96. ... und anschliessend beim Gott

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Und schon am nächsten Morgen konnten alle die neue Errungenschaft bewundern oder ausprobieren – eine recht große Schiffschaukel. Die hatte Luzifer noch in der Nacht in den elbischen Palastgarten gezaubert und sehr gut gesichert und verankert, damit niemandem etwas passierte.

Nach dem Frühstück zeigte Luzifer seinem Kleinen die Schiffschaukel ebenfalls. Er wunderte sich nicht einmal, dass nicht nur Celina und ihre Brüder, sondern auch mehrere Elbenkinder wie z. B. Harrys Freund Felipe, schon dort waren. Ohne etwas zu sagen, erschienen zwei weitere Schiffschaukeln, die von Harry und den anderen mit begeisterten Ausrufen begrüßt wurden. Und auch Harrys Tiere beäugten diese Geräte mit leichtem Argwohn, aber großer Neugierde. Zu Luzifers Überraschung war es dann nicht der vorwitzige und mutige Shadow, der sich als erstes auf eine der Schaukeln traute, sondern die goldene Sonnenkatze Tamy, dicht gefolgt von Wölfin Najala.

Am Ende befanden sich dann alle an Bord, verteilt auf die drei Schiffschaukeln. Und auch Sirius, Santana und Loredana hatten großen Spaß, vor allem weil es nicht so heftig zuging wie bei den anderen beiden.

Irgendwann zogen sich Luzifer, Loredana, Santana und Sirius zurück, überließen die Schiffschaukeln den Kids und Tieren und kehrten ins Elbenschloss zurück. Durch das offene Fenster des Salons hörten sie dann immer wieder die ausgelassenen und begeisterten Ausrufe und Lacher von Harry, Tom und den anderen und freuten sich selber darüber.

Dies war dann der Moment, wo Luzifer sich fest vornahm nachher auch auf Harrys Abenteuerspielplatz mindestens eine Schiffschaukel aufzustellen. Er musste nämlich gleich zu einer wichtigen Sitzung in die Hölle und nahm auch Sirius mit, der große Sehnsucht nach seinem Gefährten hatte. Wenn Luzifer und Sirius sich in der Hölle aufhielten, blieb Harry bei Tom und Loredana. Und nun hatte der Höllenfürst überhaupt keine Bedenken seinen Gefährten hier zu lassen. Er wusste, die Kinder und vor allem die Schiffschaukeln würden Harry ablenken.

Natürlich hatte der Höllenfürst absolut Recht damit. Die Kinder waren so beschäftigt, dass sie nicht mal Zeit hatten zum Essen rein zu gehen, so das Loredana ihnen das Essen direkt an den Schaukeln servierte. Jeder von ihnen langte kräftig zu – auch Harry – und das freute Loredana und Santana gleichermaßen. Denn der Gefährte des Höllenfürsten war immer noch sehr leicht und konnte jedes zusätzliche Gramm gebrauchen.

Luzifer und Sirius kamen in der Eingangshalle des Höllenpalastes an, wo sie sofort von Danilo und seinem Sekretär empfangen wurden. Während sich Siri und Danilo sofort in ihre Räume zurück zogen, liefen die anderen in das Büro des Höllenfürsten, wo dieser auf den neuesten Stand der Dinge gebracht wurde. Auch er ärgerte sich maßlos, dass sie die wirkliche Ratte mit Namen Sagona immer noch nicht gefasst hatten. Jedoch machte er niemanden von seinen Leuten dafür verantwortlich, denn sie taten ihr bestes. Es konnte doch keiner ahnen, dass der Dämon immer und immer wieder so ein Glück zu haben schien und ihnen entkam.

Luzifer und Levin waren mehr als abgelenkt und vertieft in den Papieren und Unterlagen, hörten deshalb das Klopfen an der Tür nicht. Und auch das zweite und dritte Mal Klopfen überhörten sie.

Die beiden Dämonen blickten erst auf, als direkt vor ihnen eine der Hauselfen erschien und ziemlich betreten zu ihrem Master sah. „Kiki will nicht stören, aber Erzengel Samuel steht vor der Tür!", erklärte sie in einem hohen und hastigen Ton und war schon im nächsten Augenblick wieder verschwunden.

Nun erst hörten die Beiden, dass gegen die Tür geklopft wurde.

„Herein!", kam es auch direkt vom Höllenfürsten.

Die Tür öffnete sich und der Erzengel trat herein. „Ich möchte bitte kurz mit ihnen sprechen, Lord Luzifer.", begann der Erzengel, der relativ viel Ähnlichkeit mit Raphael hatte – dem Erzengel, der Dumbledore das Leben seit neuestem sehr schwer machte, wie er aus zuverlässiger Quelle wusste. Luzifer war gar nicht so abgeneigt gewesen, als Hauselfe Dobby bei ihnen erschien. Denn zum einen bedeutete der kleine Elf seinem Gefährten sehr viel und zum anderen hatte dieser noch guten und regen Kontakt zu verschiedenen Hauselfen in Hogwarts, wodurch er dann das eine oder andere erfuhr.

„Ja, natürlich. Treten sie doch bitte näher.", äußerte sich Luzifer und deutete mit der Hand auf einen der Stühle.

„Oh, vielen Dank!", entgegnete dieser und nahm das Angebot gerne an. Er war wirklich froh gewesen, dass Gott ihm diesen Auftrag gegeben hatte. Denn momentan war es im Himmel einfach nicht sehr gemütlich. Schon seit Tagen ging die Unruhe um. Viele der sonst so ruhigen und gelassen wirkenden Engel und Erzengel – ihn selber mit eingeschlossen – waren nervös und fahrig, unzufrieden und teilweise sogar aggressiv. Sie gingen viel schneller an die Decke oder gaben Äußerungen und Kommentare von sich, die sich gewaschen hatten. Natürlich war ein jeder dies von Erzengel Raphael oder auch Bruno, Kalos oder Mika gewohnt. Aber wenn dies dann sogar bei ihm oder gar Michael und so manch anderem vorkam, dann konnte man mit Gewissheit sagen, dass etwas nicht stimmte.

„Ich hoffe, sie verzeihen mir das plötzliche und unerwartete Erscheinen. Aber ich wurde mit einem dringenden Anliegen von Gott zu ihnen geschickt. Es ist meinem Herrn natürlich bewusst, dass ihr kleiner und sehr junger Gefährte in letzter Zeit mehr als genug erlebt hat und verdauen muss. Der Besuch beim Schicksal dürfte ihm wirklich gut getan und seiner stark verletzten Seele geholfen haben. Doch momentan geht es bei uns wirklich ziemlich chaotisch im Himmel zu. Viele der Engel und Erzengel verhalten sich absolut untypisch und Gott ist der Ansicht, dass der noch ausstehende Besuch von Harry dies eventuell verbessern könnte. Ich bin nicht befugt Einzelheiten preis zu geben, doch nach meinem Wissensstand hat das Schicksal während des Besuches bei ihr mit ihnen gesprochen...", kam es vom Erzengel und er ließ das Ende bewusst offen.

„Ja, dies ist völlig richtig. Sie teilte mir einige wichtige Aspekte mit und erklärte Zusammenhänge.", antwortete der Höllenfürst. Und bevor sein Gegenüber etwas sagen konnte, fuhr Luzifer fort. „Natürlich sind wir bereit zu Gott in den Himmel zu kommen. Dies war ja ohnehin so geplant. Wann wäre es Gott denn Recht?", wollte er schließlich wissen.

„Wie wäre es mit sofort?", konterte dieser direkt.

„S-s-so-f-fort?", fragte der Höllenfürst dann mehr als überrascht. Er starrte den Erzengel nun einfach an und brachte momentan kein Wort mehr heraus.

„Der junge Lord ist momentan nicht hier.", entgegnete nun Levin, Luzifers Sekretär, an dessen Stelle.

„OH!", war erst mal alles was Samuel antworten konnte.

„Harry ist noch im Elbenschloss bei seiner Patentante.", informierte Luzifer den anderen gerade und hatte sich wieder gefangen. „Aber es ist kein Problem ihn dort abzuholen. Doch ich muss darauf bestehen, es ihm zu überlassen, ob er jetzt schon dazu bereit ist. Ich möchte meinen Kleinen nicht überfordern.", meinte der Höllenfürst.

„Ja, natürlich. Das ist doch selbstverständlich!", antwortete Samuel.

„Jedoch habe ich jetzt erst noch eine wichtige Sitzung im Dämonenrat. Sie können mich gerne dorthin begleiten, wenn es ihnen nichts ausmacht. Das dürfte nicht allzu lange dauern.", erklärte Luzifer.

„Gut.", meinte Samuel.

So machten sich die beiden Dämonen und der Erzengel kurze Zeit später auf den Weg zum Konferenzraum. Einige der Dämonenratsmitglieder schauten schon irritiert und überrascht, als ihr Lord dort mit dem fast schwarzhaarigen Erzengel auftauchte, jedoch sagte niemand von ihnen etwas.

In erster Linie wurde über die Angelegenheit Sagona diskutiert und die nächsten Schritte und Vorgehensweisen besprochen. Zwischendrin gaben auch Haruz und Kelvin, Mitglieder der Spezialeinheit, ihren Bericht ab. Außerdem standen sie den anderen mit Rat und Tat zur Seite.

Samuel hörte sich eine Zeit lang alles nur an, mischte sich nicht ein oder redete dazwischen. Doch irgendwann konnte er sich einfach nicht mehr zurück halten. Schließlich war es offensichtlich, dass sie diesen Dämonen nicht fassen konnten, weil sie einfach in die falsche Richtung dachten. Bei jemandem wie diesem Dämon, der aus unerfüllter und nicht verstandener Liebe wirklich alles tun würde, konnte man kein logisches und rationales Denken voraussetzen. Er war einfach von seinen Gefühlen geleitet worden, sie bestimmten sein ganzes Handeln und daran dachten sie einfach nicht. Samuel schloss kurz die Augen und ging in sich, um zu überlegen.

Als er die Augen öffnete, bemerkte er, dass viele der Ratsmitglieder ihn neugierig ansahen.

„Möchten sie sich vielleicht dazu äußern?", fragte Luzifer den Erzengel und forderte ihn mehr oder weniger schon dazu auf.

„Also... nun ja.", begann dieser dann auch und sah einmal in die Runde, bevor er fortfuhr. „Ich möchte wirklich niemandem zu nahe treten oder kritisieren. Doch im Grund muss man wirklich nicht sehr intelligent sein oder das Glück gepachtet haben, wenn sie nach ihren Standardmethoden vorgehen und diesen Dämon nicht zu fassen bekommen. Er scheint wirklich mehr als verliebt in sie zu sein, fühlt sich zurück gedrängt und missverstanden. Im Grund ist ihm Harry völlig egal, doch sein inneres Wesen gibt ihm die Schuld daran, dass Luzifer ihn nicht sieht und seine Liebe erwidert. Aus diesem Grund will er Harry beseitigen und denkt dann ist alles gut und er kann den Platz an Luzifers Seite einnehmen. Dieses Katz- und Mausspiel kann sich noch über Monate hinziehen... führt einfach nicht zum Ziel. Sie sollten in die Offensive gehen und ihm eine absolut sichere Falle stellen und ihn aus seinem Versteck locken, um ihn dann gefangen zu nehmen und den jungen Master somit aus der Gefahrenzone zu bringen.", teilte der Erzengel den Anwesenden mit und versetzte den ein oder anderen in wirkliches Erstaunen.

Und seine Worte erreichten noch mehr. Sie brachten die Ratsmitglieder, Luzifer und die zwei Mitglieder der Spezialeinheit zum nachdenken.

Wenige Minuten später stimmten die ersten Dämonen dem Erzengel zu und begannen dann gemeinsam mit ihm einen sehr guten und ausgeklügelten Plan zu entwickeln, um Sagona aus seinem Versteck zu locken und ihn endlich gefangen zu nehmen, damit Harry wieder vollkommen sicher wäre.


Schon eine Stunde später brachen Luzifer und Samuel, sowie Danilo und Sirius dann ins Elbenreich auf. Luzifer hatte schon am Anfang, als der Erzengel ihn mit dem Besuchstermin überrascht hatte, eine Nachricht an Tom und Loredana geschickt, damit sie seinen Kleinen schon ganz behutsam darauf vorbereiten konnten.

Luzifers Bedenken verflüchtigten sich regelrecht. Denn Harry kam total begeistert zu ihm gelaufen und verkündete, dass sie wohl schon heute im Himmel erwartet wurden und er nun auch Gott kennen lernen würde.

Der Höllenfürst sah erstaunt auf seinen Kleinen und streifte ganz zufällig den Blick von Erzengel Samuel, der ein wirklich warmes und freundliches Lächeln zeigte und anscheinend mehr als zufrieden war. Und das traf auch wirklich auf den Erzengel zu. Schon bei seinem ersten Blick auf diesen Jungen mit den schwarzen Haaren und schneeweißen Strähnen war es um ihn geschehen. Sein inneres Wesen schien regelrecht im Dreieck zu springen und überschlug sich vor Freude, außerdem war sein Beschützerinstinkt vollends erwacht. Samuel musste wirklich alle Register ziehen, um sich dies nicht anmerken zu lassen und den Kleinen einfach in seine Arme zu reißen. Er wollte diesen schließlich nicht erschrecken oder in Panik versetzen.

Irgendwie hätte Harry wohl jeden gerne mitgenommen, wenn sie in den Himmel reisten um Gott zu besuchen, vor allem seine Tiere. Doch Luzifer fand es besser erst mal nur im kleinen Kreis – also Harry, Tom, Sirius, Danilo, Loredana und seine Wenigkeit – im Himmel zu erscheinen.

So wurde es dann auch gemacht. Samuel brachte sich und seine Gäste ohne Probleme in die himmlische Empfangshalle. Harry hielt sich erst mal nur krampfhaft an seinem Gefährten fest. Er befürchtete schließlich, dass ihm total schlecht wurde oder er sich ganz elegant auf den Hosenboden setzte oder Bekanntschaft mit dem Boden machte, wenn er nicht gehalten wurde. Doch zu seinem Erstaunen geschah nichts davon. Er spürte fast gar nicht, dass sie den Ort gewechselt hatten.

Wie erstaunt war er dann, als er diese richtig gigantische Halle erblickte. Sie war so groß, dass er in keine der Richtungen ein Ende erkennen konnte und auch nach oben ging es weit hinauf. Man konnte die Decke gerade noch so erkennen. Überall befanden sich Leute, auch Engel, die man an ihren Flügeln erkannte.

Weiter vorne befanden sich Schalter, ähnlich wie die am Flughafen oder in einer Bank... aber auch vereinzelte Schreibtische mit Stühlen waren zu sehen. Dort saßen ebenfalls Engel hinter den Schreibtischen und sprachen mit den Personen oder Magischen Wesen, die davor saßen.

„Das ist die himmlische Empfangshalle.", erklärte Samuel den sechs Gästen und schmunzelte als er in Harrys verblüfftes und erstauntes Gesicht sah. Und wieder musste sich der Erzengel zurück halten. Er fühlte sich ziemlich stark zu ihm hingezogen.

So ging es aber nicht nur Samuel. Auch viele der hier anwesenden Engel blickten auf oder hielten in ihrer Arbeit inne. Sie schauten sich um und suchten nach dem Grund ihres merkwürdigen Gefühles. Der ein oder andere sah dann sogar Harry erstaunt an und konnten sich dies nicht erklären.

Samuel führte sie schließlich an allen vorbei zu einem richtig großen zweiflügeligen, reichlich verzierten Tor. Dies war der einzige Eingang in den Himmel.

Jetzt begann es in Harrys Bauch zu kribbeln, er spürte eine richtig heftige Unruhe und riesige Wärme, die er sich aber nicht erklären konnte. Doch sie machte ihm schon ein wenig Angst, da sie stetig zunahm, je näher er der Himmelspforte kam.

„Harry, ist alles in Ordnung?", fragte Tom ganz plötzlich. Er spürte ebenfalls diese Wärme und Unruhe, die auch Harry registrierte... bekam ohne Absicht Harrys Gefühle zugesandt.

Luzifer und Samuel sahen direkt auf den Jungen, der gerade in diesem Augenblick stehen geblieben war und das wuchtige Himmelstor regelrecht anstarrte.

„Schatz, was hast du?", fragte der Höllenfürst besorgt.

Doch Harry antwortete ihm nicht, sondern ging nun weiter auf das Tor zu, welches sich automatisch vor diesem öffnete.

„Erstaunlich!", gab Samuel nur von sich. Er wunderte sich schon, dass sich das Himmelstor vor dem Jungen öffnete, tat es dies doch eigentlich nur bei Gott oder den Erzengeln und auch bei den Torwächtern, die dafür aber den Himmelsschlüssel brauchten.

Harry schritt sehr langsam auf das mittlerweile ganz geöffnete Tor zu. Er sah überhaupt nichts von seiner Umgebung und bemerkte auch nicht das ihm Samuel, Luzifer und die anderen wie automatisch folgten. Harry wollte durch das Tor in den Himmel eintreten, doch dazu kam er gar nicht mehr. Denn gerade als er seinen ersten Fuß in den Himmel setzen wollte, überrollte ihn eine immens starke Schmerzwelle, die ihn direkt auf seine Knie fallen ließ. Augenblicke später wälzte er sich auf den Boden und schrie regelrecht vor Schmerz.

Luzifer, Sirius und auch Samuel waren zu ihm geeilt und wollten ihm helfen. Doch sie konnten ihn noch nicht mal berühren, bekamen sofort einen richtigen Stromschlag verpasst. Dieser verursachte dann bei Sirius heftige Schmerzen im Unterleib.

Danilo kniete neben seinem am Boden liegenden Gefährten und auch Luzifer schaute mehr als besorgt zwischen ihm und seinem Gefährten hin und her. Der Höllenfürst war vor allem verzweifelt, weil er seinen Kleinen nicht berühren bzw. in den Arm nehmen konnte. Natürlich vermutete er, dass gerade die Engelsgene erwacht waren. Neu war ihm allerdings, dass es unter so großen Schmerzen passierte.

Samuel dagegen verstand gerade überhaupt nicht was hier passierte und forderte Engel Daniel auf, sofort Gott zu informieren und auch die Engelheiler anzufordern.

Gerade in diesem Moment brachen Harrys Flügel hervor. Alle Anwesenden starrten auf die schneeweißen Flügel mit den vereinzelten roten und schwarzen Federn darin. Und dann sahen sie mit Erstaunen, wie sich plötzlich hier und da richtig schimmernde goldene Federn bildeten und nun ein wirklich tolles Gesamtbild ergaben. Immer noch lag Harry unter Schmerzen auf dem Boden. Tom versuchte total verzweifelt zu ihm zu kommen und bekam jedes Mal eine gewischt. Völlig aufgelöst und weinend hockte er vor seinem Blutsbruder und fühlte sich absolut schlecht. Er zitterte sogar ganz leicht.

Durch die ganze Situation vor dem Himmelstor kamen immer mehr Engel und Wesen sowohl aus dem Himmel wie auch der Eingangshalle zu ihnen, um zu schauen was dort los war. Sie wurden richtig angelockt, zum einen durch die Schreie des Jungen und zum anderen durch ein absolut merkwürdiges Gefühl, was sie in ihrem Inneren spürten und nicht erklären konnten.

Nun erschien auch Gott auf der Bildfläche und eilte ohne ein Wort zu sagen zu dem Jungen und berührt ihn ohne Probleme an der Wange, strich ihm mehrmals ganz sanft darüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr, was kein anderer verstand. Gott hatte extra aus Rücksicht auf den Jungen auf seine übliche Gestalt des alten weißhaarigen und bärtigen Mannes verzichtet und war als junger Mann mit knallig blauen Haaren und goldenen Augen erschienen.


Weitere Engel erschienen, unter anderem auch die Engelheiler, die sich sofort um Sirius kümmerten, nachdem Danilo ihnen mitgeteilt hatte, dass dieser mit Drillingen schwanger war. Auch nach Tom wollten sie schauen, doch dieser schlug einfach nach der Hand des Engels und kroch vor diesem weg.

Luzifer glaubte, gleich durchdrehen zu müssen. Er hörte seinen Kleinen schreien und sich unter Schmerzen winden und konnte einfach nicht zu ihm durchkommen. Dann erschien Gott und berührte den Jungen, flüsterte ihm etwas ins Ohr und wenige Augenblicke später schaffte der Höllenfürst es, zu seinem Gefährten zu gelangen und ihn behutsam in den Arm zu nehmen. Dabei sahen sich Luzifer und Gott für den Bruchteil einer Sekunde direkt in die Augen. Aber keiner von ihnen sagte etwas, obwohl sie sich nicht wirklich verstanden, ja schon ein gespanntes Verhältnis zueinander hatten. Dies hatte sich auch schon in der Vergangenheit gezeigt und Luzifer war mehr als froh, dass der andere den Himmel nicht verlassen konnte. Dem Höllenfürst war jedoch bewusst, dass Harry auch diese Seite – also Gott und die Engel – für seinen inneren Frieden brauchen würde und deshalb hielt er sich für seinen Kleinen zurück.

„Wieso hat er solche Schmerzen?", fragte Luzifer richtig verzweifelt.

„Seine Engelsgene sind gerade erwacht, wie du dir denken kannst, Luzifer.", begann Gott zu erklären. „Doch das ist nicht der Grund für den Schmerz. Es ist die Verbindung bzw. Verschmelzung von Dämonengenen mit Engelsgenen, die dies anscheinend auslöst. Wir sind gerade Zeugen eines sehr, sehr denkwürdigen Ereignisses.", verkündete Gott den Anwesenden und versetzte sie in Erstaunen und Neugierde. „Der junge Mann macht eine enorme Wandlung durch und lässt eine absolut neue Rasse entstehen. Dieses Wesen gab es noch nie – es ist die Geburtsstunde des allerersten DämonenEngel!", fügte er mit feierlicher Stimme hinzu.

Viele der Engel und Wesen konnten überraschte Ausrufe und sogar Schreie nicht unterdrücken, der ein oder andere flüsterte seinem Nachbarn etwas zu – doch die meisten standen einfach nur perplex da und beobachteten alles ganz genau.

Der Höllenfürst hielt seinen Gefährten liebevoll im Arm, versuchte ihm die Situation so leicht wie möglich zu machen, na wie es eben war, wenn der andere unter Schmerzen stand. Gott war direkt neben ihnen und hielt nun Harrys Hand, um ihm die Schmerzen etwas erträglicher zu machen.

Die Engelheiler hatten Sirius und den Drillingen geholfen, so blieb der Stromschlag für die ungeborenen Babys ohne Nebeneffekte und es ging Sirius auch schon wieder besser.

Luzifer und Gott kümmerten sich um Harry. Auch Sirius war dabei und schien seinen Patensohn zu beruhigen, so schien es zumindest.

Tom, Harrys Blutsbruder, hockte immer noch auf dem Boden, ein kleines Stück von Harry, Luzifer und Gott entfernt. Er war total fertig, zum einen wegen Harry, aber dann auch weil er ein so komisches Gefühl in sich spürte und nicht wusste wie er damit umgehen sollte oder was es zu bedeuten hatte.

Ganz plötzlich und ohne Vorwarnung fing dann auch Tom vor Schmerz an zu schreien, sackte jedoch bewusstlos in sich zusammen, bevor Danilo und Erzengel Samuel bei ihm waren.

Genau in diesem Moment zuckten auch zwei der umstehenden Engel heftig zusammen und konnten ein aufkeuchen nicht unterdrücken. Es war ein Engelspärchen, Gefährten, die zusammen gehörten, dass wusste jeder. Doch Helena und Manuel hatten die Bindung noch nicht vollzogen, weil das dritte Mitglied noch nicht gefunden war. Denn sie gehörten zu einer Bindungs-Triade. Helena hatte lange hellblonde Haare und blaue Augen, war zierlich und einen halben Kopf kleiner als der ebenfalls blond-haarige und blauäugige Manuel. Seine Haare waren aber nicht so lang wie Helenas, reichten ihm gerade mal bis auf die Schultern. Dann spüren sie etwas und riechen den verlockenden Duft, werden automatisch zu Tom gezogen.

Tom schlug gerade wieder die Augen auf, lag noch auf dem Boden und sah zwei Engel auf sich zukommen. Schließlich hatten sie diesen erreicht und blickten ihm direkt in die Augen und wussten, sie hatten ihren dritten Partner gefunden. Beide wollten den Jungen in die Arme schließen und ihn in ihrer Triade willkommen heißen. Jedoch reagierte Tom ganz anders als sie erwarteten. Er war entsetzt, total überfordert und bekam Angst. Er zitterte und bibberte richtig, als sich die beiden Engel ihm näherten, um einen ersten Kontakt aufzunehmen.

Tom steuerte auf eine ausgewachsene Panikattacke zu, flüchtete sich letztendlich zitternd und bebend in Danilos Arme und suchte Halt und Schutz bei ihm. Der Dämon hielt die beiden Engel erst mal auf, gebot ihnen Einhalt, verlangte Ruhe und Besonnenheit von den beiden, damit sie Tom behutsam darauf vorbereiten konnten. Denn genau wie Harry hatte der spätere Dunkle Lord Liebe, Geborgenheit und Fürsorge nicht wirklich kennen gelernt und war mit der momentanen Situation anscheinend hoffnungslos überfordert.

Harry wurde immer noch von Lu gehalten, der Schmerz klang langsam ab, die Wandlung war vollzogen und beendet. Harry hatte sich äußerlich nicht verändert, lediglich in seinen schneeweißen Flügeln waren zu den vereinzelten roten und schwarzen Federn nun auch "goldene" dazu gekommen.

Der junge Lord befreite sich aus der Umarmung und erhob sich vorsichtig, blickte schmunzelnd nach hinten auf seine veränderten Flügel und bewegte sie vorsichtig hin und her.

Luzifer, seine Leute und alle Engel blickten auf den scheu wirkenden Jungen, der vor ihnen stand und seine Flügel bewegte.

„Oh, das sieht wunderschön aus!", entfuhr es Helena, die von ihrem Gefährten zu Luzifers Gefährten sah.

Plötzlich war Harry ganz ruhig und sendete eine wirkliche Powerwelle aus, die absolut jeden Engel und Wesen im Himmel erreicht und sich wie ein beruhigendes Balsam über sie legte und alles negative mit einem Mal wegwischte.

Tom wimmerte in Danilos Armen. „Was wollen die von mir?", fragte er mit brüchiger Stimme.

Danilo drückte den Jungen leicht an sich und war immer noch bemüht ihn zu beruhigen.

Nun trat Gott an sie heran, betrachtete den Jungen kurz und flüsterte auch diesem etwas ins Ohr, das gleiche was er auch schon Harry zugeflüstert hatte. Natürlich verstand Tom es sofort, genau wie sein Blutsbruder, doch auch Danilo konnte Gottes Worte vernehmen. „Lass dich einfach fallen und wehre dich nicht gegen dein dir vorherbestimmtes Schicksal.", hatte dieser zu ihm gesagt.

Diese Worte hatten bei Harry sofort gewirkt und zugelassen, dass Luzifer zu ihm kommen konnte.

Bei Tom sorgten die Worte lediglich dafür, dass er aufhörte zu beben und auch das zittern nachließ. Aber er schaute immer noch mehr als skeptisch zu den beiden Engeln und krallte sich regelrecht in Danilos Hemd fest, um sicher zu stellen, dass sie ihm nicht zu nahe kamen oder von dort wegrissen.

Es war dann Harry, der dem ganzen ein Ende setzte. Er ging zu seinem Blutsbruder, zog diesen in seine Arme, legte seinen Kopf schief und drückte dessen Mund leicht zu seinem Hals und der Hauptschlagader.

Jeder der Umstehenden sah dies mit Erstaunen und Verblüffung, wobei Toms Gefährten es mit gemischten Gefühlen aufnahmen. Als Tom dann seinen Vampir nicht mehr zurückhalten konnte und seine Fangzähne sich in Harrys Hals bohren, erstarren sie vor Entsetzen oder ließen den einen oder anderen Entsetzensschrei hören. Dies nahm der Vampir nicht wahr, beruhigte sich aber sehr schnell, während er Harrys Blut trank.

„Tom ist ein Vampir-Elb-Mix und Harry ist sein Blutsbruder.", erklärte Luzifer nur.

Erneut sahen die Engel und Wesen erstaunt auf die beiden Jungen. Schließlich bekam man hier im Himmel äußerst selten Blutsbrüder zu Gesicht. Aber dies bedeutete nicht, dass es irgendwo anders häufiger vorkam, nein... Es war einfach ein ganz seltenes Phänomen, dass sich Blutsbrüder tatsächlich zu ihren Lebzeiten fanden.

Luzifer schüttelte nur noch den Kopf. Ihm war da gerade ein Gedanke durch den Kopf geschossen. 'Was muss der junge Tom doch damals gelitten haben, als dieser vermaledeite Dumbledore ihn gefangen hielt und langsam aber sicher auf die böse Seite prügelte und fluchte. Anders kann es wohl nicht gewesen sein, bedenkt man das Tom wahrhaftig der Gefährte zweier Engel ist!', dachte der Höllenfürst.

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