149. Luftsprünge

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Es dauerte aber auch beim Höllenfürst nicht lange und er sprang richtig ausgelassen auf und ab, versuchte sogar die Höhe von Tabea und Harry noch zu überbieten. Und immer wieder schoss ihm durch den Kopf, dass er froh war das dies kein anderer zu sehen bekam.

Inzwischen war Tabea dazu übergegangen durch rudern mit den Armen und Beinbewegungen mitten in der Luft ihren Standort zu wechseln und auf eine andere Wolke zu kommen. Es sah bei ihr dann fast so aus als würde sie schwimmen – fehlte eigentlich nur noch das Wasser.

Harry beobachtete dies und begann zu lachen, denn es sah wirklich sehr lustig aus. Und natürlich machte er es ihr sehr schnell nach und ruderte sich zur nächsten Wolke. Als er direkt über ihr war, fiel er runter ... Harry ließ einen kleinen Schrei hören, der aber abrupt beendet wurde, weil dieser mit seinem Kopf sofort in die weißlich, watteartige Masse eingetaucht war.

Sekunden später hörte man erst ein lautes Prusten und dann: „Mmmh ... das ist aber lecker".

Tabea fing sofort an zu lachen, während sie weiter hüpfte. Luzifer stoppte ganz plötzlich, um zu sehen ob Harry was passiert war oder was er mit seiner Äußerung meinte.

„Harry, ist alles in Ordnung?", fragte der Höllenfürst schließlich besorgt.

„Ja, natürlich. Ich habe nur festgestellt, dass die Wolken wie Zuckerwatte schmecken!", konterte dieser sofort.

„Nach Zuckerw...", Luzifer sprach nicht weiter und sah zum Schicksal rüber.

Tabea hatte auch kurz mit dem hüpfen aufgehört. „Na, also ist das doch eine gute Idee von mir gewesen. Das war mir dauernd passiert und ich war diesen trockenen Wattegeschmack im Mund echt leid!", rechtfertigte sie sich.

„Das war eine wirklich tolle Idee!", meinte Harry und begann wieder zu hüpfen.

„Finde ich auch.", entgegnete das Schicksal.

Luzifer sagte nichts darauf. Er war nur froh, dass sein Gefährte so unbeschwert war.

In den nächsten zwei Stunden sprangen und hüpften sie auf den Wolken herum. Vor allem Harry wurde immer sicherer und mutiger und probierte das eine oder andere aus und machte Tabea alles nach und hatte Spaß dabei.

Dann ließ sich Harry total erschöpft einfach auf die Wolke sinken und prustete hörbar nach Luft. „Ich kann nicht mehr und habe großen Durst.", brachte er relativ leise heraus.

„Oh natürlich.", kam es von Tabea, stoppte sofort in der Bewegung und hüpfte von der Wolke. „Wir setzen uns in meinen Garten und essen dann auch zu Mittag – schließlich ist es schon 12.°° Uhr durch.", fügte sie hinzu.

Nun schauten Harry und Luzifer überrascht. Sie hatten gar nicht bemerkt wie schnell die Zeit vergangen war.

Aber sowohl Harry als auch Luzifer stellten nun fest, dass sie Hunger hatten – sogar richtig großen Hunger.

„Gute Idee!", lenkte Luzifer direkt ein.

„Ich werde alles vorbereiten und erwarte euch dann in meinem Garten.", sagte Tabea und war in der nächsten Sekunde einfach verschwunden.

Harry trat an Luzifer heran und ließ sich in den Arm nehmen.

„Das hat so großen Spaß gemacht. Ich bin froh, dass wir der Einladung so schnell gefolgt sind.", flüsterte er dem Älteren ins Ohr.

Luzifer hielt seinen Kleinen fest und sicher im Arm und genoss es mit vollen Zügen.

Und auch dieses Mal konnte der Höllenfürst spüren bzw. fühlen, dass dieser Besuch seinem Gefährten unwahrscheinlich gut tat und seiner verletzten Seele die Möglichkeit gab zu heilen. Ein noch viel größerer, positiver Aspekt war auch das Harrys Selbstwertgefühl enorm gestärkt und immer wieder aufs neue bestätigt wurde und ihm die Kraft gab alles aufzuarbeiten und zu verarbeiten.

Kurz darauf nahm Luzifer Harrys Hand und ging mit ihm auf das kleine Häuschen zu. Als sie dort ankamen, war der Tisch schön gedeckt, standen Getränke und eine Schale mit Obst auf dem Tisch.

„Getränke stehen bereit – bedient euch. Bin gleich da. Ich hoffe ihr mögt Gemüseeintopf!", hörten sie aus dem Inneren Tabeas Stimme. Sie wusste natürlich, dass gerade Harry es unwahrscheinlich gerne aß.

„Oh ja. Gemüseeintopf mag ich besonders gerne!", antwortete Harry auch prompt.

„Das ist ja schön.", kam es aus dem Haus.

Dabei zeigte Tabea ein richtiges Grinsen im Gesicht, weil sie wusste das es weder Harry noch Luzifer sehen konnten und sie das mit der Gemüsesuppe doch ganz genau gewusst hatte.

Kurze Zeit später saßen die Drei am Tisch und aßen. Harry hatte auch wohl schon zum zehnten Mal gesagt, dass der Eintopf einfach köstlich schmeckte und dies zeigte er auch, indem er insgesamt dreimal etwas nach nahm.

Auch dem Höllenfürst schmeckte es ausgesprochen gut und ließ sich von Tabea einen Nachschlag geben.

Nach dem Essen saßen sie dann gemütlich in den Sesseln und unterhielten sich.

„Es sieht hier ganz anders aus!", entfuhr es Harry direkt und sah dann etwas verlegen nach unten. „Sag mal Tabea, wie kommt es das es nun hier ganz anders aussieht. Bei unserem letzten Besuch waren wir auf der wunderschönen Blumenwiese mit diesen äußerst interessant aussehenden Blumen in den unterschiedlichsten Formen und Farben, das weiß ich noch ganz genau ...", begann Harry seine Erklärung und sah Tabea dann fragend an. „Außerdem habe ich noch kein einziges Tier gesehen – außer Fawkes und Paco.", fügte er hinzu, als er die beiden Phönixe in ihrem bequemen Lager entdeckte. Paco pickte sich inzwischen immer wieder frische Obststücke und Nüsse aus einer Schale und trank hin und wieder etwas Wasser, während Fawkes immer noch ruhig und friedlich schlief.

„Natürlich sieht es nun ganz anders aus. Ich mag doch nicht immer am gleichen Ort leben und immer das gleiche sehen.", erwiderte Tabea nur. Sie verschwieg ihm, dass es auch etwas an Harrys verändertem Verhalten und der Entwicklung seiner Person sowie der zunehmenden Heilung seiner eigenen Seele lag, um ihn nicht zu überfordern.

Harry und auch Luzifer blickten zum Schicksal und ließen sich die Worte einfach durch den Kopf gehen, ohne noch etwas zu sagen. Harry sagte nichts mehr, weil er ihr jedes Wort glaubte. Der Höllenfürst blieb still, weil er sein Gegenüber nicht in Verlegenheit bringen wollte und nur froh war, dass sie dies für seinen Gefährten tat. Denn Luzifer war alt und erfahren genug um zu spüren das nicht nur das Schicksal selber, sondern jeder Zentimeter dieser wirklich schönen Landschaft seinem Gefährten gut tat und sich wie eine heilende Salbe auf die vernarbte Seele des Jungen legte und sie am Ende vollständig verheilen ließ.

Wenige Minuten später nahm Tabea den Feuerphönix auf den Arm und streichelte ihm mehrmals über den Kopf und ließ ihn langsam und vorsichtig erwachen.

Fawkes schaute schon etwas überrascht, als er die Augen öffnete und sich auf dem Arm des Schicksals befand, obwohl einige Stunden vergangen waren, da die Sonne nun hoch am Himmel stand.

Doch lenkte Tabea diesen erfolgreich ab, indem sie ihn und auch Paco immer wieder mit leckeren Früchten und Nüssen sowie verschiedenen Körnern fütterte. Es dauerte natürlich gar nicht lange und Harry half ihr fleißig.

„Und die Tiere haben sich zurück gezogen, weil unser kleiner Freund mit gekommen ist und es wohl nicht wirklich gut verträgt, dich momentan mit so vielen anderen zu teilen. Ich denke auch, dass deine Tierschar ähnlich reagieren und sich etwas zurück ziehen, um Fawkes nicht weh zu tun.", kam es vom Schicksal, die Fawkes immer noch streichelte und sogar kraulte, was diesem hin und wieder ein gurrendes Geräusch entlockte.

Harry sah Tabea nun direkt an und dachte kurz nach, stellte fest das sie mit seiner Tierschar tatsächlich recht hatte und wunderte sich, woher sie es nur wusste. Das sie das Schicksal war, daran dachte er in diesem Moment überhaupt nicht.

Die Sonne war in den letzten Stunden ein gutes Stück weiter gewandert. Harry, Luzifer und Tabea hatten sich die ganze Zeit sehr gut unterhalten und sogar Kaffee bzw. Kakao getrunken und Kuchen gegessen.

Bevor es schließlich dunkel wurde, verabschiedeten sich Luzifer und Harry von Tabea und kehrten mit Fawkes und Paco in den Höllenpalast zurück.

---****---

Sirius und Danilo waren gekommen, um Harry und auch den Höllenfürsten mit nach Black Castle zu nehmen. Doch leider hatten sie bei Ihrer Ankunft erfahren, dass Harry und Luzifer einer kurzfristigen Einladung des Schicksals gefolgt waren und keiner wusste wann genau sie zurück kommen würden.
So setzten sie sich zu den Anderen und warteten auf Harrys und Luzifers Rückkehr. Sie wurden vor allem von Siri sehnsüchtig erwartet. Wie froh war der Schwangere, dass die Beiden um kurz vor 18.°° Uhr wieder da waren.

„Harry, da seid ihr ja endlich. Wir warten schon über drei Stunden auf euch, um gemeinsam nach Black Castle zu reisen!", sprudelte es auch sofort aus Sirius heraus.

„Warum?", war alles was Harry diesem antwortete und ihn dann glücklich in den Arm nahm.

„Also es hat etwas gedauert ... aber nun akzeptiert Severus meine Schwester als Gefährtin. Er wollte sich bei dir entschuldigen und sich bedanken für alles was du und der Höllenfürst für ihn getan haben. Er tut sich anscheinend etwas schwer, wenn es um Gefühle und so geht, deshalb wollte ich es ihm etwas leichter machen und dich zu ihm bringen.", konterte Sirius.

Nun sah Harry seinen Paten sehr neugierig und fragend an, verstand dessen gerade doch recht freundliche Art dem Tränkemeister gegenüber nicht so wirklich. Schließlich hatte er selber gesehen was dieser und sein Vater James Severus angetan hatten.

Es war am Ende aber eher Danilo, der den Höllenfürst und Harry über die Ereignisse in Kenntnis setzte, da sich Sirius etwas schwer tat seine eigenen Emotionen unter Kontrolle zu behalten. Vermutlich eine Nebenwirkung der Schwangerschaft, so das der Blackerbe hin und wieder einfach in Tränen ausbrach und sich gerade in Bezug auf Severus mehr als schlecht und schuldig fühlte. Schließlich waren die Enthüllungen – vor allem über sein und James' Verhalten dem Slytherin gegenüber – gerade bei Sarah und anderen Familienmitgliedern auf Unverständnis und Empörung gestoßen. So das er sich schon von Großmutter Melania und Onkel David einige Takte hatte anhören können. Und er wusste, dass sich alle im Grunde noch stark zurück hielten, weil er schwanger war und sie nichts riskieren wollten.

Luzifer und Harry packten schließlich ein paar Sachen zusammen, um in Black Castle zu übernachten.

Ungefähr zwanzig Minuten später tauchten Danilo, Sirius, Luzifer und Harry in der Eingangshalle von Black Castle auf, wo sie schon von Thanakus, David, Arcturus und Melania erwartet wurden.

Harry schaute richtig überrascht, weil diese schon auf sie zu warten schienen. 'Die haben aber doch nicht mehrere Stunden hier auf uns gewartet?', schoss es Harry direkt durch den Kopf.

„Herzlich willkommen. Ich bin froh, dass wir es noch geschafft haben rechtzeitig hierher zu kommen, um sie persönlich zu empfangen. Sirius hatte uns telepathisch informiert.", meinte Arcturus, begrüßte die beiden Gäste und reichte ihnen die Hand.

'Also haben sie nicht so lange gewartet.', war Harrys nächster Gedanke und ließ ihn innerlich aufatmen. Dadurch hatte er die weiteren Worte des Blackoberhauptes nicht mit bekommen und folgte einfach seinem Gefährten, der Arcturus und Melania folgte und neben Thanakus lief – direkt hinter ihm war Harry.


Severus saß momentan mit Sarah alleine im Kaminzimmer und unterhielt sich mit ihr. Es bereitete ihm immer noch Unbehagen, wenn er an die letzten Stunden dachte. Sarah und er waren wirklich sehr lange in dem Raum gewesen und hatten sich im Arm gehalten. Eigentlich war es Sarah gewesen, die ihn die ganze Zeit hielt. Und es hatte ihm ausgesprochen gut gefallen und sich wirklich richtig angefühlt, so vollkommen und komplett. Auch die Küsse zwischen ihnen signalisierten Severus, dass es genau richtig war. Denn er glaubte nach ganz kurzer Zeit, dass mindestens eine Millionen Schmetterlinge in seinem Körper herum flatterten und sein Blut so ganz nebenbei zum kochen brachte. Sein Dunkelelb schien mit der Situation auch sehr zufrieden zu sein. Severus würde sich nicht mal wundern, wenn sein Inneres Wesen wieder anfangen würde zu schnurren, um seine momentane Lage zum Ausdruck zu bringen. Es war der Zeitpunkt gewesen, wo Severus es akzeptierte und seine Gefährtin anerkannte. Er hatte sehr lange nachgedacht und gegrübelt. Sarah gewährte ihm eine doch relativ lange Zeit und genoss ihre Zweisamkeit.

Doch irgendwann holte sie Severus aus seinem Gedankenchaos und teilte ihm mit, dass sie sich nun doch mal bei den Anderen zeigen müssten. Eine Tatsache, die Sev wirklich lieber einfach übersprungen oder vergessen hätte. Denn im Grunde erwartete er von jedem nur Vorhaltungen, Belehrungen und negative Äußerungen, weil er einfach so zusammengebrochen war und wie eine Frau oder Mädchen geweint hatte.

Es kam am Ende aber ganz anders als er es erwartet hatte.


Sarah hielt seine Hand und zog Severus automatisch mit sich zum Speisezimmer, um wenigstens mit den Anderen zu Mittag zu essen. Schon beim betreten des Raumes, spätestens aber als fast jeder der Anwesenden ihn musterte, rechnete er damit angesprochen oder runter gemacht zu werden. Jedoch geschah dies nicht.

Auch nachdem sie sich zu den Anderen gesetzt und mit dem Essen begonnen hatten, geschah nichts – kam nicht eine Frage oder Kommentar bzw. dummer Spruch, der ihn absolut runter machte oder bloß stellte.

Severus konnte aber nicht aus seiner Haut raus. Er war nicht der Meinung, dass diese Leute ihn verstanden oder zu ihm hielten. Deshalb rechnete er wirklich jeden Moment mit einer Aktion oder Äußerung und war bis zum bersten angespannt und unruhig. Aus diesem Grund aß er auch so gut wie nichts.

Die Anderen unterhielten sich gedämpft miteinander, sprachen Severus aber nicht ein einziges Mal direkt an. Und auch Sarah ließ ihn eher in Ruhe und widmete sich ausschließlich ihrem Essen, ohne Severus aus den Augen zu verlieren und zu reagieren oder was zu sagen, wenn ihr Gefährte es gebraucht hätte.

Das Essen war beendet worden und auch das anschließende Kaffee trinken im Kaminzimmer entpuppte sich als harmlos und keinesfalls als Falle für ihn. Nun begannen die ersten ihn mit in die Gespräche einzubeziehen und Fragen zu stellen, aber keine unangenehmen oder peinlichen Fragen, sondern eher fachliche Fragen zu verschiedenen Zaubertränken oder Zutaten, so das Severus ganz automatisch antwortete.

Es hatte aber noch bis zum Nachmittag gedauert, bis sich Severus' Anspannung verabschiedete und er sich mehr oder weniger beruhigte.

Sirius und Danilo waren irgendwann auch verschwunden und um kurz nach 18.°° Uhr entschuldigten sich auch die Anderen und ließen Sarah und Severus im Kaminzimmer alleine.

Severus fühlte sich nun wieder sicher und wohl, hätte am liebsten Luftsprünge gemacht oder sein Inneres Wesen an die Oberfläche gelassen, unterdrückte dies aber um Sarah nicht zu erschrecken oder sich zu blamieren.

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