43. Es gibt sehr viel zu entdecken

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Nach einem sehr guten Frühstück brachen Luzifer, Harry, Tom, die Wachen und Tiere zur ausgiebigen Tour durch die Hölle auf. Und wieder bestätigte sich das es in der Hölle interessante Orte und einzigartige magische Wesen gab.

Harry beeindruckte vor allem die Vielfalt der Flora und Fauna. Sie begegneten immer wieder Pflanzen, Sträuchern, Bäumen und Blumen die er noch nie im Leben gesehen geschweige denn von ihnen schon mal etwas gehört hätte. Gerade Harry interessierte sich sehr dafür und hing unaufhaltsam an Luzifers, Adams oder Vicos Lippen, die von den einzelnen Gewächsen oder Bäumen berichteten und erzählten. Sie machten gerade Pause auf einer richtig schönen Lichtung mit Blumen in allen möglichen Formen und Farben. Harry hatte Luzifer Bescheid gesagt und erkundete bis zum Essen mit Tom die nähere Umgebung. Die Jungen rannten einfach nur ungezwungen durch den Wald, in dem sie sich befanden.

Harry war ein kleines Stück vor Tom und verschwand gerade hinter einem sehr dichten Busch. Tom beschleunigte noch etwas, als er einen leisen Aufschrei von Harry hörte. Als auch er an dem Busch vorbei war, sah er Harry in einem nicht gerade kleinen See herum paddeln und entdeckte noch weitere Leute, die weiter weg von Harry waren. Eine Rutschspur führte vom Boden auf dem Tom stand, die Uferböschung runter in den See.

„Was ist passiert?", wollte Tom von Harry wissen, der vorsichtig zu Tom ans Ufer paddelte.

„Ich bin gerannt und hatte plötzlich den Boden unter meinen Füßen verloren und rutschte in den See.", antwortete Harry ihm.

Das Wasser war nicht blau/grün, sondern komisch braun.

„Igitt, was ist das für eine braune Brühe? Das ist ja richtiges Dreckwasser!", entfuhr es Tom und fand es echt ekelhaft. So ging es auch Harry.

Erneut versuchte Harry die Böschung wieder rauf zu kommen, rutschte aber ab und schluckte etwas von der braunen Brühe. „Mmmh, das schmeckt echt lecker!", sagte er auf einmal.

„L-l-l-e-c-c-k-k-e-e-e-r?", fragte Tom total geschockt. „Bist du nicht mehr bei Trost? Das sieht aus wie... wie... wie Sch...", beendete er seinen Satz nicht.

„Das ist richtig lecker, probiere doch mal!", kam es erneut von Harry. Dieser schien mit trinken beschäftigt zu sein.

„Hä?", brachte Tom heraus. Er war einen Moment unaufmerksam, als er Harry am Ärmel packen wollte um ihn heraus zu ziehen und rutschte nun ebenfalls in die braune Brühe rein. Dabei ließ er einen langgezogenen Schrei los und ruderte mehr als wild, um ja nicht zu weit unter zu gehen. Er wollte auf keinen Fall etwas von diesem Zeug schlucken und zweifelte sehr stark an Harrys Verstand. Tom vermutete, dass sich sein Blutsbruder wohl sehr arg seinen Kopf angestoßen hatte, obwohl er nichts in diese Richtung entdecken konnte.

„Das ist KAKAO. Wir schwimmen im Kakao!", klärte Harry seinen Blutsbruder auf.

„K-A- ...K- ... K-K-A- ... KA-O-O ...", wiederholte Tom und probierte nun auch etwas davon und Harry hatte recht. Sie schwammen beide im Kakaosee. „Iigitt Kakao, wenn es wenigstens Milch wäre!", entfuhr es ihm nur.

Harry musste trotz ihrer misslichen Lage laut lachen. Es dauerte gar nicht lange und Tom stimmte in das Lachen mit ein. Sie fanden es einfach nur witzig.

Immer wieder versuchten sie hoch zu klettern, schafften es aber nicht. Dann bemerkte Tom, dass Harry nicht mehr lange durchhalten würde und schlapp machte. Er nahm den Jüngeren behutsam vor sich und hielt dessen Kopf automatisch über die Flüssigkeit, denn Harry hatte schon eine Menge von diesem Kakao getrunken.

Dann hörten sie Schritte und Harry und Tom riefen nach Luzifer, Adam und Vico und hofften das genau die Drei auftauchten, um sie aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Sie hatten Glück. Denn es kamen tatsächlich Luzifer und Adam, welche sofort die Lage erfassten und die Zwei mit Hilfe eines Zaubers raus holten.

„Wieso schwimmt ihr in so einem Dreckwasser?", wollte Adam nur wissen.

„Das ist kein Dreckwasser, sondern Kakao.", erwiderte Tom.

„Kakao?!", entfuhr es Adam.

„Wir sind hier bei den sieben Seen.", erklärte Luzifer. „Diese Seen sind nicht mit Wasser, sondern verschiedenen anderen Flüssigkeiten gefüllt und zählen zu den richtig harten Strafen der Hölle."

„Das verstehe ich nicht.", entgegnete Tom und sah Luzifer fragend an.

„Ich auch nicht. Im Kakao zu schwimmen und ihn trinken zu können, ist doch keine Strafe.", gab der Junge sehr leise von sich.

„Für jemanden der das Getränk liebt oder gerne mag nicht, obwohl... na ja, aber so lange? Es ist auch eher für jemanden der das hasst oder nicht verträgt, und dann muss er so fünf bis fünfzig Jahre da drin bleiben ohne einmal raus zu können.", erwiderte der Höllenfürst und sah wie jegliche Gesichtsfarbe aus Toms und Harrys Gesicht wich.

„WOW!", war Toms einziger Kommentar.

„Oh, mein Gott!", brachte Harry heraus und verkroch sich völlig geschafft und müde in Luzifers Arm. Er wurde schlussendlich vom Höllenfürst in ihr von Vico errichtetes Lager getragen.

„Sieben Seen.", meinte Tom und dachte immer noch an den See mit Kakao. „Was gibt es denn noch?"

„Im weißen See ist einfache, aber sehr fetthaltige Milch. Bei der Flüssigkeit im orangen See handelt es sich um Orangensaft. Die braunschwarze Flüssigkeit ist Cola, die dunkelrote ist Kirschsaft, die grüne Minze und der letzte ist durchsichtig und verwandelt sich entsprechend der Abneigung des Verurteilten.", berichtete Luzifer. Harry bekam davon nichts mehr mit. Er war völlig erledigt auf Luzifers Schoss eingeschlafen.


Am nächsten Tag mussten sie eine Zwangspause einlegen und konnten nicht weiter reisen, da Harry heftige Bauchschmerzen und Durchfall hatte. Vermutlich hatte er zu viel Kakao getrunken.

Doch nach einem Tag Ruhe ging es Harry wieder so gut, dass sie ihre Reise fortsetzten. Und wieder versetzte die Hölle mit all ihren verschiedenen Gesichtern Harry in Erstaunen, genauso war es auch bei Tom, der bis auf das Fegefeuer und nun den Kakaosee von der Hölle noch nichts gesehen hatte.

Es amüsierte die Dämonen richtig, wenn sie beobachteten wie Harry regelrecht durch die Gegend hüpfte oder sprang. Er lief überall hin, um sich dies oder das anzusehen, roch an den verschiedensten Blumen und dann mit den einheimischen Dämonen bzw. Magischen Wesen diskutierte oder ihnen aufmerksam zuhörte.

Und immer öfter konnten Luzifer, Adam und Vico beobachten das sich Tom von Harry anstecken ließ und genauso wie der kleine Master durch die Gegend sprang.

Besonders aufgeregt war Harry, als sie erneut zu den untoten Skeletten in den Sümpfen von Terkterk reisten. Er hatte seinen Gefährten darum gebeten, weil er Tom diesen vorstellen wollte. Schließlich hatte er zehn von ihnen gewandelt und ihnen ihren inneren Frieden wieder gegeben.

Diese waren natürlich sehr gut von den anderen zu unterscheiden, denn sie hatten keine großen pechschwarzen Augen mehr, sondern feuerrote ...

