22. Kleine Aufmerksamkeit

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Meran nahm die kleine Hauselfe auf den Arm und brachte sie zur elterlichen Wohnung, wo auch schon leichte Aufregung herrschte, weil die beiden Jungen zurück kamen und Celina nicht dabei war.

Celia und Botan schlossen ihre Kleine glücklich in die Arme und gerieten aus dem Häuschen, als sie erfuhren das Celina den kleinen Master gefunden hatte und die Suche beendet werden konnte.

An diesem Tag bekam keiner Luzifer und Harry mehr zu Gesicht.

Der Höllenfürst hatte Harry erst einmal ins Bett gepackt und gut zugedeckt. Er legte sogar noch drei Wärmflaschen mit rein, damit ihm wieder wärmer wurde.

Ungefähr eine Stunde geschah nichts. Luzifer saß im Sessel neben dem Bett und las in einem Buch.

„SIRIUS!", schrie Harry plötzlich.

Der rot-schwarzhaarige Mann zuckte sehr heftig zusammen, als Harry den Namen schrie. Er hatte einfach nicht damit gerechnet.

Es dauerte nicht lange und Harry bewegte sich unruhig unter der Decke, schob sogar die einzelnen Wärmflaschen weg, so das eine zu Boden fiel.

Darauf achtete Luzifer allerdings nicht. Er sah nur ununterbrochen zu Harry, registrierte jede Veränderung. Ihm war klar, dass der Junge einen Alptraum hatte und er ihm nicht wirklich helfen konnte. Seine Versuche Harry zu wecken waren bis jetzt gescheitert und ließen Luzifer etwas nervös werden.

Harrys Augen bewegten sich permanent unter den geschlossenen Lidern und signalisierten, dass er wohl bald aufwachen würde.

Und Luzifer sollte damit recht haben. Nur kurze Zeit später fuhr Harry in die sitzende Position hoch. „NEIN... Sirius komm zurück... nicht alleine lassen...", entfuhr es ihm relativ laut.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte Harry dann auf Luzifer, der sich aus dem Sessel erhoben hatte. Die Augen des Jungen fuhren hin und her, versuchten irgendwas zu fokussieren.

Jedoch konnte Luzifer sehen, dass es anscheinend mit dem fokussieren nicht klappte. Der Höllenfürst vermutete, dass Harry ohne Brille so gut wie nichts sehen konnte. „Harry, beruhige dich. Ich bin es, Luzifer.", sagte er um dem Jungen zu zeigen, wer er war.

Und es zeigte auch Wirkung.

„Luzifer?", brachte dieser heraus und beruhigte sich ein klein wenig. „Es tut mir leid. Ich verursache immer nur Ärger und Probleme!", entfuhr es Harry, zitterte dabei etwas.

„Was redest du denn da? Du hast keinen Ärger gemacht, sondern nur schlecht geträumt.", erklärte Luzifer.

„Habe ich sie geweckt, Sir? Das tut mir leid. Ich wollte niemanden wecken.", entgegnete Harry.

„Oh Harry, du hast mich doch nicht geweckt. Ich habe gelesen.", brachte Luzifer heraus. Dabei setzte er sich vorsichtig auf die Bettkante und nahm nach einem kurzen Augenblick Harry einfach in den Arm. Er spürte wie der Junge sich dabei versteifte, aber nichts dagegen tat und sich nicht wehrte. „Ach Harry. Warum redest du dir nur immer solchen Unsinn ein?", fragte der Höllenfürst. Im Grunde wusste er die Antwort ja. Für Harry war es kein Unsinn, sondern seine von Anderen eingeimpfte und eingeprügelte Wirklichkeit. Deshalb wollten er und all seine Leute den Jungen vom genauen Gegenteil überzeugen und es ihm beibringen.

Der Dämon hatte angefangen seinen kleinen Gefährten liebevoll im Nacken zu kraulen, strich auch immer wieder beruhigend über seinen Rücken und war einfach nur froh, dass er Harry wieder hatte. Während er dies tat, geriet er ungewollt ins grübeln. 'Jetzt hat mein Kleiner wieder diesen Namen erwähnt, ihn sogar laut geschrien. Wenn ich nur wüsste, wer dieser Sirius ist? Er scheint Harry wirklich viel zu bedeuten. Am besten wird es sein, wenn ich mich mal nach diesem Sirius erkundige. Ich werde Harry fragen wie er mit Nachnamen heißt, denn sonst kann ich ihn natürlich nicht finden.', gingen ihm die Gedanken durch den Kopf.

Allmählich beruhigte sich Harry. Er lag einfach in Luzifers Armen, ließ sich von diesem kraulen und streicheln und fand es zu seiner eigenen Verblüffung richtig schön und genoss es.

„Hey! Geht es dir wieder besser? Hast du Schmerzen? Tut dir etwas weh, der Kopf vielleicht?"

Jetzt sah Harry zu dem Mann auf und schüttelte leicht seinen Kopf. „Es tut nichts weh. Ich habe keine Schmerzen".

„Mmmh.", war alles was Luzifer von sich gab. „Aber es ist eine Tatsache, dass du ohne Brille fast nichts sehen kannst. Habe ich recht?"

Harry riss die Augen sehr weit auf und starrte ihn nur an. Und genau dieses Verhalten signalisierte Luzifer, dass er mit seiner Vermutung richtig lag.

„Also um ehrlich zu sein. Es ist etwas schwierig es in die richtigen Worte zu fassen.", begann der Höllenfürst und drückte den Jungen unbewusst etwas näher an sich. „Du wurdest sehr schwer verletzt, auch am Kopf. Diese Verletzung, ein Schädelbruch, wird dir immer mehr Probleme bereiten und muss behandelt werden, da es sonst zu eventuellen Spätfolgen führen kann, wie z. B. den Verlust der Sehkraft".

Harry blickte ihn mit großen Augen an, brachte nur ein sehr leises „Wie?" heraus.

„Es gibt nur die Behandlung mit einem komplizierten Trank. Dieser ist wirklich ekelhaft und muss insgesamt 10 Tage eingenommen werden und bereitet auch Schmerzen. Die Augen wären in der Zeit komplett verbunden, da der Trank sonst nicht seine volle Wirkung entfalten kann.", berichtete Luzifer ihm.

„Dann sehe ich nichts. Ich bin völlig blind!", entfuhr es Harry. Aber es war so leise, dass Luzifer es kaum hören konnte.

„Ja, dass ist richtig. Aber ich bin dann bei dir.", entgegnete Luzifer.

„Bitte nicht! Ich will das nicht. Bitte!" Harry brach ab und senkte den Kopf. Ihm war gerade bewusst geworden, was er da tat. Obwohl er doch ganz genau wusste, dass er nicht widersprechen durfte. Rein instinktiv hielt er seinen Arm etwas höher, so als wollte er ihn schützend vor den Kopf halten.

Luzifer musste schlucken. Es zeigte ihm wieder, wie tief sich dieses ganze Fehlverhalten bei seinem Gefährten eingebrannt hatte.

Harry wurde immer nervöser, weil einfach keine Schläge oder Bestrafung folgten. Er konnte es nicht sagen. Harry wollte diesen Trank nicht nehmen, denn viel zu groß war seine Angst, vollkommen hilflos bzw. auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein.

„Schssch... Es ist alles gut. Wir werden es auf keinen Fall machen, wenn du es nicht willst. Harry, hast du gehört? Wir werden die Behandlung nur durchführen, wenn du dem zustimmst. Ich habe eine gute Idee.", fing er dann an. Er wollte den Jungen schnell auf andere Gedanken bringen und ablenken. „Was hältst du davon, wenn wir einfach hier zu Abend essen und nicht zu den anderen in den Speiseraum gehen?"

Harry nickte dem Höllenfürst begeistert zu und schaffte es sogar, ihm ein kleines Lächeln zu schenken.

So rief Luzifer eine der Hauselfen und bestellte für sie ein reichhaltiges Abendessen. Er vergaß natürlich nicht, extra für Harry eine große Schüsseln mit Erdbeeren und anderem Obst zu bestellen. Luzifer wusste schließlich das sein Kleiner Obst und vor allem Erdbeeren liebte und sie gerne aß. Er konnte sich auch denken, dass der Junge sie früher nie außerhalb von Hogwarts bekommen hatte.

Und er sollte mit seiner kleinen Aufmerksamkeit recht behalten. Denn Harry strahlte ihn regelrecht an, als er die Schüssel mit dem Obst direkt an seinem Platz entdeckte.

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