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Wincent                  

Heute war endlich mal ein ruhiger Tag, obwohl ich Anna und die Hunde jetzt schon vermisste. Doch ich hatte Johannes versprochen, dass wir zwischen den Jahren nochmal etwas zusammen machten. Dafür hatten wir übers Jahr nie wirklich Zeit und es würde mir gut tun, ihn mal wieder auf den neusten Stand bringen. Außerdem interessierte mich natürlich auch, wie es ihm so ging. Wir trafen uns in unserer Stammkneipe in Hamburg, wo es bisher immer entspannt und frei von jeglichen Fans war.
„Hey Wince, schön dich zu sehen", begrüßte er mich, sobald ich die Kneipe betreten hatte.
„Moin Johnny."
„Wie immer?"
„Na klar. Wieder gleicher Tisch?"
„Jup."
Ich ging zu der Ecke, in der wir bisher jedes Mal saßen, während Johannes an der Bar unser Bier holte. Dann kam er zu mir und rutschte neben mich auf die Bank.
„Wie geht's dir, Großer?", fragte ich ihn.
„Ganz gut."
„Heißt?"
„Komm, wir wollen doch nicht ernsthaft über mich reden."
„Lenk nicht ab. Was ist los bei dir?"
„Ach, nicht so wild. Ich komm klar. Also irgendwie."
„Hey, du hilfst mir immer, also kann ich dir jetzt auch mal helfen. So macht man das unter Freunden."
Johannes trank erst einen Schluck Bier, bevor er antwortete. „Wince, ernsthaft. So sehr ich das zu schätzen weiß, ich muss das alleine schaffen. Aber wenn es dir so unheimlich wichtig ist, dann reden wir später darüber. Erzähl lieber, wie es dir geht. Was macht Anna?"
„Okay." Ich wusste, dass er nicht nachgeben würde. „Bei mir ist alles gut soweit."
„Das sieht nicht so aus."
Natürlich fiel ihm das auf.
„Okay, also ich mach mir ein wenig Sorgen um Fritz."
„Was ist mit ihm?"
„Er ist ein wenig krank. Anna meinte, das kennt sie gar nicht von ihm. Aber ich glaub, Lou lenkt sie genug ab."
„Lou?" Johannes sah mich fragend an.
„Annas neue Hündin. Hier." Ich hielt ihm mein Handy hin.

" Ich hielt ihm mein Handy hin

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„Die ist ja super süß." Die Augen meines Freundes leuchteten kurz auf.
„Ja, ist sie."
„Das war doch ganz bestimmt deine Idee, oder?"
„Möglicherweise." Ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen.
„Du bist komplett verrückt", lachte er leicht.
„Vielleicht ein bisschen", erwiderte ich.
Johannes holte neue Getränke, während ich kurz mein Handy checkte, um zu wissen, ob Anna sich gemeldet hatte. Doch scheinbar ging es Fritz soweit gut oder sie war mit den beiden Hunden ziemlich beschäftigt. Inzwischen waren wir beide soweit, dass wir uns gegenseitig anriefen oder schrieben, wenn es einem von uns nicht gut ging.
Statt einer Nachricht von Anna hatte ich allerdings mehrere Nachrichten von Instagram. Ich zögerte, aber schließlich schaltete ich das Handy wieder aus. Heute wollte ich mich nicht mit irgendwelchen Fans herumschlagen.
„Hey, alles klar?", fragte Johannes und stellte die zwei Gläser Cola vor uns auf den Tisch.
„Ja. Nichts, womit ich mich jetzt befassen will", antwortete ich und steckte das Handy wieder ein.
Während der nächsten Stunden quatschte ich mit Johannes über alles, was so in den letzten Wochen und Monaten los war. Natürlich kamen wir nicht um das Thema Job herum, vor allem weil wir beide nächstes Jahr nicht auf Tour gehen wollten. Vielleicht hatten wir dann endlich mal Zeit uns häufiger zu sehen. Mehr Privatleben würde uns beiden gut tun, da war ich mir ziemlich sicher.
„Wir müssen mal wieder zusammen Urlaub machen", sagte Johannes nach dem dritten oder vierten Glas Cola.
„Auf jeden Fall", stimmte ich sofort zu und griff nach dem Glas, in dem sich inzwischen wieder Bier befand.
Der Roadtrip mit ihm, wo unser gemeinsamer Song ‚Die guten Zeiten' entstanden ist, war wunderschön. Und irgendwie war es echt cool, einfach loszufahren und nicht zu wissen, was einen erwartete und wohin man so kam. Allerdings hatte ich jetzt Anna und Fritz und Lou.
„Bevor du jetzt weiter sprichst, ich weiß, was dir auf der Zunge liegt", sagte Johannes. „Wir können die drei ja mitnehmen."
„Was? Jetzt ehrlich?"
„Natürlich. Ich weiß doch, dass du sie niemals zwei Wochen alleine lassen würdest. Und was für ein Freund wäre ich, wenn ich das von dir verlange?"
„Du bist unglaublich."
Ich umarmte Johannes, soweit das nebeneinander sitzend ging, und war absolut glücklich in diesem Moment.
„Also machen wir quasi Familienurlaub?", fragte ich.
„Wenn du das so siehst, ja."
„Meinst du, du überlebst zwei Wochen mit Anna, zwei Hunden und mir? Im Camper?"
Johannes grinste. „Mal sehen. Aber bestimmt. Sonst nehmen wir noch ein Zelt mit und ich quartiere euch aus."
„Das könnte dir so passen", lachte ich. „Und ich verspreche hiermit, dass wir uns benehmen werden."
„Dann bin ich beruhigt."
Wir tranken beide unser restliches Bier aus und dann bestellten wir uns etwas zu essen. Das war sicher nötig, denn wenn ich mit Johannes eins gelernt hatte, dann das Abende sehr lang werden konnte. Gesprächsthemen gingen uns irgendwie nie aus und genau das liebte ich. Das Essen war super lecker und auch währenddessen gab es kein Schweigen. Die gute Stimmung wurde lediglich von immer wieder auftauchenden Instagram-Nachrichten getrübt. Ich hatte mein Handy auf den Tisch gelegt, da sich Anna abends meistens meldete und ich keine Nachricht verpassen wollte. Doch nur Instagram meldete sich. So langsam ging mir diese Person auf die Nerven. Konnte man nicht einmal seine Ruhe haben?
„Nun schau schon nach", forderte mich Johannes auf. „Scheint ja wichtig zu sein."
Also nahm ich mein Handy zur Hand und öffnete den Chat. Eine private Seite hatte mich mit Nachrichten bombardiert.
»Wincent?«
»Hallo?!«
»Moin!«
»Ey, du bist ja wirklich unzuverlässig.«
»Wincent? Herr Weiss?«
»WINCENT WEISS!!!«
»Man, wie hält Anna das aus oder antwortest du deiner Freundin immer direkt?«
»Männer.«
„Alles okay bei dir?", fragte Johannes und ich sah ihn kurz an.
„Sie... sie weiß von Anna", brachte ich gerade so heraus.
„Hä? Woher denn?"
„Keine Ahnung", gab ich zu.
„Komm, wir schauen uns mal das Profil an", meinte Johannes und sah mir über die Schulter.
„Ist privat", stellte ich fest, als ich das Profil aufgerufen hatte.
„Schick mal eine Anfrage."
„Okay." Ich tat, was Johannes vorgeschlagen hatte und tatsächlich, keine zwei Minuten später, sah ich die Beiträge.
„Ist das nicht Anna?" Johannes zeigte auf einen Beitrag, der nur so halb zu sehen war.
Ich klickte die Bildreihe an und tatsächlich war das Anna. Meine Anna.
„Wince? Alles gut? Kennst du sie?"
„Ähm, ja." Ich kramte in meinem Gedächtnis. „Das ist... ihre beste Freundin. Und die Freundin von Mats.... Lara."
„Okay... Und was will sie jetzt von dir?"
Das war eine gute Frage. Wieso schrieb Lara mir mit ihrem privaten Instagram-Account?

ENDE

Bin ich für sie blind? Onde histórias criam vida. Descubra agora