88. Falsche Behandlung

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Sirius war sofort verstummt, als die Elbenpriesterin etwas schärfer seinen Namen sagte und sah sie neugierig und fragend an.

„Es ist nicht gut, dem Jungen immer wieder Angst zu machen oder Misstrauen vorzureden. Harry ist hier wirklich sicher, niemand kann unserem jungen Master hier im Schloss etwas tun. Mach dir deswegen keine Sorgen. Übrigens hat er in Lorna einen richtig guten Freund gefunden.", erklärte Santana dem Schwangeren. Aber so, dass Harry es nicht direkt mit bekam.

„Ja, ist wohl wahr... aber ich mache mir einfach Sorgen um ihn. Harry hat schon so viel mitgemacht und musste mehr erleiden, als manch einer in seinem ganzen Leben." An dieser Stelle unterbrach er sich selbst, schließlich wusste die Elbenpriesterin darüber Bescheid. Nun sah er zu seinem Patenkind rüber.

Harry saß zusammen mit Tom auf der Couch und lehnte sich leicht an seinen Blutsbruder, während er mit diesem Elben Lorna sprach, der im Sessel links neben der Couch Platz genommen hatte. Jetzt hörte Sirius der Unterhaltung zu.

„Das habe ich doch noch nie gemacht!", gab Harry gerade von sich.

Sirius blickte neugierig hin und her. Er wusste nicht worum es ging, wovon die anderen redeten.

„Wie? Was du nicht sagst? Du hast noch nie mit Pfeil und Bogen geschossen?", fragte Lorna erstaunt.

„Nein, habe ich noch nicht".

„Das ist doch nicht möglich!", entgegnete der Elb und schien es nicht fassen zu können.

„Na, dies ist doch die Gelegenheit.", mischte sich nun Santana ein.

Harry und auch Tom sahen sofort zu ihr rüber.

Bevor jemand etwas dazu sagen konnte, sprach die Elbenpriesterin weiter. „Lorna ist ein wirklich ausgezeichneter Bogenschütze. Die Idee, es Harry und vielleicht auch Tom beizubringen, finde ich richtig gut!", meinte diese dann und lächelte Harry direkt an.

„Oh, bitte Lorna! Bringst du es mir bei?", entfuhr es Harry und in seiner Stimme schwang ein ganz kleines bisschen Aufregung mit.

„Natürlich, wenn du es möchtest.", erwiderte dieser nur. „Es ist schon spät. Ich werde mich nun zurück ziehen.", sagte der silberhaarige Elbe dann noch.

„Schade, ich habe gedacht ich könnte dich Luzifer vorstellen!", meinte Harry und setzte sich nun gerade hin.

„Wir sehen uns doch bestimmt Morgen beim Frühstück. Dann kannst du dein Vorhaben direkt umsetzen.", erwiderte Lorna mit einem wirklich freundlichen Lächeln.

„Okay. Dann sehen wir uns Morgen früh. Ich wünsche dir eine gute Nacht!", sagte Harry.

„Ja, dies wünsche ich dir auch. Ich wünsche allen eine "Gute Nacht", bis Morgen!", entgegnete Lorna und verließ wenige Augenblicke später den Raum, um sich in seine privaten Räume zurück zu ziehen.

Santana, Tom, Sirius und Harry blieben zurück und unterhielten sich. Tom und Harry spielten sogar noch eine Partie Zauberschach. Harry wollte auf seinen Gefährten warten und wach bleiben. Doch je später es wurde, umso schwerer fiel es ihm. Kurz nach Mitternacht hatte Harry dann verloren und war an Sirius' Schulter gelehnt, eingeschlafen.

Auch Tom begann nun immer häufiger zu gähnen, Sirius und Santana sprachen miteinander.

„Ich kann dir versichern, dass Lorna in Ordnung ist und ein wirklich guter Freund für unseren jungen Lord sein wird. Er gehört zur entfernten Verwandtschaft von Elbenkönigin Loredana und genießt ihr vollstes Vertrauen. Lorna hat deshalb auch hier im Schloss seine eigenen Räume.", versprach Santana.

„Schon gut, ich habe es wirklich verstanden und werde mich bemühen. Schließlich bin ich wohl einer der letzten, der Harry etwas böses will!", fügte Sirius hinzu.

„Außerdem kann ich garantieren, dass Harry hier sicher ist. Denn Loredana und Luzifer haben gemeinsam ein Schutzschild um Harry gewebt, so das es niemandem im Elbenpalast gelingt zu ihm zu gelangen, wenn sie ihm nicht wohlgesonnen sind oder ihm etwas antun wollen!", teilte die Elbenpriesterin ihrem Gegenüber mit. Santana blickte dann schmunzelnd auf ihren Sohn, der mittlerweile auch eingeschlafen war.


Es dauerte noch fast eine Stunde, bis Loredana und Luzifer endlich in den Elbenpalast zurück kehrten. Als sie den Raum betraten, bot sich ihnen ein wirklich sehr süßes Bild. Santana und Sirius saßen zusammengesunken und schlafend in den Sesseln. Sie hatten sich wohl noch unterhalten, nachdem sie Harry und Tom auf die Couch gelegt und zugedeckt hatten und waren dort schließlich ebenfalls eingeschlafen. Harry kuschelte sich im Schlaf an seinen Blutsbruder und schien sehr entspannt und tief zu schlafen.

Luzifer und auch Loredana konnten sich ein Lächeln nicht verkneifen, fanden es einfach nur süß.

Loredana weckte Santana und Sirius, da es vor allem für Letzteren angenehmer war in seinem Bett zu schlafen.

Die Elbenkönigin sah den Höllenfürsten noch einmal kurz an. Sie brauchte gar nichts mehr zu sagen, schließlich hatten sie alles wegen des Besuches beim Minister und im St. Mungo besprochen und abgeklärt.

Sie würden die ausgewählte Delegation des Magischen Konzils begleiten, um sich der Situation mit dem Todesfee-Mensch Mix zu stellen und den Zauberern zu helfen.

Aber nun gingen sie erst einmal alle schlafen. Sirius zog sich zurück. Santana nahm ihren Sohn auf den Arm und brachte den immer noch schlafenden Tom in sein Bett. Und auch Luzifer hob seinen Kleinen hoch, um ihn in ihr gemeinsames Bett zu bringen und sich auch noch für ein paar Stunden hinzulegen.

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Cornelius war immer noch sehr aufgeregt und unruhig, obwohl bzw. gerade weil er vor einigen Minuten den erlösenden Brief des Magischen Konzils erhalten hatte. Genau genommen war es noch nicht mal ein richtiger Brief, sondern die Mitteilung das eine Delegation des Magischen Konzils am nächsten Morgen im Ministerium vorbei kommen würde, um sich ein Bild von der Angelegenheit zu machen. Jedoch war es definitiv eine positive Antwort und die Zusage des Konzils, dem Zaubereiministerium und der Zauberwelt zu helfen.

Diese Zusage beruhigte ihn ungemein. Aber auf der anderen Seite machte es Cornelius nervös, weil er nicht wusste was nun kommen würde. Natürlich hatte er schon die wichtigsten Schritte in die Wege geleitet und auch das St. Mungo und die zuständigen Heiler informiert. Doch gerade diese ungewohnte – noch nie dagewesene Situation – trieb ihm die Schweißperlen auf die Stirn und sorgte für seine Unruhe und ein leichtes Unwohlsein.

Cornelius hatte gerade seine Sekretärin entlassen und nach Hause geschickt, unter der Voraussicht, dass sie am nächsten Morgen etwas eher erschien.

Danach setzte sich der Minister an seinen Schreibtisch und ging noch einmal die Unterlagen und Papiere durch. Cornelius ging wohl zum hundertsten oder war es schon zum tausendsten Mal die Frage durch den Kopf, wie es möglich war, Gene von Magischen Wesen hervor zu bringen, wenn beide Eltern zu hundert Prozent menschlich waren. Dazu fiel weder ihm noch seinen Mitarbeitern oder den Heilern etwas ein.

Der Minister hatte noch bis weit nach Mitternacht über den Unterlagen gehangen und sich die ein oder andere Notiz gemacht und Fragen notiert, die er dem Gremium des Konzils bzw. den Todesfeen direkt stellen wollte.

Dann war auch er nach Hause gefloht und schlafen gegangen, um für den wichtigen Termin fit zu sein.


Als Cornelius dann am anderen Morgen um 08.°° Uhr sein Büro betrat, war seine Sekretärin schon anwesend und fertigte weitere Duplikate von Ginny Weasleys Krankenakte, Berichte und Testergebnisse an.

Cornelius bekam einen verführerischen Duft von Kaffee und Gebäck in die Nase und sah Deborah, seine zweite Sekretärin, anerkennend an. „Frischer Kaffee, dass wäre nun genau das Richtige.", meinte er.

Und im gleichen Moment reichte ihm Deborah eine Tasse Kaffee, so wie er sie immer trank – schwarz mit ein bisschen Zucker.

„Deborah, du bist ein Engel!", sagte Cornelius, während er die Tasse mit einem Lächeln annahm.

„Na, dies denke ich weniger. Aber wer weiß? Vielleicht schlummern die Engelsgene ja tatsächlich tief in meinem Inneren und warten nur darauf endlich frei zu kommen, so wie bei der kleinen Weasley. Mir tun nur einfach Arthur und Molly leid!", entfuhr es ihr.

„Ja, mir auch. Deshalb hoffe ich, dass uns der Termin gleich hilft und viele offene Fragen beantwortet werden. Und wir die Möglichkeit haben, dem Mädchen und auch ihren Eltern zu helfen.", erwiderte der Minister.


Im Nachhinein fand Cornelius, dass die Zeit viel zu schnell vergangen war.

Drei der fünf von ihm zu diesem Treffen mit dem Magischen Konzil bestellten Wizengamotmitglieder waren gerade eingetroffen und hatten sich auf die für sie vorgesehenen Plätze im Konferenzraum gesetzt, als es erneut an die Türe klopfte.

„Herein!", rief der Minister nur.

Die Tür öffnete sich und Sekretärin Deborah kündigte die Gäste des Konzils an.

Cornelius wie auch die anderen Männer erhoben sich, um die Hereinkommenden zu begrüßen.

Da waren zum ersten die Elbenkönigin und auch der Höllenfürst, dann ein Kobold, ein Vampir und zu ihrem Erstaunen sogar ein Ava, was die bläuliche Farbe der Haut eindeutig bewies. Natürlich befanden sich auch zwei Todesfeen unter den Gästen.

Cornelius sah wirklich nicht zum ersten Mal Todesfeen, doch jetzt nutzte er die Möglichkeit sie einmal etwas genauer zu betrachten. Auf dem ersten Blick hatten sie schon einige Parallelen zu den Menschen, zumindest was den Körperbau und die Größe betraf... weiblicher Körper (gibt tatsächlich nur weibliche Todesfeen), zwei Beine, zwei Arme und einen Kopf. Doch das waren dann wohl schon alle Gemeinsamkeiten. Die Ohren waren riesig und liefen nach hinten spitz zu, die Finger waren nicht so fein, sondern eher klauenhaft. Am auffälligsten waren aber wohl die lederartigen und sehr dunklen Flügel auf dem Rücken der Todesfeen, womit sie sich auch in die Luft erheben und fliegen konnten.

Die Stimme der Elbenkönigin riss den Minister aus seiner Betrachtung. „Herr Minister, es freut mich das sie sich mit dem Problem an mich bzw. das Magische Konzil gewandt haben!", meinte diese gerade.

„Mich bzw. uns freut es, dass sie uns helfen wollen und so schnell hier erschienen sind. Dies gilt natürlich für alle Anwesenden und besonders den Todesfeen, von denen wir uns einige Antworten und Lösungsmöglichkeiten erhoffen. Denn trotz intensiver Suche und vielen Tests haben wir noch keine Ahnung, wie Eltern mit einem menschlichen Anteil von 100 Prozent ein Kind bekommen, was zu 40 Prozent Todesfeegene besitzt!", entfuhr es dem Minister. Er konnte sich einfach nicht länger zurück halten.

„Mmmh.", machte Loredana nur. Denn ihr fiel auch keine plausible Erklärung dazu ein.

Nun setzten sich alle erst einmal an den Konferenztisch, lasen sich die Berichte und Ergebnisse durch und informierten die Magischen Wesen über Ginnheims momentanen Zustand.

Inzwischen waren auch die beiden noch fehlenden Wizengamotmitglieder erschienen.

Eine halbe Stunde später begab sich die Gruppe dann ins St. Mungo, um Ginny Weasley, den Todesfee-Mensch Mix kennen zu lernen.

Schon auf dem Gang vor deren Zimmer konnte man die aggressiven und obszönen Ausdrücke hören.

Der Minister sah sehr betreten zu Loredana und Luzifer rüber.

Ginnys Äußerungen trieben dann doch dem ein oder anderen Zauberer die Röte ins Gesicht und sorgte dafür, dass vor allem die Wizengamotmitglieder verlegen nach unten blickten.

„Es tut mir leid, dass sie ihr negatives und aggressives Verhalten sofort zu spüren bekommen.", sagte Cornelius Fudge verlegen.

„Herr Minister, dies muss ihnen nicht leid tun. Schließlich können sie nichts dafür.", erwiderte die Elbenkönigin.

„Mmmh...", machte diesmal Cornelius, weil er nicht wusste was er hätte darauf sagen können bzw. sollen.

Als die Tür zu Ginnys Zimmer geöffnet wurde, hörten sie deren Ausbrüche in voller Lautstärke.

Ginny blickte sofort zur Tür, als diese sich erneut öffnete. Sie würdigte die beiden Pfleger, die ihr diese grässlichen Tränke einflößen wollten, mit keinem Blick mehr. Ganz im Gegenteil, ihre Augen waren auf die neuen Gäste gerichtet. Besonders die beiden Todesfeen zogen Ginny irgendwie in ihren Bann, so das sie diese nicht mehr aus den Augen ließ.

Und noch etwas war passiert, was allen direkt auffiel. Ginnys Schimpftirade war mit dem eintreten der Todesfeen augenblicklich verstummt.

Die Anwesenden sahen sich an und nickten einander zu, ohne ein Wort zu verlieren. Jeder von ihnen hoffte, dass dies ein gutes Zeichen war und die Situation entschärfte.

„Ginny?!", fragte die etwas kleinere Todesfee.

„Ja?", war alles was diese sagte. Denn das Erscheinen der Todesfeen hatte Ginny völlig aus dem Konzept gebracht. Sie fühlte sich irgendwie komisch, merkwürdig und konnte sich dies einfach nicht erklären.

„Ich bin eine Todesfee und heiße Erina.", sagte sie nur und kam etwas auf Ginny zu. „Dies ist meine Schwester Mali.", fügte sie hinzu und zeigte auf die zweite Todesfee.

Nachdem auch diese näher zu Ginnys Bett getreten war, zog sie sehr scharf die Luft ein und starrte auf die Handgelenke des Mädchens.

Die anderen im Raum wussten nicht was dies zu bedeuten hatte und schauten neugierig zwischen den beiden Todesfeen und Ginny hin und her.

Jetzt schaute auch Erina auf Ginnys Handgelenke, weil Mali immer noch dorthin zeigte. „Bei Morgana! Das ist doch Folter im höchsten Maße!", brachte sie nur heraus.

Nun sahen wirklich alle völlig irritiert und geschockt auf die Todesfeen, weil sie diese Äußerungen überhaupt nicht verstanden und nachvollziehen konnten.

Erina und Mali registrierten dies direkt. „Es ist kein Wunder, dass sie so reagiert und sich aggressiv verhält.", begann Erina den anderen zu erklären. „Die menschlichen Magieblocker, die sie ihr angelegt haben, verursachen bei Todesfeen ein permanentes und unangenehmes Gefühl, was sich immer mehr steigert und am Ende in permanente Schmerzen übergeht und eine Todesfee völlig ausrasten lässt. Diese Tatsache ist vermutlich noch nicht eingetreten, da es sich bei Ginny um keine hundertprozentige Todesfee handelt und ihnen wohl eine Katastrophe erspart hat. Jedoch sollten sie ihr diese schnell abnehmen!", beendete sie ihre Ausführung und strich Ginny sehr sanft über die Haare.

Die Pfleger und Heiler staunten nicht schlecht, denn dies hatten sie bis jetzt nicht ohne Kratzspuren geschafft.

„Sie meinen, dass sie sich nur so verhalten hat, weil wir sie falsch behandelt haben?", wollte der Minister gerade wissen.

„Ja, so ist es.", erwiderte Mali ohne Umschweife.

„Oh, Merlin. Das ist ja wirklich schlimm!", gab einer der Wizengamotmitglieder von sich.

„Ja, dies ist korrekt. Aber sie haben es doch nicht absichtlich getan, sondern aus Unwissenheit. Bitte machen sie sich keine Vorwürfe und lösen einfach den Magieblocker. Sie werden sehen, in einem oder höchstens zwei Tagen ist sie wieder ganz normal.", meinte Erina nur.

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