15. Mit viel Geduld

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Die goldene Katze wich kaum noch von seiner Seite. Sie war eigentlich immer da, wenn er aufwachte und Harry sprach jedes Mal mit ihr. Am Anfang hatte er sich tatsächlich dagegen gesträubt, ihr einen Namen zu geben. Er behauptete immer wieder, dass er dazu kein Recht habe, weil er nur ein wertloser Freak sei. Die Magische Katze redete mit Engelszungen und ungeheurer Geduld auf ihn ein. Sie wollte unbedingt von ihm ihren Namen bekommen, damit sie ihm helfen und auch schützen konnte. Aber sie erreichte ihr Ziel nicht und sah nur noch eine Möglichkeit. Sie musste sich an den Jungen binden, um ihr Ziel zu erreichen. Und als die goldene Katze Harry dann ganz bewusst in den Nacken gebissen und ihm somit ihre Bindungsstoffe injiziert hatte, ließ dieser Widerstand nach und er entschied sich für den Namen "Tamy".

Nun waren er und die magische Katze miteinander verbunden.

Tamy leckte ihm entschuldigend über die Bisswunde und schnurrte, um Harry zu beruhigen. ~Es tut mir wirklich leid. Ich möchte mich hundert Mal entschuldigen, weil ich dir weh getan habe. Aber ich kann mich nicht anders an eine Person oder Magisches Wesen binden.~

~Hey, Tamy. Keine Sorge, ich bin dir nicht böse und es hat auch kaum weh getan. Ich bin wirklich ganz andere Dinge gewohnt! ~, meinte Harry und kraulte seine Tamy hinter den Ohren. Doch dann erstarrte er in seiner Bewegung und ihm wurden die Worte von Tamy bewusst. „Du hast dich an mich gebunden? Oh, nein! Warum hast du dir das angetan?", entfuhr es ihm dann nur.

~Weil ich es wollte. Außerdem kann ich dir helfen, zu ihnen Vertrauen aufzubauen. ~ Sie unterbrach sich kurz selbst, leckte nochmals über die fast schon verschwundene Bisswunde, bevor sie fortfuhr: ~Und... nun ja... ich mag dich total gerne.~, hörte Harry die Worte Tamys in seinem Kopf.

Dieses Geständnis der magischen Katze überraschte Harry mehr, als er gedacht hatte. 'Das ist doch nicht möglich, oder? Sie hat mich lieb. Aber mich kann man doch gar nicht lieb haben oder lieben. Ich bin eine Missgeburt, ein Freak und einfach nichts wert! ', schwirrten ihm die Gedanken durch den Kopf.


Harrys Körper erholte sich von Tag zu Tag mehr. Seine Wachphasen traten häufiger auf und dauerten auch immer länger an.

Der Junge war sehr schüchtern und zurückhaltend. Er versank oft in seinen Gedanken, weil er sich das Ganze einfach nicht erklären konnte. Vor allem aber blieb seine Angst geschlagen oder bestraft zu werden.

Es bereitete Harry immer noch große Probleme von Anderen berührt zu werden, da es früher immer auch gleichzeitig Schmerzen bedeutet hatte. Harry kannte mittlerweile die einzelnen Heiler, die ihn versorgten und blieb während der Behandlung relativ ruhig. Manchmal entfuhr ihm ein leiser unterdrückter Schmerzlaut oder er zuckte zusammen bzw. zitterte leicht, aber er hatte es immer schnell wieder im Griff.

Harry gewöhnte sich an die Anwesenheit seiner Tamy und strahlte sie immer an, wenn er erwachte. Und auch die Anwesenheit von Luzifer wurde sehr schnell zur Selbstverständlichkeit. Es erstaunte Harry, dass er innerlich traurig war, wenn dieser nicht an seinem Bett saß oder sich im Zimmer aufhielt. Harry hatte schon oft darüber nachgedacht und glaubte, dass es wohl an ihrer Bindung lag. Er konnte es sich einfach nicht anders erklären. Gerade in dem Augenblick drang die Erkenntnis voll und ganz zu ihm durch und traf ihn mit voller Wucht und Härte. "Ich bin gebunden". Harry glaubte keine Luft mehr zu bekommen, seine Atmung beschleunigte sich automatisch. Fast im gleichen Moment leckte Tamy seine Wange und begann ihm gedanklich beruhigende Worte zuzuflüstern.

Bevor der Heiler Maßnahmen einleiten musste, beruhigte sich der Junge wieder.

Harry sah Illirian an, sagte aber nichts. Er war viel zu tief in seinen Gedanken gefangen. 'Ich bin gebunden, verheiratet für immer. Menschen heiraten, aber magische Wesen binden sich. ', klärten sich die Gedanken in seinem Kopf. 'Ich bin ein magi... Nein, ich bin wirklich nur ein Freak, eine Missgeburt. Und Onkel hatte wieder mal recht. Ich verdiene es nicht zu leben und nun ist der Höllenfürst für immer an einen Freak wie mich "gefesselt". Sind die Gefühle und Gedanken normal, die ich in Luzifers Nähe habe? Haben Gefährten so etwas? Oder liegt es an mir, weil ich anders bin? Was soll ich denn nur tun? ', wirbelten die Gedanken durch seinen Kopf und verunsicherten den Schwarzhaarigen noch mehr. Schließlich war er davon überzeugt, dass sich der gutaussehende Luzifer auf keinen Fall mit ihm einlassen sollte, da er nur Abschaum war. Jedoch waren da auch wirklich schöne und angenehme Gefühle gewesen, wenn der Höllenfürst in seiner Nähe war und es hatte ihm gefallen.


~Ja, ist es. ~, vernahm Harry erneut eine Stimme in seinem Kopf, aber es war nicht Tamys Stimme.

Diese neue Stimme war tiefer und wirkte irgendwie "männlich".

~Wer hat das gesagt? ~, fragte Harry gedanklich und riss gleichzeitig die Augen weit auf, weil er es sich nicht erklären konnte.

~Nun, wie soll ich sagen?~, begann die Stimme. ~Ich kann dir aber nur etwas sagen, wenn du versprichst ruhig zu bleiben. Es schadet sonst deiner Gesundheit. ~, hörte Harry in seinem Kopf.

Harry dachte kurz nach, überlegte, dann antwortete er: „Okay. Versprochen!" Und wartete ab.

Es dauerte nicht lange und Harry hörte die Stimme erneut.

~Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich bin dein "dämonisches Ich" und gehöre nun für immer zu dir. Ich werde dir niemals schaden, ganz im Gegenteil. Ich werde dich beschützen!~

~DU BIST WAASSS?!~, entfuhr es Harry relativ laut und war total perplex. Schon im nächsten Moment zuckte er sehr heftig zusammen, da er seine eigene Stimme so laut im Kopf gehört hatte. Und dann spürte er dieses Kribbeln im ganzen Körper. Er bemerkte auch eine angenehme Wärme, die ihn erfasst hatte. Harry wusste nicht wieso, aber er hatte keine Angst vor seinem inneren Dämon. Er freute sich irgendwie, denn nun war er nicht mehr alleine. ~Du...~, fing er an, unterbrach sich aber selbst.

~Ja? Frage ruhig. Keine Angst. Niemand wird dir hier etwas tun!~, erwiderte sein dämonisches Ich.

~Darf ich dich "Dago" nennen? Wenn du einen Namen hast, kann ich leichter mit dir reden.~, fragte Harry und blickte sehr verlegen zu Heiler Illirian, der an seinem Bett saß und die Reaktionen des Jungen nicht so recht deuten konnte.

~Aber sicher doch. Der Name gefällt mir wirklich gut und er passt, denn du bist zusammen mit mir und...~, gerade noch rechtzeitig hatte Dago seinen Redefluss unterbrochen. Er wollte doch das ebenfalls noch vorhandene "elbische Ich" nicht erwähnen, um den Jungen nicht zu überfordern.

Doch Harry hatte sofort bemerkt, dass da noch etwas war und gab erst Ruhe, bis dieser ihm davon erzählte. Denn eines kam für Dago überhaupt nicht in Frage. Er würde Harry niemals anlügen oder Unwahrheiten erzählen. Das würde sein Vertrauen und ihr Zusammenleben zerstören. So erfuhr Harry dann, dass es noch ein weiteres inneres Wesen gab, nämlich ein "elbische Ich". Aber kein normales, nein. Es war ein Königselb. Und erst jetzt meldete sich auch dieses in seinem Kopf.

~Hallo! ~, war erst mal alles was die neue, sehr angenehme und weich klingende Stimme von sich gab.

~Für einen Mann klingt deine Stimme wirklich sehr weiblich!~, sandte Harry in Gedanken zu der Stimme.

~Das liegt daran, dass ich ein weiblicher Königselb bin.~, entgegnete sie ihm.

~Aber das geht doch nicht. Ich bin ein Mann! Na ja, fast. ~, kam es von Harry.

~Ja, sicher. Jedoch ist deine Patentante eine "Sie" und deshalb bin ich auch ein weiblicher Königselb.~, erklärte sie dem Jungen.

Illirian saß immer noch da und wunderte sich immer mehr, denn Harrys Mimik und Gestik veränderte sich jeden Augenblick aufs Neue. Er konnte ja nicht ahnen, dass sich der Junge gerade mit seinen inneren Wesen vertraut machte und sie kennen lernte.

~Darf ich dir auch einen Namen geben?~, fragte Harry die Königselbe, die es ihm sofort erlaubte. Es dauerte einige Augenblicke, dann strahlte Harry. Er hatte einen schönen Namen gefunden. ~Wie gefällt dir der Name "Saria?", wollte er wissen.~

~Saria ist ein sehr schöner Name und er passt hervorragend zu einem Königselb.~, hörte Harry gleichzeitig die Stimmen von Dago und Saria in seinem Kopf und musste gähnen. Dieses ganze Nachdenken und die vielen Informationen hatten ihn müde gemacht und es dauerte auch nicht lange und Harry schlief mit einem Lächeln im Gesicht ein.

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Albus Dumbledore war mit der momentanen Situation mehr als zufrieden. Dieser Bastard hatte tatsächlich Lord Voldemort vernichtet und war nicht mal sieben Tage danach bei seinen Verwandten abgekratzt, so hatte es zumindest Dursley in einem kurzen Brief mitgeteilt. Schon seit dem Sieg über dieses Monster hatte man ihn zu unzähligen Veranstaltungen, Ehrungen, Bällen eingeladen. Sie alle waren vom Zaubereiministerium geehrt und ausgezeichnet worden. Jedoch achtete Albus stets darauf, dass nur er immer an erster Stelle oder in vorderster Reihe stand und das meiste Lob und die volle Anerkennung bekam. Dabei machte es ihm auch nichts aus, andere in den Hintergrund zu stellen. Schließlich war er viel mehr wert als andere und durch wirklich niemanden zu ersetzen. Und damit es auch so blieb, schickte er z.B. den Werwolf oft auf unnötige Missionen, nur damit er nicht anwesend war und evtl. vom Ruhm zu viel abbekam.

Albus hatte auch dem Zaubereiminister, dem Ministerium, allen Schülern und Lehrern und natürlich dem Tagespropheten die sehr bedauerliche Nachricht von Harry Potters Tod verkündet, spielte jedem den trauernden "fast-Großvater" vor und gab im gleichen Atemzug ein Interview über seine genialen und erfolgreichen Pläne, die zur Vernichtung von Voldemort geführt hatten.

Auch Hermine und Ron wurden von ihrem Meister aus dem Ganzen raus gehalten, da sie angeblich zu jung waren. Dies ärgerte nicht nur Ron, nein vor allem Hermine fühlte sich ungerecht behandelt. Schließlich hatte sie selber das meiste geleistet und entscheidend zum Sieg beigetragen. Das wollten aber weder Albus Dumbledore noch Moody, Shacklebolt oder die Weasleys einsehen und ignorierten ihre immer wiederkehrenden Einwände sehr gekonnt.

Hermine musste dann einsehen, dass sie als Schülerin von Hogwarts vor allem vom Schulleiter abhängig war.

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Das Schuljahr neigte sich dem Ende zu. Und die meisten hatten Harry Potter sehr schnell vergessen. Keiner sprach mehr von ihm oder weinte ihm über einem Monat später eine Träne nach.

Doch dies traf nicht auf alle zu. Es gab schon noch Personen die den schüchternen, schwarzhaarigen Gryffindor nicht vergessen hatten. Das waren wie z. B. Minerva McGonagall, Madam Pomfrey oder Severus Snape und sein Schulerzfeind Draco Malfoy. Jedoch sprachen sie nicht mit Anderen darüber. Sie waren erstaunt, wie schnell der Junge in Vergessenheit geriet, obwohl er sie alle gerettet hatte.

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