Genau diese Skelette kamen auch sofort auf Harry und seine Begleiter zu, als sie die Sümpfe betraten.

Zuerst schaute Tom noch skeptisch zu ihnen hinüber, aber auch er taute sehr schnell auf und fasste Vertrauen.

Am Abend bedauerten Harry und Tom es sehr, dass sie nicht bei ihnen blieben und dort übernachteten. Luzifer erklärte ihnen, dass sie es wegen ihnen nicht konnten, da weder Harry noch Tom zu hundert Prozent ein Dämon wären und diesen Ort nach 12 Stunden nie mehr verlassen könnten.

Aber die beiden vergaßen dies sehr schnell wieder, denn Luzifer zeigte ihnen die Steppen von Hellos. Sowohl Harry als auch Tom bemerkten das es hier nur ausgedörrtes Gras und Sträucher gab und auch die vorhandenen Bäume sahen manchmal etwas verkohlt oder angebrannt aus.

Vico bemerkte ihre Blicke sofort. „Das liegt hauptsächlich an den Hellos.", meinte er.

„An wen?", fragte Harry nur.

„Nicht wen, sondern was." Hellos sind eine ganz spezielle Pferderasse, die es nur in der Hölle bzw. hier in den Steppen gibt.", erwiderte Luzifer und wusste jetzt schon das sein Kleiner wohl ausflippte, wenn er den ersten Hellos zu Gesicht bekam. Schließlich erstaunten die Feuerpferde jeden, der sie zum ersten Mal sah.

„Wieso?", entfuhr es Tom. Er konnte nicht verstehen, wieso sie nur hier vorkommen sollten. Pferde gab es schließlich überall.

Was er dann nur Augenblicke später zu Gesicht bekam, verschlug ihm regelrecht die Sprache.

Auch Harry starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die kleine Herde, die fast lautlos auf sie zu galoppierte. Das einzige was wirklich zu hören war, war das etwas hohe Wiehern und das leichte Knistern eines Feuers, denn die Pferde bestanden tatsächlich zu hundert Prozent aus Feuer, züngelnde, lodernde Flammen.

Und dies bekamen sie nun auch etwas zu spüren, denn je näher die Feuerpferde kamen, umso wärmer wurde es. Hedwig war die erste die sich in die Luft erhob und ganz offensichtlich vor den Feuerpferden flüchtete, genau wie Paco kurz danach. Tamy hatte angefangen zu fauchen und auch Schattenkater Shadow wurde nervös. Er lief dann mit Tamy zusammen ein Stück von ihnen weg und sie schauten sehr misstrauisch und böse zu den Hellos. Damon war einfach nur unsicher und knurrte, weil er so etwas in seinem Leben noch nicht gesehen hatte. Nur der knallrote Feuerdrache blieb ganz ruhig und beäugte die Pferde. Er wusste schließlich, dass sie ihn nicht verbrennen konnten.

Tom starrte sie immer noch an und bekam momentan keinen Ton heraus.

„Boah, krass!", entfuhr es Harry und war von dem Anblick einfach nur fasziniert.

Die insgesamt fünf ausgewachsenen Pferde und zwei Fohlen waren ungefähr eineinhalb Meter vor ihnen zum stehen gekommen und schienen die Neuankömmlinge neugierig zu mustern. Sicher war sich Harry da aber nicht, da die Augen leuchtend gelb waren und nur einen kleinen schwarzen Punkt in der Mitte hatten und nicht erkennen ließen wohin sie genau blickten.

„Irgendwie logisch.", flüsterte dann Tom doch noch und sah auf diese rotgelborange flimmernden Pferdekörper.

„Was ist logisch?", fragte Vico.

„Das die Hellos nur hier leben. Das ist schließlich die Hölle, wo es jede Menge Feuer in den verschiedensten Formen gibt.", entgegnete Tom und blickte wieder sehr neugierig zu ihnen rüber.

Eines der Pferde schnaubte plötzlich und stieß aus beiden Nüstern kleine durchsichtig-weiße Rauchschwaden aus.

„Hihihi.", kicherte Harry. „Das ist genau wie bei einer Dampflok!", entfuhr es ihm ohne darüber nachzudenken.

Luzifer und Adam sahen den Jungen einfach nur amüsiert an.

„Richtig, genau wie der Hogwarts-Express.", gab Tom zur Antwort.

„Kann ich die Pferde streicheln?", wollte Harry sehr leise und etwas schüchtern wissen.

„Nein, nicht wirklich. Es sei denn, du möchtest dich verbrennen.", erwiderte Luzifer und hob ohne Vorwarnung die rechte Hand. Und im gleichen Augenblick stoben die Feuerpferde mit vollem Galopp davon. Sie hinterließen eine kleine verbrannte Spur im Gras, die sich auf dem felsigen Boden verlor.

„Wow! Die sahen aber atemberaubend schön aus. Gibt es noch andere Feuertiere?", kam es von Harry.

„Ja, die gibt es".

„Welche denn?", fragte Tom bevor Harry überhaupt seinen Mund geöffnet hatte.

„Das verraten wir noch nicht. Aber ihr werdet noch welche kennen lernen.", meinte Luzifer nur.

„Och, menno! Das ist doch voll gemein. Lu, du könntest uns aber doch einen kleinen Hinweis geben!", bat Harry und sah seinen Gefährten sehr erwartungsvoll an.

„Es sind magische Wesen und bestehen aus Feuer.", konterte Luzifer grinsend.

„Hahaha! Sehr witzig!", rief Harry und verzog sein Gesicht, weil er schmollte.

„Habe ich dir schon einmal gesagt, dass du wirklich süß aussiehst, wenn du schmollst?"

„Das stimmt nicht!", kam es aufgebracht von dem Jüngsten.

„Doch, irgendwie schon. Aber vielleicht liegt es auch nur daran, dass ich dich über alles liebe.", erwiderte Luzifer und nahm Harry behutsam in den Arm.

„Ich liebe dich auch.", flüsterte Harry und bekam einen ganz leichten Rotschimmer im Gesicht, während er sich regelrecht in die Umarmung kuschelte.

Luzifer schaute zu seinem Kleinen runter und dachte an das Gespräch mit Sirius und Danilo. Er war sehr froh, dass er doch darauf eingegangen war und den Palast während der Renovierungsarbeiten verlassen hatte, denn es gab ihm und Harry die Möglichkeit sich wirklich näher zu kommen, wie Luzifer gerade selbst feststellte. Und der Höllenfürst konnte nur bestätigen, dass es sich einfach großartig anfühlte, den Gefährten im Arm zu halten und diesem so nahe zu sein.


Luzifer hielt sogar Wort, denn kurze Zeit später entdeckten Tom und Harry kleine Feuerechsen. Auch sie hatten einen Körper aus lodernden Flammen und waren ungefähr so groß wie Kaninchen. Jedoch schienen sie sehr gerne mit Feuer zu spucken oder ihre Feuerzunge raus zustrecken und etwas in Brand zu setzen, denn dies taten sie ununterbrochen.

Das bekam dann auch Vico zu spüren. Er ging nicht schnell genug zur Seite, als eine der Echsen ihn mit Feuer bespuckte und dieses in der Falte seiner Hose landete und sich entfachte.

„Vico, pass auf, deine Hose brennt!", schrie Tom plötzlich als er den Qualm in der Hosenfalte entdeckte.

Der Dämon schaute sofort an seiner Hose herunter und begann zu hüpfen, als er es selbst sah.

Schon im nächsten Moment traf ihn dann ein enormer Wasserstrahl und löschte das Feuer. Es ließ einen etwas nassen Dämon zurück, der nun wie wild mit dem nassen Hosenbein schlackerte. „Lasst uns bitte von hier verschwinden. Ich habe erst einmal genug von den Feuertieren!", bat er verlegen.

Luzifer, Adam, Harry und Tom fingen an zu lachen, waren aber damit einverstanden. Harry und Tom glaubten, dass es auch so noch sehr viel Interessantes in der Hölle zu entdecken gab.

Schritte in ein besseres LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt