72. Der verbogene 9. Stock

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Ray bemerkte nicht einmal, dass die unteren Etagen und somit auch alle Bewohner ganz plötzlich verschwunden waren und er ganz alleine auf der Treppe stand. Unter ihm war schöner blanker und fester Boden und keine Spur von anderen Etagen.

Aber das schien auch verständlich, denn vor dem Jungen befand sich nun keine Treppe mehr. Vor ihm eröffnete sich ein Gang mit wirklich hohen Decken, Gemälden und auch vielen Kerzenhaltern an den Wänden, die alles in ein schummriges und warmes Licht erscheinen ließen. Ray spürte es sofort, jeder einzelne Gegenstand strahlte eine unglaubliche Wärme und Geborgenheit aus, die ihn irgendwie verunsicherte. Noch niemals hatte er in den Mauern von Hogwarts so ein Gefühl. Ja, er fühlte sich damals wohl hier, sicher und zu Hause. Doch dies hatte sich nach und nach geändert, vor allem bedingt durch das Verhalten von Dumbledore und seinen Freunden. Doch nun umfing ihn ein noch nie da gewesenes Gefühl von Geborgenheit, Sicherheit, Zufriedenheit und Wärme, was Ray einfach neugierig weiterlaufen ließ. Immer wieder sah er sich um, beeindruckt von den Gemälden, die nicht magisch zu sein schienen, denn sie bewegten sich nicht. Es zeigte ganz unterschiedliche Motive, aber sie hatten eins gemeinsam. Sie zeigten keine Personen, waren keine Portraits.

Gerade stand Ray vor einem sehr großen Bild mit einer sehr schönen Landschaft... Häuser, Bäume, Weiden mit Tieren, einem See und der wunderschönen Blumenwiese im Vordergrund... Dies entlockte Ray dann sogar ein Lächeln. „Ich frage mich wirklich, wo ich hier bin. Nun gut, ich weiß das dies der 9. Stock sein muss, weil ich gerade im 8. Stock gewesen bin, bevor ich auf die Stufen der Treppe getreten bin, oder nicht? Denn eigentlich gibt es in Hogwarts überhaupt keinen 9. Stock.", sprach Ray seine Gedanken laut aus.

„Oh, doch.", kam es gerade von einer eher kindlichen Stimme und hallte mehr oder weniger von den Wänden wieder.

Ray blickte hin und her und versuchte den Sprecher zu ermitteln. Er wollte wissen, wer dies gesagt hatte. Doch es war niemand da. Absolut keine Menschenseele außer ihm. „Wer hat das gesagt?", fragte er schließlich mit zittriger und leicht brüchiger Stimme.

„Du musst wirklich keine Angst haben. Ich würde dir doch niemals etwas tun!", verkündete die Kinderstimme.

„Okay, wer bist du? Wo bist du? Und wo bin ich hier? Es gibt doch in Hogwarts keinen 9. Stock!", sprudelte es nun aus Ray heraus.

„Doch gibt es – und genau hier wohne ich!", hörte Ray die Stimme, die er einem kleinen Mädchen zuordnete.

„Wo bist du?", fragte Ray das zweite Mal. Er glaubte nämlich, dass es ihr nicht gut zu gehen schien. Er deutete dies aus ihrer Stimme heraus. Er wusste nicht, warum er dieser Meinung war. Doch die Stimme klang sehr krank und ungesund. Ray wollte ihr einfach nur helfen oder für sie zumindest Hilfe holen.

„Geh den Gang bis zum Ende, dann nach links. Es ist die einzige Türe auf der linken Seite!", kam die Antwort.

„Gut. Ich bin gleich da!", entgegnete Ray und beschleunigte seinen Schritt. Nun blickte er nicht mehr nach rechts oder links. Er fürchtete überhaupt nicht in irgendeine Falle der Gryffindors oder Dumbledores zu geraten. Ray wusste nicht warum, aber hier war er total sicher, hier drohte ihm keine Gefahr.

Und wieder begann sein Amulett unter dem Shirt zu vibrieren, es fühlte sich gleichzeitig angenehm warm an.

Er stand gerade vor der einzigen Tür, die sich auf der linken Seite befand und zögerte leicht. Er überlegte gerade, ob er aus Höflichkeit nicht doch erst klopfen und auf den Einlass warten sollte, anstatt so einzutreten.

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Genau zur gleichen Zeit strömten Schüler und Lehrer gemeinsam in die Große Halle. Viele von ihnen waren nur geschockt, weil der Neue tatsächlich einfach so vor ihrer aller Augen verschwunden war. Schließlich hatten auch sie die Treppenstufen nach oben gesehen und sich gewundert. Denn allgemein war bekannt, dass es nur 8 Stockwerke in Hogwarts gab. Ausgenommen waren der Astronomie- und Nordturm, die tatsächlich noch höher waren. Letzterer war aber wegen seiner Baufälligkeit vor langer Zeit schon gesperrt worden.

Es dauerte auch nicht wirklich lange, bis immer mehr der Schüler in der Halle erschienen, angelockt durch die Informationen und das Gerede von denen die das Verschwinden von Ray Satall miterlebt hatten.

Natürlich wurde auch Albus Dumbledore gerufen. Minerva McGonagall versprühte immer noch Funken des Zorns, wenn sie zu ihren eigenen Schülern blickte.

Keine zehn Minuten später befand sich wirklich ganz Hogwarts in der Großen Halle und starrten auf das Podest vor dem Lehrertisch. Die Lehrer saßen auf ihren Plätzen, davor standen Draco und die sechs Gryffindors sowie Kim und Bonnie aus Hufflepuff, die als erstes am Ort des Geschehens eingetroffen waren.

Hermine, Ron, Ginny, Neville, Fred und George waren sich einig. Sie bestätigten immer und immer wieder, dass sie von den beiden Slytherins angegriffen wurden und sich nur verteidigt hätten.

Draco redete die ganze Zeit dagegen und behauptete, dass dies gelogen sei und die Gryffindors sie angegriffen und Ray durch einen Schneidefluch am Arm erheblich verletzt hätten und sie ihnen sogar einen Vergessenszauber verpassen wollten, damit sie nicht auffielen.

Doch Dracos Aussage stand gegen die der sechs anderen Schüler. Denn die beiden Hufflepuff-Erstklässler waren erst danach aufgetaucht und hatten nur noch gesehen, wie der neue Schüler mit einem Dolch im Arm und stark blutet weggerannt war und Draco gefesselt auf dem Boden lag.

„Ich denke, dass die Angelegenheit damit doch geklärt wäre. Wieder einmal haben die Slytherins ihren wahren Charakter bewiesen und sind jetzt auch noch zu feige, dazu zu stehen...", begann der Schulleiter mit einem leicht höhnischem Gesichtsausdruck, der jedoch durch Haare und Bart verdeckt wurde.

„Da muss ich leider widersprechen". Ich habe meine berechtigten Zweifel...", begann Minerva, wurde aber von Albus laut und sehr rüde unterbrochen.

„WAS SOLL DAS DENN? Hier steht die Aussage eines Slytherins gegen die von sechs deiner eigenen Schüler. Wie kannst du den Gryffindors nur so in den Rücken fallen. Und du willst ihre Hauslehrerin sein?", fragte der Schulleiter mehr als aufgebracht. Die Worte "eines Slytherins" sprach er dabei mehr als deutlich und abwertend aus.

„Ich verbitte mir solche Anschuldigungen von dir, Albus. Ich bin mir natürlich bewusst, dass es sich hier um sechs Schüler meines Hauses handelt und das macht die Sache für mich keinesfalls einfacher, sondern eher schlimmer. Denn mir wird gerade bewusst, dass sie ihre Anzahl ausnutzen und vermutlich nicht die Wahrheit sagen!", konterte McGonagall und blickte den jüngsten Weasleyjungen nachdenklich an. Dieser sah aber auch mit seinen total bunten Haaren und der neongrünen Haut mehr als lustig aus, so das sogar Minerva ein Lachen unterdrücken musste. „Tatsache ist, dass der junge Mr Satall überhaupt keinen Zauberstab besitzt und dank des noch immer zu geringen Magielevels nicht zaubern konnte. Hinzu kommt, dass niemand es riskieren würden, alleine mit nur einem Zauberstab auf sechs Gegner gleichzeitig loszugehen bzw. sie angreifen würden. Das ist einfach Blödsinn und garantiert nicht so geschehen. Schließlich handelt es sich hier um Draco Malfoy, dem ich eine so aussichtslose Tat nie und nimmer zutrauen würde.", kam es nun von Minerva. Sie sah zu Severus rüber, der anerkennend eine Augenbraue anhob, seiner Kollegin diese Worte gar nicht zugetraut hätte.

Und es gab wirklich einige, sowohl Schüler wie auch Lehrer, die der Verwandlungslehrerin Recht gaben indem sie zustimmend nickten und dann die Gryffindors mehr als skeptisch ansahen. Außerdem gab es nicht nur Slytherins, die vor allem unter den Weasleys, Granger und Longbottom gelitten hatten. Hin und wieder ließen diese nämlich ihren Frust oder was es auch sonst bei ihnen war an jüngeren Schülern aus. Da achteten sie nicht immer darauf, in welchem Haus die Erst- oder Zweitklässler waren.

Am Anfang meldeten die Vertrauensschüler von Ravenclaw oder Hufflepuff noch jeden Vorfall, teilten die Kleinen es ihnen noch mit. Doch dies ließ schnell nach, weil alles irgendwie von Professor Dumbledore schön geredet oder direkt unter den Teppich gekehrt wurde. Natürlich bekamen die Hauslehrer noch so manchen Schabernack usw. zu hören, aber egal welche Strafe sie aussprachen oder verhängten, Albus Dumbledore hob sie wieder auf und belohnte die Gryffindors mit zusätzlichen Punkten, weil er nichts auf seine Lieblingsschüler und das Haus kommen ließ.

„Das ist keine Anschuldigung, sondern eine Feststellung, meine Liebe.", erwiderte der Weißhaarige nur.

„So leid mir das jetzt tut, ich ziehe dem Hause Gryffindor 1000 Punkte ab!", teilte die Verwandlungslehrerin und stellvertretende Schulleiterin mit.

Jetzt passierten mehrere Dinge gleichzeitig. Zum einen hörte man viele Ausrufe und Entsetzensschreie oder auch Aufkeuchen. Hier und da wurde sogar geflüstert und getuschelt. Dann gab es irritierte, entsetzte und geschockte Gesichter, da niemand dies von der älteren Hexe erwartet hatte. Hinzu kamen die Gryffindors, die lautstark protestierten, am lautesten natürlich Hermine, Ron und Ginny. Und auch Albus Dumbledore blickte nun seine Kollegin und "Untergebene" sehr entsetzt an. Er überlegte fieberhaft, wie er diese Angelegenheit aus der Welt schaffen und den Punktabzug rückgängig machen konnte. „Also ich muss doch wirklich bitten!", meinte Dumbledore. „Wieso wollen sie ihrem Haus 1000 Punkte abziehen? Das ist doch wirklich nicht gerechtfertigt".

„Ich denke schon. Außerdem habe ich meine Schüler gewarnt und ihnen diesen Abzug angedroht, sollte mir zu Ohren kommen, dass sie sich in irgendeiner Form an Mr. Satall rächen bzw. es ihm heimzahlen wollen. Diese ganze Sache trägt deren Handschrift und es stimmt mich ausgesprochen traurig, dass Schüler und noch dazu in diesem Alter zu so etwas fähig sind. Und da spielt es für mich keine Rolle in welchem Haus sie sind.", sagte Minerva und schenkte Draco ein aufmunterndes Lächeln.

Nun herrschte erst mal betretenes Schweigen.

Albus überlegte fieberhaft was er noch tun konnte und ärgerte sich sehr darüber. Nicht das die Schüler es getan hatten und diesem Abschaum zeigten wo er hingehörte. Nein, dies nicht. Es ärgerte ihn maßlos, dass sie zu dumm waren und sich erwischen ließen, nicht ihre Spuren rechtzeitig beseitigen konnten bzw. es sogar Zeugen gab, deren Aussagen in seinen Augen jedoch keine große Bedeutung hatten.

