120. Geständnis

87 4 2
                                    

Severus wusste nicht mehr wie lange er nur so dagesessen und nachgedacht hatte. Doch als er zufällig einen Blick auf die Standuhr warf, sprang er hektisch auf. Er hatte nur noch zehn Minuten, bis er geholt werden würde. Sehr eilig lief Severus in das Bad. Er hatte keinen Blick für den Raum, am Waschbecken machte er sich nur schnell frisch, zum duschen war nicht mehr genug Zeit. Anschließend trat er an den Kleiderschrank und öffnete diesen. Er war schon überrascht, als er dessen Inhalt kurz unter die Lupe nahm und für ihn passende Kleidung fand. Severus entschied sich für eine schwarze Stoffhose und einen ebenfalls schwarzen Pullover. Ihm blieb gerade noch genug Zeit, um sich einmal die Haare zu kämmen. Dann klopfte es schon an seiner Tür.

„Herein.", sagte er nur.

„Amber ist hier, um Mister Snape zum Wintergarten zu bringen.", teilte die Hauselfe dem Tränkemeister mit.

„Ja, vielen Dank.", entgegnete er.

Severus machte sich nicht die Mühe, sich den Weg merken zu wollen. Er glaubte nicht, dass er hier öfter zu Gast sein würde. Kurze Zeit später erreichten sie den Wintergarten. Hier verabschiedete sich Amber sehr höflich von ihm, nach dem sich Severus nochmals bedankt hatte. Die Hauselfe verschwand mit eine "Plopp", erst dann betrat Severus den Wintergarten. Sein erster Gedanke bei dem Anblick war, 'Das sieht echt gemütlich aus'.

Ungefähr in der Mitte des Raumes befand sich eine wirklich große Couchlandschaft, mit einer Vierercouch und einer Dreiercouch, insgesamt drei Zweisitzer und fünf einzelne Sessel, hinzu kamen weiche Matratzen und viele Kissen an der linken Seite. Umgeben war das ganze dann von einer wirklich imposanten und einzigartigen Pflanzenwelt.

Luzifer und Harry saßen schon auf der Matratzenlandschaft und schienen etwas miteinander gekuschelt zu haben. Jedoch erhob sich der Höllenfürst sofort, als der Tränkemeister den Wintergarten betrat. „Es freut mich wirklich, dass sie der Einladung gefolgt sind und wir uns noch einmal persönlich bei ihnen für die Rettung von Sirius und der Drillinge bedanken können. Auch gilt mein Dank ihrem Einsatz und der Hilfe, die sie meinem Gefährten während seines letzten Aufenthaltes zuteil werden ließen.", sagte Luzifer.

„Aber das war doch selbstverständlich, Lord Luzifer.", entgegnete dieser, nun doch ein wenig verlegen.

„Nun, dies sehe ich nicht so. Vor allem haben sie sich durch ihre Rettungsaktion selber geoutet und als magisches Mix-Wesen zu erkennen gegeben. Darf ich fragen um welches magische Wesen es sich handelt?", wollte der Höllenfürst wissen.

„Dunkelelb.", antwortete Severus ohne zu zögern. „Ich bin 60 Prozent Mensch + 40 Prozent Dunkelelb.", erklärte er.

„Oh, ein Dunkelelb. Ich bin angenehm überrascht und freue mich ihre Bekanntschaft zu machen.", kam es von Luzifer, während er ihm seine Hand zum Gruß reichte.

Severus nahm die Hand sofort an und schüttelte sie kurz.

„Meran, unser Dämonenheiler ist wirklich von ihrer Heilmagie überrascht und begeistert.", meinte nun Harry und dankte dem Tränkemeister ebenfalls und reichte ihm die Hand.

Gerade in diesem Moment kam Levin herein, nachdem er kurz geklopft hatte. Luzifers Sekretär musste ganz dringend mit dem Höllenfürst sprechen. Er entschuldigte sich mehrmals und gab an, dass es sehr wichtig wäre und keinen Aufschub zuließ.

So entschuldigte sich der Höllenfürst bei Harry und Severus und verließ zusammen mit Levin den Wintergarten.

Severus bemerkte sofort, dass der Kleine sehr unsicher war. Er wollte den Jungen auf keinen Fall erschrecken – verhielt sich deshalb erst mal ruhig und zurückhaltend. Er ließ sogar zu, dass Ray ihn eingehend studierte und musterte und zwar von oben bis unten oder war es umgekehrt?

Harry fühlte sich gerade etwas überrumpelt, nachdem Lu gerufen wurde und er sich nun mit seinem Tränkelehrer ganz alleine im Wintergarten befand. „Möchten sie etwas von der Hölle sehen? Es gibt hier wirklich ganz tolle Dinge, die man nirgendwo sonst zu Gesicht bekommt?", fragte Harry etwas zaghaft.

„Oh ja, sehr gerne!", erwiderte Severus.

„Gut.", war alles was der Jüngere dann noch sagte. „Kiki!", rief er eine der Hauselfen.

Fast im gleichen Augenblick machte es Plopp, kündigte das erscheinen einer Hauselfe an. „Was können Kiki für jungen Master tun?"

„Ich möchte dem Professor etwas von der Hölle zeigen. Bitte gebe Vico und Adam Bescheid, dass ich sie hier brauche.", antwortete Harry.

„Natürlich. Kiki werden Auftrag sofort erledigen.", antwortete sie noch und war im nächsten Augenblick verschwunden.

„Nun müssen wir eben auf die Beiden warten. Ich darf nämlich nicht alleine in gewisse Bereiche der Hölle – viel zu gefährlich sagen alle, vor allem Lu.", erklärte er dem Anderen.

„Das ist sehr vernünftig. Ich kann mir vorstellen, dass ihr Gefährte und auch alle anderen da vollkommen Recht haben.", meinte Severus. Er freute sich schon richtig darauf, denn er war noch nie in der Hölle gewesen.

„Möchten sie vielleicht etwas trinken oder essen?", kam es von Harry, um die Zeit zu überbrücken und die Stille zu durchbrechen.

„Nein, vielen Dank. Im Augenblick möchte ich nichts.", entgegnete Severus direkt.

Es dauerte nur wenige Minuten, dann klopfte es erneut an die Türe zum Wintergarten.

„Kommt ruhig rein. Wir erwarten euch schon.", kam es von Harry, der die beiden Leibwächter durch die Glastür schon hatte kommen sehen.

So traten sie ein, deuteten eine kleine Verbeugung vor Harry an und begrüßten danach auch den Tränkemeister. Sie teilten ihm mit, dass es ihnen eine Freude wäre, ihn hier im Höllenpalast begrüßen zu dürfen.

„Ich möchte dem Professor einige einzigartige Orte in der Hölle zeigen, mit Tieren und Wesen, die es sonst nirgendwo gibt. Vor allem interessieren ihn Pflanzen und andere Dinge, die für Tränke usw. verwendet werden können.", teilte Harry den Beiden gerade mit.

Vico und Adam sahen sich an, besprachen sich kurz, dann nickten sie dem Jungen zu. „Kein Problem. Der Professor wird begeistert sein und vermutlich aus dem Staunen nicht mehr rauskommen.", sagte Adam sofort.

Natürlich behielt der Dämon mit seiner Äußerung recht, denn Severus Snape war schon nach kurzer Zeit völlig überrumpelt und aus dem Häuschen. Der Tränkemeister konnte es wirklich nicht fassen.

Sie besuchten die unterschiedlichsten Gegenden mit Wäldern, Feldern, Dörfern und Städten, Vulkanen & Geysiren, verschiedenen Meeren und Seen, in denen in den seltensten Fällen blau/grünes Wasser war. Wie z.B. die sieben Seen – eine der härteren Bestrafungsorte in der Hölle, da die Verurteilten für sehr viele Jahre in der Flüssigkeit schwimmen mussten, die sie nicht mochten oder vertrugen wie Milch, Kakao, Orangensaft oder auch Cola.

Es ging auch zu den Sümpfen von Terkterk, in denen die "untoten Skelette" zu Hause waren. Während ihres Aufenthaltes erzählte Harry dem Professor, dass er bei seinem ersten Besuch zehn der Untoten gewandelt und ihnen so ihren inneren Frieden wieder gegeben hätte und das alle nicht hundertprozentigen Dämonen nur maximal zwölf Stunden hier bleiben konnten, danach für immer da bleiben mussten.

In den Steppen von Hellos mit seinem ausgedörrten Gras und Sträuchern entdeckte Severus die Hellos, eine spezielle Pferderasse. Feuerpferde, deren rot-gelborange flimmernde Pferdekörper komplett aus Feuer bestand.

Dunkel rötlich schwarzgraue Wolken am Himmel, der nicht im schönen blau erschien, sondern eher in einem triefenden grau. Die gleiche Farbe setzte sich am Boden fort. So weit man sah nur Felsen und Steine in den verschiedensten grauen und schwarzen Tönen. Die einzige Unterbrechung bildete leuchtend rote flüssige Lava, die wie Bäche und Flüsse zwischen den Steinen und Felsen entlang floss. Und mitten in dieser Felsenlandschaft befanden sich dunkle meist schwarze Pferde, deren Leib fast komplett von roten Fäden durchzogen waren, und ein klein wenig an Blutbahnen erinnerte und auch die Augen der Tiere waren vollkommen rot – leuchtend rot.

„Das "Land ohne Hoffnung" für wirklich sehr böse Menschen und Kreaturen. Sie können das Land nicht verlassen, jedoch kann auch kein Nicht-Verurteilter es betreten.", meinte Harry und berichtete dem Tränkemeister alles was er selber gehört und erfahren hatte. „Diese pferdeähnlichen Kreatur nennt man Presco. Sie stehlen den Verurteilten jede Hoffnung und sogar den allerkleinsten Hoffnungsschimmer. Sie lassen einfach nichts zurück, außer Hoffnungslosigkeit. Davon leben sie, nähren sich daran, ähnlich wie Dementoren es mit glücklichen Momenten machen.", fügte er hinzu.

Severus war genauso beeindruckt wie Harry damals von der Vielfalt der Flora und Fauna, den Pflanzen, Sträuchern, Gewächsen, Bäumen und Blumen, die es teilweise nur hier in der Hölle gab. Immer wieder konnte Harry dieses leuchten und funkeln in Professor Snapes Augen erkennen, wenn er neue und vor allem ihm unbekannte Pflanzen, Gewächse, Pilze, Blumen usw. zu Gesicht bekam.

Genau zwei Stunden hatte die komplette Besichtigungstour gedauert und hinterließ einen sehr ruhigen und nachdenklichen Tränkemeister, der all diese Eindrücke und Erlebnisse noch verarbeiten musste.

Kurze Zeit später brachten die beiden Dämonen ihren jungen Master und den Tränkemeister direkt ins große Vogelhaus am Höllenpalast – Harrys großer Stolz, denn die Papageien und weitere Exoten, die hier lebten, hatten gerade Nachwuchs bekommen. Da gab es einige kleine Papageien und Aras, Kakadus, Kraniche und weitere Vögel, auch magische wie z. B. Bangtous. Diese komplett dunkelblauen Vögel hatten große Ähnlichkeit mit Tauben, ihre Federn wurden in verschiedenen Heiltränken benötigt. Die Heilwirkung wurde sogar noch verstärkt und gesteigert, wenn sie freiwillig, ohne Gewalt, gegeben wurde.

Harry versuchte wirklich jeden Tag mindestens einmal kurz zu ihnen zu kommen und nach ihnen zu schauen. Dies war schon regelrecht zu einem Ritual geworden, bei dem vor allem die blauen Bangtous sich angewöhnt hatten, ihre ausgefallenen Federn persönlich bei Harry abzuliefern und sich eine kleine Streicheleinheit bei diesem abzuholen. Dabei störte es sie überhaupt nicht, dass oft noch andere bei ihrem Master waren, so wie jetzt Severus Snape.

Dem schwarzhaarigen Tränkemeister klappte dann auch kurz die Kinnlade herunter, als er sah wie die Bangtous dem Jungen persönlich ihre Federn brachten und mit einer Streicheleinheit belohnt wurden.

Als dann wohl an die fünfzehn Vögel gleichzeitig kamen, konnte Harry sie gar nicht alle gleichzeitig streicheln und kraulen, so das mehrere Bangtous ihre Federn Severus gaben und von diesem automatisch gestreichelt wurden. So bekam der Tränkemeister am Ende insgesamt siebzehn Bangtousfedern – ein kleines Vermögen, wie Severus wusste. Schließlich kannte er sich mit den Preisen sehr gut aus.

Harry rief eine Hauselfe, die ihm die Federn sofort abnahm. Auch Severus wollte seine Bangtousfedern abgeben, wurde aber von diesem davon abgehalten. „Nein Professor. Diese Federn gehören ihnen, diese haben sie sich redlich bei den Bangtous erstreichelt und verdient.", sagte Harry nur.

„Das kann ich nicht annehmen! Sie sind wirklich sehr wertvoll".

„Ja und. Wir bekommen jeden Tag sehr viele davon und leiten sie weiter an einige Dämonenlabors oder verkaufen sie. Es freut mich wirklich, wenn sie diese gut gebrauchen können.", konterte der Junge. „Reden wir nicht mehr davon. Kiki, würdest du diese Federn bitte in Professor Snapes Zimmer bringen!", wandte er sich direkt an die neben ihm stehende Hauselfe.

„Natürlich, Master. Kiki erledigen es sofort.", erwiderte diese und verschwand im nächsten Augenblick.

Nun zeigte Harry seinem Professor verschiedene Exoten und auch die kleinen Papageien... fing immer wieder an, die Vögel zu streicheln, die zu ihm kamen.

Gerade setzte sich der Junge auf die Bank, die zum verweilen einladen sollte. Dabei blickte er den Professor nachdenklich an. Er beobachtete, wie dieser sich ebenfalls auf die Bank setzte – ganz ohne Kommentar oder etwas zu machen.

„Professor Snape?", begann Harry nach einem kurzen Augenblick, hielt dann aber inne, sah auf den kleinen rot-blauen Papagei auf seinem Schoss und streichelte ihm immer wieder über sein Gefieder.

„Ja?", erwiderte der Angesprochene direkt.

„Ich... ich weiß nicht wie ich anfangen soll.", meinte Harry nur.

„Am besten sagen sie es direkt heraus.", erwiderte Severus spontan.

„Gut.", entgegnete er und sah wieder zum jungen Papagei. „Ich ... also ... nun ... boah ist das schwer".

Jetzt wurde Severus extrem neugierig, bedrängte den jungen Lord jedoch nicht. Er wusste, dass es diesem sonst wahrscheinlich noch schwerer fallen würde. So wartete der Tränkemeister einfach ab.

Harry holte einmal tief Luft. Er hatte schon seit Sirius' Rettung beschlossen, dem Tränkemeister die Wahrheit über seine wahre Identität mitzuteilen. Harry fühlte sich einfach dazu verpflichtet. Er wollte es auch als Dankeschön tun und dem Professor die Chance geben mit sich und dem Thema Harry Potter ins Reine zu kommen.

Es entstand eine Pause, in der niemand etwas sagte.

Dann nach ungefähr zwei Minuten brach Harry die Stille, als er zu reden anfing. „Professor, können sie sich noch an unsere Unterhaltung am Ufer des Sees in Hogwarts erinnern?", wollte er wissen.

Dieser schaute kurz überrascht, überlegte und nickte Harry dann zu.

„Sie haben mir gesagt, dass sie sich gerne mit Harry Potter ausgesprochen und ihm geholfen hätten...", begann Harry, sah den Anderen aber nicht an, weil er Angst hatte dann den Mut zu verlieren. „Ihr Gefühl, dass Harry sie abgrundtief gehasst haben musste ist wirklich nicht wahr. Ganz im Gegenteil, er hat sie sehr bewundert.", fügte er hinzu.

„Was? Woher? Wie können sie das sagen?", brachte Severus ziemlich perplex heraus.

„Ich weiß es. Harry hat sie wirklich nicht gehasst – nie ... nicht einmal. Er hat sie total bewundert und hätte es gerne gesehen, wenn sie ein paar nette Worte für ihn übrig gehabt hätten.", kam es von Harry.

„Woher wollen sie das wissen? Sie haben den jungen Mr. Potter doch gar nicht gekannt.", meinte Severus. Natürlich wusste er es besser, doch er wollte sehen was dieser tat, wie er reagierte.

„Doch Professor Snape. Das weiß ich sehr wohl und ich kenne Harry James Potter besser als jeder andere, denn ich ...". An dieser Stelle hielt Harry einmal kurz an, um erneut tief Luft zu holen. „Ich bin ... nein ich war Harry Potter.", teilte er dem Ältern mit.

„WAAASSS???!" Severus hatte keine Mühe überrascht zu tun, in gewisser Weise war er es auch, denn schließlich war es bis jetzt nur eine Vermutung gewesen. Die Bestätigung verschlug ihm doch leicht die Sprache. „Sie ... sie sind tatsächlich Harry Potter?", fragte er.

„Ja, bin ich. Ich möchte mich vor allem bei ihnen entschuldigen, dass ich es damals in Hogwarts nicht gleich gesagt habe. Es lag nicht daran das ich ihnen nicht vertraut habe, ganz im Gegenteil, dies tat ich sehr wohl. Doch damals konnte ich einfach noch nicht darüber sprechen. Wie sie ja wissen, war meine Kindheit alles andere als schön oder leicht." Wieder musste sich Harry unterbrechen. Es liefen ihm nun sogar vereinzelte Tränen die Wangen herunter.

Severus drehte sich spontan zu ihm, sah dessen Tränen und nahm ihn einfach in den Arm, strich über seinen Rücken. „Sssschsch ... es ist gut, Harry. Weine dich ruhig aus, dass tut dir gut.", meinte der Tränkemeister. Am Ende wusste er nicht mehr, wie lange er den weinenden Jungen einfach nur im Arm gehalten hatte.


„Was ist passiert?", entfuhr es Luzifer, als er seinen Gefährten und den Tränkemeister so im Vogelhaus vorfand.

„Ich habe ihm nichts getan!", rief Severus sofort.

„Das weiß ich, sonst würde er sich von ihnen kaum in den Arm nehmen lassen.", erwiderte der Höllenfürst.

„Er hat mir die Wahrheit gesagt. Harry hat mir gesagt, wer er einmal gewesen ist.", antwortete Severus und ließ den Jungen los, wollte ihn zu seinen Gefährten schieben. Doch Harry klammerte sich extrem an seiner Kleidung fest, so das dies nicht klappte. „Er lässt nicht los, klammert sich fest.", gab der Tränkemeister von sich. Es war für ihn schon ein komisches Gefühl, dass sich der Junge nun an ihm festhielt, anstatt zu seinen Gefährten zu wechseln.

„Das ist schon in Ordnung. Harry und auch seine inneren Wesen akzeptieren sie, fühlen sich bei ihnen wohl".

„Seine inneren Wesen. Wie viele sind es? Natürlich spüre ich bei ihm eine sehr außergewöhnliche Aura und Magiesignatur. Ich dachte mir, dass es sich wahrscheinlich um mehr als ein Wesen handelt.", erklärte Severus und wurde durch die Äußerung von Luzifer an dieser Stelle unterbrochen.

„Es sind drei Wesen. Es ist eine wirklich einzigartige Kombination, die sowohl seine außergewöhnliche Aura wie auch Magiesignatur erklärt.", fuhr der Höllenfürst dem anderen dazwischen.

„Drei Wesen.", wiederholte Severus und blickte auf den Jungen, der in seinen Armen lag und dort eingeschlafen war. „Er ist tatsächlich eingeschlafen.", entfuhr es ihm sehr leise.

Nun sah auch Luzifer auf seinen Kleinen. „Tatsächlich.", war alles was er dazu sagte.

„Ich hoffe, sie verstehen das ich ohne Harrys Einverständnis keine genaueren Angaben mache, und ihnen auch nicht die einzelnen Wesen verrate. Ich möchte meinem Kleinen da nicht vorgreifen. Ich weiß auch nicht, ob er es ihnen mitteilen will. Es ist eine Sache ihnen die Wahrheit wegen seiner wahren Identität zu sagen, aber das mit seinen Wesen und alles was damit zusammenhängt, erfahren sie wenn er damit einverstanden ist und es möchte.", erklärte Luzifer.

„Aber natürlich. Das ist doch selbstverständlich und nachvollziehbar", erwiderte Severus nur.

Der Höllenfürst und Severus unterhielten sich danach über dies und das, wählten einfache aber interessante Themen wie z. B. die Tränkebrauerei. Natürlich würden viele entsetzt schauen und es nicht als ein einfaches Thema bezeichnen, doch die beiden anwesenden Männer taten dies durchaus.

Irgendwann begann sich Harry dann wieder zu regen. Er streckte sich genüsslich in den Armen des Tränkemeisters, eine Tatsache die diesem nun doch etwas peinlich war, weil dessen Gefährte direkt neben ihm saß.

Harry brauchte einen kleinen Moment, um zu registrieren wo er war und dann im Gesicht dunkelrot zu werden. Doch er sagte zunächst nichts, blickte die beiden Männer nur nacheinander an.

---****---

Schon seit Tagen fühlte sich Sagona unwahrscheinlich gut. Er hätte es selber nicht für möglich gehalten, dass ihm das Leben in der Muggelwelt und vor allem fast auf der Straße so gefiel, obwohl er eigentlich immer sehr sauber und korrekt war. Ja, man konnte schon sagen, dass er einen richtigen Reinlichkeitsfimmel hatte – für einen Dämonen schon etwas außergewöhnlich. Dies bezog sich nicht auf die normalen Dinge wie duschen und seine Räume sauber halten. Nein, bei Sagona war es etwas stärker, zeigte sich in einer tadellosen und blitzsauberen Wohnung, die täglich geputzt wurde, mindestens zweimal duschen am Tag und wohl vier bis fünfmaliges umziehen waren für Sagona normal gewesen.

Doch dies gehörte nun der Vergangenheit an. Der Dämon achtete immer noch auf korrektes Aussehen und saubere Kleidung, doch das andere zählte nicht mehr. Im Grunde wusste er selber nicht wie das passieren konnte, schob es einfach auf den Konsum verschiedener Drogen, die er nach und nach ausprobiert hatte. Mit unterschiedlichen Wirkungen, wie er selbst bemerkte. Hierbei fiel ihm die besondere Kraft auf, die er anscheinend dank der Drogen entwickelt hatte. Er brauchte dabei nicht mal seine Dämonenfähigkeiten nutzen. Tat er dies aber doch, war die Wirkung enorm.


Gerade erst waren Sagona, Micha und TomTom am alten Güterbahnhof angekommen, um sich mit weiteren Freunden zu treffen. Doch von den Anderen war niemand da.

Das lag vermutlich an der Gruppe von insgesamt acht Jugendlichen, die es sich an ihrem Lieblingsplatz gemütlich gemacht hatten.

„Hey Leute, lasst uns lieber verschwinden. Die Gruppe da sieht irgendwie nach Ärger aus.", flüsterte Micha den anderen relativ leise zu. Er wollte schließlich nicht, dass die ihn hörten und auf sie aufmerksam wurden.

TomTom und Micha wollten direkt kehrt machen. Sie konnten den Ärger regelrecht in der Luft riechen und wussten das die Jugendlichen es darauf anlegen würden und sie "aufmischen" wollten. Schließlich fühlten sie sich in einer Gruppe viel stärker und hatten auch garantiert irgendwelche Waffen dabei, die dieses Gefühl bestärkte.

Doch dazu war es zu spät, denn sie waren längst von ihnen entdeckt worden.

„Na, was haben wir denn da?", kam es von einem sehr großen und bulligen Jungen von vielleicht 18 Jahren.

Zwei oder drei der Jugendlichen begannen hämisch zu lachen, die anderen grinsten einfach nur.

„Wir wollen keinen Ärger und verschwinden einfach wieder, okay?", fragte TomTom und beobachtete die Anderen sehr genau. Er wollte schließlich nicht von einem Angriff überrascht werden.

„Na, Opa ... wer sagt dir denn, dass wir das wollen?", konterte der Große mit schleimig freundlicher Stimme.

„Mensch, wir haben euch nichts getan. Also lasst uns in Ruhe.", erwiderte Micha.

„Ihr solltet lieber verschwinden, so lange ihr es noch könnt.", kam es von Sagona und sah die acht Jugendlichen abschätzend an.

Diese fühlen sich überlegen und sicher, weil sie tatsächlich verschiedene Waffen dabei hatten. Hinzu kam, dass sie sich acht gegen drei auch noch mehr als in der Überzahl befanden.

„Was willst du Penner denn? Frech werden?", kam es von einem der Jugendlichen.

„Hey, bleib doch cool Mann, wir wollen keinen Ärger.", bat Micha. Er wollte die Anderen mit sich ziehen, um von hier zu verschwinden. Jedoch schien den Jugendlichen dies nicht sonderlich gut zu gefallen, versperrten ihnen sofort den Fluchtweg und grinsten sich einen.

'Boah ... da würde ich jetzt am liebsten voll reinhauen, so das sie direkt K.O. zu Boden gehen', schoss es Sagona durch den Kopf.

„Hört doch auf. Wir haben euch doch nichts getan.", versuchte nun auch TomTom das nahende Unglück abzuwenden, jedoch mit sehr geringem bis gar keinem Erfolg.

Und dann fingen die Jugendlichen an Micha hin und her zu schieben, stießen irgendwann sehr fest zu, so das dieser sich nicht mehr halten konnte und zu Boden ging. Mehrere Jungen grölten richtig vor Schadenfreude.

Dies war der Zeitpunkt, an dem Sagona der Kragen platzte. Er unterdrückte seinen inneren Dämon nicht mehr – ließ ihn einfach an die Oberfläche kommen.

Was dann geschah, passierte so schnell, dass die Anderen es gar nicht richtig sehen und registrieren konnten.

Sagonas Dämon übernahm die Führung, setzte all seine Fähigkeiten ein und verließ sich vor allem auf seine große Kraft und enorme Schnelligkeit. So schlug er sie alle mit jeweils nur einem Schlag nieder, woraufhin sie einer nach dem anderen zu Boden gingen. Sagona stand wieder an seinem Platz, als der Erste auf den Boden aufkam, so das es aussah, als würden sie einfach so umfallen und das ganz ohne fremdes Zutun.

Noch bevor einer der Acht wusste was los war oder darauf reagieren konnte, lagen sie bewusstlos auf dem Boden. Mittendrin TomTom, Micha und Sagona, der sich als einziges einen Reim darauf machen konnte.

„Was ist denn nun los? Wieso sind die denn wie die Fliegen einfach umgekippt?", fragte Micha völlig perplex und sah dabei von seinen Freunden zu den am Boden liegenden Jungen, die sich nicht rührten.

„Ich habe keine Ahnung. Aber lasst uns verschwinden, bevor die wieder aufwachen und blöde Fragen stellen, die wir doch auch nicht beantworten können.", entgegnete TomTom und drehte sich um. Er wollte einfach nur gehen.

„Gute Idee.", erwiderte Micha und kratzte sich immer noch irritiert am Kopf. Er konnte sich die Geschehnisse einfach nicht erklären.

Sagona sagte überhaupt nichts dazu, bekam aber das Dauergrinsen nicht mehr aus seinem Gesicht und dachte erneut an Lord Luzifer, dem Höllenfürst – seiner ersten und einzigen wahren Liebe. Und genau in dem Moment stand für ihn fest, dass er einfach alles dafür tun musste, um den Höllenfürst doch noch für sich zu gewinnen und diesen mickrigen Zwerg an dessen Seite ein für alle Mal aus dem Weg zu räumen. Dabei würden ihm die Drogen enorm gute Dienste erweisen, da sie seine Kraft und Fähigkeiten um ein vielfaches erhöhten.

Noch bevor einer der Jugendlichen erwachte, verschwanden die drei Freunde, um die anderen zu suchen und ihnen von diesem mysteriösen Phänomen zu berichten und ihren kleinen Sieg zu feiern.

Schritte in ein besseres LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt