8. Eine Wirklich gute Erklärung

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Es fiel dem Höllenfürsten unendlich schwer, sich von seinem Kleinen zu trennen. Aber er hatte keine andere Wahl. Er wollte die Delegationen der wichtigsten magischen Völker nicht noch stärker beleidigen und gegen sich und sein Volk aufbringen. So gab er Harry wieder in die Obhut seines Leibarztes. Er sammelte sich kurz, um dann nur Bruchteile von Sekunden später im großen Konferenzsaal zu erscheinen.

Und mit dem Moment, wo er aus der Feuersäule erschien, hatte er die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Oberhäupter der hier 28 anwesenden Völker, sowie den acht Vorsitzenden des magischen Konzils, zu dem er auch gehörte.

Luzifer räusperte sich kurz, deutete eine zaghafte Verbeugung in alle vier Richtungen an, um sich in allererster Form für sein unehrenhaftes Benehmen zu entschuldigen. „Es tut mir außerordentlich leid. Es lag nicht in meinem Interesse ein magisches Volk zu diskreditieren oder zu beleidigen und zu meiner Verteidigung kann ich auch nur einen einzigen, aber für mich sehr relevanten Grund nennen und hoffe das sie meine Beweggründe verstehen.", erklärte der Höllenfürst. Er wurde dann aber etwas abrupt unterbrochen.

„Und welcher Grund sollte dies sein, um alle Völker hier ohne Erklärung einfach sitzen zu lassen?", kam es von Asordin, einem wirklich sehr wütenden Zentauren.

„Mein kleiner Gefährte!", erwiderte Luzifer nur und blickte Asordin tief in die Augen. Doch dieser unterbrach den Blickkontakt nach nur wenigen Sekunden. Er konnte dem Blick des Höllenfürsten nicht standhalten.

Viele der Anwesenden horchten überrascht und auch neugierig auf. Denn jeder von ihnen wusste, dass der Höllenfürst schon viele Jahrhunderte auf dieser Welt wandelte, jedoch seinen Gefährten nie gefunden hatte.

„Mylord, sie haben endlich ihren Gefährten gefunden?", kam es von Bari, der obersten Priesterin der Bantshi.

Luzifer nickte ihr zu. Er sah aber sofort, dass die Bantshi sich damit nicht zufrieden geben würde.

„Es ist ein junger Mann, zählt in der Zauberwelt gerade als erwachsen, denn er ist 17 Jahre alt.", begann Luzifer daraufhin zu erklären.

Jetzt waren viele Laute zu hören – entsetztes Auf keuchen, leise unterdrückte Schreie, tiefes Luft holen, Prusten.

„Ich entdeckte den Namen im Totenbuch und wollte ihn persönlich abholen, weil er für die Hölle eigentlich viel zu jung ist. Ich landete in der Muggelwelt, fand ihn angekettet im Keller. Schon als ich den Raum betrat, wusste ich das dieser Harry James Potter mein Seelen- und Bindungspartner ist. Doch was sollte ich tun? Der Menschenjunge lag im Sterben. Er war in den letzten Zügen. Ich konnte ihn nicht sterben lassen, mein Dämon wollte es nicht akzeptieren. Ich habe die alte Blutbindung der Dämonen vollzogen und ihn an mich gebunden und in einen Dämonen-Mensch-Mix gewandelt. Doch auch jetzt schwebte er in Gefahr. Denn die vielen Verletzungen waren immer noch tödlich. Hinzu kamen Flüche, Banne und Blockaden, die über ihn gesprochen worden waren, um sicher zu gehen das er nicht überleben wird. Vorhin ist er das erste Mal aufgewacht und in Panik geraten, weil alles fremd war. Meine Heiler konnten ihn nicht beruhigen, sein Zustand verschlechterte sich. Ich habe es gefühlt und bin schnell zu ihm.", gestand der Höllenfürst und senkte sein Haupt.

Wieder waren die verschiedensten Laute der Anwesenden zu hören. Dann herrschte absolute Stille.

Alle waren in ihren Gedanken versunken und ließen das gerade Gehörte erst mal sacken.

Es war dann Anubis, der Abgesandte der weißen Einhörner, der die Stille brach. „Ich denke das ich vielen aus der Seele sprechen werde, wenn ich Folgendes sage. Ich habe vollstes Verständnis für ihr Verhalten und trage es ihnen nicht nach, Lord Luzifer. Jeder von uns, der einen Gefährten hat, kann dies verstehen. Vor allem wenn es sich um einen so jungen und noch relativ schwer verletzten Gefährten handelt.", brachte das Einhorn hervor.

Anstatt etwas zu sagen, begannen viele der Anwesenden zu klatschen. Sie hatten Verständnis und würden in der Situation vermutlich genauso handeln.

„Ich fühle mich außerordentlich geehrt und danke ihnen allen für ihr Verständnis. Es würde mich außerordentlich glücklich machen, ihnen allen meinen Gefährten vorzustellen. Aber leider ist noch nicht gewiss, ob er es schaffen wird. Ich kann ihnen garantieren, dass viele von ihnen überrascht wären, denn der Junge ist etwas Besonderes.", erklärte Luzifer gerade. Er konnte nicht verhindern, dass sich ein kleines Lächeln in sein Gesicht schlich.

„Wie meinen sie das?", wollte Wallo, der Vertreter der Wassermenschen wissen.

„Nun, wie soll ich das sagen? Harry hat sich nicht in einen normalen, einfachen Dämon gewandelt. Nein, er ist zu 60 Prozent ein Elementie. Und auch sein Aussehen ist schon außergewöhnlich. Seine smaragdgrünen Augen ziehen jeden in ihren Bann, da sie enorm strahlen und leuchten. Die schwarzen, seidigweichen Haare gehen bis zum Po und sind von schneeweißen Strähnen durchzogen.", sagte Luzifer und hielt dann inne.

„Waaaasssss?", entfuhr es vielen der Anwesenden im Chor.

„Das ist doch unglaublich!" „Wie ist das möglich?" „Das gibt es doch nicht!", waren nur einige der Aussprüche, die nun in den Raum geschmissen wurden. Niemand brauchte einem Magischen Wesen zu erklären, was schneeweiße Strähnen in den meistens dunklen Haaren zu bedeuten hatten.

„Nun gut. Das scheint mir wirklich ein ausgesprochen ungewöhnlicher junger Dämonen-Mix zu sein, den ich unbedingt kennen lernen möchte.", sagte Loredana, die Elbenkönigin. Sie war mit ihren 11278 Jahren eine der ältesten magischen Wesen und Vorsitzende des magischen Konzils, welches sich hier versammelt hatte.

„Wieso das denn?", entgegnete Asordin der Zentaur. Es war ihm ein Dorn im Auge, dass der Höllenfürst so glimpflich davonkam und sich durch seinen Gefährten auch noch in den Vordergrund drängte. Schließlich hegte der Zentaur schon immer einen Groll gegen den Elementardämon bzw. alle Dämonen.

„Ich muss dem obersten Abgesandten der Zentauren doch nicht erklären, dass die schneeweißen Strähnen auf eine absolut reine und unschuldige Seele hindeuten und bis zum heutigen Tag noch niemals bei Dämonen vorgekommen ist. Es ist meine Überzeugung, dass dies ein Zeichen ist und uns alle betrifft. Es ist wirklich mehr als ungewöhnlich, dass ein 17jähriger nicht im Himmel aufgenommen wird, was immer er auch getan hat. Mit Verletzungen, die sogar einen Halbdämonen fast umbringen, aber noch am Leben ist, sich in einen 60-prozentigen Elementardämonen wandelt und schneeweiße Strähnen im Haar aufweist. Das wären nach meiner Meinung einfach zu viele Zufälle auf einmal, oder?", gab sie von sich und blickte den Zentauren leicht verärgert an.

„Natürlich, königliche Hoheit.", erwiderte Asordin. Ihm war klar, dass es jetzt wenig Sinn hatte weiter dagegen zu reden. Dies würde ihm nur den Zorn der Elbenkönigin einbringen und natürlich einiger anderer auch. Die Elbenkönigin war wirklich sehr beliebt bei den magischen Rassen und sie konnten sich einen Streit mit diesen einfach nicht leisten.

„Lord Luzifer, ich würde sie gerne besuchen kommen. Es werden meine besten Heiler mitkommen und sich ihren Gefährten ansehen, wenn es ihnen recht ist. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Verzweifeln sie nicht. Ich kann ihnen versprechen, es wird alles gut.", sprach die Elbenkönigin Luzifer Mut zu.

„Es wäre mir eine Ehre, sie in meinem Reich begrüßen zu dürfen und ich danke ihnen für die aufrichtige Anteilnahme.", brachte Luzifer hervor und sah einmal kurz in die Runde.

Es dauerte dann auch nicht mehr lange und die Sitzung wurde beendet. Viele der magischen Wesen waren zu Lord Luzifer gekommen und hatten ihm Glückwünsche zu seiner Bindung ausgesprochen und seinem Kleinen eine baldige Genesung gewünscht.

Luzifers Gedanken wanderten immer wieder leicht zu seinem Gefährten, um zu prüfen ob noch alles in Ordnung war. Doch am Ende war er heilfroh, als er endlich wieder nach Hause teleportieren konnte und suchte sofort seinen Kleinen auf und setzte sich zu ihm ans Bett.

Nur eine Stunde später fand Meran den Höllenfürst zusammengesunken und schlafend halb auf Harrys Bett und musste richtig schmunzeln. Ohne ein Wort beschwor er eine Decke herauf und legte sie dem Fürsten um die Schultern und ging nach nebenan, um die ruhige Zweisamkeit der Beiden nicht zu stören.

Schritte in ein besseres LebenWhere stories live. Discover now