76. Eine Wirklich süsse Klette

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Luzifer brauchte nur einen Schritt, um zum Bett zurückzueilen und seinen Gefährten liebevoll in den Arm zu nehmen.

„Schsssch... Bitte Harry, beruhige dich. Ich bin hier bei dir und gehe nicht ohne dich weg. Ich muss nur kurz ins Bad.", brachte Luzifer heraus.

„Nicht weg gehen! Lass mich nicht alleine! Ich habe dich doch gerade erst wieder.", flüsterte Harry während er sich wieder stark in Luzifers Sachen festkrallte.

Nun spürte der Höllenfürst, dass es wirklich höchste Zeit wurde. Ihm war völlig klar, dass Harry nicht richtig wach war und einen Schock haben musste. Deshalb hob er ihn kurzerhand einfach hoch und nahm ihn mit ins Bad. Luzifer setzte Harry auf den Stuhl, den er extra hergezaubert hatte. Genau zu diesem Zeitpunkt ließ Harry ihn kurz los. Dies nutzte Luzifer, um schnell sein Geschäft zu verrichten und sich die Hände zu waschen. Dann war er wieder bei seinem Kleinen und nahm den leicht zitternden und etwas wacheren Jungen erneut in den Arm. „Siehst du, alles ist gut und ich bin bei dir.", sagte Luzifer während er dem anderen beruhigend über den Rücken strich.

„Ja.", war zunächst alles was dieser von sich gab.

Luzifer kehrte gerade mit Harry auf dem Arm ins Schlafzimmer zurück, als es klopfte. Ohne groß darüber nachzudenken sagte er „Herein" und legte Harry automatisch wieder ins Bett.

Die Tür öffnete sich im gleichen Augenblick und Tom, Sirius, Danilo und Santana betraten den Raum. Die beiden ersten stürmten eher herein und eilten zu Harry, um ihn direkt in den Arm zu nehmen. Außerdem redeten sie wild durcheinander, so das man im Grunde nichts von dem Gesagten verstehen konnte.

Man konnte Sirius und auch Tom richtig ansehen wie froh und glücklich sie waren, endlich "ihren Harry" wieder zu haben und zu wissen das er in Sicherheit war.

Tom brauchte nicht lange um dieses Gefühlschaos von Harry zu empfangen und seine riesige Angst. Der ältere der beiden Blutsbrüder konnte die gewaltigen Trennungsängste des Jüngeren fühlen. Er löste seine Umarmung und ließ kurz Sirius zu seinem Patensohn.

Luzifer registrierte sofort, dass auch Tom und Sirius als direkter Kontakt zu Harry in Frage kamen. Denn nun konnte er sich normal auf die andere Seite des Bettes setzen, ohne das sich sein Kleiner an ihn festkrallte oder nach ihm rief, weil er in den Armen von Sirius lag.

Nun klopfte es erneut und Meran betrat den Raum. Er untersuchte Harry noch einmal und verabreichte ihm zusammen mit Sirius drei verschiedene Tränke. Es waren ein Heiltrank, Stärkungstrank und Aufbautrank.

„Wie sieht es aus? Wie geht es ihm, Meran?", wollte Luzifer wissen.

„Die körperlichen Wunden sind gut verheilt bzw. schon ganz verschwunden, außer die Verletzungen am Arm, die scheinen wieder etwas länger zu brauchen. Er hat kein Fieber. Blutdruck und Puls sind okay. Also körperlich ist er vollkommen stabil. Dies trifft aber nicht auf seine Psyche zu.", berichtete der Heiler gerade, als er von Tom unterbrochen wurde.

„Harry ist wirklich total durch den Wind. Er hat einen sehr heftigen Knacks bekommen. Wir sollten ihn die erste Zeit nicht alleine lassen, denn seine Trennungsängste gehen ins Endlose!", teilte Tom den anderen mit.

„Ich bin okay, mir geht es gut. Ich möchte nicht alleine sein. Bitte Lu, lasst mich nicht alleine!", bat Harry nun sehr leise und krallte sich automatisch und zur Abwechslung mal in Sirius' Hemd fest.

„Ganz ruhig, mein Kleiner. Niemand von uns wird dich alleine lassen, dies verspreche ich dir. Mindestens einer von uns wird immer bei dir sein, in Ordnung?", fragte Sirius nur.

„Wirklich?", entgegnete Harry.

„Natürlich. Das ist doch klar!", erwiderte Sirius sofort.

„Gut. Danke, ich habe euch so vermisst. Ich bin so froh, euch alle wieder zu sehen, auch meine Tiere und...". Doch Harry kam nicht mehr dazu den Satz zu beenden. Völlig erschöpft schlief er wieder ein.

Luzifer blickte immer noch auf seinen Gefährten und sah zu wie Sirius den Jungen richtig ins Bett legte und liebevoll zudeckte. Er musste sich wirklich mehr als zusammenreißen, um nicht in Hogwarts zu erscheinen und diesem alten Gichtsack den Hals umzudrehen. Der Höllenfürst selbst bekam nicht mit, wie seine Magie um ihn herum zu pulsieren begann. Im Gegensatz zu Sirius und den anderen, vor allem Harry, der trotz des Schlafes sehr unruhig wurde.

„Luzifer, beruhige dich bitte!", rief Danilo auch direkt.

„Mylord, sie müssen sich beruhigen!", kam es gleichzeitig von Heiler Meran.

Harry wurde immer unruhiger und wimmerte sehr leise.

„Bitte, Luzifer. Du machst Harry Angst. Er kann deine Wut und die Magie spüren!", entfuhr es Sirius, während Tom versuchte seinen Blutsbruder zu beruhigen – natürlich ohne Erfolg.

Erst jetzt reagierte der Höllenfürst. Er schottete seine Magie ab und nahm seinen Kleinen in den Arm, um diesen erneut zu beruhigen.

Meran verabschiedete sich und ging, nachdem er mit seinem Lieblingspatienten, wie er Harry mittlerweile nannte, fertig war.

Danilo und Santana hatten sich bis jetzt im Hintergrund gehalten, um den Jungen nicht zu überfordern. Sie sahen ja selbst, dass er mehr als durch den Wind war, unwahrscheinlich klammerte und momentan einfach nur die Nähe zu Luzifer, Tom und Sirius brauchte und akzeptierte. Er war bei jeder Berührung von Meran automatisch zusammengezuckt und konnte dies anscheinend sogar im Schlaf unterscheiden. Bei Lu, Tom und Siri passierte es komischer Weise kein einziges Mal.

Der Feuerdämon und die Elbenpriesterin hatten beschlossen erst einmal zum Mittagessen in den großen Speisesaal zu gehen und allen Entwarnung über Harrys Gesundheitszustand zu geben, da er körperlich fast wieder in Ordnung war. So hatten Luzifer, Sirius und Tom genügend Zeit um selbst zu Mittag zu essen und Harry zu beruhigen. Letzterer brauchte gerade keine Nahrung. Er hatte ja einen Stärkungs- und Aufbautrank bekommen und war am Tropf angeschlossen. Was Harry jetzt wohl am dringendsten brauchte – außer dem Kontakt zu Gefährte, Blutsbruder und Pate – war absolute Ruhe.

Danilo warf noch einen letzten Blick auf dieses Gesamtbild und musste zugeben das es mehr als bizarr aussah. Dies lag allerdings nicht nur an Harrys Tieren. Denn Feuerdrache und Höllenhund lagen immer noch vor dem Bett, Sonnenkatze und Schattenkater oberhalb des Kopfkissens und Schneeeule und Todesphönix auf dem Kopfteil des Bettes. Mitten im Bett lag der schlafende Harry, links neben ihm hatte sich Tom ganz eng an seinen Blutsbruder gekuschelt und schlief ebenfalls. Den krönenden Abschluss bildeten rechts und links auf dem Bettrand Luzifer und Sirius, die beide Harrys Hände festhielten und ihn streichelten.

Es bereitete Luzifer immer noch Mühe ruhig zu bleiben und nicht vor Wut auszurasten, wenn er seinen Kleinen betrachtete. Sirius ging es da nicht viel anders. Er würde alle Schuldigen an Harrys Zustand am liebsten langsam zerfleischen.


Die kommenden zwei Tage waren wirklich für alle der Horror und Hammerhart.

Tom hatte wirklich recht gehabt. Harry war völlig durch den Wind und seine Trennungsängste gingen nicht nur ins Endlose, sondern wohl weit darüber hinaus, wie sie feststellen mussten.

Es war einfach krass und aufreibend und zwar für jeden von ihnen. Doch vor allem für Luzifer und Harry selbst. Luzifer konnte sich nicht mal zehn Zentimeter von seinem Gefährten entfernen ohne das der wimmerte und zu weinen anfing, enorm klammerte bzw. sich in der Kleidung festkrallte oder unentwegt nach Lu rief und bat ihn nicht alleine zu lassen. Harry ließ seinen Gefährten nicht mehr aus den Augen bzw. seinen Händen. Dieses Verhalten ging Luzifer wirklich sehr nahe. Es nahm ihn einfach mit, weil er nicht wusste wie er seinem Kleinen helfen sollte. Gerade deshalb waren Luzifers Beschützerinstinkte momentan auf voller Stärke und in Alarmbereitschaft. Er nahm dauerhaft eine "Hab acht Stellung" ein und duldete wirklich nur ganz speziell ausgewählte Personen und Wesen in Harrys Nähe. Aber auch für Harry bedeutete dies Stress pur, denn im Grunde kam er nur zur Ruhe, wenn sie friedlich zusammen lagen und schliefen und Lu sich absolut nicht bewegte.

Harry akzeptierte sowohl Tom wie auch Sirius bei sich, sie durften sogar neben ihm liegen. Er krallte sich sogar an ihnen fest und verschaffte Luzifer so eine maximale Pause von vielleicht dreißig Minuten. Dann wurde Harry total unruhig und rief nach seinem Gefährten. Harry schlief die meiste Zeit, schreckte aber oft hoch, weil es ein Geräusch gab oder Tom, Sirius bzw. Luzifer, wer eben gerade neben Harry lag, sich bewegt hatte. Dies passierte natürlich auch, wenn außer den dreien jemand Harry berührte.

Hinzu kam, dass Harry nun unwahrscheinlich anhänglich, verschmust und kuschelbedürftig war. Das war eine Tatsache, die aber vor allem Luzifer richtig genoss und dem Jungen wirklich jede Gelegenheit zum kuscheln gab oder darauf einging, wenn dieser es wollte.

Harry klammerte sehr. Er hing wie eine Klette an Luzifer oder Sirius und Tom. Er klebte schon fast ununterbrochen an ihnen, vor allem an Luzifer. Doch das war in Ordnung für sie. Schließlich waren alle froh und erleichtert das sie ihren Kleinen wieder hatten. Denn egal wie sein Zustand auch war, sie würden ihn mit vereinten Kräften und ganz viel Liebe wieder auf die Beine bekommen. Und das war was zählte.

Am Ende des zweiten Tages bemerkten Luzifer und Sirius, die gerade bei Harry waren, dass es schon etwas besser geworden war. Harry schreckte nicht mehr bei jedem Geräusch hoch oder wenn sein lebendes Kissen sich bewegte. Harry hatte sich nämlich angewöhnt, die anderen als Kissen zu missbrauchen und friedlich auf deren Brust zu schlafen. Er ließ sich gerade von deren gleichmäßigen Herzschlag unwahrscheinlich beruhigen.

Santana hatte Tom gerade mitgenommen, weil dieser wieder stark weinte, sich die Schuld an Harrys Zustand gab und von seiner Mutter und deren Elbenmagie erst mal wieder beruhigt werden musste.

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An einem anderen Ort amüsierten sich die Slytherins und zur Abwechslung auch mal die Hufflepuffs und Ravenclaws wirklich königlich über das Aussehen der vier Gryffindors.

Und dieses Mal bekamen sie nicht mal Unterstützung aus ihrem eigenen Haus, auch nicht von Ginny und Neville. Sie hatten große Angst, dann ebenfalls so zu enden. Und wer wollte schon wie eine neonfarbene Leuchte mit Regenbogenhaaren herum laufen? Ginny und Neville zumindest nicht. Trotz seiner beschissenen Lage war Ron echt glücklich, dass er nicht mehr der einzige war und seine Zwillingsbrüder und auch Hermine so wie er aussahen. Ärgerlich war eigentlich nur das Professor Dumbledore, McGonagall, Flitwick, Madam Pomfrey und sogar die widerliche Fledermaus Snape wirklich alles an Zaubern, Gegenflüchen und sogar Tränken ausprobiert hatten um die Wirkung des Zaubers oder was es auch immer war aufzuheben, doch bis jetzt ohne den geringsten Erfolg.


Mit Problemen ganz anderer Natur kämpften derweil Albus und Minerva im Schulleiterbüro. Sie besprachen gerade den Speiseplan für die kommenden Wochen, als ohne Grund ein heftiger Wind aufkam und ihnen um die Ohren pfiff und natürlich alle Blätter und Pergamente vom Tisch wehte und durcheinander wirbelte. Es war ein unwahrscheinliches Stimmengewirr zu hören, welches an Lautstärke zunahm und von den Bilderrahmen der ehemaligen Schulleiter kam.

Und dann starrten Minerva und auch Albus auf einen Bilderrahmen sehr weit oben an der Wand. Denn aus dem Bild erschien zuerst ein Bein, die Hüfte, ein Teil des Oberkörpers und schließlich die ganze Person eines jungen gut aussehenden Mannes mit rotblonden Haaren. Niemand musste den beiden Professoren erklären wen sie da vor sich hatten. Diese kannten schließlich das Gemälde des Hogwartsgründer Godric Gryffindor. Überraschend und für Minerva und Albus unverständlich war wohl eher, warum dieser jetzt aus seinem Bilderrahmen herausstieg und was er von ihnen wollte.

Den Grund für seinen Besuch erfuhren die Beiden, als Godric zu ihnen herunter geschwebt kam und sie für Bruchteile von Sekunden angesehen hatte. „Jetzt reicht es mir absolut. WAS IN MERLINS NAMEN HABT IHR AUS MEINEM HAUS GEMACHT? IHR ZIEHT MEINEN GUTEN NAMEN IN DEN SCHMUTZ!", schrie er Albus und Minerva ohne jede Vorwarnung an, legte aber gleichzeitig einen Schutzzauber auf Minerva. So konnte sie jedes Wort von dem Gesagten in sehr abgeschwächter Form hören, während Albus wirklich die volle Lautstärke und Dröhnung abbekam.

Und das Gebrüll zeigte direkt Wirkung bei Albus. Denn der glaubte, ihm müsse der Kopf zerspringen und hörte unentwegt die Glocken läuten und zwar aus allen Richtungen gleichzeitig.

Natürlich war Godric noch nicht fertig. Er hatte seine Schimpftirade nur unterbrochen, um die anwesende Hexe zu schützen. „ICH KANN ES WIRKLICH NICHT FASSEN, WAS HIER MITTLERWEILE PASSIERT UND ANSCHEINEND ZUR TAGESORDNUNG GEHÖRT ODER VOM JETZIGEN SCHULLEITER GEDULDET ODER SOGAR ANGEZETTELT WIRD!", setzte Godric mit lauter Stimme fort. „Wie kommen diese Schüler des Hauses Gryffindor dazu, sich an Magischen Wesen oder auch Hauselfen zu vergreifen... sie zu verfluchen, zu schlagen oder mit einem Dolch zu verletzen, obwohl sie selber nicht so reinen Blutes sind, wie sie anscheinend glauben. SCHULLEITER, WENN SIE DIESE VIER SCHÜLER, DIE MOMENTAN ALS NEONFARBENE SÄULEN DURCH DIE GEGEND LAUFEN NICHT ANGEMESSEN DAFÜR BESTRAFEN, WERDE ICH WIEDER KOMMEN UND ES SELBER TUN. ACH, BEVOR ICH ES VERGESSE: WO BEFINDEN SICH DIE ÜBRIGEN BILDER UND GEMÄLDE VON UNS – DEN HOGWARTSGRÜNDERN?", kam es wieder von dem Hogwartsgründer, und zwar in einer Lautstärke, die Albus diesem gar nicht zugetraut hätte.

Dem Weißhaarigen blieb nicht mal Zeit um zu antworten, denn schon in der nächsten Sekunde war die etwas geisterhafte Erscheinung des Gryffindors einfach verschwunden.

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Cornelius erschien an diesem Morgen sehr früh im Ministerium. Heute war um 10.30 Uhr Dumbledores Anhörung und er wollte die Papiere, Unterlagen und Beweise noch einmal durchgehen. Er hatte einfach ein ungutes Gefühl im Bauch.

Das sich sein Bauchgefühl als richtig herausstellte und bewahrheitete, zeigte sich zwanzig Minuten später.

Ansgar Federleicht, Mitglied des Schulausschusses, saß zusammen mit dem Minister in dessen Büro über den Papieren. Sie blickten automatisch auf, weil es direkt vor ihnen mehrmals ploppte und erstarrten, als sie die beiden Engel sahen.

'Das genaue Gegenteil von Erzengel Michael', war Cornelius' erster und momentan einziger Gedanke, während er die beiden Engel mit den langen dunklen, fast schwarzen Haaren und den ebenso schwarzen Flügeln regelrecht anstarrte. 'Da braut sich anscheinend ein heftiges Gewitter über uns zusammen!', schoss es ihm nun durch den Kopf und wurde das komische Gefühl im Bauch nicht los. Ganz im Gegenteil, dieses ungute Gefühl schien sich durch die leicht finster dreinblickenden Engeln sogar noch zu verstärken.

Ohne ein Wort zu sagen, überreichte der erste Engel – seine Haare waren ein Stück länger als die des zweiten – Cornelius Fudge einen versiegelten Umschlag, den dieser sofort öffnete und zu lesen begann.

Ansgar beobachtete den Minister genau. Er konnte sehen, wie dieser wirklich immer blasser und weißer wurde, je weiter er las. Dann erschrak Ansgar, als der Minister sich wie ein gefällter Baum in Zeitlupe nach hinten neigte und auf den Boden fiel. Dies ging in Wirklichkeit so schnell, dass er nicht rechtzeitig reagieren konnte, um den Minister aufzufangen und dieser bewusstlos auf dem Teppich landete.

„Ich glaube, der Brief war etwas zu heftig. Das hat Cornelius doch glatt umgehauen!", kam es von Ansgar. Er wusste auch nicht was er sagen sollte und kniete sich neben den Minister, um nach ihm zu sehen.

„Offensichtlich!", gab einer der Engel ganz trocken von sich.

Wenige Augenblicke später rührte sich Cornelius und blickte direkt in Ansgars Gesicht. „Was ist geschehen? Mir war so, als hätten zwei Engel eine Nachricht von Gott gebracht.", sagte der Minister, sah jedoch mehr als durcheinander und perplex aus.

„Ja, dies haben sie auch. Es scheint wohl keine positive Nachricht gewesen zu sein?", fragte Ansgar nur.

„Das kannst du wohl laut sagen.", entfuhr es dem anderen und reichte Ansgar das Blatt Pergament, nachdem er sich erhoben hatte.

Die beiden schwarzhaarigen Engel standen einfach nur da und sahen auf die beiden Zauberer.

~Da hatte Michael doch recht. Der Minister kippt aus den Schuhen, fällt einfach um, wenn er Gottes Brief liest oder gerade gelesen hat. Er meinte doch auch, dass es wohl keinen Menschen geben wird, der bei dieser direkten Drohung Gottes nicht umkippen würde, oder?", teilte Samuel, mit den etwas kürzeren Haaren telepathisch mit.

~Richtig. Und was soll das?~, gab Raphael, der zweite Engel auf die gleiche Weise zurück.

~Ich wette mit dir, der zweite Zauberer kippt auch um, wenn er das gelesen hat~, meinte Samuel.

~Nein, ich denke nicht. Er macht einen gefassten und starken Eindruck.~, schickte Raphael telepathisch zurück, während er nun diesen Ansgar beobachtete, der gerade den Brief angenommen hatte und zu lesen begann.

Ansgar las sich den Brief durch, schaute zu den beiden Engeln rüber, die immer noch mit ausgebreiteten Flügeln dastanden und keinen Ton von sich gaben, ihn und den Minister aber genau im Visier hatten. Entsetzen und Schock machten sich in ihm breit und überrollten den Zauberer ohne Vorwarnung. Nachdem ihm auch jegliche Gesichtsfarbe entwichen war, sackte er einfach in sich zusammen und blieb ohnmächtig auf dem Teppich liegen.

~GEWONNEN! Ich habe gewonnen, du schuldest mir...~, jubelte Samuel gedanklich.

~Gar nichts~, erwiderte Raphael sehr gelassen. ~Ich habe schließlich nicht mit dir gewettet~, hörte Samuel Raphaels Stimme in seinem Kopf. Dann wandte er sich an den Minister, der sich gerade zu Ansgar gekniet hatte, um nach diesem zu sehen.

„Wir bedauern, dass der Brief eine so durchschlagende Wirkung auf sie hatte, Herr Minister. Ich bin Erzengel Raphael und das ist Erzengel Samuel. Seine Haare sind etwas kürzer als meine.", erklärte dieser gerade.

Auch Ansgar war mittlerweile wieder erwacht und hatte sich erhoben. Er saß nun etwas desorientiert auf einem der Sessel und konnte es immer noch nicht fassen.

„Nun gut. Gott gab Raphael und mir den Auftrag, dem Minister der Zauberwelt diesen Brief von IHM persönlich zu überbringen und mitzuteilen, dass ER sehr, sehr ungehalten und sauer ist über den momentanen Zustand des Jungen.", begann der Erzengel. Doch dann wechselte die Stimme ganz plötzlich in eine noch tiefere und durchdringend klingende Stimme, die einem automatisch eine Gänsehaut bescherte und die Nackenhaare aufrichtete, während die enorme Lautstärke für den Rest sorgte. „IMMER UND IMMER WIEDER DAS GLEICHE ELEND MIT DEN MENSCHEN UND AUCH DIE ZAUBERER SIND NICHT VIEL BESSER. ICH SOLLTE SIE WIEDER ALLE VON DER ERDE FEGEN. BEI ALLEN RASSEN UND WESEN HERRSCHT EINKLANG UND HARMONIE, SELBST BEI DEN TIEREN IST ES SO!", brüllte die Stimme. Dann wurde die Lautstärke gesenkt, als sie fortfuhr. „Die Aktion des alten Mannes, die er sich mit dem Gefährten des Höllenfürsten geleistet hat, wird natürlich Konsequenzen haben. Außerdem fordere ich Gerechtigkeit und eine angemessene Strafe für den bzw. die Schuldigen. Die Zauberwelt kann wirklich froh sein, dass "ICH" den Himmel nicht verlassen kann, sonst...", beendete Gottes Stimme seine Erklärung. Wie geplant ließ er den Satz unvollendet, damit sie sich verschiedene Dinge ausmalen oder vorstellen konnten. Diese gebrüllte Erklärung von Gott hatte eine mehr als durchschlagende Wirkung. Denn sowohl der Minister wie auch Ansgar wurden zuerst sehr blass, dann kalkweiß wie eine Wand um anschließend – unabhängig voneinander – fast gleichzeitig umzukippen.

„Wow! Wenn wir jedes Mal aus den Latschen kippen würden wenn Gott uns anbrüllt, dann würden wir...", begann Raphael seinen Satz, den Samuel automatisch beendete, „...gar nicht mehr vom Boden wegkommen".

„Vermutlich sollte Gott sehr bald diesen Jungen, Luzifers Gefährten, treffen. Ich habe gehört, dass alleine seine Aura und Magiesignatur umwerfend und anziehend sein sollen. Jedenfalls hat er sogar solche Jungspunte wie Beni, Gabriel und Utor völlig durcheinander gebracht.", meinte Raphael.

„Und vergiss Michael nicht. Er redet doch nur in den höchsten Tönen von Harry James Potter-Satanus-Hell.", warf Samuel ein.

„Wie recht du hast. Das hätte ich jetzt wirklich vergessen".

Dann warteten die beiden Engel schweigend, bis die zwei Zauberer wieder aufwachten, was dieses Mal deutlich länger dauerte. Zuerst regte sich Ansgar. Er erwachte Augenblicke später mit dem Gefühl, wohl von einem Koloss wie dem Hogwarts-Express überrollt worden zu sein. Ach und von den riesigen Kopfschmerzen und dem Widerhall der Stimme wollte er gar nicht erst anfangen.

Genauso ging es Cornelius, als er einige Minuten später ebenfalls aus seiner Ohnmacht erwachte und immer noch das Gefühl hatte, dass ein ausgewachsener Drache auf seiner Brust hockte und unentwegt mit dem Schwanz gegen seinen Kopf schlug, weil es dort ununterbrochen klingelte und schepperte.

„Ein Anfang ist gemacht und zeigt ihre Bereitschaft und die der anderen, indem sie dem Schulleiter von Hogwarts am heutigen Tag den Prozess machen. Dies stimmt Gott sehr milde und er gibt der Zauberwelt noch eine Chance. Doch sollte es ab dem heutigen Tag noch einmal vorkommen, dass ein Magisches Wesen von einem Menschen/Zauberer misshandelt oder gequält wird, gibt es Krieg. Sie sollten sich wirklich stärker an die alten Gesetze halten und sie allen nahe legen. Denn schließlich wurden diese Gesetze mit ihrer Magie besiegelt und würde im Endeffekt alle zerstören.", teilte Raphael den beiden immer noch leicht irritierten Zauberern mit.

„Es hat uns wirklich gefreut sie kennen zu lernen. Einen schönen Tag, Minister Fudge. Und ihnen natürlich auch, Mr. Federleicht.", fügte Samuel hinzu.

Dann verschwanden sie so wie sie gekommen waren.

„Woher weiß der meinen Namen?", war das erste was Ansgar heraus brachte.

„Das waren Engel.", erwiderte Cornelius nur. Er bekam langsam aber sicher sich und seinen Körper wieder in den Griff. Sein Geist arbeitete mechanisch und professionell. Er überlegte und plante die nächsten Schritte.

„Stimmt.", entgegnete der andere. Er schaute den Minister dann aber verblüfft an, weil ihm nicht klar war, wie das die Antwort auf seine Frage sein konnte. „Ja, aber wieso weiß der Engel meinen Namen? Ich hab ihm diesen doch gar nicht genannt?", fragte Ansgar auch direkt.

„Mach dich nicht lächerlich. Dies waren Engel! Sie leben im Himmel bei Gott und der scheint alles zu wissen. Gott sprach durch seinen Engel zu uns, dann wissen die auch deinen Namen!", antwortete dieser nur.

Cornelius machte sich nichts vor. Sie waren wirklich in ein heftiges Gewitter geraten, wenn man die Probleme und Unstimmigkeiten als solche bezeichnen konnte. Der Zaubergemeinschaft und ihm, dem Minister, sowie Albus Dumbledore im besonderen Maße, saßen nicht nur der Höllenfürst, die Elbenkönigin, das Magische Konzil und somit alle Magischen Wesen, sondern nun auch Gott höchstpersönlich im Nacken. Deshalb mussten sie alles tun um zu verhindern, dass es sich zu einem Orkan entwickelte und sie gänzlich verschlang oder sie vom "Blitz" getroffen wurden. Schadenbegrenzung nannten die Muggel dies und Cornelius fand den Begriff äußerst passend. Er war deshalb auch bereit, aus der anfänglich geplanten Anhörung gegen Schulleiter Dumbledore einen Prozess zu machen. „Und nun wirst du mir helfen, alle wirklich nötigen Schritte einzuleiten, um aus der Anhörung von Dumbledore einen rechtlich einwandfreien Prozess zu machen. Wir müssen einfach dafür sorgen, dass Gott mit der Zaubergemeinschaft zufrieden ist und keine Sanktionen gegen uns anstrebt!", sagte der Minister. Er setzte sich an den Schreibtisch und begann die ersten Briefe und Anträge zu verfassen bzw. auszufüllen und das Gremium des Wizengamot so schnell wie möglich in sein Büro zu bestellen, damit sie alles erfuhren und auch Gottes Brief zu lesen bekamen. „Steh da nicht so herum. Komm endlich her und hilf mir. Wir haben nicht mehr viel Zeit!", kam es leicht genervt vom Minister.

Ansgar löste sich aus seiner Starre und eilte zum Schreibtisch, um dem Minister zu helfen.

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Die letzte Nacht war richtig gut gewesen, Luzifer mehr als zufrieden. Schon am Abend hatten sie festgestellt, dass es bei Harry ein ganz kleines bisschen besser war, denn dieser schreckte nicht mehr bei jedem Geräusch oder einer Berührung zusammen. Luzifer konnte sogar mitten in der Nacht zur Toilette gehen, Harry los lassen und das Bett verlassen, ohne das sein Kleiner geklammert hatte oder aufgewacht war.

Auch am Morgen stellte Luzifer fest, dass Harry sich nicht mehr in seiner Kleidung festkrallte, wenn er sich nur bewegte. Harry tat dies kurz darauf auch nicht als er wach war und mit seinem Gefährten frühstückte.

Trotzdem war es weder für ihn noch Tom, Sirius oder Danilo eine Option mit Harry in die Zauberwelt – genauer gesagt ins Ministerium zu reisen – da am heutigen Tag die Anhörung von Albus Dumbledore stattfand.

Momentan basierten alle Anschuldigungen auf den Aussagen von Luzifer und seinen Wachen, den Hogsmeadebewohnern usw. Aber es war nichts konkretes von Harry selber, denn er hatte sich noch nicht dazu geäußert und blockte einfach jeden Versuch von ihnen rigoros ab. Und sie würden den Jungen garantiert jetzt nicht dazu drängen oder zwingen. Sie wollten ihn schließlich schnell wieder auf die Beine kriegen.

Harry klammerte immer noch, wenn er mitbekam das Luzifer gehen wollte und bettelte nicht alleine gelassen zu werden. Er wurde schnell wieder ruhig, wenn entweder Tom oder Sirius bei ihm blieben und auch seine Tiere schafften dies bis zu einem gewissen Grad.

Luzifer hatte es sogar mit "Engelszungen" geschafft Harry zum duschen zu überreden. Er nutzte die Zeit, um seinem Sekretär Levin letzte Instruktionen wegen der Anhörung zu geben. Er würde bei Harry bleiben. Er konnte seinen Kleinen nicht so lange alleine bzw. in der Obhut von Sirius oder Tom lassen. Das schaffte dieser wohl noch nicht. Aber Levin, Danilo und ihr Anwalt würden die ganze Zeit bei der Anhörung anwesend sein und alles genau verfolgen.

Levin hatte den Raum betreten und sofort bemerkt, dass der junge Lord nicht anwesend war. „Wo ist denn dein Klammeräffchen?", fragte er sofort sehr sanft und besorgt.

„Wenn du mit Klameräffchen "Harry" meinst, der ist duschen.", antwortete der Höllenfürst.

„Wie hast du das denn geschafft?"

„Ich habe keine Ahnung, aber es hat geklappt.", meinte Luzifer nur. „Momentan klammert er wirklich, aber das ist nach unserer gewaltsamen Trennung und seinem geringen Alter auch kein Wunder. Harry ist eine Klette, dies gebe ich zu, aber eine überaus süße Klette. Und ich möchte es gar nicht anders haben, denn er ist meine Klette und gehört mir ganz alleine.", teilte Luzifer dem anderen mit.

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