer. Er beachtete weder Albus Dumbledore noch MadEye Moody, die alles ganz genau beobachteten.

„Natürlich. Ich sage es aber nur ihnen!", entgegnete Luzifer direkt.

„Dann begleiten sie uns gleich ins St. Mungo.", meinte der Heiler.

Nur wenige Sekunden nachdem der Heiler dies gesagt hatte, begann Harry unruhig zu werden. Er bewegte sich so plötzlich, dass Luzifer ihn fast nicht hätte halten können und er runter gefallen wäre. Deshalb verstärkte der Höllenfürst den Griff um seinen Gefährten. Harry sah ihn kurz an. „Lu...", flüsterte er.

„Ja, mein Kleiner?"

„LU... bitte, bitte nicht dahin. Ich will nicht ins St. Mungo. Lass uns bitte nach Hause gehen! Mir geht es gut – Ray geht es gut ...", brachte er nur mit Mühe heraus. Der letzte Satz hörte sich eher an, als müsste er es sich selber bestätigen.

„RAY...", sagte Luzifer nur und sah seinen Kleinen liebevoll an. Er hatte im ersten Augenblick wegen des Namens gestutzt, doch nun verstand er es. 'Harry tat es wegen dem alten Mann und seiner Männer... Und das war bestimmt gut so und sehr sinnvoll!', ging es Luzifer durch den Kopf.

Gerade in dem Moment kamen die anderen beiden Heiler zu ihnen. „Die Kinder sind nun soweit stabil. Aber sie zu apparieren ist zu riskant. Wir könnten sie endgültig verlieren."

Harry wollte nun fliehen und begann einen erneuten Versuch sich aus Luzifers starken Armen zu befreien. Er nahm weder seine Umwelt noch die Leute um sich herum wahr, galloppierte geradewegs in eine ausgewachsene Panikattacke hinein.

„Der Junge ist ja völlig weggetreten und enorm panisch...", gab der zweite Heiler von sich, „Somit können wir auch ihn nicht apparieren. Was machen wir?", fragte er seine Kollegen.

„Ich denke, dass es das Beste ist, sie erst einmal nach Hogwarts zu bringen und auf unserer Krankenstation zu versorgen. Madam Pomfrey ist eine sehr fähige Heilerin und die Tränke von Professor Snape dürften ihnen ja auch bekannt sein. Bis zum Schloss ist es nur ein sehr kurzer Weg.", kam es von Albus Dumbledore und er zeigte ein sehr charmantes Lächeln, welches jedoch nicht seine Augen erreichte.

Die Heiler überlegten nicht lange und nahmen das Angebot des Schulleiters dankend an. Denn sie sollten wirklich so schnell wie möglich mit der Versorgung und dem heilen der beiden Kinder beginnen und auch der größere Junge oder wohl eher Jugendlicher und ein außergewöhnliches Magisches Wesen brauchte ihre Hilfe und absolute Ruhe...

Sharon und Jacob lagen jeweils auf einer Trage, welche die Heiler vor sich her schweben ließen. Bei diesem Ray hatten sie es nicht fertig gebracht ihn auf die Trage zu legen. Er hatte den älteren Mann nicht losgelassen, ganz im Gegenteil. Je intensiver sie es versucht hatten, um so stärker krallte er sich bei diesem fest. Angstschweiß stand auf seiner Stirn, dass junge Herz raste und auch der Puls schien sich fast zu überschlagen.

So brachen sie ihr Vorhaben ab. Sie wollten unnötigen Stress und Angst von dem Jungen fernhalten und deshalb trug Luzifer seinen Kleinen selber. Er folgte dem Schulleiter hinauf zum Schloss. Und auch Adam, Vico, Taric und Garbin liefen hinter ihrem Lord her. Sie halfen der jungen Mutter und zwei weiteren Dorfbewohnern, die leicht verletzt waren und in Hogwarts behandelt werden sollten. Luzifer spürte das Harry ruhiger wurde, seine Gegenwehr nachließ und er dann völlig erschöpft in seinen Armen einschlief, sich sogar etwas enger an ihn kuschelte.

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