40. Interessante Reise und unerwartete Begegnung

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Behutsam und sehr vorsichtig nahm Luzifer seinen Kleinen auf den Arm. Er konnte nicht verhindern, dass Harry heftig zusammenzuckte und sich steif wie ein Brett machte, weder Luzifer noch seine Tiere erkannte oder wahrnahm.

Während der Höllenfürst mit seinem Gefährten auf dem Arm zu ihrem Schlafzimmer lief, folgten ihm die Tiere sehr aufgeregt. Hedwig und Paco hatten sich auf Damons Rücken gesetzt und ließen sich tragen. Jeder der Sechs ließ immer wieder einen aufgeregt, ängstlichen Laut hören. Sie machten sich große Sorgen um ihren jungen Herrn und Meister.

Luzifer rief seinen privaten Heiler. Meran brauchte nicht lange, klopfte an die Tür und trat direkt ein. Schließlich musste es sich um einen Notfall handeln, sonst hätte der Höllenfürst ihn nicht so dringlichst gerufen.

Doch auch nach mehrmaligem überprüfen der Diagnosezauber konnte Meran nur mitteilen, dass der junge Master körperlich keine Verletzungen oder Wunden hatte. Seine psychische Verfassung ließ nur den Schluss zu, dass Harrys Geist und seine Seele ganz tief im Inneren verborgen und verschlossen war.

Harry bekam nun erst mal einen Schlaftrank, damit er bzw. sein Körper etwas zur Ruhe kommen konnte. Er lag im Bett. Paco und Hedwig hockten auf dem Kopfteil des Bettes, Tamy und Shadow legten sich gerade rechts und links von ihm hin, während Fireball und Damon vor dem Bett ihren Wachposten bezogen.

Luzifer saß einfach nur da und beobachtete seinen Kleinen. Er spürte die heftigen Stiche in seinem Herz, weil er ihn so liegen sah und nichts dagegen tun konnte.


Levin hatte zusammen mit einigen Dämonen die Lage im Wintergarten überprüft und erschien dann bei Luzifer. Der Sekretär kommunizierte gedanklich mit Tamy und Fireball, während Meran sich um Harry kümmerte.

Nach dem Harry schlief und der Heiler den Raum verlassen hatte, gab Levin dem Höllenfürsten einen ersten Bericht. „Ich hatte dem jungen Master schon einige der überprüften Geburtstagskarten und Briefe gegeben. Master Harry muss auch schon einige von ihnen beantwortet haben, jedenfalls lagen sie auf dem Tisch im Wintergarten. Tamy und Fireball gaben mir gerade die Information, dass sie Harrys veränderten Zustand plötzlich spürten. Sie fanden ihn genau so vor wie sie es taten. Jedoch hielt er einen Brief in der Hand, weinte, zitterte und bebte, während er ihn anstarrte. Fireball wollte ihm helfen und glaubte es ginge ihm besser, wenn er den Brief vernichten würde und ließ ihn in Flammen aufgehen. Aber keiner von ihnen wusste, von wem er geschickt wurde. Wir werden den jungen Master selber fragen müssen.", schloss Levin seinen Bericht.

Nach einem kurzen Gespräch verabschiedete sich Levin vom Höllenfürsten und ließ diesen mit seinem schlafenden Gefährten alleine.

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Harry erwachte erst am anderen Morgen wieder. Er war ruhig und still, seit er Sagonas Brief bekommen hatte und befand sich in seinen Erinnerungen und dunklen Gedanken der Vergangenheit.

Noch nicht einmal Luzifer oder Sirius konnten zu ihm durchdringen. Luzifer glaubte eine Chance zu haben, wenn er in Kontakt mit Harrys inneren Wesen trat. Jedoch kamen auch Dago und Saria nicht weiter, sie konnten Harrys Geist oder seine Seele nicht erreichen. Und auch Tamys erneuter Versuch durch ihre Verbindung zu Harry vorzudringen, scheiterte.

Mittlerweile hatten sie schon alles mögliche probiert. Aber Harry saß einfach nur da und starrte vor sich hin. Er reagierte auf überhaupt nichts mehr, als wäre er eine leere Hülle. Er stürzte Luzifer in die totale Verzweiflung und Hilflosigkeit. Wie dem Höllenfürsten ging es Sirius, Loredana, den Hauselfenkindern und vielen anderen auch.

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Wieder einmal saß Sagona in seiner kleinen Wohnung und ärgerte sich maßlos, weil es einfach überhaupt keine Informationen aus dem Palast gab. 'Das ist doch zum aus der Haut fahren!', schoss es ihm gerade durch den Kopf, 'Wieso erfährt man denn nichts aus dem Palast? Hatte diese Missgeburt seinen schönen Brief, den er als Geburtstagsgruß getarnt hatte, schon bekommen und gelesen? Würde er sich nun in das tiefste Loch verkriechen das er finden konnte oder sich noch besser direkt umbringen?", dachte Sagona und konnte ein teuflisches Grinsen nicht verbergen. Genau das wäre sein größter Wunsch, damit der Weg zu seinem Luzifer wieder frei wäre.

Sagona betrat am nächsten Tag den Höllenpalast und schlich durch die Gänge, immer auf der Suche nach seinem Liebsten, dieser Missgeburt oder brauchbaren Informationen. Doch er bekam weder Luzifer noch Harry zu Gesicht, da er in die privaten Räume des Höllenfürsten nicht herein kam.

Aber auf einem Gang, ganz in der Nähe der Küche hörte er dann, dass alle Briefe des jungen Masters erst gelesen würden und nicht zu ihm durchgestellt wurden, nachdem er einen als Geburtstagsgruß getarnten bösen Brief bekommen hatte.

Sagona entgleisten erst einmal alle Gesichtszüge und ihm wurde bewusst, dass sie ihn wohl erwischt hätten, wenn er dieser Missgeburt einen zweiten Brief geschrieben hätte. Denn er unterschrieb sie schließlich mit seinem Namen. Er wunderte sich schon ein wenig, dass noch niemand zu ihm gekommen war. Seinen ersten Brief, von dem sie sprachen, hatte er doch auch mit Sagona unterschrieben. Der Dämon musste nicht lange darüber nachdenken, denn die Anderen lieferten ihm tatsächlich die Lösung.

„Es ist zu schade, dass der Feuerdrache diesen Brief in Flammen aufgehen ließ, bevor jemand anderes außer dem jungen Master ihn hatte lesen können.", hörte Sagona eine weibliche Stimme.

„Ja, da hast du recht. Ich würde gerne wissen, wer dem Jungen diesen Brief geschrieben hat. Nach seiner Reaktion zu urteilen und seinem momentanen Zustand muss es sehr heftig gewesen sein und unser Fürst will den Übeltäter bestimmt zur Rede stellen.", kam es von einer zweiten Stimme.

Sagona schlich schnell davon. Er hatte genug gehört und wollte nicht riskieren doch noch erwischt zu werden. Äußerlich wirkte Sagona ruhig und ausgeglichen, aber innerlich tobte ein richtiger Sturm.

Es war dem liebestollen Dämon schon klar, dass er nun ganz andere Mittel und Methoden einsetzen musste, um an sein Ziel zu kommen. Und im Grunde war ihm jedes Mittel recht. Sagona kam nur ganz zufällig auf die Rebellen, deren einziges Ziel es war, den Höllenfürsten zu stürzen um selbst an die Macht zu kommen. Sagona tüftelte sehr, sehr lange an einem brauchbaren Plan und nahm sogar Kontakt zu den Rebellen auf und traf sich mit ihnen in einem wirklich sehr unwirklichem Gelände. Hier gab es nur Geröll, Steine und schwarze Asche, die sich wie ein Teppich auf die Lunge legte und das Atmen enorm erschwerte. Nach langen und sehr zähen Verhandlungen waren sich die zwei Parteien endlich einig.

Sagona brachte die Feinde in den Palast, ermöglichte ihnen die Macht zu übernehmen und bekam als Gegenleistung Luzifer nur für sich allein. Sie versprachen Luzifer nichts zu tun und ihn am Leben zu lassen. Er würde Sagonas Sklave werden und diesem gehören. Und genau diese Tatsache machte Sagona zufrieden. Er verlangte zum Schluss sogar, dass die Rebellen ihm halfen, Luzifers Gefährten qualvoll zu töten.

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Von all den Plänen bekamen Luzifer und die Anderen nichts mit. Harry bekam momentan überhaupt nichts in seiner Umgebung mit. Er saß oder lag in seinem Bett und starrte einfach vor sich hin. Er registrierte nicht einmal, dass sie ihm verschiedene Tränke einflößten, ihn fütterten oder Nahrung direkt in seinen Magen zauberten, damit er nicht noch mehr abnahm. Harry bemerkte auch nicht, dass Luzifer ihn sehr oft in seine Arme nahm und einfach fest hielt. Niemand von ihnen wusste was sie noch tun konnten.

Luzifer informierte Loredana und ihr Volk und bat die Elben um Hilfe. Denn der Höllenfürst merkte, dass er diese Situation nicht mehr lange ertragen würde. Er konnte einfach nicht mehr. Aber auch die Elbenheiler schafften es nicht Harry aus diesem Zustand zu holen. So vergingen die Tage, sogar eine ganze Woche.


Die Sonne war an diesem Freitag, dem 07.08.1998, noch nicht aufgegangen. Der Höllenpalast lag in Dunkelheit und Stille, denn alle Bewohner schliefen noch tief und fest in ihren Betten oder Schlafplätzen.

Doch diese Stille und Ruhe trog. Gerade schlichen sich viele dunkel gekleidete Gestalten an den Palast heran und waren stark bewaffnet. Sagona führte an die zwanzig Dämonen und Zauberer in den Palast.

Die Eindringlinge waren schon ein gutes Stück vorgedrungen, ohne das ihre Anwesenheit bemerkt wurde. Doch als sie das Ende des Gangs erreicht hatten und vorsichtig um die Ecke schauen wollten, stand plötzlich ein kleiner Hauselfenjunge vor ihnen, der alle mit weit aufgerissenen Augen ansah und völlig überrascht zu ihnen aufsah.

Bevor Samu sich jedoch gefangen hatte und reagieren konnte, zückte Sagona einen Dolch und rammte ihm diesen bis zum Schaft in den Bauch. Das Hauselfenkind ging zu Boden, der Dolch steckte in seinem Körper.

Sagona und auch die Rebellen blickten nochmals auf die Gestalt am Boden, ließen ihn einfach liegen und setzten ihren Weg fort.

Samu war liegen geblieben, hatte sich nicht gerührt und gewartet, bis diese Eindringlinge weg waren. Dann versuchte er es immer wieder hoch zu kommen, ließ den Dolch jedoch stecken. Er wusste das er verbluten würde, wenn er ihn nun raus zog. Samu biss sich auf die Unterlippe, dies hatte er bei Harry schon öfters gesehen. Und gerade der Gedanke an Harry gab ihm dann die Kraft aufzustehen, denn er musste doch alle warnen. Er glaubte fest daran, dass diese Gestalten vor allem Harry etwas antun wollten. Es dauerte nicht lange und Samu hatte die privaten Räume des Höllenfürsten erreicht. Er hatte sich zum Glück in der Nähe befunden. Mit letzter Kraft schleppte er sich ins Schlafzimmer und rief: „Eindringlinge im Palast! HARRY, bitte hilf mir!", rief der 9-jährige Hauselfenjunge noch und brach dann bewusstlos auf dem Teppich zusammen.

Luzifer war natürlich sofort wach, als Samu den Raum betrat und sprang aus dem Bett, als dieser nach seiner Botschaft auf dem Teppich zusammenbrach. Luzifer hob den Kleinen auf und legte ihn direkt neben Harry, der unruhig im Bett lag. Der Höllenfürst rief sofort nach Meran und löste auch den Stillen Alarm aus, der seinen Wachen signalisierte das sie in Gefahr waren, sich Fremde im Palast aufhielten.

Diese hatten die Eindringlinge auch sehr schnell gefunden und eine Gruppe von ihnen am großen Konferenzsaal gestellt. Sie lieferten sich einen erbitterten Kampf mit den Rebellen, die alles daran setzten, hier wieder raus zu kommen.

Meran war schnell zu Luzifers Räume geeilt und hatte damit begonnen den Hauselfenjungen zu versorgen. Nach dem er den Dolch vorsichtig herausgezogen hatte, stoppte er die Blutung und begann die inneren Verletzungen zu heilen. Doch Samu hatte sehr viel Blut verloren, war wirklich sehr schwach und Meran erkannte, dass es echt nicht gut um den kleinen Kerl stand. Der Heiler befürchtete wirklich, dass ihm der Junge unter den Händen weg starb. Hinzu kam, dass der Kleine ununterbrochen seine beiden Sätze wiederholte und ihm dies wirklich unter die Haut ging und sehr zu schaffen machte. Meran wusste das Harry sehr an Samu hing, ihn als seinen Freund bezeichnete und wohl nur schwer mit diesem Verlust fertig werden würde. Vor allem, weil er ihm nicht helfen konnte.

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Harry befand sich in unendlicher Schwärze. Alles um ihn herum war schwarz und es schien kein Laut an seine Ohren zu dringen. Während Harry schwebte, spürte er überhaupt nichts. Auch musste er sich um nichts Sorgen oder Gedanken machen. Hier wollte Harry bleiben. Es bedeutete schließlich für ihn Ruhe und Frieden, keine Schmerzen zu erleiden.

Doch ganz plötzlich veränderte es sich. Harry konnte einen leuchtenden roten Fluss unter sich erkennen, hörte eine etwas piepsige Stimme, die ihm bekannt vorkam. Zuerst verstand er die Worte nicht, aber je näher er dann dem Fluss kam, um so deutlicher und verständlicher wurden die einzelnen Worte. Es waren zwei Sätze die sich immer und immer wiederholten und zwar: Eindringlinge im Palast und HARRY, bitte hilf mir.

Er strengte sich wirklich an und wollte seinen Geist und vor allem sein Gehirn in Gang setzen, um das alles zu verstehen. Aber irgendwie funktionierte es noch nicht. Es waberte alles in einem weißlichen Nebel bzw. fühlte sich an wie in Watte gepackt.

Ganz plötzlich begannen Strahlen aus dem roten Fluss hervor zu stoßen und nach ihm zu greifen. Harry wollte laut schreien und mit den Armen rudern, um sich von diesem Fluss zu entfernen, aber es ging einfach nicht. Weder seine Arme noch sein Mund reagierten auf das was er seinem Körper befehlen wollte.

Dann spürte er diese rote Masse zum ersten Mal auf seiner Haut und ihn durchfuhr ein wirklicher Schauer, denn es war eine etwas klebrige, dicklichere und leicht warme Flüssigkeit, die Harry dann mit Entsetzen als Blut identifizierte. Leider konnte er immer noch nicht schreien, also konzentrierte sich auf die Worte, den Fluss und sein Umfeld. Plötzlich erkannte er die Stimme. Es war Samu, der ganz dringend seine Hilfe brauchte. Harry konzentrierte sich auf seine Magie, drang sogar bis zu seinem verborgenen Magiekern vor und dachte nur an Samu und das er ihm helfen musste. Je mehr Harry seine Magie kreisen ließ, desto unruhiger und fahriger wurde er. Kurze Zeit später flimmerte er in einem silbrig-weißem Licht und vertrieb die Schwärze. Er sah den im Sterben liegenden Samu direkt neben sich im Bett und legte instinktiv seine rechte Hand auf die linke Brust des kleinen Hauselfen und ließ etwas von seiner Magie in diesen fließen. Zuerst wurde nur die Brust und der Oberkörper des Hauselfen von goldenem Nebel verdeckt, dann breitete sich der goldene Nebel aus und umgab am Ende die ganze Gestalt, hüllte sie komplett ein.

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Luzifer war total durch den Wind, denn auch sein Kleiner schien geistig nicht mehr in dieser Welt zu sein und das beunruhigte Meran ebenfalls. Von Zeit zu Zeit blickte er zu dem Gefährten des Höllenfürsten und registrierte, dass der junge Master immer unruhiger und nervöser wurde, je länger Samu seine Worte wie ein Mantra wiederholte.

Auch Luzifer fiel dies auf und beobachtete Harry sehr neugierig. Und dann, ganz plötzlich und unerwartet öffnete Harry seine Augen, sah sich um und legte Samu seine Hand auf die linke Brust, direkt auf das Herz des Hauselfen, und ließ seine Magie in den Körper des Kleinen fließen.

Luzifer und Meran sahen fasziniert zu. Sie staunten als tatsächlich goldener Nebel auftauchte und sich wie Balsam auf die Brust und den Bauch des Hauselfen legte und ihn am Ende sogar komplett einhüllte und ins Leben zurück holte.

Nun konnten sie auch zum ersten Mal heftige Kampfgeräusche ganz in der Nähe hören und spüren, denn immer wieder wurde der Boden oder die Wände von Flüchen und Zaubern getroffen und brachten alles in Bewegung und zum vibrieren.

Harry wandte sich von Samu ab, schaute seinem Gefährten mit klaren und wachen Augen an, drehte anschließend seinen Kopf zur Tür, wo es nun doch immer lauter wurde. Harry erhob sich vom Bett und ließ ein unwahrscheinlich bedrohliches Knurren hören. Er ballte seine Hände zu Fäusten und hob seine Nase leicht in die Höhe. Er konnte ganz deutlich die Fremden hier im Palast riechen. Er sah auch sehr viele Lichtgebilde, die durch deren Körperwärme entstanden. Sie kämpften gegeneinander, aber Harry konnte nicht erkennen wer Freund und wer Feind war.

Meran blickte zu seinem Fürst und bemerkte genau wie dieser, dass die Luft um Harry zu flimmern begann und leicht weißlich golden schimmerte und sogar seine schneeweißen Flügel mit den roten und schwarzen Federn zum Vorschein kamen und Harry sie imposant ausbreitete.

Noch einmal sah Harry Luzifer in die Augen, dann ging er langsam und majestätisch auf die Tür zu.

„Harry!", brachte Luzifer gerade noch heraus.

Meran stand bei Samu und prüfte mit einem Diagnosezauber dessen Zustand und stellte fest das es dem Kleinen schon etwas besser ging und durch diesen Nebel in einem ruhigen und erholsamen Schlaf gehalten wurde.

„Samu geht es gut. Und ich werde nun die Eindringlinge aus deinen Palast jagen und dafür sorgen das niemand ernsthaft verletzt wird.", kam es von Harry und dieser öffnete danach die Tür. Natürlich folgte Luzifer seinem Kleinen und befahl Meran gut auf Samu aufzupassen.

Schon am Ende des Gangs trafen sie auf die ersten kämpfenden Wachen und Rebellen. Harry veranlasste dann, dass jeder Palastbewohner eine Taschenlampe bekam, mit der Aufforderung diese eingeschaltet zu lassen. Weder die Wachen noch die Diener verstanden diese Maßnahme und schauten natürlich erst mal etwas perplex aus der Wäsche. Doch dann teilte Harry ihnen mit, dass er auch im Dunkeln oder durch mehrere Wände hindurch die Körperwärme jedes Lebewesens sehen konnte und somit genau wüsste wo sich die Eindringlinge befänden, da diese schließlich keine Taschenlampe bei sich hätten und so von ihm erkannt werden konnten.

Das leuchtete wirklich jedem ein und so befolgten sie Harrys Anweisung und bekamen immer wieder von dem Jungen die Information, wo sich weitere Rebellen versteckten bzw. sich ein Hinterhalt befand. Es war für die Palastwachen und Krieger keine Anstrengung die wirklich überraschten Rebellen zu überwältigen. Sie erreichten dies sogar ohne das jemand verletzt wurde. Luzifer beobachtete die ganze Aktion mit großem Wohlwollen, schon alleine weil Harry aus seiner eigenen Welt zurückgekehrt war. Und es war ihm auf jeden Fall klar, dass sie dies dem kleinen Samu zu verdanken hatten. Nicht nur das er unter Einsatz seines Lebens zu ihnen gekommen war, um sie zu warnen. Nein, er hatte es auch geschafft zu seinem Kleinen durchzudringen und ihn um Hilfe zu bitten, so das Harry aus seiner Starre erwacht war.

Sie hatten gerade wieder drei der Rebellen überwältigt und von ihren Leuten in die Kerker bringen lassen, als Harry in dem recht dunklen Gang plötzlich stehen blieb und sich ganz langsam um sich selbst drehte.

Jeder der Anwesenden schaute Harry neugierig und auch ein bisschen bewundernd an, auch Luzifer tat das. Er war natürlich mächtig stolz auf seinen Gefährten und erinnerte sich blitzartig daran, dass er dem Schicksal auf jeden Fall noch einen Besuch abstatten musste, um ihr zu danken das Harry sein Gefährte war.

Harrys Stimme riss ihn dann aus seinen Gedanken. Er blickte diesen etwas fragend an, da er seine Worte nicht gehört hatte.

Deshalb wiederholte Harry es noch einmal. „Da vorne im Raum hocken vier weitere Rebellen im Hinterhalt.", flüsterte Harry und zeigte auf die nächste Tür, die zur Galerie führte.

Luzifer nickte ihm zu und auch die anderen Dämonen taten dies und machten sich kampfbereit. Sie ließen aber nicht zu, dass Harry als erstes den Raum betrat.

Die Rebellen waren so überrascht, dass sie doch glatt vergaßen ihre Gegner anzugreifen und sich kampflos überwältigen ließen. Auch sie wanderten ohne Umwege in den Kerker des Palastes.

Sie hörten noch immer aus verschiedenen Richtungen Kampfgeräusche. Also musste es noch mehr als zwei oder drei Gruppen oder einzelne Rebellen geben, die sich erbitterte Kämpfe und Duelle mit den Wächtern und Kriegern lieferten.

Harry konnte ein gutes Stück vor ihnen zwei der eigenen Leute anhand der Taschenlampen erkennen. Sie waren umringt von insgesamt sechs Gegnern und kamen schon mächtig in Bedrängnis. „Schnell, die Zwei brauchen unsere Hilfe!", entfuhr es ihm und er rannte los, bevor jemand etwas sagen oder ihn aufhalten konnte.

Als Harry den Kampfplatz erreichte, konnte nur noch einer der eigenen Leute die Flüche der Gegner am abblocken und versuchte gleichzeitig seinen Freund zu schützen, der schwer verletzt am Boden lag.

Mit dem Überraschungseffekt auf seiner Seite schaffte Harry es sogar, zwei der Gegner zu betäuben und aus dem Verkehr zu ziehen. Doch im nächsten Moment musste er sich wegducken, da gleich drei verschiedene Flüche auf ihn abgeschossen wurden.

Nun mischten sich auch Luzifer und seine Leute ein und brachten den verletzten Krieger in Sicherheit. Jetzt flogen die verschiedensten Flüche und Zauber hin und her, zwangen jeden von ihnen diese abzublocken oder ihnen auszuweichen. Und immer wieder schlugen die Flüche in den Wänden ein oder zerstörten das Mobilar.

Harry lieferte sich ein sehr verbissenes Duell mit dem Anführer der Rebellen. Sie waren beide sehr stark in ihrer Magie und schenkten sich nichts, doch leider machte sich bei Harry die Müdigkeit und Erschöpfung immer mehr bemerkbar. Das ließ ihn ungewollt langsamer werden.

Das war der Grund, warum er von diesem schwarzmagischen Schneidefluch an der rechten Schulter und dem Rücken getroffen wurde. Harry konnte einen Aufschrei nicht unterdrücken und spürte sofort wie ihm Blut den Rücken runter lief.

Luzifer kämpfte gleich mit zwei der Rebellen. Dann hörte er den Aufschrei seines Kleinen und wirbelte herum. Er sah die zerfetzte Kleidung und das Blut, welches Harry den Rücken runter lief und nun gab es für ihn kein halten mehr. Seine Magie pulsierte um ihn herum und breitete sich immer weiter aus, um dann in einer ganz plötzlichen Explosion über die Rebellen hinweg zu fegen und sie regelrecht von den Füßen zu hauen.

Mit einem Schlag war der Kampf beendet. Die fünf Rebellen wurden gut verschnürt in die Kerker gebracht. Es war dem Anführer tatsächlich gelungen sich vor der Druckwelle zu schützen und vor ihnen zu fliehen und den Palast auf dem schnellsten Weg zu verlassen und in ihr geheimes Hauptquartier zu gelangen.

Aber außer dem Anführer und zwei weiteren Rebellen konnte auch Sagona unerkannt aus dem Palast gelangen. Schon seit einer Weile hatte er mit Entsetzen verfolgen können, wie die Rebellen immer mehr an Boden verloren und einer nach dem anderen überwältigt und gefangen genommen werden konnten. Er hätte am liebsten vor Wut und Zorn ganz laut geschrieen, doch er musste sich ruhig verhalten, damit er nicht entdeckt und womöglich enttarnt wurde. Sagona bebte schon fast vor unterdrückter Wut, als er sich in seinen Räumen an den Tisch setzte und neue Pläne schmiedete, um diese Missgeburt los zu werden, damit Luzifer endlich ihm gehörte.

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Nachdem Luzifer den Kampf abrupt beendet hatte, fingen alle an aufzuräumen und kümmerten sich um die Verletzten. Meran kam zu Harry, stoppte die Blutung und versorgte die Wunden. Er wollte ihn zur Krankenstation bringen lassen. Dieser wimmerte leicht und sperrte sich, flehte das er in seinem Bett schlafen wollte.

„Samu ist auch dort und wartet auf dich.", entgegnete der Heiler und setzte alles daran, den jungen Master auf die Krankenstation zu bekommen. Er wollte ihn einfach in seiner Nähe haben, so konnte er die Wunden besser versorgen. Meran hatte diesen Schneidefluch sehr wohl erkannt und wusste, dass es im nachhinein noch Komplikationen geben konnte. Aber diese Tatsache wollte er weder Luzifer noch Harry mitteilen, denn diese waren mehr oder weniger durch den Wind. Sie sollten sich nicht jetzt schon damit herumschlagen.

„Samu...", flüsterte Harry und kämpfte nun sehr stark dagegen an, einzuschlafen.

Meran nickte nur, lotste den Jungen zu der bereit stehenden Trage und ließ ihn sich hinlegen. Der Jungen zitterte am ganzen Körper, zuckte immer wieder zusammen und Meran wusste das sich der Kleine nicht mehr lange auf den Beinen gehalten hätte.

Jetzt wo er auf der Trage lag, spürte Harry wie groggy und kaputt er wirklich war. „Lu!", rief er leicht panisch. Er hatte zu große Angst, nun alleine zu sein.

„Es ist gut. Ich bin doch hier. Beruhige dich, mein Schatz. Es ist alles gut. Wir haben gesiegt und du wirst dich nun zusammen mit Samu erholen und gesund werden.", flüsterte der Höllenfürst Harry ins Ohr.

Ohne große Probleme erreichten sie die Krankenstation. Luzifer und auch Meran hatten auf dem ganzen Weg dorthin die Verwüstungen und Zerstörungen gesehen. Ihnen war klar, dass dies ein großes Stück Arbeit sein würde, alles wieder herzustellen.

Harry wurde auf der Krankenstation sehr gründlich von Meran und Herak untersucht und anschließend geheilt und versorgt. Das bekam er aber schon nicht mehr mit, da er vor Erschöpfung einschlief, nachdem er seinen Freund Samu im Nachbarbett gesehen hatte.

Sie waren natürlich sehr erleichtert, dass der Fluch bei Harry ohne Komplikationen bzw. Folgen blieb und der junge Master wieder ganz normal wirkte, obwohl er schon ziemlich still und in sich gekehrt schien.

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Durch die Kämpfe wurde einiges beschädigt oder zerstört. Die Flüche und Zauber hatten überall ihre Spuren hinterlassen und es würde tatsächlich Zeit in Anspruch nehmen, um alles wieder herzustellen und zu reparieren.

Besonders glücklich waren alle im Palast, dass niemand von den Wachen und Krieger ernsthaft verletzt wurden, auch das Samu dank Harry nicht mehr in Lebensgefahr schwebte und auf dem Weg der Besserung war. Er hatte es sogar geschafft zu Harrys Geist durchzudringen und ihn zurück zu holen. Hinzu kam dann noch, dass ihnen insgesamt 17 Rebellen ins Netz gegangen und gefangen werden konnten.

Es wurde Luzifer nahe gelegt seinen Kleinen erst einmal hier raus zu bringen, damit er von dem ganzen Aufbau nichts sah und mitbekam.

„Zeig ihm doch etwas von seiner neuen Heimat, zeig ihm die Hölle. Er sollte sie sich genauer ansehen mit all ihren interessanten Orten und magischen Wesen und Kreaturen. Diese werden den jungen Master wohl ablenken und aus seinem Schneckenhaus holen.", schlug Danilo vor.

Erst sah Luzifer seinen Freund nur mürrisch an, doch dann dachte er über den Vorschlag nach und je länger er dies tat, desto besser gefiel es ihm dann.

Danilo und auch Sirius blieben im Palast, um den Wiederaufbau zu überwachen und die Gefangenen zu verhören.

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So kam es, dass Luzifer schon am Nachmittag des nächsten Tages zusammen mit Harry, vier Leibwächtern und Harrys Tieren zu einer Reise durch die Hölle aufbrach. Natürlich hatte Danilo recht, denn in der Hölle gab es eigentlich nur interessante Orte und wirklich einzigartige magische Wesen und Kreaturen, die es sonst nirgendwo gab.

Harry kam im Grunde genommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Er sah die unterschiedlichsten Wälder, entdeckte Vulkane und Geysire, bestaunte verschiedene Meere und Seen und stellt fest das es nicht immer blaues Wasser darin gab. In zwei Fällen war es rot (z. B. Lavasee), einmal gelborange und einmal sogar silberfarben. Im nächsten Augenblick befanden sie sich in einer richtig kalten Eislandschaft, so das Luzifer ihnen warme Pelzmäntel herzaubern musste.

Harry war fasziniert von den verschiedenen Gegenden und auch den Lebewesen, denen sie begegneten. Diese waren durchweg alle von Harry sehr angetan und begeistert. Große Augen bekam der Schwarzhaarige mit den schneeweißen Strähnen in den Sümpfen von Terkterk. Hier waren die untoten Skelette zu Hause. Auf dem ersten Blick sahen sie aus wie ganz normale Skelette, doch sie hatten wirklich pechschwarze Augen und eine richtig unheimliche Aura, so das sich die meisten Magischen Wesen von ihnen fern hielten.

Bei der ersten Begegnung zwischen Harry und ungefähr zehn der untoten Skelette passierte dann etwas noch nie dagewesenes. Durch Harrys bloße Anwesenheit veränderte sich unwillkürlich die Aura und ihr Aussehen. Die Augen waren nicht mehr schwarz, sondern feuerrot und sie fanden ihren inneren Frieden.

Die Ablenkung gelang natürlich, da es so viel zu entdecken und zu sehen gab. Harry lernte die Bestrafungen kennen und das hier auch Sklaven waren, die alles taten was man ihnen auftrug. Harry bekam immer mehr Einblicke in seine neue Heimat und auch der Rest der Hölle war sehr interessant.

Luzifer und Harry waren gerade im Fegefeuer angekommen. Zuerst hatte es Harry große Probleme bereitet und er klammerte sich sehr stark an Luzifer fest. Er hatte wirklich Angst, dass er auch brennen musste und die Schmerzen nicht ertragen konnte. Aber seine Befürchtungen stellten sich als unbegründet heraus, denn er konnte durch das Feuer gehen ohne Schaden zu nehmen oder etwas zu spüren. Im Gegensatz zu Anderen, die zur Strafe hier waren und immer wieder vor Schmerz schrieen oder vor sich hin wimmerten.

„POTTER! Warum bist du hier?", schrie plötzlich jemand hinter ihm.

Harry zuckte heftig zusammen und drehte sich um. Er erstarrte im gleichen Moment, als er sah wer das geschrieen hatte.

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