#8 - Wie im Film - nur leider Tragödien-like...

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„Das ist der Hammer. Wie im Film."

Caro starrte mich aus ihren haselnussbraunen Augen nun schon über eine Viertelstunde an. Ihre Gabel schwebte schon die letzten 15 Minuten über ihrem Teller, ohne sich zu rühren. Ihre Nudeln waren bestimmt schon eiskalt.

Wir saßen an unserem Esstisch und hatten gemeinsam meine Spaghetti verputzt. Vielleicht hatte ich ja eine Eingebung gehabt, dass sie kommen würde, und hatte deswegen so viele Nudeln gekocht. Das kam bei uns öfter vor. Manche Leute sagten schon, wir seien wirklich gruselig, da wir wussten, was die andere dachte, ohne dass sie es aussprach. Doch das interessierte uns herzlich wenig, was andere sagten. Wir wussten, dass es eine besondere Bindung zwischen uns gab, und das seit dem Moment, als ich mich in der fünften Klasse neben das unbeliebte picklige Mädchen mit der Zahnspange gesetzt hatte. Von diesem kleinen Mädchen war kaum noch etwas übrig, heute war sie bildhübsch mit blonden schulterlangen gewellten Haaren (und einer reinen Haut und geraden Zähnen).

„Ja, das weiß ich auch..." – „Wie im Film!!", unterbrach sie mich und wiederholte damit ihr Haupt-Statement der letzten halben Stunde. Ich sah sie nur vorwurfsvoll zwischen meinen Tränen durch an.

„Nur leider eine Tragödie und keine Komödie oder so... kein Happy End...", schniefte ich und begrub mein Gesicht abermals in meinen Händen.

Sie sah mich traurig an. Ich wusste, dass sie genauso litt wie ich. Die andere fühlte den Schmerz immer sofort, wenn es der einen schlecht ging.

„Harry Styles...", sagte sie verträumt. Sie blickte mich an: „Mann, ich gönn's dir so abartig! So ein Wahnsinnskerl! Den hast du wirklich mehr als verdient!"

Ich schluckte und sah auf meinen Teller hinunter. Ich versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihre Worte mich trafen. – ‚Den hast du wirklich verdient!' – Schade nur, dass er niemals meins sein wird...

Caro war meine Reaktion natürlich nicht entgangen, weswegen sie ganz schnell das Thema wechselte.

„Naja, Hauptsache, deine Laune steigt heute Abend, wenn du dem Schwein endlich eine knallen kaaaaannst! Ich freu ich schon so ewig auf diesen Moment!", frohlockte sie im Singsang und ich musste über meine beste Freundin lachen.

Sie lächelte mich an. „Hah! Was war das denn? Etwa ein Lachen? Ein klitzekleines süßes Sammy-Lachen?? Mensch, bin ich gut!", neckte sie mich.

Ich tippte ihr gegen ihr Stupsnäschen und sagte: „Du weißt genau, dass du das immer schaffst."

Ich lächelte sie dankbar an und sie grinste aus vollem Herzen zurück.

„Ich will aber eigentlich gar nicht auf diese blöde Willkommensparty", stöhnte ich auf. „Ich will mich in mein Bett verziehen und niemanden mehr sehen."

„Kommt überhaupt nicht in Frage, ich glaube, Sie spinnen, Frau Ferroni!", schimpfte sie mich spielerisch. „Wer ist hier die Halbitalienerin und besitzt so viel Temperament, dass man damit eine ganze Fußballmannschaft sorgenlos ausstaffieren könnte?", ging sie mir auf die Nerven.

Hm. Normalerweise hatte ich schon ein „ein wenig unausgeglichenes und ungezügeltes" Temperament, wie Wölfchen, also Herr Wolf, unser ehemaliger Deutschlehrer, zu sagen pflegte.

Sorry, konnte ich ja nichts dafür, wenn ich das italienische Temperament von meiner Mutter und das mexikanisch-brasilianische von meinem Vater geerbt hatte.

„Sam, du kommst mit. Ganz einfach", ertönte es von der anderen Seite des Tisches.

Ich seufzte. – Irgendwie hatte ich heute wirklich schon zu oft geseufzt und irgendein Gefühl sagte mir, dass noch unzählige Seufzer folgen werden. Na super.

„Oookay. Okay, ich komme mit. Aber ich bleibe nur so lange, bis ich meinen supertollenmegahyperabartigstarken Auftritt mit Bravour hingelegt habe." Ich äffte Caros Stimme nach. Sie war nämlich diejenige, die es liebte, solche Bandwurmwörter zu bauen.

Sie lachte und schlug mir leicht gegen den Arm.

„Na gut", erwiderte sie fröhlich, „dann versuchen wir dich mal auf Vordermann zu bringen!"

„Wieso, sehe ich so scheiße aus?!?", sagte ich, riss meine Augen auf und tat gespielt schockiert.

„Nein, du siehst so zauberhaft aus! Kaum zu glauben, dass du den ganzen Tag geweint hast!", quietschte sie ein paar Oktaven höher, um möglichst lächerlich zu klingen.

Ich wollte mich lieber nicht sehen. Oh Gott.

Naja, stürzen wir uns ins Verderben!

Ich lachte, zog sie an der Hand in Richtung Tür und wir verzogen uns in mein Zimmer.

~~~

„Wieso kann ich nicht so mega aussehen wie du", seufzte Caro neidisch.

Sie lag ausgestreckt auf meinem Bett, während ich meinen ganzen Kleiderschrank ausprobierte und sie jedes Outfit kommentierte. Bisher hatte sie nichts wirklich vom Sockel gehauen.

„Ich und mega aussehen? Hast du Tomaten auf den Augen? Oder vergessen, deine Kontaktlinsen reinzumachen?", fragte ich und meinte das auch so.

Sie sprang von meinem Bett und kam auf mich zu.

„Ähm, hast du dich schon mal richtig betrachtet, meine Liebe? Du bist einfach nur der Hammer! Du hast die schönsten Haare, die man auf dem Planet Erde finden kann. Wer hat denn bitte so abartig lange, pechschwarze wilde Locken?? Richtig, niemand. Außer Selena Gomez, aber a) sind bei der die Locken nicht echt und b) die Haare auch nicht. Und deine Haare sind einfach zwanzigtausendmal geiler.  Außerdem hast du so wahnsinnig umwerfende hellgrüne Augen. – Ja ja, blabla, du sagst immer, sie sehen aus wie böse Hexenaugen, aber das stimmt nicht. Sie sehen aus wie wachsame Katzenaugen, und Katzen sind eine der schönsten Geschöpfe der Welt. Und hast du dir schon mal deinen Bombenkörper angeschaut? Vom HipHop-Tanzen bist du total trainiert, nicht zu viel, sondern genau richtig. Du hast kein Gramm Fett zu viel, kein Milligramm! Und der liebe Gott hat dich mit Wahnsinnskurven gesegnet. – Jetzt halt endlich die Klappe, du bist nämlich einfach nur der Hammer!!!", beendete sie ihren Monolog. Halt, doch nicht, er ging noch weiter: „Und nicht nur das. Du siehst nicht nur wahnsinnig gut aus und bist wunderschön. Nein, du bist das liebste, tollste, klügste Mädchen, das ich kenne. Du bist immer für einen da, du bist immer offen und würdest niemals jemandem wehtun. Du bist einfach die Beste", sagte sie und stand nun unmittelbar vor mir.

Während sie gesprochen hatte, waren mir die Tränen in die Augen gestiegen.

„Oh nein nein nein, nicht weinen, Sammy! Dann ruinierst du noch meine ganze Make-Up-Arbeit!", rief Caro händeringend. Ich musste lachen.

Ich sah sie an. „Wow. Danke. Du bist die allerbeste Freundin, die man sich wünschen kann."

„Ich weiß", gab sie frech zurück. „Ach Baby, wär ich ein Kerl, würde ich so dermaßen auf dich abfahren, dass ich ungefähr rund um die Uhr nur an dir kleben würde", sagte sie und wackelte dabei mit den Augenbrauen. Ich prustete los.

„Okay, ich umarme dich jetzt nicht, auch wenn ich das wahnsinnig gern tun würde, aber ich weiß, dass dann bei dir das Wasser läuft", fügte sie hinzu und zwinkerte mir zu. Sie stupste mich einmal gegen die Wange und zog sich dann auf ihren Posten auf meinem Bett zurück.

Ich wurde wieder ernst, seufzte (mal wieder) und drehte mich wieder dem Spiegel zu.

„Okay, und was soll ich jetzt anziehen?"

*

 

[Sam ist eine jüngere (leicht veränderte ;) ) Version von Mila Kunis. Ihr habt ja gerade gelesen, wie Caro sie beschrieben hat. Da sie halb italienisch und halb mexikanisch-brasilianisch ist, hat sie eine etwas dunklere Hautfarbe als Mila, aber sie hat Milas große Augen - nur dass sie eben hellgrün sind. ;) Und Sam hat wie gesagt pechschwarze Haare.
- Ich hoffe, ihr könnt euch dadrunter etwas vorstellen. :)

Caro ist Candice Accola (Caroline aus Vampire Diaries).

Jana ist Emily Osment (Lilly aus Hannah Montana). Allerdings nicht die heutige Emily, sondern eben die von den ersten Staffeln von Hannah Montana, als sie eben noch jünger war. ;) (Und mit schulterlangen Haaren.) ]

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