Hermine, Ron und die anderen verhielten sich nun auch ruhig. Es hatte sie sehr geschockt, dass gerade Professor McGonagall, ihre Hauslehrerin, es fertig gebracht hatte dem Hause Gryffindor 1000 Punkte abzuziehen. Das war doch unmöglich! Haarsträubend, oder eher schon zum Haare raufend, denn nun befand sich Gryffindor ganz weit hinten, nämlich auf dem letzten Platz und dazu noch im Minusbereich.

Das Stundenglas der Gryffindors zeigte nämlich momentan einen Punktestand von "–156 Punkten" an.

'Boah, wenn McGonagall so weiter macht, schaffen wir es nicht dies wieder auszugleichen ohne aufzufallen. Da muss Professor Dumbledore und auch unsere Vertrauensschüler eine Menge Extrapunkte verteilen, damit wir am Ende des Schuljahres wieder vorne liegen und den Hauspokal gewinnen.', kam Hermine gerade in den Sinn. Auch sie überlegte sich, wie sie noch zusätzlich für ihr Haus Punkte sichern konnte.

Die Freunde hatten gerade ähnliche Gedanken, waren deshalb auch so ruhig.

'Erst waren es nur 200 Punkte, die McGonagall uns wegen Satall abgezogen hat. Da kamen wir wieder unter die 1000-Punkte Marke und landeten mit unseren noch 844 verbliebenen Punkten trotzdem auf dem ersten Platz. Doch jetzt wahrhaftig 1000 Punkte abgezogen zu bekommen, ist mehr als eine Schmach und schreit doch förmlich nach Rache!', dachte George und sah seinen Zwilling durchdringend an. Er musste nicht mal dessen Gedanken lesen, um zu wissen das auch Fred seiner Meinung war. Sie würden nachher mit den anderen darüber reden, um zu erfahren, wie die es sahen. Ob sie sich Gedanken über eine angemessene Bestrafung für diesen Ray und auch Malfoy machen mussten.

Auch Minerva hatte einen kleinen Moment gebraucht, um sich wieder zu sammeln.

Die anderen Schüler und auch Lehrer verhielten sich ohnehin still. Sie wollten sich da nicht einmischen, hörten einfach zu und warteten ab was noch geschah.

„Schluss jetzt. Minerva, du kannst nicht einfach aus dem Verdacht heraus eine so hohe Summe abziehen. Ich finde diese ganze Diskussion völlig überflüssig, wenn nicht mal der Hauptschuldige hier ist. Trotzdem kann ich auch in seiner Abwesenheit Mr. Satall bzw. dem Hause Slytherin 100 Punkte abziehen, wegen Angriff auf einen anderen Schüler!", brachte nun Dumbledore hervor.

Sowohl die Ravenclaws wie auch die Hufflepuffs ließen Ausrufe des Protestes oder Entsetzens hören. Nur die Slytherins gaben wieder keinen Mucks von sich. Schließlich waren sie mit dieser Situation vertraut und wussten was nun folgen würde.

„Genau! Schauen sie mal was dieser Verräter Satall mit mir gemacht hat!", kam es nun von Ron der sich immer noch über die völlig bunten Haare und neongrüne Haut aufregte, da niemand es bis jetzt rückgängig machen konnte.

„Ray hat gar nichts gemacht. Er hat überhaupt nicht gezaubert!", erwiderte Draco, obwohl er wusste das es nicht viel brachte.

Doch dieses Mal irrte er sich ganz gewaltig.

„Ich springe hier gleich im Dreieck, wie es die Muggel so schön zu sagen pflegen!", begann Minerva nun in einer richtig dunklen und kalten Stimme, wie sie einem Slytherin alle Ehre machen würde und jagte wirklich dem einen oder anderen eine Gänsehaut über den Rücken. „Oder mal ganz einfach ausgedrückt... ICH RASTE VÖLLIG AUS! Jetzt habe ich mir dieses mehr als inkompetente Verhalten von dir lange genug angesehen. Ich habe es dir immer und immer wieder gesagt bzw. mitteilen lassen, dass du als Schulleiter eine absolut neutrale Funktion zu den Schülern und auch Häusern einnehmen musst. Ich habe dir sogar gesagt, dass du dem jungen Potter eher hättest helfen müssen, er überhaupt nie zu diesen Muggeln hätte kommen dürfen. ABER NEIN! Albus Dumbledore weiß es natürlich wieder besser als alle anderen und nun ist HARRY JAMES POTTER tot. Und nicht das du aus deinen Fehlern lernst, nein. Ganz im Gegenteil, nun wagst du es tatsächlich aufs Neue. Du trennst ein gerade erst gebundenes Magisches Wesen von seinem Gefährten, um es einzig und alleine für deine Zwecke zu gebrauchen. Nun ist einfach Schluss. Ich werde rechtliche Schritte gegen dich einleiten und suche Ray Satall, damit er wieder Kontakt zu seinem Gefährten bekommt und ziehe meinem Haus so viele Punkte ab wie nötig sind, damit du es begreifst und damit aufhörst das Haus Gryffindor zu bevorzugen!", kam es von einer mehr als aufgebrachten Professorin.

Wieder herrschte betretenes Schweigen und alle waren mehr oder weniger beeindruckt über McGonagalls Ausbruch und vor allem ihren Worten.

Auch Albus brauchte nun einige Sekunden, um sich selbst wieder in den Griff zu bekommen. „Aber meine Liebe! Was sind das denn für harte Worte. So kenne ich dich ja gar nicht!", begann er, wurde aber von ihr sehr schroff unterbrochen.

„Spar dir dieses dumme Gesülze, du manipulativer Tattergreis. Ich möchte weder irgendwelche Begründungen noch Argumente von dir hören. Und wie ich schon sagte, werde ich den Gryffindors mindestens jeden einzelnen Punkt wieder abziehen, die sie durch dich bekommen. Also versuche es erst gar nicht. Es ist ja ganz nett etwas Auftrieb bei den Schülern durch die Punktvergabe zu erreichen, da komme ich gar nicht dran. Doch es schon als Krieg zwischen den Häusern und somit Schülern zu schüren ist doch wirklich das Allerletzte und wird von mir nicht mehr hingenommen. Genauso werde ich ab jetzt mehr als hart gegen die Schüler meines Hauses vorgehen, die sich an Anderen vergreifen oder die Stärke der Gruppe gegen andere ausnutzen!", erwiderte die Verwandlungslehrerin und bedachte den Schulleiter mit einem Blick, der es wirklich in sich hatte und enorm Angst machen konnte.

„Ich weiß gar nicht was ich noch sagen soll, wenn ich deine Worte höre. Ich frage mich immer noch, wie du so etwas sagen kannst!", konterte der Schulleiter nun ebenfalls in einem rauen und etwas schroffen Ton. „Du unterstellst mir so etwas. Wo gerade ich immer nur das Wohl von Hogwarts und meiner Schüler im Auge habe!", brachte er dann heraus.

Und genau in diesem Moment begannen die Kerzen in der Halle bedenklich zu flackern, so als wären sie von einem starken Windhauch erfasst worden und gingen gleich aus. Auch konnte jeder von ihnen einen mehr als eisigen Luftzug spüren, obwohl es weder geöffnete Fenster noch Türen gab.

Es war immer noch absolute Stille in der Großen Halle und alle hörten mehr oder weniger gebannt dem Schlagabtausch zwischen Schulleiter Dumbledore und Verwandlungslehrerin McGonagall zu und fragten sich wer wohl als Sieger daraus hervor gehen würde. Aber auch das Flackern der Kerzen zog viele der Anwesenden in ihren Bann. Sie versuchten sogar die Quelle dieses kalten Luftzuges zu lokalisieren, aber ohne Erfolg.

„Das Wohl von Hogwarts und deiner Schüler...", wiederholte Minerva nur. Sie fand diese Aussage von Albus hohl und unglaubwürdig. Sie wusste nicht warum dies so war, aber es war so und dieses Flackern der Kerzen, was immer noch anhielt und dieser leicht kalte Luftzug, den sie spürte, verstärkte ihren Eindruck.

„Genau so ist es. Und nun denke ich, dass es das beste ist, diese Runde aufzulösen und die Schüler in ihre Häuser zu schicken und das alles zu vergessen. Schließlich ist niemand zu Schaden gekommen.", gab Albus von sich.

„Es ist niemand zu Schaden gekommen. Hast du Bohnen in den Ohren?", fauchte Minerva den anderen an. „Einige Schüler haben gesehen, dass in Mr. Satalls Oberarm ein Dolch oder Messer steckte und er sehr stark geblutet hat. Und jetzt komm mir nicht damit, dass die sich alle verguckt haben. Schließlich habe ich es selbst gesehen, bevor der Junge in den 9. Stock verschwand, den es eigentlich in Hogwarts nicht gibt!", entfuhr es Minerva. Sie konnte den leicht panischen Ton nicht aus ihrer Stimme verbannen. Sie machte sich wirklich große Sorgen um den Jungen oder Magisches Wesen, was eigentlich eher zutraf, aber für die ältere Hexe überhaupt keine Rolle spielte.

„Nun gut, Mr. Satall ist zu Schaden gekommen. Aber es hat doch keiner den genauen Ablauf gesehen. Und hier stehen sechs Aussagen von Gryffindors gegen nur eine von Slytherin. Damit ist die Sache doch geklärt und erledigt.", sagte Albus. Er war mehr als zufrieden. 'Da können sich die Sechs nachher aber was Gutes einfallen lassen, weil ich sie dieses Mal wirklich aus diesem Schlamassel geholt habe. Ich bin eben doch der BESTE und so was von genial. Ich muss mich jetzt mal wirklich loben!', dachte der Weißhaarige nur. „Damit nachher niemand sich beschweren kann, hören wir uns nochmal die Geschehnisse an. Mr. Malfoy, würden sie uns kurz schildern, was passiert ist?", sprach er den Slytherin mit mörderischem Blick an.

Draco sah Professor McGonagall an und auch seinen Hauslehrer und wollte es einfach nochmals versuchen. Die Worte von Minerva hatten ihm Mut gemacht und er glaubte das es dieses Mal gerecht zugehen würde. „Ich war mit Ray in der Bibliothek um Bücher auszuleihen.", begann er zu erzählen. „Es gab leichte Probleme, auf die ich jetzt nicht näher einzugehen brauche, da Professor McGonagall sie mitbekommen hat. Nachdem wir fertig waren, machten wir uns auf den Weg zum Gemeinschaftsraum. Wir waren in unser Gespräch vertieft und bekamen nichts von unserem Umfeld mit. Doch dann versperrten uns Ron Weasley, Hermine Granger und Neville Longbottom den Weg. Eine Flucht nach hinten wurde durch Ginny Weasley und die Zwillinge vereitelt...", erklärte Draco und konnte bis hierhin ungehindert sprechen. Doch nun fing einer der Sechs immer an ihm zu widersprechen oder ließ den Slytherin gar nicht ausreden. Sie fielen ihm ins Wort und drehten alles komplett um.

Mehrmals hatten Minerva, Severus und auch Professor Flitwick versucht den Gryffindors das Wort zu verbieten, weil jetzt Mr. Malfoy sprach. Dies hatte aber nicht sehr viel Sinn und Albus sprach kein Machtwort, ganz im Gegenteil. Er lächelte den Gryffindors sogar noch aufmunternd zu.

Niemand der Anwesenden hatte bemerkt, dass nun auch einige Geister in die Große Halle geschwebt waren und sich das ganze Spektakel anhörten.

„Das muss ich aber auf das Schärfste revidieren!", ertönte ganz plötzlich die Stimme einer Frau.

Mehr als erschrocken fuhren die meisten herum und sahen einen sehr hübschen weiblichen Geist mit hüftlangen Haaren und vornehmer Kleidung. Es war die graue Dame, Helena Ravenclaw, Hausgeist der Ravenclaws und den meisten sehr wohl bekannt.

„Wie meinen sie das? Was müssen sie revidieren?", wollte Severus nun wissen.

„Na, das was die Gryffindors hier von sich geben!", entgegnete diese nur.

„Was? Und warum?", fragte Minerva.

„Alles was sie sagten. Es entspricht absolut nicht der Wahrheit!", antwortete die Graue Dame.

„So so!", war alles was Severus von sich gab. „Ich glaube, ich habe genug gehört. Ich werde versuchen zu Mr. Satall zu gelangen, um ihm zu helfen. Hoffentlich ist es nicht schon zu spät.", meinte er dann.

„Da kann ich dich beruhigen. Ein Zauber von mir zeigte, dass die Wunde am Arm nicht mehr blutete, als er auf der Stufe verschwunden ist.", antwortete Professor Sprout.

„Ja, Severus. Ich denke, dies sollten wir nun tun. Ich möchte das erst mal alle Schüler in ihre Gemeinschaftsräume gehen und sich ruhig verhalten. Ich werde mit meinen sechs Gryffindors später nochmals darüber sprechen. Ich sehe von einer Anzeige gegen euch ab, doch dies bedeutet eine richtig heftige Strafe für jeden von euch. Und nun geht zurück in den Gryffindorturm. Mr. Malfoy, Mr. Zabini und Miss Parkinson werden uns begleiten, genauso wie die Hauslehrer, Madam Pomfrey und Albus!", teilte Minerva den anderen mit.

„Ach, und ich habe wohl nichts mehr zu sagen!", kam es vom aufgebrachten Schulleiter. Dem passte es nicht, dass die Graue Dame alles kaputt gemacht hatte und Minerva sich als Boss aufspielte, obwohl doch nur er hier das sagen hatte.

„Nein, im Augenblick nicht. Du bist momentan nicht objektiv genug!", konterte Minerva und scheuchte einige Schüler vor sich her, weil sie einfach nicht schnell genug verschwanden. „Von mir aus kannst du dich auch in deine Räume zurück ziehen. Ich werde dir nachher mitteilen ob wir erfolgreich waren. Vielleicht solltest du als Schulleiter mal deine Unterlagen prüfen, warum es hier einen 9. Stock gibt und nicht mal DU es weißt!", meinte die stellvertretende Schulleiterin und wartete eben noch auf die drei Slytherins, um sich dann mit der Gruppe auf den Weg zu machen.

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Harry hatte nur ganz kurz vor der Tür verharrt und sich etwas gesammelt. Er schaute nicht mehr entsetzt auf den Arm, in dem noch der Dolch steckte. Er war wirklich froh, weil es nicht mehr zu bluten schien und spürte auch unentwegt das Amulett, welches angenehm warm war und vibrierte.

Es gefiel Harry in diesem Stock, den wohl keiner der Bewohner zu kennen schien, wenn er an ihre mehr oder weniger entsetzten und geschockten Blicke und Gesichter dachte, kurz bevor er auf die Treppe gesprungen war. Alles hier war viel heller und freundlicher, strahlte Zufriedenheit und Ruhe aus und sorgte in seinem Inneren für gehöriges Prickeln und Kribbeln im ganzen Körper, was er sich natürlich wieder nicht erklären konnte.

Hinzu kam, dass genau an der Wand zu diesem Zimmer, in dem die Kleine war, die ersten Gemälde mit Portraits hingen. Es waren vier verschiedene Personen, zwei Frauen und zwei Männer, die Harry irgendwo schon mal gesehen hatte und ihm sehr bekannt vor kamen. Doch damit konnte er sich später noch befassen. Jetzt musste er erst einmal zu dem wahrscheinlich kleinen und auch kranken Mädchen, um ihr zu helfen.

Klong... klong... klopfte er zaghaft und verhältnismäßig leise an die schwere Tür und lauschte auf Geräusche von der anderen Seite.

Es dauerte dann auch tatsächlich eine kurze Zeit, bis er das „Herein" aus dem Inneren des Raumes vernahm und vorsichtig die Tür öffnete und eintrat. Das erste was er zu sehen bekam, waren vier weitere Gemälde mit den gleichen Personen, wie sie im Flur vor diesem Raum hingen. Dann wanderte Rays Blick zu dem schönen Himmelbett, auf dem ein wirklich sehr blasses kleines Mädchen lag und ihn ansah.

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Die vier Hogwartsgründer:

Godric: rotblonde längere Haare, Vollbart, braune Augen, 1,86 m groß, athletisch, muskulös, Feuerelf
Helga: blonde lange Haare, grüne Augen, 1,68 m groß, schlank und zierlich, Naturfee
Rowena: schwarze lange Haare, eisblaue Augen, 2 Meter groß, lang und schlaksig, Mensch ... tot
Salazar: braune längere Haare, Vollbart, blaue Augen, 1,92 m groß, muskulös, Mensch ... tot

Schritte in ein besseres LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt