98. Zum Trübsal blasen keine Zeit

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Luzifer erschien im Elbenpalast und wurde von den Hauselfenkindern, Harrys Tieren und Heiler Meran überrascht angesehen, weil sie sich gerade in der Eingangshalle befanden. Hauselfen und Tiere waren auf dem Spielplatz gewesen und hatten die Schiffschaukeln stark in Anspruch genommen. Hierbei hatte sich Piero leicht verletzt und wurde deshalb von Meran versorgt.

Harry drückte sich sehr stark an seinen Gefährten und befand sich auf dem Arm von ihm, so das alle sofort registrierten, dass etwas nicht stimmte.

Aus diesem Grund gaben Tamy, Artax, Hedwig, Najala und die anderen beruhigende Geräusche von sich.

„Was ist mit Harry?", entfuhr es Celina. Sie sprach aus was alle dachten oder wissen wollten.

„Nicht jetzt, kleines Fräulein. Meran, würdest du Harry kurz untersuchen?", fragte der Höllenfürst.

„Natürlich.", antwortete dieser direkt.

Keine fünf Minuten später gab Meran Entwarnung, da dem jungen Master körperlich nichts fehlte.

Dies traf natürlich zu, denn Harrys Problem lag auf einer ganz anderen Ebene. Er fühlte sich wieder so stark an sein früheres Leben erinnert und glaubte fast Vernon Dursley direkt vor sich zu sehen, wie er ihn fertig machte und beschimpfte. Genau wie es sein Vater gerade getan hatte und nur weil er wohl nicht seinen Vorstellungen entsprach und schwul war. Was jedoch noch viel schlimmer war, sein Vater hatte es doch tatsächlich gewagt auch Sirius und dann Luzifer zu beleidigen, obwohl er letzteren doch noch nicht mal kannte.

Der Höllenfürst hatte sich im Salon mit Harry auf dem Schoss in einen der Sessel gesetzt und strich ihm unentwegt über den Rücken, um ihn zu beruhigen. Davon bekam dieser jedoch nichts mit, sondern hatte angefangen ganz leise vor sich hin zu reden. Er flüsterte so leise, dass die Anderen es nicht verstehen konnten.

Harrys Tiere versammelten sich um ihren Master, kamen aber weder ihm noch Loredana und Sirius zu nahe, die in dessen Nähe saßen und ihn auch beruhigen wollten. Keiner der Tiere wollte Harrys Zustand verschlechtern oder von Meran, Luzifer oder einem anderen rausgeworfen werden.

Genau dasselbe traf auch auf die drei Hauselfenkinder zu, die sich ganz ruhig und still hinter der Couch aufgereiht hatten und alle beobachteten.


„Ich kann es immer noch nicht glauben! Mein eigener Vater ist so ein engstirniger Spießer und genauso verbohrt wie Dumbledore. Er hat wohl auch die gleichen Ansichten wie dieser. Vermutlich hat sich James von diesem manipulieren lassen, wie alle anderen auch. Aber das auch Lily solche Ansichten teilt und ihm immer folgt, enttäuscht mich am meisten. James müsste als Reinblüter doch wissen was es bedeutet Gefährte zu sein oder magisches Wesen.", kam es in sehr leisem Flüsterton von dem Jungen.

~Ja, eigentlich sollte er das wirklich wissen. Und vor allem sollte er als dein Vater dich unterstützen!~, hörte Harry gerade eine weibliche, wohlklingende Stimme in seinem Kopf. Im ersten Moment hatte er gedacht, es wäre sein Elbisches Ich. Doch dann fiel ihm auf, dass Saria's Stimme ganz anders klang.

~Wer hat das gesagt?~, fragte Harry deshalb.

~Ich...~

~Wer ist denn "Ich" ?", fragte er.

~Dein innerer Engel~

~Oh!~, war alles was Harry gerade so raus bekam.

~Es ist mir wirklich eine Ehre, nun genau wie Dago und Saria voll und ganz zu dir zu gehören.~, erklärte der Engel ihm.

~Wie Dago und Saria? Aber sie haben doch gesagt, dass es eine neue Rasse sein wird – ein DämonenEngel. Wie kann es dann sein, dass ihr noch Zwei seid und euch nicht zu einem einzigen Ich vereinigt habt?~, wollte Harry von ihr wissen. Ja, es war eindeutig eine sie. Aber wie sollte er sie von Saria unterscheiden? 'Am besten wäre es, wenn sie auch einen Namen hätte!', schoss es Harry gerade durch den Kopf.

~Das ist doch eine großartige Idee!~, entgegnete der Engel in Gedanken.

~Wie? Was? Hast du meine Gedanken gelesen?~

~Ja, entschuldige. Das ist eine natürliche Gabe der meisten Engel. Ich kann es nicht abstellen. Tut mir leid!~, gab sie nun ziemlich schuldbewusst von sich.

~Ist schon in Ordnung. Du musst dich nicht entschuldigen.~, kam es von Harry.

~Dein Gedanke mit dem Namen halte ich für eine ganz gute Idee. Wie möchtest du mich denn nennen?~, fragte der Engel deshalb.

~Angel!~, antwortete dieser spontan.

~Irgendwie maßgeschneidert, der Name.~, mischte sich nun Saria ein und konnte ihr Amüsement nicht verbergen.

~Nicht gut?~, fragte Harry sofort. Er fühlte sich irgendwie leicht unwohl.

~Quatsch! Der Name ist richtig, goldrichtig und gefällt mir.~, entgegnete der Engel nur. ~Du bist nun wirklich das außergewöhnlichste und einzigartigste Wesen im Universum... *hihihi* ... kicherte sie. ~Man kann schon sagen, dass du der Gründer, Vater aller DämonenEngel sein wirst.~, teilte sie dem überraschten Harry mit. ~Ach, noch etwas... um auf deine Frage zurück zu kommen, warum wir nun zwei Wesen sind und uns nicht vereinigt haben. Dago existierte schon eine gewisse Zeit in dir, als die Engelsgene und somit dein innerer Engel – also ich – erwachte. Deshalb ist eine Verschmelzung der Gene nicht möglich. Anders ist es z. B. bei euren Kindern, sie werden tatsächlich nur ein inneres Wesen in sich tragen, nämlich das des DämonenEngels.

Nachdem das geklärt war, begannen Angel, Dago und auch Saria mehr oder weniger auf Harry einzureden und ihm deutlich zu machen, dass es doch gerade in der magischen Welt und vor allem bei den magischen Wesen häufiger gleichgeschlechtliche Paare gab und es auch immer wieder geben würde.


Während ihrer kompletten Unterhaltung hatte Harry auf Luzifers Schoss gesessen bzw. schon eher gelegen und war von diesem liebevoll über den Rücken gestreichelt worden. Der Höllenfürst bemerkte sehr wohl, dass sein Kleiner mit seinen Gedanken sehr weit weg war. Aber es ging ihm so ganz gut und das war für ihn das wichtigste. Luzifer strich über Harrys Rücken, unterhielt sich nebenbei mit den Anderen und hörte ihnen zu.

Irgendwann begann sich Harry dann zu regen und schmiegte sich stärker an seinen Gefährten. „Es tut mir leid.", sagte er dann verhältnismäßig leise.

Luzifer und auch Danilo hatten es dank ihrer dämonischen Fähigkeiten trotzdem gehört und sahen ihn überrascht und vor allem fragend an. „Was tut dir leid?", stellte Luzifer dann auch direkt die Frage.

„Das alles. Die Situation im Himmel und das was mein Vater gesagt hat. Das er dich und auch Danilo und Sirius beleidigt hat!", antwortete dieser sofort, sah jedoch seinen Gefährten nicht an.

„Harry.", fing der Höllenfürst an. „Ich möchte nicht, dass du dir wieder irgendwas einredest und die Schuld daran gibst. Denn dies trifft absolut nicht zu. James Potter hat richtig veraltete und eingestaubte Ansichten, die ihm vermutlich sogar von Dumbledore selbst eingeredet oder angehext wurden. Das können wir nicht mehr überprüfen, da dieser schon vor so langer Zeit gestorben ist. Doch eines weiß ich ganz genau. Das ist wohl hundertprozentig oder auch tausendprozentig sicher, wenn das gehen würde. DU hast damit überhaupt nichts zu tun und wirklich keinerlei Einfluss darauf gehabt und deshalb musst und sollst du dich auch nicht entschuldigen oder mitteilen, dass es dir leid tut.", meinte Luzifer.

„Ja, dies haben Dago, Saria und Angel auch schon gemeint.", entgegnete Harry wie selbstverständlich und erntete nur noch mehr fragende Blicke.

„Wer?", kam es deshalb auch von Danilo.

„Oh, ach Dago und Saria... aber wer ist denn Angel?", fragte Luzifer gleichzeitig. Er hatte sich daran erinnert, dass Harry seinen inneren Wesen ja Namen gegeben hatte und er selbst schon mit dem Dämonischen und auch Elbischen Ich, sprich – Dago und Saria – kommuniziert hatte. „Sind es deine inneren Wesen? Dann wäre Angel dein innerer Engel?", fügte er schließlich noch hinzu.

„Genau, richtig".

Nun fiel auch bei Sirius der Groschen bzw. Knut und schlug sich die Hand vor die Stirn. „Aber natürlich. Damit meinst du dein Dämonisches Ich, dass Elbische Ich und dann nach dem Namen nach zu urteilen, dein Engelhaftes Ich!", äußerte er und lächelte seinen Patensohn einfach an.

Nun sagte Harry nichts, nickte seinem Patenonkel aber bestätigend zu.

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Lily lief nun schon eine halbe Ewigkeit hinter ihrem Ehemann her und konnte ihren Frust und Zorn kaum noch unter Kontrolle halten. Dies verstärkte sich noch, wenn sie einen genaueren Blick auf ihre Umgebung warf.

Sie befanden sich gerade auf einer Ebene auf der es wirklich nichts als Sand, Erde, Geröll, Steine, Felsen, Gestrüpp, Grasbüschel und knorrige, alte Bäume zu geben schien, die wirklich alle in tristen Grautönen waren. Auch der Himmel wies die gleichen Farbschattierungen auf. Und dies alles stand im krassen Gegensatz zu dem Erscheinungsbild und den schönen, satten Farben die im Himmel normalerweise herrschten.

„James!", rief sie nach ihrem Mann, der schon ein gutes Stück vor ihr war. „Warum rennst du denn so? Warte bitte auf mich!", fügte sie hinzu.

Doch dieser schien Lily gar nicht zu hören, sondern lief schnurstracks weiter, als würde er etwas erreichen wollen.

„JAMES!", rief sie ein zweites Mal noch etwas lauter.

Wieder keine Reaktion des schwarzhaarigen Mannes. Er blickte wohl nach links oder rechts, um sich nichts entgehen zu lassen und hielt Ausschau nach Häusern, Menschen oder Wesen – irgendwas ...

Jetzt beschleunigte Lily ihren Schritt. Denn erstens wollte sie James nicht verlieren und zweitens war ihr danach, ihm nun ganz gehörig die Meinung zu geigen.

„BLEIB SOFORT STEHEN!!!", schrie sie so laut sie konnte und kam auf ihrem Mann zu.

Dies tat James nun auch tatsächlich und drehte sich zu seiner Frau um, die gerade mit mehr als rotem Kopf auf ihn zukam. 'Boa, wie eine Furie sieht sie gerade aus!', schoss es ihm durch den Kopf und machte mehr aus Reflex ein, zwei Schritte nach hinten.

„James Potter, wage es ja nicht mich noch einmal so zu ignorieren!", fuhr sie ihn an, als sie ihn erreicht hatte.

„Habe ich doch gar nicht!", meinte dieser erst einmal nur und sah Lily mehr als überrascht an. So aufgebracht und zornig hatte er sie noch nie erlebt. Nicht mal, als sie sich in dieser Himmelsvorhalle wieder gefunden und feststellen mussten, dass man sie ermordet hatte.

„Ich bin wirklich sehr wütend auf dich!", gab sie gerade von sich.

„Ja, aber warum denn? Was habe ich getan?", konterte dieser nur.

„Dasselbe wie immer. Du weißt einfach nicht wann es besser ist die Klappe zu halten und nichts zu sagen.", erwiderte sie sehr sachlich.

„Hä?", kam es nicht sehr geistreich von James.

„Ach egal! Ich habe nun wirklich keine Lust dir das näher zu erläutern. Doch eins steht fest, durch deine beleidigenden und bösen Worten hast du den Höllenfürsten und Gefährten unseres Sohnes gegen uns aufgebracht. Du hast unseren Sohn sehr derbe vor den Kopf gestoßen und dafür gesorgt, dass er sich wohl eher von uns distanzieren wird. Denn ich brauche gerade dir als Reinblüter nicht zu erklären, welche Bedeutung Gefährten haben. Na und zur Krönung verärgerst du Gott so dermaßen, dass er uns in diese Einöde verbannt. Echt großartig! Richtig gut, hast du toll hingekriegt!", hielt sie ihrem etwas perplexen Ehemann einen Vortrag.

„Wieso nur ich? Du hast doch auch auf den Jungen eingeredet, um ihn davon abzubringen so abnormal und freakig zu sein!", entgegnete James.

„Schluss jetzt! Für Schuldzuweisungen ist es wohl zu spät. Wir sollten wirklich schauen, wo wir hier sind. Ob es noch andere Lebewesen gibt oder wo wir eventuell erst einmal bleiben können, bis sich das ganze klärt. Aber eines sage ich dir, James. Du wirst jetzt lernen dich zu beherrschen und erst nachdenken, bevor du etwas sagst. VERSTANDEN?", entfuhr es ihr und an ihrer Stimme konnte man hören, wie aufgebracht die Rothaarige immer noch war.

Nun schaute James sie wirklich irritiert und perplex an, denn normalerweise lehnte sie sich nicht gegen ihn auf, sondern sagte eigentlich immer Ja und Amen zu dem was er tat und sagte bzw. anordnete und beschloss.

So marschierten sie weiter und suchten nach irgendwas oder irgendwen. Und Lily fühlte sich momentan richtig gut, weil sie ihm mal gehörig die Meinung gegeigt hatte, obwohl ihre momentane Situation alles andere als rosig war.

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Albus warf gerade wieder eine der Vasen aus seinem Büro gegen die Wand, um seinem Frust gehörig Platz zu schaffen. Gerade mal vor zwei oder drei Minuten hatte dieser vermaledeite Erzengel sein Büro verlassen. Er hatte es schon wieder gewagt eine von ihm erteilte Bestellung zu stornieren, da die Bücher und Materialien gar nicht für die Schule bzw. Schüler waren, sondern für ihn privat und deshalb nicht vom Schuletat getragen wurde.

Hinzu kam dann auch noch, dass diese kleine Göre mit den langen schneeweißen Haaren ihm schon seit mehreren Tagen immer wieder den Schlaf raubte und in seinen privaten Räumen auftauchte, egal wie gut er diese sicherte.

Der Schulleiter überlegte schon seit Tagen, wie er das Dilemma abstellen und dieses Gör vertreiben konnte. Es war ihm allerdings immer noch ein Rätsel, ob sie nun ein Geist war oder nicht. Eigentlich sah sie wirklich nicht aus wie ein Geist. Sie war weder durchscheinend noch körperlos, denn Albus konnte sie berühren und auch richtig anfassen oder festhalten, wie er es ja schon getan hatte. Aber wie sollte sie es sonst schaffen, immer wieder in seinem Schlafzimmer aufzutauchen? Und dann war da noch die Sache mit diesen drei Weasleyjungen und Granger, die ihm zum x-ten Mal aufgesucht und um Hilfe gebeten hatten, um diese bunten Haare und Haut endlich los zu werden. Aber bitte, was sollte er denn da tun? Sie hatten wirklich alles ausprobiert und versucht, doch nichts hatte geholfen. Ja und dann die Sache mit dem Weasleymädchen und ihren teuflischen, abartigen Todesfeegenen. Natürlich hatte er es geschafft, seine Schuld zu vertuschen und alle Beweise zu vernichten. Doch dies änderte nichts an der Tatsache, dass er diese Missgeburt samt Todesfeeanhang nun hier in Hogwarts hatte und wohl auch so leicht nicht wieder los wurde.

Albus hatte sich wirklich schon viele Gedanken darüber gemacht, wie oder vor allem wen er auf diese Weasley-Todesfee ansetzen sollte oder konnte. Die Zwillinge und Ron standen für ihn noch nicht zur Wahl, da er nicht wusste wie sie jetzt zu ihrer Schwester standen. Doch eins wusste er ganz genau, er musste sich etwas einfallen lassen, um die vier Gryffindors von der lächerlichen Farbe zu befreien und sich deren Loyalität zu sichern. Außerdem stand ihm dieser Erzengel im Weg und raubte ihm die Nerven. Und nicht zu vergessen, diese kleine weißhaarige Göre, die er schon fast so nervig fand wie Raphael. Nur das sie nicht so einflussreich war. Im Grunde hatte er aber zum Trübsal blasen und sich bedauern keine Zeit, denn er musste schließlich für seine Probleme eine passende und effektive Lösung finden.

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Schon seit fast zwanzig Minuten suchte Ginny nach ihrer Zaubertrankhausaufgabe, die sie gestern Abend auf ihre Schultasche legte, um sie am heutigen Morgen einzupacken, weil sie diese abgeben musste. Doch nun war sie weg, Ginny konnte sie einfach nicht finden. Als sie die anderen Mädchen danach fragte, bekam sie nur den Hinweis, dass sie gefälligst selber auf ihren Kram aufpassen sollte.

Völlig perplex blickte sie auf Vanessa, Megan und Susan, sagte aber nichts mehr.

Zuerst hatte sie sich so darüber gefreut wieder in Hogwarts zu sein, dass sie über dieses reservierte und zurückhaltende Verhalten der anderen und auch die ein oder andere stichelnde Bemerkung hinweg sah. Doch inzwischen konnte sie es nicht mehr ignorieren oder herunter spielen. Sie und vor allem Todesfee Mali waren in Hogwarts nicht erwünscht, wurden mehr und mehr von allen ignoriert und ins Abseits gedrängt. So war es schon so, dass Mali sich die meiste Zeit zurück zog und ihr nur Unterricht gab. Ginny wurde außerhalb ihres Schlafsaales vom Heiler oder Ministeriumsmitarbeiter begleitet, weil es schon mehrere Zwischenfälle und verdeckte Angriffe auf die Todesfee gegeben hatte.

Ginny fand ihre Hausaufgabe nicht, konnte sie im Grunde auch nicht, weil sie gar nicht mehr existierte. Megan und Susan hatten sie gestern Abend mitgenommen und im Gemeinschaftsraum in den Kamin geschmissen. Sie waren eigentlich mal die besten Freundinnen von Ginny gewesen und verstanden sich die meiste Zeit sogar ohne etwas zu sagen. Doch diese Veränderung bei Ginny hatte wirklich alles geändert. Natürlich tat es ihnen richtig leid, sich Ginny gegenüber so zu verhalten. Doch sie hatten einfach keine andere Wahl, wollten sich selber nicht ins Aus katapultieren. Denn nicht nur die Weasleyzwillinge und Hermine setzten sie arg unter Druck, viel schlimmer war wohl der Schulleiter selbst. Er konnte ihnen das Leben in Hogwarts wirklich zur Hölle machen und hatte es sehr anschaulich und für sie schmerzhaft demonstriert, sollten sie nicht das tun was er wollte und verlangte. Ja, und das taten sie dann auch. Sie arbeiteten heimlich und verdeckt, sorgten immer wieder dafür, dass Ginny solche Missgeschicke passierten oder ihre Hausaufgaben, Pergamente, Federn oder ihre Kleidung verschwanden.

Besonders schlimm traf es den weiblichen Weasleynachwuchs immer in Zaubertränke bei Professor Snape. Dieser hatte sie nach ihrem letzten explodierten Kessel sehr lange angeschaut, den Kopf geschüttelt und sie dann aus seinem Klassenzimmer geschickt, ohne überhaupt eine Erklärung von ihr zu verlangen oder sie zu Wort kommen zu lassen. Severus meinte es keinesfalls böse. Doch momentan waren alle Gemüter einfach viel zu erhitzt, um sachlich und vernünftig darüber zu sprechen.


Schon am nächsten Tag sprach er Albus auf diese Sticheleien und regelrechte Hetzjagd auf Mrs. Weasley an und konnte nur staunen, als dieser ihn anfuhr und anschrie, dass er ihn doch mit solchen Lappalien nicht belästigen sollte. Schließlich hätte er doch als Schulleiter genug zu tun.

Zuerst wanderte nur die eine und dann die andere Augenbraue sehr stark in die Höhe. Aber er verzog keine Miene oder reagierte auf Albus' impulsives Verhalten.


Keine drei Stunden später wurde der Meister der Zaubertränke dann Zeuge einer mehr als heftigen Auseinandersetzung zwischen Ginny, ihren drei Brüdern und Hermine Granger. In Severus machte sich Entsetzen breit, welches er nach außen in keinster Weise zeigte. Die Zwillinge und vor allem Ron machten ihrer Schwester deutlich, dass sie es nicht akzeptierten und mit ihr nichts mehr zu tun haben wollten, seit sie wussten das diese tatsächlich Todesfeegene in sich trug.

Severus konnte die wild herumwirbelnde Magie des Mädchens deutlich spüren und ahnte das es wohl in einer Katastrophe enden würde, wenn er sich nicht einmischte und die Parteien erst einmal trennte. Aus diesem Grund trat er aus der verborgenen Nische in den Gang und erschien wenige Sekunden später direkt hinter Ginny. „Was ist hier los?", schnarrte er und musste innerlich grinsen, weil sich Ron Weasley und Granger erschrocken hatten.

„Gar nichts, Professor!", brachte einer der Zwillinge im ganzen Satz heraus. Auch wenn die Zwei es sich wirklich angewöhnt hatten, sich die Sätze immer gegenseitig zu ergänzen und fortzuführen... Bei Professor Snape taten sie dies nicht.

„Danach sieht es aber nicht aus.", entgegnete dieser nur und musterte vor allem Ron, dem schon alleine davon der Angstschweiß ausbrach.

Ginny sagte gar nichts, sie blickte immer noch total geschockt auf ihre Brüder und die beste Freundin. Jedenfalls hatte sie dies bis jetzt immer angenommen. Ginny war doch immer bei ihnen gewesen und hatte mitgemacht, wenn es darum ging jemanden fertig zu machen. Es hatte ihr wirklich sehr gefallen solchen Druck ausüben zu können oder ihre Macht und Kraft zu demonstrieren. Doch das sie es selbst mal am eigenen Leib erfährt was es heißt fertig gemacht, abgelehnt und ausgegrenzt zu werden, hätte sie niemals erwartet. Am schlimmsten war es aber wohl, dies von der eigenen Familie zu erfahren.

„Ich denke, sie kehren jetzt auf der Stelle in ihren Turm zurück.", sagte der Tränkemeister.

Dieser Aufforderung wollten sie alle sofort nachkommen.

„Mrs. Weasley, kann ich sie einen kurzen Moment sprechen?", fügte Snape direkt hinzu und sah Ginny kurz an.

„Natürlich Professor.", entgegnete sie sofort.


Ohne noch weiter auf ihren Professor oder Ginny zu achten, machten sich Fred, George, Ron und Hermine aus dem Staub. Sie wollten der widerlichen Fledermaus entfliehen, bevor dieser auf die Idee kam ihnen wieder Punkte abzuziehen.


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