#126 - Endlich schlafen

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Als ich in das Gästezimmer ging und mir mein Bett überzogen hatte, wühlte ich in meiner Sporttasche nach meiner Schlafshorts. Ich schlüpfte hinein und blieb dann vor der Tasche stehen, die auf meinem Bett stand.

Ich sah hinein und bewegte mich nicht.

....es war dort.

Ich konnte es sogar riechen.

Sofort zog sich mein Herz zusammen und meine Knie wurden weich.

In meinem Wahnsinn heute Morgen, als ich meine Tasche wild gepackt hatte, hatte ich sein T-Shirt ebenfalls hineingeworfen, ohne nachzudenken.

Reflexartig.

Langsam zog ich es jetzt am Ärmel heraus und hielt es in meinen zittrigen Fingern. Der Stoff war weich und schmiegte sich an meine Haut, als wüsste er, wie sehr ich mich nach dem Besitzer sehnte.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich das Shirt an, während mein verdammtes Hirn mich wieder in eine seiner legendären Kopfkinovorstellungen zog...

„Wann genau fliegt ihr morgen früh?", fragte ich ihn mit leiser Stimme nach ein paar Minuten, in denen nur das kaum hörbare Geplapper des Fernsehmoderators zu hören gewesen war.

Keine Antwort.

Ich wartete noch einen Augenblick, aber es kam immer noch nichts.

„Harry?"

Immer noch nicht.

Vorsichtig drehte ich den Kopf nach oben und musste im nächsten Moment lächeln, als ich sah, dass er eingeschlafen war.

Ganz langsam, um ihn nicht zu wecken, richtete ich mich ein wenig auf und stützte mich auf meinem Ellbogen ab, um ihn besser betrachten zu können.

Wie, bitte schön, war es möglich, dass er beim Schlafen noch schöner aussah, als er es sowieso schon tat?

Ich schob meine Hand unter der Decke hervor und ließ sie zu seinem Gesicht nach oben wandern. Sanft fuhr ich ihm über die Wange und strich die paar Haarsträhnen, die ihm in die Stirn gefallen waren, nach hinten.

Er sah so perfekt aus.

Diese Lippen, diese Nase, diese Augenlider, diese Wangenknochen.

Sein Gesicht hatte einen unbeschwerten, glücklichen Ausdruck, als könnte nichts und niemand sein Gemüt betrüben. Ich wusste irgendwie unwillkürlich, dass dies ein besonderer, kostbarer Moment war. Nur während man schlief, vergaß man all seine Lasten und Probleme.

Und davon hatten die fünf beliebtesten Jungs dieser Welt mehr als genug.

Es war unvorstellbar, was eigentlich für ein Druck und was für Lasten auf ihren Schultern ruhten. Niemand nahm das irgendwie richtig wahr.

Ich fuhr ihm nochmal vorsichtig durch seine (kaum noch vorhandenen) Locken und seine Augenlider flatterten ein wenig.

„Ich fahre jetzt nach Hause", hauchte ich, nicht sicher, ob er wach war und mich hörte, oder ob er nur im Schlaf auf meine Berührung reagiert hatte.

„Nein", murmelte er, drehte sich auf die Seite, sodass er direkt mit dem Gesicht zu mir lag, und ließ seine Arme träge zu meiner Taille wandern. Er schlang sie, obwohl er ja eigentlich schlief, erstaunlich fest um mich, sodass ich mich keinen Millimeter mehr bewegen konnte.

„Du bleibst hier", murmelte er und vergrub sein Gesicht in meinen schwarzen Locken.

 

HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt