62. Vielleicht eine Möglichkeit

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Jetzt herrschte in der Hölle tatsächlich ein heilloses Durcheinander. Nicht nur Luzifer, Sirius, Tom und auch Danilo standen vollkommen neben sich. Alle drehten mehr oder weniger völlig am Rad...

Auch die Dämonen, Hauselfen, Diener, Wächter, Krieger und alle anderen die es erfuhren, wollten sofort losstürmen und ihren kleinen Master aus den Händen dieser Irren befreien. Auch Loredana und das Konzil der magischen Wesen wurden über die neuesten Ereignisse informiert. Und jeder von ihnen, der über Harry und seine Probleme Bescheid wusste, ahnte was dies für den Jungen bedeutete und ihre Sorge stieg ins Endlose.

Es führte soweit, dass Sirius trotz aller guten Zusprüche richtig abbaute und dadurch seine ungeborenen Drillinge in Gefahr brachte, weil sie ebenfalls davon betroffen waren. Deshalb entschieden die Heiler der werdenden "Mutter" erst mal eine Auszeit zu verordnen. Danilo brachte seinen Schatz dazu, sich mit Beruhigungstee etwas abfüllen zu lassen und gleichzeitig einen leichten Schlaftrank zu sich zu nehmen und kurz darauf ganz friedlich in Danilos Armen einzuschlafen.

Bei Tom war es da schon etwas schwieriger. Dieser weigerte sich vehement überhaupt etwas zu essen oder zu trinken und auch die Anwesenheit seiner neuen "Mutter" und Santanas beruhigenden Worte zeigten keinen Erfolg. Sie schaffte es dieses Mal auch mit ihrer Elbenmagie nicht und wurde nun ebenfalls nervös.

Tom lief immer wieder ziemlich kopflos durch den Raum und wollte Hogwarts stürmen, um zu seinem Blutsbruder zu gelangen. Hinzu kamen dann noch Harrys Tiere, die ebenfalls spürten das etwas nicht stimmte und mehr oder weniger aufgeregt und tobend durch den Palast schlichen. Denn Tamy und Fireball konnten ihre Verbindung nicht mehr spüren. Sie war plötzlich weg gewesen, so als ob jemand sie einfach durchtrennt, durchgeschnitten hätte. Paco war in einer schwarzen Wolke verschwunden und nur Bruchteile von Sekunden später fast schreiend wieder aufgetaucht. Er hatte angefangen zu trillern und schaute sehr betroffen zu den Anderen, weil er es nicht geschafft hatte zu Harry zu gelangen. Auch Shadow hatte es versucht und war gescheitert. Er fauchte nun alles und jeden an, der ihm begegnete und nicht schnell genug weg war. Dem Schattenkater waren schon zwei Kissen und ein Vorhang zum Opfer gefallen, während Shadow weiterzog und nach Harry suchte. Damon knurrte von Zeit zu Zeit, hatte sich aber verhältnismäßig gut unter Kontrolle. Doch seine Augen leuchteten fast wie ein Signalfeuer und es spiegelten sich Wut, Zorn und Mordlust darin wieder. Und Hedwig flog mittlerweile aufgeregt hin und her und ließ einen hohen fiependen Ton hören, der sehr ungewöhnlich für eine Eule war und sich fast schon wie Kampfgeschrei anhörte und von den Anwesenden auch als solches angesehen wurde, denn die Eule schärfte unentwegt ihre Krallen und wetzte den Schnabel.

Danilo hatte Sirius auf den Arm genommen und in ihr Zimmer gebracht. Er hatte eine Hauselfe beauftragt bei ihm zu bleiben und auf Sirius aufzupassen. Der Feuerdämon kehrte zurück, um zu helfen das momentane Chaos zu beheben. Überall rannten sie herum und wollten etwas zu Harrys Befreiung beitragen oder ihre Ideen und Vorschläge mitteilen.

Erst Stunden später kehrte tatsächlich etwas Ruhe ein, da viele einfach vor Müdigkeit eingeschlafen waren oder im Falle von Tom und auch Luzifer, mit Beruhigungstrank und Schlaftrank mehr oder weniger dazu gezwungen wurden.


Als Loredana die Nachricht bekam, dass ihr einziges Patenkind von einem alten weißhaarigen Zauberer in der magischen Schule Hogwarts gefangen gehalten wird, kochte sie innerlich vor Wut. Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Elbenohren an den Spitzen ein wirklich intensives Rot annahmen. Kurze Zeit später hörte man nur noch ihre durchdringende Stimme, die unentwegt Befehle und Anordnungen gab, Briefe schrieb und tatsächlich am frühen Morgen schon eine Sitzung des Magischen Konzils ansetzte, um alle Rassen und Magischen Wesen darüber zu informieren. Luzifer selber war nicht anwesend, aber dafür erschienen auch Delegationen, mit denen niemand gerechnet hatte.

So war auch Dalicq, Prinz der Ava, zum ersten Mal erschienen. Er hatte bis jetzt die Einladungen nicht beachtet. Und auch sechs Harpyien, darunter die Anführerin Elsira, waren während der Sitzung anwesend.

Irgendwann meldete sich dann Elsira zu Wort. „Darf ich erfahren, ob der junge Master das "Amulett da Lar" trägt?", wollte sie wissen.

Es herrschte absolute Stille im Raum. Jeder sah zu den Anderen und fragte sich wohl, inwiefern und warum dies von Bedeutung zu sein schien, um danach zu fragen. Auch Loredana sah da keinen Zusammenhang und fragte deshalb nach.

„Wenn der junge Master es tatsächlich trägt, haben wir durch das zweite Amulett die Möglichkeit mit ihm zu reden. Sein Gefährte kann mit ihm sprechen und ist in der Lage ihn zu beruhigen und bekommt die Gewissheit wie es ihm geht. Und das bevor er eventuell völlig durchdreht.", erklärte Elsira mit sehr ruhiger Stimme.

„Ja, aber vermutlich kommt man mit dem Amulett gar nicht zu dem Jungen durch. Hogwarts wird durch sehr starke Schutzschilde geschützt und abgeschirmt. Die Dämonen, Wesen und Fluchbrecher haben es schließlich nicht geschafft diese zu durchbrechen.", sagte einer der Kobolde.

„Hogwarts ist sehr stark, es vereint schließlich Weiße Magie, Schwarze Magie und Elementarmagie in einer pulsierenden Einheit, die ihren Ursprung tatsächlich in der sehr viel älteren Urmagie begründen kann.", antwortete die Harpyienanführerin. „Das Amulett ist eines der stärksten Magischen Gegenstände dieser absolut reinen Urmagie. NICHTS, wirklich gar nichts kommt dagegen an, auch die Zaubereischule Hogwarts nicht!", sagte sie nur und schenkte der Elbenkönigin ein freundliches Lächeln. „Wenn der junge Master das Amulett bei sich hat, werden wir mit ihm sprechen können. Und keine Sorge, die Leute dort werden es weder sehen noch Stimmen hören. Auch der Master kann es geräuschlos tun, nur alleine durch seine Gedanken!", fügte sie noch hinzu.

Nun erfasste auch Loredana eine gewisse Unruhe. Sie überlegte ununterbrochen, ob ihr Kleiner das Amulett trug oder nicht. „Ich werde sofort in die Hölle reisen und mich danach erkundigen. Wie soll ich sie ansprechen? Wie kann ich bzw. der Höllenfürst sich mit ihnen in Verbindung setzen?", wollte die Elbenkönigin nun wissen.

„Es genügt mich Elsira zu nennen, Majestät.", entgegnete diese sofort.

„Es ist nicht nötig mich Majestät zu nennen. Es reicht ein Lady Loredana oder einfach nur Loredana.", kam es sofort von der Elbenkönigin und schenkte dieser ein warmes Lächeln, welches nur leicht von ihrer Sorge um ihren Patensohn beeinflusst wurde.

„In Ordnung, Lady Loredana.", begann die Harpyienanführerin. „Tinai war bei der Geburtstagsaudienz des jungen Masters anwesend, als sich ihre Mutterinstinkte aktivierten. Sie wird hier bleiben und auch mit in die Hölle reisen, wenn es erwünscht oder erlaubt ist. Tinai kümmert sich um alles. Sie aktiviert auch das Amulett und zeigt dem Höllenfürst wie es funktioniert.", erklärte Elsira den Anwesenden und zeigte dann auf die noch jung aussehende Harpyie im blauen Gewand und den langen lockigen rotblonden Haaren.

„Das erfüllt mich mit großer Freude und ich danke ihnen und ihrem Volk, Elsira. Vor allem weil es uns leider nicht möglich ist, uns wegen dem Wohl eines einzelnen Magischen Wesens gegen die Zauberwelt zu stellen. Trotzdem werde ich garantiert noch einen Besuch im Zaubereiministerium absolvieren und dem derzeitigen Minister mal ganz gehörig die Meinung sagen und ihm etwas Dampf machen!", meinte Loredana mit richtig funkelnden Augen. „Schon alleine weil es sich bei dem Magischen Wesen um mein einziges Patenkind handelt.", fügte sie in etwas leiserem Ton hinzu.

Elsira sagte nichts mehr. Tinai senkte leicht ihren Kopf und wartete auf neue Anordnungen.

Auch weitere Wesen sagten ihre Hilfe zu und waren bereit sich auch gegen das Ministerium oder die Zauberwelt zu stellen, wenn es sein musste. Niemand von ihnen wollte so ein Verhalten dulden und sie hofften alle, dass das Ministerium so vernünftig war und diesen Schulleiter dazu brachte, den Gefährten des Höllenfürsten wieder frei zu lassen.

Es folgte noch eine rege Diskussion, wie weit sie etwas als "Magisches Konzil" unternehmen konnten. Dann beendete Loredana das Treffen, dankte allen für ihr Kommen und entschuldigte sich noch einmal für dieses spontane und kurzfristige Treffen.

Nachdem sich alle verabschiedet hatten und gegangen waren, trat Loredana neben die noch relativ junge Harpyie. „Es freut mich wirklich sehr, dass sie und auch ihre Anführerin uns bzw. Harry und Luzifer ihre Hilfe angeboten haben. Ich möchte, dass sie mich Lady Loredana nennen. Und sie brauchen wirklich keine Angst haben. Auch nicht wenn wir gleich gemeinsam in die Hölle reisen.", sagte die Elbenkönigin und wollte das junge Wesen einfach nur beruhigen, da sie ja noch nie dorthin gereist war.

Zuerst kehrte Loredana ins Elbenreich zurück, Tinai immer an ihrer Seite. Sie teilte dem Elbenrat und einigen Kriegern die wichtigsten Ergebnisse der gerade beendeten Sitzung mit und begab sich dann sofort auf den Weg in die Hölle. An ihrer Seite waren nur Leibwächter Mura und Harpyie Tinai. Mura ging als erstes und wollte ihren Besuch direkt ankündigen. Loredana würde mit ihrer Begleitung nur wenige Minuten später ebenfalls in die Hölle reisen. Loredana wollte so wenig Zeit wie möglich verstreichen lassen und hoffte inständig, dass Harry das Amulett tatsächlich um hatte und sie mit ihm in Verbindung treten konnten. Sie fasste Tinai am Arm und reiste gemeinsam mit ihr im Elbennebel.

Nur Sekunden später erschienen Elbenkönigin und Harpyie in der Eingangshalle des Palastes. Natürlich war es für die Elbenkönigin kein Problem, da sie vom Sicherheitssystem der Hölle und des Palastes erfasst worden war und die offizielle Genehmigung des Höllenfürsten besaß. Auf die Harpyie Tinai traf dies allerdings nicht zu und deshalb gingen auch sofort die Alarmsignale los und wurden Abwehrmaßnahmen ergriffen. Loredana und Tinai spürten die Vibrationen direkt, als sie sich in dieser Eingangshalle wieder festigten. Die Harpyie hatte ihre großen lederartigen Flügel eingeklappt und wurde automatisch zu Boden gedrückt.

Dann gab es einen riesigen Knall und direkt im Anschluss hörten alle in der Nähe schimpfende Stimmen von mindestens zwei verschiedenen Personen und das unterdrückte Wimmern eines Mädchens oder jungen Frau.

Luzifer und auch weitere Anwesende erhoben sich sofort und eilten in die Eingangshalle, um zu schauen was dort los war. Als sie dort ankamen, bot sich ihnen ein mehr als bizarres Bild. Auf dem Boden wurde eine noch sehr junge Harpyie von den Abwehrzaubern niedergedrückt. Sie wimmerte immer wieder, weil ihr linker Flügel dabei sehr stark gebogen wurde und es eindeutig schmerzte.

Vier Dämonenwachen hielten ihre Schwerter auf sie gerichtet. Dabei kamen diese der Harpyie mehr als nahe und piekten schon leicht in die Haut. Vier weitere Dämonen waren damit beschäftigt, die Elbenkönigin davon abzuhalten sie weiterhin zu schlagen.

Luzifer und die anderen glaubten wirklich einer optischen Täuschung zum Opfer gefallen zu sein. Es war doch irgendwie unmöglich, dass die Elbenkönigin auf die Wachen im Palast einschlug. Doch das Bild änderte sich nicht, es entsprach tatsächlich der Wahrheit.

„STOPP! Schwerter sofort einstecken!", rief der Höllenfürst nur und machte eine Handbewegung, so das sich die Fessel augenblicklich von der Harpyie löste. „Meran, schau bitte nach der Harpyie. Sie scheint sich den linken Flügel verbogen und verletzt zu haben. Was geht hier vor?", wollte Luzifer sofort wissen.

„Es ist alles meine Schuld. Ich habe nicht an die Schutzzauber gedacht, als ich mit Tinai hierher kam. Und ich hatte ihr noch gesagt, dass sie keine Angst haben muss, wenn sie mit in die Hölle kommt. Und dann so was?", entfuhr es der Elbenkönigin und sie machte sich große Vorwürfe. Dann trat sie auf Tinai zu und wollte sich entschuldigen.

„Lady Loredana, es ist nicht so schlimm. Sie können ja nichts dafür!", kam es von dieser.

Während sich Meran dann um Tinais Flügel kümmerte, berichtete Loredana den Anwesenden die Neuigkeiten und fragte direkt ob Harry das "Amulett da Lar" getragen hatte.

Luzifer, Sirius, Tom, Danilo und auch die anderen sahen die Elbenkönigin mehr als perplex und irritiert an. Sie wussten einfach im Moment nicht wovon Loredana da redete.

„Entschuldigung.", mischte sich nun die Harpyie ein. Sie sprach aber nicht weiter, sondern wartete darauf, zum weitersprechen aufgefordert zu werden.

„Ich bin Lord Luzifer. Darf ich dich Tinai nennen?", fragte er nur.

„Ja, natürlich... Lord Luzifer.", erwiderte sie sofort.

„Du musst nicht warten, bis man dir das sprechen erlaubt. Du bist zwar noch sehr jung und lernst es so, um den Älteren den nötigen Respekt zu zollen. Aber hier ist es nicht erforderlich. Wenn du etwas sagen möchtest, kannst du es direkt tun, wenn gerade niemand etwas sagt. Ist das für dich in Ordnung?", fragte Luzifer.

Tinai sagte nicht sofort etwas. Sie sah erst von Loredana zu Luzifer und auch Sirius und Tom fielen in ihr Blickfeld, bevor sie antwortete. „Ja, gut. Dies hier ist das zweite Amulett. Ist es so, dass der junge Master so ein Amulett getragen hat, als sie aufgebrochen sind?", stellte sie ihre Frage.

Sirius, Tom, Danilo und auch Luzifer dachten angestrengt darüber nach. Doch Sirius und Danilo konnten es beim besten Willen nicht sagen. Auch Tom wusste es einfach nicht. Natürlich hatte er es sehr oft bei Harry gesehen. Dieser hatte es die meiste Zeit auch getragen, so wie die Harpyien es ihm geraten hatten. Aber an diesem Tag hatte er es nicht gesehen. Es war nicht aufgefallen. Außerdem konnte Tom sich wegen der gerade vollzogenen Blutadoption nicht wirklich auf andere Dinge konzentrieren.

So wurde Harrys Blutsbruder wieder sehr nervös und tigerte hin und her. „Ich weiß es nicht... weiß nicht... kann mich nicht erinnern...", murmelte er immer wieder wie ein Mantra. Er schien die anderen gar nicht mehr richtig wahrzunehmen und driftete völlig ab, bis Santana zu ihm trat und ihn fest, aber nicht schmerzhaft im Arm festhielt und erneut ihre Elbenmagie einsetzte, um ihren Sohn zu beruhigen.

Auch Luzifer hatte gegrübelt und nachgedacht, dann sah er ein bestimmtes Bild vor sich. „J-J-JAAAA!", schrie er sehr laut. So zuckten Tom, Sirius und auch noch andere wie z.B. Tinai, verschreckt zusammen.

Jeder der im Raum war, sah erwartungsvoll zu Luzifer rüber.

„Ja, ja, ja, ja...", sagte Luzifer nun im normalen Ton. „Harry trug das Amulett in Hogsmeade. Ich kann mich daran erinnern das ich es gesehen hatte, als wir das Geröll zur Seite räumten, um die Kinder zu befreien.", entfuhr es dem Höllenfürst und er strahlte Loredana regelrecht an. Denn schließlich war sie es, welche die junge Harpyie herbrachte, durch die sie nun mit Harry Kontakt aufnehmen konnten.

„Das ist ja klasse..."
„Großartig".
„Ganz große Klasse".
„Ich bin erleichtert".
„Fantastisch!" Dies waren nur einige Ausrufe, die nun von den Anwesenden zu hören waren.

„Oh, bei Merlins gestreifter Unterhose!", entfuhr es Adam der ebenfalls anwesend war und sich gut von den Verletzungen erholte. Es ging ihm schon recht gut. Er verdankte Luzifer sein Leben. Die Heiler glaubten, dass er es ohne die Hilfe und Maßnahmen des Höllenfürsten wohl nicht überlebt hätte.

„Das ist sehr gut. Nun können sie sehr bald mit ihrem Gefährten sprechen. Sie haben die Möglichkeit ihn zu beruhigen und eventuell wichtige Einzelheiten zu erfahren. Der junge Master wird unser Auge in Hogwarts sein, um wirklich alles zu tun, dass sie ihn bald wieder in die Arme schließen können.", sagte Tinai und nahm das "Amulett da Lar" behutsam in die Hand.

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